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Eibenstocker Tageblatt Anzeiger für den AmtrgerichtrbeM Eibenstock «nd besten Umgebung D«r Brzuarvret» betrügt monatlich 1^0 RM bei freier Zustellung, bei Abholung in unserer Gr- !chüft»stelle 1,60 AM. Erscheint tägl. nachm. mit Auenachm« der Sonn- und Feiertage. Im Fall« höherer Gewalt od« sonstiger Störungen de» S «trieb» der Zeitung hat der Bqieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Fernsprecher Rr. 510. »«faffe»- di« Ortschaften: Schönheide, SchSnheider» Eibenstock, vlanenthal, Hammer, Sosa, Unter- Larlrfeld, ^nndrhübel, stützengrün, Wildenthal, Neuheide, Obarstützengrün WUzfchhaus, wolfsgrün usw. Vies«, Blatt enthält hie mntvchen vebanntmachungen der staatlichen und städtischen Behörden zu Eibenstock Der Anzeigenpreis beträgt für die 46 mm breite Millimeterzeile im Anzeigenteil 5 Pfennig, für die 90 mm breite Millimeterzeile im Tertieil 15 Pfennig. Annahme der Anzeigen bis späte stens vormittags 9»/z Uhr, für gröhere «inen Tag vorher. Line Gewähr für die Aufnahme der An zeigen am nächsten oder am vorgeschriebenen Tag sowie an bestimmter Stelle wird nicht gegeben. P»fts-e«o,to Leipzig Rr. Z6667. --------- 85. Jahrgang -------- Montag, den 28. Februar 1W8 Das Wchtjahr der Mdchen Berufslenkung der weiblichen Jugend in neuen Bahnen. Industrie und Handel und in gewissem Umfang auch die öffentliche Verwaltung haben mit ihren steigenden Be schäftigungsmöglichkeiten in den letzten Jahren soviel weibliche Arbeitskräfte ausgenommen, daß bei der all gemeinen Verknappung des Nachwuchses in der Land- undHauswirtschaftein empfindlicher Mangel ent- standen ist. Die ländlichen und städtischen Haushaltungen können aber die weiblichen Hilfskräfte am wenigsten ent- kehren. Gerade hier hat der Mangel besonders verhäng- nisvolle Folgen. Es braucht nur an die Rolle erinnert zu werden, die Land- und Hauswirtschaft im Pierjahresplan spielen, die eine für die Erzeugung, die andere für den Verbrauch der lebenswichtigen Güter. Unabhängig hier von vertrüge es sich nicht mit der nationalsozialistischen Sozial, und Bevölkerungspolitik, tatenlos zuzusehen, wie die Hausfrauen auf dem Lande und in der Stadt, beson ders in den kinderreichen Familien, die Last der Feld- und Hausarbeit kaum noch tragen können, während die jungen Mädchen, die hier helfen können, in Fabriken und Kon toren arbeiten, um dann später einmal ohne ausreichende hauswirtschastliche Kenntnisse einen eigenen Haushalt zu gründen. Starke Bestrebungen haben seit dem Umbruch bereits einen gesunden Wandel in der Auffassung von Arbeit und Beruf unter der weiblichen Jugend vorbereitet. Die Schule und der BDM., die Berufsberatungsstellen der Arbeitsämter und, soweit Widerstände der Eltern zu über- winden waren, das Deutsche Frauenwerr, haben versucht, die schulentlassenen Mädchen in erster Linie den aus- gesprochen weiblichen Berufen zuzuleiten. Leider reichte aber der Erfolg noch nicht atrs. Inzwischen wurde die Ueberlastung der Hausfrauen auf dem Lande und in der Stadt so groß, daß die Verantwortlichen nicht länger warten durften. So hat der Beauftragte für den Vterjahresplan in seiner bekannten Anordnung bestimmt, daß die gewerbliche Wirtschaft und die öffentliche Ver- Wallung ledige weibliche Arbeitskräfte unter 25 Jahren ab 1. März 1938 nur einstellen dürfen, wenn diese eine mindestens einjährige Tätigkeit in der Land, oder Hauswirtschaft durch das Arbeits buch nachweisen. Vom Lande stammende Arbeitskräfte müssen die Tätigkeit auf dem Lande ausgeübt haben. Da mit ist der Grundsatz aufgestellt, daß jedes deutsche Mäd- chen, das später in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt werden will, sich zunächst land- oder hauswirtschaftlich be- tätigt. Der Präsident der Reichsanstalt hat unter beson- derer Berücksichtigung des Nachwuchsbedarfs der verschie denen Wirtschaftszweige und Berufe angeordnet, datz die Ableistung des Pflichtjahres zunächst nur von den ledigen weiblichen Arbeitskräften unter 25 Jahren gefordert wird, die im Bekleidungsgewerbe, in der Tcrtilindustrie, der Tabakindustrie oder in einem kaufmännischen oder Büro- beruf tätig werden wollen und vor dem 1. Mär» 1938 noch nicht als Arbeiterin oder Angestellte beschäftigt waren. Darüber hinaus können in besonder« gelagerten Einzel- fällen die Arbeitsämter, die im übrigen die Ableistung deS Pflichtjahres bescheinigen müssen, Ausnahmen zulassen. Bei Berufen, deren Ausübung eine geregelte Sehre vor- auSsetzt, kann die land- oder hauswirtschaftliche Arbeit auch nach der Lehre geleistet werden. Aus welche Weise die geforderte land- oder hauSwirt- schaftliche Tätigkeit ausgeübt wird, ist der freien W a h l der Jugendlichen und ihrer Eltern überlassen. Die jungen Mädchen können sowohl in einem freien Arbettsverhält- niS zum tariflichen oder ortsüblichen Lohn arbeiten, als im Landdienst, der Landhilfe, der ländlichen Hausarbeits lehre oder im sogenannten Hauswirtschaftlichen Jahr sich betätigen. Auch der Arbeitsdienst wird angerechnet. Fer ner ist eine nichtarheitsbuchpflichtige Tätigkeit im Eltern haus oder bei Verwandten anrechnungsfähig, wenn es sich um Familien mit vier oder mehr Kindern unter 14 Jah ren handelt. Mit der Anordnung ist die Berufslenkung der weib lichen Jugend auf eine ganz neue Grundlage gestellt wor den. Sieht man von den für den Anfang notwendigen Einschränkungen des Geltungsbereichs ab, so beginnt in Zukunft die weibliche Jugend in Deutschland, auch soweit sie sich nicht von Anfang an für einen land- oder haus- wirtfchaftlichen Berus entscheidet, ihr Arbeitsleben mit land- oder hauswirtschaftlicher Betätigung. Sie entlastet damit die allzustark in Anspruch genommenen Hausfrauen und Mütter und erwirbt sich selbst die notwendigen Kenntnisse in den Arbeiten, die sie später einmal vor allen Dingen beherrschen mutz. Die jungen Mädchen, die sich auch nach der Ableistung des Pflichtjahres noch für die Arbeit in der gewerblichen Wirtschaft oder der öffentlichen Verwaltung entscheiden und dort nach der allgemeinen Arbeitslage Arbeit erhalten können, haben als unverlier bares Gut sich wertvolle Kenntnisse und Erfahrungen er worben, die ihnen für das ganze Leben von Nutzen sein werben. Gewisse Uebergangsschwierigkeiten werden bei der Durchführung des Pflichtjahres vielleicht noch zu überwinden sein. Di« Vorteile, die es tedocb für unser Es bleibt alles beim alten Frankreichs Außenpolitik vor der Kammer gesamtes Volk bietet, sind so hoch zu bewerfen, datz der Großtat seiner Einführung gegenüber jedes kleinliche Be denken schweigen mutz. Dr. E. H. merkte anschließend, daß das System der „kollektiven Sicherheit* überall platze. Der Genfer Verein habe so oft versagt, datz man sich nicht auf ihn stützen könne. Zum Schluß trat Flandin für Verhandlungen mit Italien und Deutschland ein. Diejenigen, die von Unter- banvlungen mit Deutschland abrieten, hätten die Jugend beider Länder nicht befragt. Der weitaus überwiegende Teil der Jugend sei für eine Verständigung. Auf neue Er eigniffe könne man eben nicht mit alten Formeln antworten. Unerhörte «riegshetze Remmds Im weiteren Verlauf der Kammersitzung ergriff auch der Abgeordnete Paul Reynaud das Wort, um unter phrasenhaften Friedensbeteuerungen zu einem Kriegt gegen Deutschland zu Hetzen, wo infolge des kurzen Be stehens der Wehrpflicht noch nicht genügend Reserven vor handen seien; auch Rohstoffe fehlten den Deutschen glück licherweise. Der Abgeordnete stellte dann die dreiste Be hauptung auf, datz sich Deutschland nie zu den Fragen der Politik geäußert habe (!). Delbos über den »friedfertiges Sowletpalt Der französische Außenminister Delbos erklärte in seiner Rede vor der Kammer, in der gegenwärtigen Lage Europas sei es die erste Pflicht Frankreichs, „seine mate riellen und moralischen Kräfte auf ein Höchstmaß zu ent wickeln*. In diesem Sinne hab« die Regierung ein« neue Anstrengung für die Landesverteidigung beschlossen. Die von den Rednern behandelten Ereignisse seien schwerwie gend, aber Frankreich sei nicht ilosiert, „noch sei die Gen fer Liga unwiderruflich zur Schwäche verurteilt*. Die Zurückhaltung, die er, Delbos, hinsichtlich der englischen Krise beobachten müsse, hindere ihn nicht, seinem zurückgetretenen Kollegen Eden Worte der Hoch achtung zu widmen. Er vergesse im übrigen nicht die vollständige Uebereinstimmung, die stets zwischen Cham berlain und der französischen Regierung geherrscht habe. Die Frage der Beziehungen zu Italien sei mit den englischen Ministern ausführlich behandelt worden. Es sei wünschenswert, daß den Streitigkeiten in Spanien ein Ende gesetzt werde. Wenn die Entsendung von Men schen und Massen eingestellt würde, würde eine allge meine Liquidation möglich werden, in die die abessinische Angelegenheit eingeschlossen werden könnte und die von Gens gebilligt werden würde. Nachdem Delbos sodann sein Vertrauen in die Solidarität zwischen England und Frankreich bekundet hatte, erinnerte er an die Freund schaft Frankreichs gegenüber Polen und der Kleinen Entente. Weiter erklärte DelboS, er vertraue auf die „Fried fertigkeit deS französisch-sowjetrussischen Paktes" <!). Die Regierung sei entschlossen, ihn loyal anzuwenden. Die Regierung werde nach wie vor die Genfer Liga verteidi gen, deren Schwächen man Rechnung tragen müsse. Einige Großmächte seien gegen Genf. Die französische Regierung schließe daraus nicht, daß eine Verständigung mit diesen Staaten unmöglich sei, «her eine Verständigung setze einen gemeinsamen Willen voraus, Europa vor dem Zusammen bruch zu rette«, von dem es bedroht sei. Wenn Europa nicht untergehcn wolle, müsse es aufhören, sich zu zer reißen Delbos ging dann auf die Donaufrage ein und be- kräftigte aufs neue die Freudschaft Frankreichs zur Tschechoslowakei. Er erklärte, daß „die Verpflich tung Frankreichs gegenüber der Tschechoslowakei gegebe nenfalls treu eingehalten werden würde". Die Rede des Außenministers hat keinen besonderen Eindruck hinterlassen. Es fiel allgemein auf, daß er die brennenden Fragen der Gegenwart nur kurz gestreift har. „Die Zweideutigkeit dauert a>" So urteilt die Presse: In der Pariser Sonntagspresse fand die groß« außenpoli tische Aussprache in der Kammer und vor allem die Rede des Ministerpräsidenten «ine sehr geteilte Aufnahme. Man ist im allgemeinen der Ansicht, datz sich nichts geän dert hat. Diese Ansicht kommt vor allem in der Rechtspresse zum Ausdruck. Die linkseingestellten Blätter unterstreichen be,an ders, datz die angebliche Verzichtspolttik, die Flandin vorge schlagen habe, von Chautemps zurückgewiesen werde. ..Die Zweideutigkeit dauert an*, so schreibt daS „Echo de Paris*, und alle anderen Rechtsblätter geben in mehr oder weniger umschriebener Form der gleichen Ansicht Ausdruck. Die Bertrauensentschlietzung, so stellt das „Journal* fest, sei sehr ungenau formuliert und laste allen Auslegungen die Tür offen. Wladimir d'Ormeston bezeichnet im „Figaro* die Haltung der Regierung als schwach, weil sie negativ und verbraucht sei und schlecht mit dem Ernst der Ereignisse in Einklang gebracht 16V Abgeordnete enthalten sich der Stimme Die große Debatte über die Fortführung des außen politischen Kurses der Volksfront wurde in den frühen Sonntagmoraenstunden nach Erklärungen deS Minister- Präsidenten Chautemps und deS Außenministers DelboS mit einer Abstimmung beendet, bei der 439 Abgeordnete für und zwei gegen die Regierung stimmten. Große Be achtung sand jedoch die Tatsache, datz sich der Rest von etwa 160 Abgeordneten der Stimme enthielt. Der vom Linksausschuß vorgelegte Antrag, zu dem die Regierung die Vertrauensfrage stellte, hat folgenden Wortlaut: „Die Kammer billigt die Erklärungen der Regierung und ver traut auf sie, daß sie die nationale Würde, den Frieden und die Achtung vor den Verträgen im Rahmen der kol lektiven Sicherheit und deS Genfer Bundes zu wahren wissen werde." Chautemps tu deu alte« Bahne« Ministerpräsident Chautemps wies in seiner Rede einleitend den Vorwurf der Schwäche zurück, den ihm der ehemalige Ministerpräsident Flandin gemacht hatte. Di« Regierung lehne schon jetzt gewisse Forderun gen ab, wie beispielsweise den Verzicht auf di« kollek tive Sicherheit. Was die Verständigung mit den totalitäre« Staaten angehe, so erlaube eS weder die Sorge um die französische Sicherheit noch diejenige um die Würde Frankreichs, eine B«r-ich1p»l4ltk zu betreiben. Mit deutlicher Anspielung aus die kommunistischen Forde rungen erftärte Chautemps dann, datz die Regierung andererseits aber auch eine sogenannte Aktivie- rungSpolitik ablehne, da sie für den Frieden gefähr- lich sei. Der srauzöslsch-sowjetrussische Pakt sei für Frankreich kein ideologische« Abkommen. Er stehe allen offen und bedrohe niemanden. Er sei ein Friedens- «nd kein Kriegsinstrument s!). DaS Ziel Frankreichs sei nicht, zwei sich gegenüber stehend« Blocks zu bilden, sondern alle friedliebenden Na ttonen zu sammeln, um den Krieg zu verhindern. Er glaube, daß Frankreich, ohne die Freundschaft zu Eng land, die die Grundlage der französischen Politik dar stelle, irgendwie zu trüben, ferne überlieferungsgemätze Politik fortsetzen könne. Die Genfer Liga sei die beste Garantie d«s Friedens und der Zivilisation. Auf die englisch-italienischen Besprechungen ein gehend, erklärte Chautemps, Frankreich hege gegenüber dem italienischen Volke Gefühle freundschaftlicher Sympathie. Es wäre glücklich gewesen, mit der italie nischen Legierung neue Abkommen zu treffen. Aber es seien Konflikte ausgebrochen, die die französische Regie rung aufrichtig beendet sehen möchte. Wenn Frankreich genügende Garantien für die Nichteinmischung in die spanischen Angelegenheiten und die Aufrechterhaltung v«r Lage im Mittelmeer erhalte, würde es sich außer ordentlich glücklich schätzen, die Beziehungen zu Italien «»ger zu gestalten. Der Ministerpräsident ging sodann auf die d e u t s ch - französischen Beziehungen ein. So sehr Frankreich eine Annäherung wünsche, so müsse man doch »ugeben, daß die letzten Ereignisse und Erklärungen nicht geeignet seien, diese Annäherung zu erleichtern (?). „Ich bestätige «ach Avon Delbos*, so betonte Chautemps, „daß Frank- reich sich nicht seiner Pflicht entziehen kann, di« mittel- europäischen Staaten und die Tschechoslowakei zu be schützen*. Frankreich könne auch nicht die Einmischung ausländischer Mächte in Spanien dulden. Chautemps gab sodann der Hoffnung Ausdruck, daß «S ihm gelingen werde, deutsch-französische Annäherungsverhandlungen zu einem glücklichen Abschluß zu führen. Auf „gewisse Drohungen* habe die französische Re- oierung durch die Verstärkung drr Landesverteidigung und die Beschleunigung der Herstellung des Rüftungsmaterials geantwortet. Nmdiv: „Mm muß »me «me geb«»* Der ehemalig« Ministerpräsident Flandin übte scharfe Kritik an der Außenpolitik der Volksfront, die sich auf wertlose Garantien der Genfer Liga stütze. Als Flan- din erklärte, er sei der einzige, der mit Recht auf solche Jrrtrümer Hinweisen könne, da er die Kammer zeitig genug gewarnt habe, kam es zu einer Auseinander setzung mit Löon Blum. Blum versuchte, di« Schuld für di« damaligen Fehler Flandin zuzuschieben. Flandin be-