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Feuer a«S, dem vier Gehöfte mit insgesamt 12 Ge bäude« zum Dpfer fielen. TaS zuerst ergriffene Wohn haus des Besitzers Kriedersdorf war mit Stroh gedeckt, die daneben stehenden Gehöfte von Ebler, Metz, Tätigt standen gleichfalls bald in Hellen Flammen. Tas ge samte Mobilar ist verbrannt. Auch fünf Stück Bieh konnten nicht mehr gerettet werde». Der Feuerschein meldete weit in den Spreewald hinein das Großfeuer und rief die Bewohner der Um gegend zu den Löscharbeiten. Di« Feuerwehren mehrerer Dörfer mußten ihre Tätigkeit aber in der Hauptsache darauf beschränken, ein weiteres Umsichgreifen des Brandes zu verhindern. Bunter Wochenspiegel. Zeppelinrück- und -ansblicke. — Das erste Luftschiff- kinoprogramm. — „Bitte einmal Bangkok." — Film akrobatik auf »er Straße. — Eine Ehrengarde von Mannequins — Berolina und Altweibermühle. — Sieben Sekunden Wissenschaft. Der Mensch gewöhnt sich an alles, und schließlich wird man die Zeppelinfahrten ans Mittelmeer nur als bessere Wochenendausflüge ansehen. Man wird einstmals ungeduldig schimpfen, wenn so ein Luft- expreß Verspätung hat, denn Einzelheiten von der letzten Fahrt verraten schon einen hohen Grad der Berkehrssicherheit. Der verstorbene Breslauer Phy sikprofessor Otto Lummer sagte bei seinen Experi mentalvorlesungen immer: „Wenn alles klappt, lernt man nichts," oder umgekehrt: „Das mißratene Ex periment ist das lehrreichste." Nun, unsere Zeppeun- «xperimente sind keineswegs mißraten, aber es hatte guch nicht alles geklappt. Zwischen Malc^a und Al meria mutzte in vierstündiger Arbeit ein Propeller ausgewechselt werden. Gleichzeitig wurde ein neuer Zylinder an Stelle eines schadhaften eingesetzt. Beide Reparaturen wurden ausgeführt, ohne daß die Fahrt des Luftschiffes irgendwie wesentlich beeinträchtigt wor den wäre. Auch das Kino hat den Zepp erobert. Das erste Luftschiffkinoprogramm brachte eine Wochenschau, einen Kulturfilm, und einen Trickfilm: „Wie ein Luftschiff entsteht". Sorglose Unterhaltung auf großer Fahrt, ein sicheres Zeichen dafür, daß «ine Zeppelinfahrt aufhört, ein Wagnis zu bilden. Wir hören aber auch, daß den Engländern der un unterbrochen« Fernslug Enqland-Jndien geglückt ist, ein neuer großer Erfolg, der ernsthaft uns er mahnt, der deutschen Luftfahrt nicht finanziell den Lebensatem zu rauben, damit der Borsprung nicht Verloren gehe. Die Begriffe Zeit und Raum zerbröckeln immer mehr gegenüber der modernen Technik. Wer das nö tig« Kleingeld hat, kann heute an den Telephon apparat gehen: „Bitte, Fräulein, einmal Bang kok in Siam." Hier ein Aprilwettermittag — dort ein tropischer Sonnenuntergang. Freilich der gewöhn lich« Erdenbürger sagt sich: „Was soll ich nun bloß mit Siam reden, etwa beim König von Siam „Siame sisch« Zwillinge bestellen?" Dennoch, der Gedanke allein bleibt schön, daß unser Wort so hemmungslos über die Erde schweifen kann. Die Gegenwart ist aller Beschaulichkeit abhold und fordert immer neue Sensationen. Daß Sensa tionen nicht immer ungefährlich sind, zeigte das letzte Abenteuer des Filmakrobaten Carlo Aldint, der in Berlin in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs an einem Eckhaus durch 4 Stockwerke hindurch von Balkon zu Balkon sprang, zuletzt aber das aus der Straße ausgebreitete Sprungnetz verfehlte, mitten in du dichte Zuschauermenge fiel, wobei einer Frau der Arm georochen wurde, während eine andere einen Nerven- chock erlitt. Es dürfte hierbei doch di« Frage erlaubt sein, ob nicht diese Filmakrobatrk auf der Straß« zum groben Unfug gehört. Eine amüsante Sensation brachte die Eröffnung der Londoner Textilausstellung, die in erster Linie Spitzenleistungen in Badekostümen zeigte. Aus diesem Grunde hatte man dem Oberbürgermeister von Lon don eine Ehrengarde von Manneauins in Bade- kostümen für seinen ersten Rundgang in der Ausstellung nntgegeben. Diese schicken Londoner Girls versinnbild lichen am besten das moderne London. Hierbei fällt uns das Sinnbild Berlins ein, die arme, alte, rundliche, 100 Zentner schwere Bero lina, die auf einem Schuttplatz bange ihrer Zukunft entgegenharrt. Wochenlang schon kämpften die Ber liner Boulevardblätter um die künftige Verwendung dieser rundlichen, patinaergrauten Dame. Sie ist über- lebensgroß und mehr als vollschlank. Sozusagen voll- schlanl-double. Jetzt glaubt man, die Lösung gefun den zu haben, und man will die Berolina in die Alt weibermühle schicken und a la Steinach-Woro- noff verjüngen. Die Künstler sollen sich jetzt den Kopf zerbrechen, wie wohl die Jdealgestalt der mo dernen Berlinerin aussehen mag? Nur zwischen schlank und vollschlank, zwischen Bubikopf und halblang, geht noch der Streit. Felsenfest steht aber, daß die 100 Zent ner schwere Berolina viel Fett und viel Haare lassen muß. Freudig wollen wir aber zum Schluß bekennen, daß diese Woche, di« noch im ?lpril begann, im Mai endigte. Tas Postamt auf der Straß«. In oen Straßen Münchens sind Kioske er richtet worden, die ein kleines Postamt ersetzen. Sie be stehen aus zwei Telephonzellen, in deren Mitte Auto maten für Wertzeichen und Postkarten eingebaut jind. MM-MdW MLöMstMLSAKr KK» «Ü/L 03W dMt 34 5. Fortsetzung. „Suchende Ssel«i sind die Irrlichter, Seelen von Menschen, die auf Erden sich lieb hatten und doch nicht zu einander kommen konnten. — In stiller Nacht da schweben und weben sie über dem Wasser hin, so wie dort die zwei — oh - sehen Sie! Nun verschmelzen die Flammen — — leuchten, verlöschen — — und da, wo das Sehnen und Suchen Erfüllung fand, blich eine Blume auf, eine blaue Wunderblume. Wer sie findet, der darf einen Wunsch tun vor Gottes Thron, einen Wunsch, der erhört wird ." Still war es, ganz still zwischen den beiden jungen Menschenkindern, und sie wußten nicht, was so schwer und baug guf ihnen lastete, wußten nicht: war es das junge heiße Blut, die Schwüle der Sommernacht, der würzige, herbfrische, nach Juchten duftende Hauch frischgepflügter Erdkrume, war es ein Wachen oder Träumen . Und sie verschlossen ihre Seelen in keuschem Zagen dem Neuen, Wunderbaren, fühlten nur in ahnungsvollem Erschauern, wie eine geheimnisvolle Macht ein Band um sie wob, ein goldenes Band, das die Herzen zweier Erdenkinder um schlingt und hinführt in die Ewigkeit zu Gottes Thron. Zwischen den lichter werdenden Stämmen blitzte ein Heller Schein auf, belfernd schlugen zwei Hunde an. Gerhard von Bracke tat einen tiefen Atemzug: „Da wären wir ja!" Wie Felsblöcke: massig, schwer, hochragend lagen die Wirtschaftsgebäude des großen Gehöftes in dem trüge rischen Halbdunkel, nur aus zwei ebenerdigen Fenstern des Wohnhauses drang noch Lichtschimmer. „Hier, Fräulein Maria!" „O danke!" Sie nahm den Teller, blieb zögernd an der Lattenpforte des kleinen Vorgartens stehen: „Ich danke Ihnen auch, danke Ihnen für alles Er hielt die schmale Kinderhand, fühlte ihre Wärme, einen feinen, ganz feinen Hauch, der aus den dunklen Flechten aufstieg: „Vergessen Sie mich nicht ganz, wenn — — wenn ich nun wieder nach Leipzig muß und auf Wiedersehen Maria!" „Auf Wiedersehen!" Sie riß sich los, lief wie gejagt ins Haus, in die trauliche, stille Stube. „Murr—mau!" Etwas Weiches, Warmes sprang auf die Schulter des Kindes. „Pussi! Mein Pussil" Und während sie ihre braunen Aermchen pm den Leib des leise schnurrenden Tieres schlang, brach die Maria in die Knie, weinte haltlos in der ersten großen, ihr selbst noch unbewußten Not ihres jungen Herzens. 2. „Wenn ich bitten dürfte, Herr Graf!" sagte Gerhard und lüftete den schon etwas verschossenen Iagdfilz. „Danke schön, lieber Junge!" Der alte Herr rammte seinen Sitzstock in den federnden Wiesenboden und sah den jungen Mann freundlich an: „Sagen Sie mal, Gerhard, das ist wohl die erste große Dobraer Jagd, die Sie selbständig leiten?" „Ja, Herr Graf, und beinah ist mir etwas bange — Ein gutmütiges Lachen: „Ach was, unsere vierhundert Fasanenhähne schießen wir doch in jedem Jahr — und ver gessen Sie nicht, mich im Trieb nach dem Frühstück an den kleinen Fichtentrüppel zu stellen, da schnürt immer ein Fuchs. Der Fuchs: denn daß mal zwei geschossen worden wären, habe ich in den dreißig Jahren noch nicht erlebt." „Wird prompt besorgt, Herr Graf! Weidmannsheil!" „Weidmannsdank!" Gerhard von Bracke ging noch fünfzig Schritte weiter und stellte sich dorthin, wo die hohen Alteichen die Ufer der Dömnitz säumten. Dann schob er zwei rote Rottweiler rauchlose „Weidmannsheil"-Patronen in die spiegelnden Läufe der hahnlosen Ejektorflinte Kaliber 16 und blies das Treiben an. Nur sieben Schützen waren eingeladen: Graf Plaun auf Nischwitz als nächster Gutsnachbar, Herr von Oettern auf Gürzig, der Ostrauer Amtsgerichtsrat Dr. Faßbender, Forstmeister Mansbach, dem das Staatsforstrevier Kolm unterstand, Sanitätsral Dr. Wieprecht, der junge Graf Mergenthien auf Pomritz und der alte Generalleutnant von Eggebrecht, der seit seiner Dienstzeit als Rittmeister bei den Ostrauer Ulanen Stammgast in Dobra war. Außerdem war die junge Gräfin Elisabeth Plaun mitgekommen, aber die half Frau Eva bei der Zubereitung des Jagdfrüh stücks. Von fern klang das Klappern der Treiberstöcke. „Hahn! — Hahn! — Henne!" Turmhoch und pfeilschnell kamen die ersten Fasanen über die Wipfel der Alteichen gestrichen. Der breite, weiße Hals ring eines Mongolicus leuchtete aut. Gerhard hielt vor. w- mit, ging fast in Kniebeuge, weil er spitz von vorn schießen mußte. „Bravo!" rief Graf Franz Plaun herüber. Das von Iagdfreude, Rotspon und gesunder Landluft gerötete Ge sicht des alten Herrn leuchtete über dem blütenweißen Kragen, stach seltsam ab von dem Silberweiß des zur Bürste geschorenen Haars und dem wehenden, watteweichen Schnurrbart, der in scharf ausgezogenen Spitzen nach beiden Seiten stach, daß es aussah, als seien zwei Polarfüchse, deren Lunten heraushingen, in der mächtigen, vorspringenden Lwkennaie xu Bau aefabren. Der Rückblick auf die Maifeiern bleibe dem poli tischen Teil überlassen. Wir wollen uns an dem Aus' blick auf einen rechten Wonnemonat erfreuen. Scho» währt der Tag gut 14'/« Stunden, und die wärmende Sonne verspricht endlich des Winters Ende. Ob ma» für die berühmten Himmelfahrtspartien gutes Wetts Prophezeien kann, rst zweifelhaft. Jedenfalls fällt Himmelfahrt diesmal mit einer totalen Sonnen- finsternis zusammen, die allerdings nur in Indien, China, Japan und Nordaustralien beobachtet werde» kann. Zur Beobachtung dieser Sonnenfinsternis hat Deutschland drei wissenschaftliche Expeditionen ausge rüstet, die sich jeden Handgriff ihrer Untersuchungs- Methoden eintrainieren mußten, denn nur 7 Sekunden bleibt die Sonne total vom Mondschatten bedeckt uttd gibt nur während dieser sieben Sekunden Gelegenheit, die über die Mondscheibe hinousragende Strahlenkrone der Sonne zu durchforschen. Jörg. Künstliche Steigttmz der Erwerbs- losenzisser? Die Erkenntnis, daß die Arbeitslosenversicherung sowohl vom rein versicherungstechnischen wie vow 'inanziellen Standpunkt aus einer gründlichen Reform bedarf, bricht sich, wie es scheint, in immer weitere» Kreisen der Oefsentlichkeit Bahn, und der Reichssinanz- Minister hat die Revision dieses Gesetzes in seiner Etatsrede als „aus verschiedenen Gründen notwendig" j bezeichnet. In der Tat gebt das Gesetz über Arbeits losenversicherung und Arbeitsvermittlung in seinem praktischen und politischen Wirkungsgrade weit über den Kreis der unmittelbar staatlichen Interessen hin aus: die Frage seiner Reform muß als staatspoliti- sches Problem ersten Ranges betrachtet werden, denn gerade in der Frage der Arbeitslosigkeit sammeln sich wie in einem Brennpunkte die gesamten Schwierig keiten und Krankheitssymptome unseres wirtschaft lichen Lebens, und nichts erscheint so wichtig, wst gerade hier, an dem entscheidenden Punkte, den Hebel anzusetzen. Das ist um so notwendiger und wichtiger, als durch das Arbeitslos enversicherungsge- setz selbst eine Vermehrung oer ErwerbS- losenzifsern künstlich herbeigeftthrt wird. Hierbei soll zunächst nicht einmalvondenzahlreichen Mißständen und Mißbräuchen, die man täg lich in der Praxis dieses Gesetzes beobachten kann und die zur Steigerung der Erwerbslosenziffer beitragen, sondern nur davon gesprochen werden, inwieweit Er werbslosenunterstützungsfälle dort geschaffen werden, wo früher wirtschaftlicher Zwang oder soziale Verant wortung und Einsicht zur Ausrechterhaltung des Ar- beitSverhältnisses zwischen Unternehmern und Arbei tern geführt haben. Die amtlichen Berichte der Lan desarbeitsämter beantworten diese Frage in sehr deut licher und interessanter Weise. Nach ihnen mehren sich die Fälle, in denen in Zeiten wirtschaftlichen Nieder ganges zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer» Entlassungsvereinbarungen getroffen werden, die den Arbeitnehmer in den Genuß der Erwerbslosenunter stützung setzen und den Arbeitgeber der Verpflichtung entheben, seine Leute bei ungünstiger Konjunktur wei ter zu beschäftigen. Aus den vielen hier in Be tracht kommenden Berichten sei nur ein einziger, der ' Ueberäll wurde es lebendig. — Ein Sprung Rehe mit einem Gabelbock, der noch nicht abgeworfen hatte, flüchtet« über die Wiese, gleich grauen Pelzkugeln flitzten Karnickel durch die dürren Brennesseln, ein Hase suchte, Hake» schlagend, seinen Balg zu retten und in ganzen Buketts gingen die Fasanen hoch. — Zeng!" - „Peng!" - „Peng!" Wirbelnde Federn, der Helle, kurze Knall rauchloser Munition, das Klagen eines krank geschossenen Hasen - „Ha—alt!" Die Treiberwehr stand, ordnete sich, ging langsam wieder vor, jeden Busch, jeden Binsen- und Schilfanfang ab klopfend. Etwas Braunes stieg hoch, zickzackte durch die silbergrauen, fünfzehnjährigen Erlen, stand für einen Augenblick als scharf umrissene Silhouette gegen das blasse Blau des No- vemberhimmels, — Gerhard riß sein Gewehr hoch — lvie ein Lappen kam die Lagerschnepfe herunter. Und gleich darauf geisterte ein Schatten durch das Unterholz — — ew Sperberweibchen! Mit dem linken Lauf dublierte Gerhard, schob zwei neue Patronen in die Läufe und hatte gerade noch Zeit zu einem Schnappschuß auf einen seitwärts streichenden Fasan. — Dann war der Trieb vorbei. „Ganz nett," meinte Exzellenz von Eggebrecht, „zweiund vierzig Hähne, sechs Hasen, acht Karnickel, ein Sperber UN» ein Vogel mit dem langen Gesicht." Langsam gingen die Herren weiter über die Dömnitz- brücke, vorbei an der kleinen, von Fichten überragte» Kapelle, dem Erbbegräbnis der Brackes. Hell leuchteten '» der Morgensonne die Goldbuchstaben des Wappenspruchs: „Omni» onm Doo dlibil sins Lo!" „Kindersch, mich roochertl" Graf Plaun steckte sich ein« schwere, schwarze Zigarre an, ein fürchterliches Kraut; den» der alte Feudalherr ging mehr auf die Maste als auf di« Güte. neuesten, stark ge;, immer em ganzes alte Herren und junge Herren, für alte Damen und mnge Damen. — Wobei es ihm freilich hin und wieder in vor gerückter Stimmung passierte, daß er sich vergriff und ve» jungen Damen ein bon mot erzählte, das eigentlich für cur „Logierbesuch habt ihr wohl diesmal nicht?" „Nein, Herr Graf," Gerhard schob den Riemen seine» Doppelflinte höher, „nicht mal zur Hasenjagd, lauter Av alten Herren bestimmt war — — —. „ Unter den uralten Eichen in der sogenannten „Holle w die Frühstückstafel gedeckt worden: holzgezimmerte ein paar lange Bretter auf Böcken- -- fertig. (Fortsetzung l-lgt.) lagen. , „Macht nischt, der Mist und die Gäst', sind im oeld« am best'I" Und dann erzählte er dem Forstmeister ^en Pfefferten Witz. Denn der alte Herr hau» >s Repertoire aus Lager: Geschichten wr