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B°iiag°zuNr. 106 Schönburger Tageblatt und Waldtiidurger Anzeiger Mittwoch, den8.Mai 192g Ser Königsberger Siahlhelmtag. , Aufmarsch von 16 000 Frontsoldaten. Ter ostdeutsche Stahlhelmtag in Königsberg nahm am Sonntag vormittag seinen Ansang mit einem Front soldatenappell, zu dem 16 000 Stahlhelmleute auf dem Walter-Simon-Platz Ausstellung genommen hatten. Nach dem Abschreiten der Front durch die Bundesführer und einem gemeinsamen geistlichen Lied hielt Pfarre: Schwandt einen Festgottesdienst ab. Im weiteren Ner- laut der Kundgebung ergriff der > 1. Bundesführer Seldte da» Wort zu einer Ansprache, in der er darauf hin wies, daß mit Rücksicht aus die Größe des Bundes und die weiten Entfernungen der Reichsfrontsoldatentag in diesem Jahr geteilt worden sei. Die eine Tagung wird am 1. Juni in München, die andere sollte am 4. Mai im Osten, im alten ruhmreichen Danzig statt- finden. Für Danzig war als Devise gedacht, daß die deutsche Kraft und Stärke, die siegreich sich immer wieder durchringen wird, durch den Stahlhelm, durch den Mund von Frontsoldaten für die Wiedererlangung der besetzten und abgetretenen Heimatgebiete, für die entrissenen Länder und Kolonien sie zurückfordernd eintrcten wird. Von Danzig hatten wir erwartet, mit Jubel und Freude ausgenommen zu werden. Von« ungastlichen Danzig zieht der Stahlhelm nunmehr in die Stadt, die von den Rittern und Kämpen des deut schen Ordens gegründet ist. Die mit Deutschlands Ge- schichte und Preußens Geschichte als Krönungs- und Residenzstadt unlöslich verbunden ist, in der die Er hebungen Preußens gegen Napoleon und damit die Freiheitskriege ihren Anfang nahmen. , < , . Eine Entschließung. Darauf wurde eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt, daß das Verbot dec Stahlhelm tagung in Danzig viele Kameraden daran verhindert habe, die schöne alte Stadt in ihrem Kampf gegen das Polcntum kennen zu lernen. Der Aufmarsch in Königsberg bringe den Willen zum Ausdruck, die Pro vinz unter allen Umständen dem Reiche zu erhalten. Eine Rede Suesterberg-. Auf der Stahlhelmtagung am Sonntag hielt der zweite Bundesfiihrer Duesterberg eine Ansprache, m der er sich mit den politischen Tagesfragen be schäftigte. U. a. führte er auS: „Wir haben uns darüber gefreut, daß Dr. Schacht zum erstenmal seit dem Zusammenbruch als Führer einer deutschen Abordnung dem geschlossenen Feinde gegenüber Festigkeit zeigt. Wir bedauern allerdings, daß er die ungeheure Zahl von 1650 Millionen Jah- ^estribut genannt hat. Wir sind der Ansicht, daß es Mwehr allerhöchste Zeit ist, unsererseits zu erklären: brauchen und wir können nicht mehr zahlen. Zu „4" Genfer Adrüstungsverhandlungen übergehend, er- uarte der Redner, daß man es nicht verstehen könne, wie angesichts der widerlichen offenkundigen Heuchelei der Gegenseite, deutsche Männer nicht einfach die Sitzungen verlassen und daß sie, wozu Deutschland das Recht hat, die deutsche Aufrüstung in aller Oesfent- lichkeit verlangen. Ter Stahlhelm hat das Nebel unserer Zeit nicht «ur in der Unzulänglichkeit der maßgebenden Männer, sondern vor allem in der Schwäch« des Systems erkannt und alle nationalen politischen Kreis« anfgefordert, mit uns auf verfassungsmäßigem Wege eine Aeudernng »der Beseitigung des Kernstückes alles Nebels, des Ar tikels 54 der Verfassung, durch eiu Bolksbegehren herbeiznführen. Ter Aufmarsch dieser nationale« Krönt, die sich in Stille gebildet, geht allmählich seiner Vollend«»« entgegen. Wir, «nd nicht unser falscher Freund und Gönner, Herr Severing, werden den Zeit punkt unseres politischen Vorgehens bestimmen. „Rolfronl" für Preußen verboten. Tas Vermögen beschlagnahmt. — Bayern schließt sich an. Wie amtlich mitgeteilt wird, ist für das Gebiet des Freistaates Preußen mit Zustimmung der Retchs- regierung der Rotfrontkämpferbund e. V. einschließ lich der Roten Jungfront und der Roten Marine mit allen seinen Einrichtungen aufgelöst, tveil aus seinem Verhalten hervorgeht, daß sein Zweck im Widerspruch mit den gesetzlichen Bestimmungen steht. Tas Vermögen der betroffenen Organisationen wird gemäß Paragraph 8 des Gesetzes zum Schutz de» Republik und des Paragraphen S des Gesetzes vom 22. März 1021 zn Gunsten deS Reiches beschlagnahmt «n» eingezogen. Montag früh sind bereits bei der Vunvesteitnng und der Gauleitung Berlin-Branden burg und bei den Abteilungsleitern der genannten Or ganisationen das Inventar, das gesamte Material und die Bankkonten beschlagnahmt nnd sichergestellt worden. Wie hierzu ergänzend von unterrichteter Seite Mitgeteilt wird, ist noch keine Entscheidung gefallen, ob das Verbot des Rotfrontkämpferbundes auf das ganze Reich ausgedehnt wird. Dagegen hat sich bereits Bayer» dem Vorgehen Preußens angeschlojscn. Das bayerische Innenministerium hat den Rotfrontbund und die Rote Jungfront mit allen ihren Nebenorgani- fationen verboten und ausgelöst. Das Vermögen ist beschlagnahmt. Aushebung der Sperrmaßnahmen in Berlin. Der Berliner Polizeipräsident teilt amtlich mit: Nachdem in den bisherigen beiden Unruhezentren Neu» kölln und Wedding seit 48 bzw. 60 Stunden keine nennenswerten Störungen mehr erfahren hat, bat der Polizeipräsident am Montag mit Tagesgrauen Vie für die beiden Gebiete erlassenen SPerrvorschristen auf gehoben und die polizeilichen Maßnahmen rückgängig gemacht. Selbstverständlich sind die erforderlichen Vor kehrungen getroffen worden, um etwa neu ausflackern den Unruhen sofort entgegentreten zu können. O> Im Zusammenhang mit der Erschießung des eng lischen Journalisten Mackey im Verlauf der Berliner Unruhen sind vom britischen Auswärtigen Amt die notwendigen Schritte für die Klärung der Angelegen heit eingeleitet worden. Es handelt sich hierbei ledig lich um die Aufklärung des Falles und nicht etwa um einen Protestschritt. Alle Berliner Privatberichto stimmen darin überein, daß Mackey trotz der Warnun gen von Polizeioffizieren sich auf eigene Verantwor tung in die Gefahrenzone begab. Zu einer Meldung, nach der zwei Journalisten von Polizeibeamten verprügelt sein sollten, wird vom Polizeipräsidium mitgeteilt, daß gegen den verantwort lichen Hauptmann die Untersuchung eingeleitet wor den ist. Tie Zahl der während der Unruhen in Rentölln und anderen Gegenden Berlins verletzten Schutzpolizei« beamten beträgt 47. Hiervon sind vier Beamte sehr schtver verletzt. KommuniffenkrawaU in Dresden. Zehn Zwangsgestellungen. — Beschlagnahmte Blätter. Am Sonnabend fand im Zirkusgcbäude in Dresden eine kommunistische Versammlung statt. Bei den Anmärschen ist es, wie das Presseamt des Polizei präsidiums mitteilt, zn Zwischenfällen nicht gekom men, jedoch war die Polizei wiederholt genötigt, gegen Ansammlungen vor dem Zirkusgebäude nnd anf den nmlicgcndcn Straßen und Plätze«, teilweise auch unter Anwendung des Gummiknüppels und mit berittenen Polizeikräften einzuschreiten. Die Kunbgeber weigerten sich, die Straßen zu räumen, sondern sangen und johlten, und bewarfen vereinzelt die Polizei mit Steinen. Gegen Mitternacht wurde um den Nenstädter Markt herum, wo sich immer wieder in der Hauptsache Jugendliche zusam menrotteten, nochmals eine energische Säu berung vorgenommen. Damit war dann die Ruhe wiederhergestellt. Ein Polizeibeamter ist bei den Vor. kommnissen durch Steinwürfe leicht verletzt worden. Ob auch Kundgeber Verletzungen davongetragen haben, hat sich bisher noch nicht feststellen lassen. Zwangsgestellungen sind im Laufe des Abends etwa zehn erfolgt. Der kommunistische Reichsparteitag, der in Dresden beginnen sollte, ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Das Presseamt des Polizei präsidiums teilt mit, daß am Freitag durch Beschluß des Amtsgerichts das Hauptblatt der Donnerstag- Nummer der Dresdner kommunistischen „Arbeiter stimme" wegen Aufforderung zum Hochverrat und Vergehens gegen das Revublikschutzgesetz beschlag nahmt worden ist. Ferner ist ein vor einigen Tagen in hiesigen Großbetrieben verbreitetes Flugblatt der Kommunistischen Partei, Bezirksleitung Ostsachsen, ebenfalls wegen Aufforderung znm Hochverrat der Beschlagnahme verfallen. Oberst r mr l'. Ein Opfer der Pocken. Wie aus der chinesischen Gesandtschaft mitgeteilt wird, ist Oberst Bauer an den Folgen der Pocken-, erkrankung im Schanghaier Hospital gestorben. Nach einer amtlichen Meldung aus Nanking war Oberst Bauer bis zum letzten Augenblick bei voller Besin nung und äußerte kurz vor seinem Ableben, das um Mitternacht erfolgte, den Wunsch, seine Leiche nach Deutschland zu überführen. DaS chinesische Kricgsministerium hat beschlösse«, dem Verstorbene« alle militärischen Ehren zu er, weisen. Marschall Tschiangkaischek bezeichnete Oberst Bauer einem Pressevertreter gegenüber als groß«« Freund der chinesische»» Nationalbcwegnng. Tie Ran« Rener Kommandant der Rhein-Armee. An Stelle von General Guillaumat ist General Jaquemot zum Kommandeur der französischen Rheinarmce ausersehen. --- kingregierung werde stets »er Verdienste des Ver storbenen ehrend gedenken. * '' ' Oberst a. D. Dr. h. c. Mar Bauer war während des Weltkrieges die rechte Hand Ludendorffs in der obersten Heeresleitung. 1890 wurde er im zweiten Fußartillerieregiment (Danzig) Offizier. Von 1908 bis 1912 bearbeitete er die schwere Artilleriewafse in der Aufmarsch- und Mobilmachungsabteilung, die im Krieg zur Operationsabteilung wurde und die damals Ludendorff unterstand. Die philosophische Fakultät der Universität Berlin verlieh Bauer während des Weltkrieges die Ehrendoktorwürde. Als Bearbeite« des Hindenburgprogramms ist er weiteren Kreisen bekannt geworden. 1920 beteiligte er sich an dem miß glückten Umsturzversuch des GenerallandschafisdirektorS Kapp. Er mußte fliehen und hielt sich meist in Buda pest auf. Im September 1925 wurde er amnestiert« Zuletzt war Bauer ökonomischer und industrieller Rat geber Tschiangkaischeks. Unschuldig verurteilt? eSiederaufuahme »es Mordprozesses Dujardin. Am Montag vormittag begann vor dem Schwur-, gericht in Insterburg die Wiederaufnahme des Ver fahrens gegen den ehemaligen Hilfsgendarm Paul Du», jardin. Ter Vorsitzende eröffnete die Sitzung und stellt^ zunächst die Personalien des Angeklagten fest. Dujardin ist der Sohn eines Werkmeisters, de«, später Bäcker und Konditor lernte. Er wurde aus Bek gien ausgewiesen und machte als deutscher Soldat dew Krieg bis zum Zusammenbruch mit. Der Vorsitzende gab dann die Anklage der ersten Verhandlung bekannt^ die aus gemeinschaftlichen Mord lautet. Während di«: Frau des ermordeten Jawet freigesprocheu wurde, war Dujardin wegen Totschlags zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden. Das Wiederaufnahme verfahren gründet sich auf das Bekanntwerden von Tat sachen gegen Frau Jawet, die zu einer Beanstandung,! des Urteils geführt haben. Darauf trat der Vorsitzende! in d*e Vernehmung des Angeklagten. Zm Segelboot über den Ozean. In 10 Monaten von Hamburg nach Cuba. Nach Meldungen ans Havanna ist de« Deutsche Paul Müller, der am S. Juni 1028 mit einem fünh Meter langen Segelboot Hamburg verlassen Hail«, nm» de« Ozean zu überqueren, in Gibara aus Tuba etnge- troffen. Müller beabsichtigt zur Rückreise die nörd lich« Linie z« wählen. i Müller wurde zunächst von den Einwanderung--, Behörden festgehalten, da er kein Visum hatte, erst der deutsche Botschafter veranlaßt« seine Befreiung. Nach einem Empfang der deutschen Kolonie verlieh Müller den -Hasen nm .Havanna zn erreichen und von Hort nam New Bork zu fahren. Ser Wald brennt. 25 Morgen Kiesern bestand in Klammen. — IS Ke,»er» wehren bei der Löscharbeit. In dem fiskalischen Forst bei FriedrichSha- gen bei Berlin, in der Nähe der Schöneicher Chaussee brach am Sonntag nachmittag ein Waldbrand aus. Als vie Feuerwehren an der Brandstelle, die sich: etwa vier Kilometer vom Bahnhof entfernt befindet, erschien, stand eine 45jährige Schonung in einer Ans» dehnung von 60 000 Quadratmetern in Flammen. Die Feuerwehr aus Friedrichshagen gab sofort an andere Wehren in der Umgebung Meldungen. Unter Leitung von Baurat Meier und Baurat Müller waren 16 Wehre» sowie eine Hundertschaft der Schntzmann- schaft und zahlreiche Privatpersonen tätig, um eine weitere Ausdehnung des Feuers zu verhüten. Die Lö schung war infolge der ' -i große» Ausdehnung des FeuerS Außerordentlich erschwert. Es mußten Gräben aufge worfen werden, da allein mit den Spritzen die Flam men nicht gelöscht werden konnten. Drei Stunden hatte die Feuerwehr zu tun, um des Feuers Herr zu werden. Tie Entstehungsursache ist noch unbekannt, doch scheint wieder Unvorsichtigkeit durch Aus flügler Vvrzulicgeu, wenn nicht gar Brandstiftung, da das Feuer an mehreren Stellen auskam. , „ 250 Morgcu Wald vernichtet. - . In dem zum Landkreis Hagen gehörenden Amt Breckerfeld entstand am Sonntag bet der Station Priorei ein Waldbrand, der bet dem starken Wind rasend schnell um sich griff. Die Hagener Berufs- euerwehr, das Ueberfallkommando der Schutzpolizei und amtliche freiwillige Feuerwehren der umliegenden Ort», chaften mutzten zur Hilse gerufen werden. Da der Wind das Feuer auf die Orte Prioret und Dahl zu trieb, wurde das Reichswehrkommando Münster tele- Phoni'ch geb ten, zwei jwmn aistos Reichswehr auf Ab ruf in Alarmbereitschaft zu halten. Günstige Wasser- Verhältnisse machten es möglich, das Feuer 75 Meter hinter der Häuserreihe von Priorei abzuriegel», so daß die Abrufung der Reichswehr nicht zu erfolgen brauchte. Gegen 20 Uhr war der Brand gelöscht. Ar Schaden ist sehr groß Ungefähr 250 Morgen Wald sind dem Feuer zum Opfer gefallen. Vrandlatajirophe im Gpreewalt». c -1 2 Häuser in Asche gelegt. Am Sonntag abend brach auf bisher noch un geklärte Weise in dem alten bekannten Spreewald« »orf Byhlegnhrc (Nnterspreewald, Kreis Stäup