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danken: das Vaterland über alles! Mit diesem Gedanken dringen wir ein in die Reihen derjenigen, die sagen, daß sie kein Vaterland kennen, das Deutschland heißt. Und wieder um fragen wir: Was ist schuld? Das System . .. Als Deutschland niederbrach, kamen Leute, die sich berufen fühl ten, das Vaterland wieder aufzubauen. Unter dem Schlag worte Demokratie wollte man einen neuen Staat aufbauen, aber es war eine bittere Enttäuschung. Wir haben ja heute gar keine Demokratie, sondern eine Plutokratie! Darum ist es dringend notwendig, Aufklärung zu schaffen. Das System setzt sich heute zusammen aus den Parteien und den Privatinteressenvertretern. In der Verfassung heißt es zwar, daß „Gewalt vom Volke ausgeht". Wo ist diese Ge walt jemals zum Ausdruck gekommen? Bei den Wahlen etwa? Wo die Kandidaten meist unbekannt sind? Man glaubt, wenn man gewählt hat, damit eine staatspolitische Tat getan zu haben; gewählt hat man nicht die, die auf der Liste stehen, die die Liste zusammengestellt haben. Als seinerzeit die sogenannten „Kriegsverbrecher" ausge liefert werden sollten, da gab es von links bis rechts nur ein einmütiges Ablehnen. Und heute wagt kein Mensch mehr im Auslande, eine solche Forderung an uns zu stellen. Als Köhl, Hünefeld und Fitzmaurice den Ozeanflug begannen, da gab es nur ein einmütiges: Es möge gelingen! Als 1927 die Katastrophe über das Müglitzthal hereinbrach, da erwuchs eine große Schicksalsgemeinschaft Aller. Da halfen Stahlhelm neben Rotfront, da gab es angesichts der Kata strophe keinen Parteiensterit, da herrschte ebenfalls nur der eine Gedanke zu helfen. Da war der Gemeinschaftsgedanke offen zu Tage getreten. Aber dann kamen wieder die so genannten Delegierten, die Parteienvertreter und spielten das Volk gegenseitig aus, trotzdem das Volk sich aus Kindern einer großer» Mutter zusammensetzt. Daher muß das System beseitigt werden. In dieser Plutokratie, die in ihrer Blüte zeit steht, nehmen Vertrustung und Konzernierung immer mehr überhand. Heute fragt man nicht mehr: Bist du national oder international, sondern man fragt nur noch: Kriege ich genügend Dividende? Wir können dem nur einen Halt entgegenstellen, indem wir dem alten System ein neues System entgegenstellen. - Denken wir doch damals an die Wahlparole der Linken: Gegen den Panzerkreuzerbau — für die Kinderspeisung! Und als dann diese Frage im Kabinett zur Svrache kam, da stimmten die sozialdemokratischen Minister für den Kreuzer- bar» und als dann dieses Problem irn Reichstage zur Sprache stand, da stimmte der Reichstagsabgeordnete Müller gegen den Reichskanzler Müller! Das sind unbedingt ganz unhalt bare Zustände! Und denken wir weiter an die Annahme des Dawesgutachtens, die uns zeitlebens in die Leibeigenschaft der internationalen Hochfinanz getrieben hat. Unter diesem Hinweise kämpften wir 1924 und erklärten: lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und heute müssen wir wieder erklären, daß diejenigen, die damals bei der An nahme des Dawesgutachtens „ja" gesagt haben, mitschuldig Ü deni Elend, das uns überall verfolgt. Wenn mir heute diese Kreise fragen, dann erhält man nur ausweichende Antworten. Heute heitzi xg nicht mehr das Vaterland über alles, sondern ""Partei über alles! Dort wird geschachert «nd gesemmt; wir haben so keinen Parlamentarismus mehr, sondern schlimmsten Parteiismus. Vs wird bet den ^^"iiSbildnngen nicht mehr um Personen ver handelt, sondern um Ministersessel. Dieses System mutz weg! Was nutzt wenn wir när jammern, daß es anders wer den muß -^"rr tich niemand findet, der den Mut auf bringt, an der Aenderung des Systems mitzuhelfen? Nur d!e Tat wird uns vorwärtsbringen! Man streitet sich um die Flagge; dabei ist die Flagge schwarz rot-gold die alte Fahne der Freiheitsbewegung von 1848, und die schwarz-weiß-rote diejenige, unter der wir ein einiges deutsches Reich sahen, und unter der wir kämpften. Beide Fahnen aber sind heute zu Parteifahnen gemacht worden. Wir verbieten eS uns, datz mau das Voll nach links und nach rechts spaltet. Wir wissen, datz man den Jungdeutschen Orden angreift, weil man ihn nicht verstehen will, weil es sich unter dem bisherigen System gut Geschäfte machen läßt. Sehen wir Uns die Verteilung der Sitze im Reichstage an. Wenn wir seststellen müssen, daß dort „Volksvertreter' sitzen, die 49fache Aufsichtsratsposten innehaben, so erkennt man bald, daß dort vornehmlich Jnteressenvertreter sitzen. Mit Hilfe der Schein demokratie sucht man allenthalben Geschäfte zu machen. Wie muh der neue Staat anssehen, den sich das Volk erwünscht? Die Wirtschaft muß von dem Staate getrennt werden. Die Wirtschaft ist nur ein Teil des Staates, und das darf nicht sein, daß die Wirtschaft den Staat beherrscht. Das Volk selbst bildet sich die Herrschaft, und die vom Volke gewählten Herrscher müssen volle Ver antwortung tragen; es muß unmöglich gemacht werden, daß ein Minister, wenn es ihm nicht mehr paßt, oder wenn es seine Partei will, einfach geht. Wir haben keine verantwort- "chen Führer mehr, Führer, die jederzeit zur Rechenschaft ge igen werden können. Und jeder Volksvertreter im Reichs- !«ge muß der Oeffentlichkeit nachweisen können, daß er nicht Dutzende von Aufsichtsratspösten innehat. Unser Führer -viahraun baut so den Staat auf, der ein Machtinstrument, ui, und wo das gesamte Volk teilnimmt. Wir kämpfen für politische Gleichheit für alle und soziale Gerechtigkeit für alle. Langsam aber beständig muß der nationale Zusammenschluß ommeN' und wenn wir als deutsches Hundert-Millionen-Volk ^schließlich der Ausländsdeutschen) einig sind, dann wird 'Uu uns nicht mehr so drangsalieren wie es heute der Fall ist. Es heißt so schön, daß „der Volksvertreter nur Vertreter des gesamten Volkes ist und nur seinem Gewissen unterworfen". Demzufolge stellt der immer und immer wieder in Erscheinung tretende Fraktionszwang einen Verfassungsbruch dar. Eine große Anzahl von führenden politischen Kämpfern hat sich schon zusammengesetzt, um diese von uns ins Leben gerufene Aktion durchführen zu helfen. Wir wollen Diener der gesamten Nation sein, und in dieser volksnationalen Aktion dulden wir keine Trennung in Links und Rechts, das Herz und das Gewissen allein sollen bestimmen. Wir treten ein für Förderung der Verwaltungsreform; wir sind der Ansicht, daß neue Lasten dem Volke gar nicht mehr auf erlegt werden können. Was wir wollen, ist die Fortentwicklung der Republik zum uationaleu Volksstaat; dann erst erhalten wir die wahre und wirkliche Demokratie, die wir uns wünschen, und die nichts gemein hat mit der gegenwärtigen Parteityrannis. Eine Schicksalsgemeinschaft wollen wir haben, die Erfahrung des Alters und das Er lebnis, der Impuls der Jüngeren sollen sich die Hand reichen. Diesen augenblicklichen Schwächezustand müssen wir beseitigen. Wir ringen nicht um den Jungdeutschen Orden, sondern um das deutsche Volk. Durch gemeinsam getragenes Joch wächst neu uns der Wille zur Freiheit. Da niemand das Wort zur Aussprache begehrte, ergriff der Redner das Schlußwort, in dem er besonders darauf hinwies, daß der Jungdeutsche Orden keine Partei sei. Er wolle mit allen den Parteien und Gruppen Zusammen arbeiten, die der Meinung sind, daß eine Aenderung des Systems eintreten muß. Das Volk in seiner Gesamtheit müsse es sein, das hinter der Bewegung stehe. Nicht der Pazifis mus, nicht die Parteidiktatur könne uns retten, sondern allein der Wille des Volkes. Es gehe jetzt um Deutschlands Wie dergeburt, und da gelte das Wort Fichtes: Auf dich allein kommt es an! (Lebhafter, langanhaltender Beifall.) Aus dem Gachsenlande. Das Staatsgerichtshofsurteil der sächsische,» Regierung zugestellt. Das Urteil des Staatsgerichtshofes über die Nechtsgültigkeit der Landtagswahl vom 31. Oktober 1926 ist jetzt der Negierung zugestellt morden. Es stellt in der Begründung ausdrücklich fest, datz dem Landtag von dein Tage der Urteilsverkündung ab, also dem 22. März 1929, die Stellung eines Landtags nicht mehr zukommt und etwaige weitere Handlungen, die er verordnet, ohne rechtliche Bcdeutnng sind. * Die Sächsische Industrie zu den Landtagswahlen. Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller beschäftigte sich mit den bevorstehenden LandtaaSivahlen und nahm einstimmig folgende Erklä rung au: „Ter Gesamtvorstatzd des Verbandes Sächsischer Industrieller hat mit Genugtuung davon Kenntnis genommen, datz fünf bürgerliche Parteien sich zu einem gemeinsamen taktischen Vorgehen bei den bevorstehenden LandtagSmahlcn zusammcngeschlossen haben und datz dadurch die Gefahr einer gegenseitigen Bekämpfung des Bürgertums wesentlich verringert worden ist. Er richtet auch an die bürgerlichen Par teien, die sich dein vorerwähnten Abkommen nicht an geschlossen haben, die dringende Bitte, bei Führung des Wahlkampfes sich ebenfalls der Tatsache bewntzt zu sein, datz es bei diesem Wahlkampfe nicht darauf an kommt, das Trennende und die Unterschiede zwischen den einzelnen bürgerlichen Parteien in den Vorder grund zu stellen, sondern datz von allen bürgerlichen Parteien alles darnngesetzt werden »nutz, um das Zustandekommeu einer linksradikalen Mehrheit zu verhindern." Die Erklärung schließt mit einem dringenden Appell an die Verbandsmitglieder, „nicht nur durch eigene Beteiligung an der Wahl, sondern auch durch Ausübung ihres Einflusses in allen ihnen nahestehen den Kreisen darauf hinzuwirken, daß durch Ueber- brückung der Gegensätze im bürgerlichen Lager ein kraftvolles Auftreten der staatsbürgerlichen Front bei den Wahlen sichergestellt und damit den Herrsch- gelüsten -cs Linksradikalimus ein fester Damm entgegengesetzt wird." Einsiihruug des neuen Neichsgerichtspräsidenten. In, großen Festsaal des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig wurde am Sonnabend der neue Präsident Dr. Bumke auf besonderen Wunsch des Reichs präsidenten und des Reichskabinetts durch de», schei denden Reichsjustizmittister Koch-Weser feierlich in sein Amt eingeführt. Deutschnatiouale Laudtagskandidate«. Die drei ersten Kandidaten der Deutschnationale« Bolkspartei im Wahlkreis Chemnitz-Zwickau it»d Dr. Eberle- Dresden, Prof. Siegert- Chem nitz und Dr. Ing. Eckardt-Zwickau. — Die Alt- sozialisten stellen als Kandidaten auf: Buck, Wirth, Bethke und Frau Büttner. Eigenartige Berkehröpokitik der Reichsbahn. Die Wagen der neu eingerichteten Eilkraftpostlinie Leipzig—^Döbeln—Dresden hielten in Döbeln auch aus dem Bahnhofsvorplatz. Jetzt hat die Reichsbahn plötz lich das Halten der Eilkraftpostomnibussc auf dem Babnbofsvorvlaü und die Benutz««« der äußeren Bahnhofstraße, soweit sie reichsbahneigenes Gelände ist, verboten, l! s Die Reichsbahn fürchtet anschei nend eine etwas zu weit gehende Wettbewerbsmöglich keit »ntt -er Eisenbahnlinie Leipzig — Döbeln — Dresden. Die Eilomnibnsse müssen jetzt ein ganzes Stück vom Bahnhof entfernt halten; die Verbindung ist also mit den» Bahnhof unterbrochen, so datz d,e Rei senden, wenn sie vom Zuge zum Eilomnibus über gehen wollen oder umgekehrt, laufe« oder sich eines anderen Verkehrsmittels bedienen müssen. Der Rat -er Stadt Döbeln hat beschlossen, gegen die getroffenen Anordnungen Beschwerde bei den zuständigen Stellen einzulegen. Förderung der Luftfahrt i» Sachsen. In der Dresdner Stadtverordnetenversammlung w uve nrck den Stimmen der bürgerlichen Parteien c.«schließlich der Altsozialisten entern Antrag zu- gestimmt, die Stammeinlage der Stadtgemeind« Dresden bei der Sächsischen Fl«ghafe«betriebsgesell- schaft m. b. H. um 32 000 Mark zu erhöhe« und zur Unterstützung des Luftverkehrs im Jahre 1929 den Betrag von 60 000 Mark in den Haushaltsplan ein zustellen. Ferner wurde über einen dcutschnanonalcn Antrag verhandelt, der geeignete Maßnahmen gegen L u flüb e r fäll e verlangt. — Dresden. Bei den Ausschachtungsarbeiten für de» neuen Fernheizkanal in der Waisenhausstratze stietz man in geringerer Tiefe auf st a r k e Q u a d e r n. Die Untersuchung ergab, da es sich um eine alte Was serleitung handelt, die von der Weitzeritz her kommt und etwa zur Zeit des Siebenjährigen Krieges dort angelegt worden ist. — Dresden. Nm Sonntag fanden Teilnehmer einer Dresdner Volkshochschulwanderung bei einem Besuch vor, Märzenbecherwicsen in Flnr Cunnersdorf im Polenztal, zwischen der Bock- und Scheinmühle eine», weiblichen Leichnam. Die unbekannte Tote war offenbar erfroren. In ihr wurde die zuletzt in Dittersbach in Arbeit stehende landwirtschaftliche Ge hilfin Linda Rosa Eisold ermittelt. Es handelt sich um eine geistig nicht ganz normale Person. Wiederholt war die Eisold von ihrer Dienststelle weggelaufen. Am Tage vor der Auffindung als Leiche war sie bar- fntz gehen- bemerkt worden. — Werdau. Auf einer Mfttelmeerreise ist am vergangenen Sonnabend früh die hiesige Lehrerin Fräulein Nestler, ge bürtig aus Leipzig, ums Leben gekommen. Die 26 Jahre alte Lehrerin war seit dem 1. Mai 1927 an der Mädchen schule unserer Stadt tätig und sollte jetzt eine Klasse ABT- Schützen übernehmen. — Göppersdorf. Gestern Freitag früh gegen 5 Uhr brach in dem Lagergebäude der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Göppersdorf ein Brand aus, der ziemlich großen Umfang annahm und auch teilweise schon auf das darüberliegende Erdgeschoß übergegriffen hat. Das gesamte Gebäude, das mit erheblichen Mengen landwirtschaftlicher Produkte gefüllt ist, war in ernster Gefahr. Vier Motorspritzen traten in Tätigkeit. Es wird vermutet, daß die Brandursache in durch Düngekalk herbeigeführter Selbstentzündung zu suchen ist. Telegramme. Tressen, 15. April. In einem Vorstadtlokal kn Tolkewitz hat sich der Dresdner Juwelier Franz Schmidt vergiftet, indem er in seinen Kaffee Zyankali tat. Der Selbstmord ist ans große Unterschlagungen zurückzu- sühreu. Eesthäbigt find ungefähr 50 Firmen, teil weise um Beträge von über 20 000 Mark. Beriin, 15. April. Wie verlautet, hat der Stahl helm seine Vorbereitungen für das Volksbegehren be endet und feinen Organisationen Fragebogen zugehe» lassen, in denen nm Eintragungen zur Teilnahme a» dem Volksbegehren gebeten wird. Ein Rundschreiben besagt, derjenige, der sich nicht eintragen wolle, solle lieber ausscheiden. Berlin, 15. April. Der Reichspräsident hat an den scheidenden Reichsjustizminister Dr. Koch-Weser ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm im Namen deS Reiches für die wertvollen und umfassenden Dienste dankt, die er als Reichsjustizminister, insbesondere durch Förderung der Strafrechtsreform, während feiner Amts- zeit geleistet habe. Hannover, 15. April. Der Hannoversche Provin- ziallandtag faßte den Beschluß, datz die Bewilligung von drei Millionen als Zuschuß zum Erwerb des Wel- fenschatzes angesichts der finanziellen Lage der Pro vinz nicht verantwortet werden könne. Brüs,el, 15. 4lpril. Durch einen Einsturz ans der Kohlengrube Wasmes bei Mons wurde ein Ar beiter getötet und ein zweiter tödlich verletzt. Die Ar» beiter verließen die Arbeit zum Zeichen der Trauer. Pari», 15. April. Die in Pari» ge«a««te« Ziffer» für die einzelnen Jahreszahlungen mache« als Geg««- wartswert berechnet S8 Milliarde« Mark a«s. Aech- «et ma« die einzelne« Jahres,ahlnngen zusammen, ergibt sich die Summe von mindestens rund 12« Milli arden. Die überreichte Denkschrift schlietzt mit der einem Ultimatum gleichkommeuden Erklärung: »Wen» da» vorgeschlagene System von Deutschland nicht an genommen wird, dann bleibt de« Gläubigern nicht» weiter übrig, als auf de« Dawespla« zurückzugreife« u«d die Anzahl der Sahreszahlnngen festzuseNe«.-' In Pariser neutrale» diplomatische» Kreisen wird gehofft, datz di- Bereinigten Staate« einschre»te« «erde«. Genf, 15. April. Der amerikanische Botschafter Gibson ließ als Vertreter der Vereinigten Staaten bei der Abrüstung-- kommission Pressevertretern gegenüber durchblicken, daß die Regierung der Vereinigten Staaten in gleicher Weife wie die deutsche nicht geneigt sei, eine weitere Verschleppung der Abrüstungsarbeiten mitzumachcn. Die Amerikaner seien ent-