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welchem die Erde der Baumscheiben jährlich sogar zweimal gelockert wird. Auch werden alle Stämme bis zur Krone herauf jeden Herbst mit Kalk und Blut sorgfältig angestrichen. Auf demselben ist, trotz ringsum erfrorene Bäume nichts seltenes sind, kein einziger Baum erfroren, selbst nicht die Reinette von Eanada, die doch meistens sonst überall gelitten hat. Die Lockerung deS Bodens verhin derte, da in gelockertem Boden Luft, also ein schlechter Wärmeleiter, eingeschloffen ist, das tiefe Eindringen des Frostes, und die Helle Farbe der Rinde verhinderte die zu starke Erwärmung derselben durch die winterliche Sonne. Gerade aber diese Erwärmung und die dadurch hervorgerufene Flüssigwerdung der Säfte der Rinde macht die innere, Säfte herableitende, Bastschicht derselben sehr empfindlich, daher die Entstehung der Frostplatten an der Mittagsseite der stärkeren Obstbäume. Möchten doch alle Obstbaumbesitzer wenigstens diesen Herbst vor Eintritt des Winters diese zwei wichtigsten Schutzmittel gegen Fröste: Auf lockern des Bodens und den Kalkanstrich, nicht versäumen, zumal kränkelnde Bäume stets empfindlicher gegen Fröste sind, als gesunde und kräftige. (Thüringische landw. Zeitung.) Ms m lter Msf MM. Nach den Manöver« des 9. Armee-Corps in Schleswig-Holstein ist unser Kaiser nach Baden-Baden gereist, woselbst die Vermählungsfestlichkeiten seines Enkelkindes, der Prinzessin Viktoria von Baden, mit dem Kron prinzen von Schweden in dieser Woche stattgefunden haben. Zu den- felben war auch kurz vorher unsere Kaiserin nach Baden-Baden, von Koblenz aus, übergesiedelt, und wenn Allerhöchst- dieselbe auch nicht an diesen Festlichkeiten direkt theilzunehmen vermochte, so hat sie doch in unmittelbarer Nähe ihrer hohen Verwandten während der Hochzeit ihrer Enkeltochter geweilt. Wir haben wieder den Verlust eines hochverdienten Generals zu be klagen. Der General der Infanterie von Groß, genannt von Schwarzhoff, kommandirender General des 3. Armee-Corps, ist am Sonntag den 18. d. M. in Folge eines Sturzes mit dem Pferde gestorben. Obgleich sich nach dem Sturz der Zustand bald wieder besserte, trat doch ein Rückfall ein, dem der rüstige General erliegen sollte. Das vaterländische Heer hat in dem Dahin geschiedenen einen seiner bewährtesten Führer verloren, einen viel erfahrenen, an Geist und Körper jugendfrischen, auch wissenschaftlich hochgebildeten General, einen lediglich im praktifchen Dienste bei der Truppe bis zu der höchsten, im Frieden erreichbaren Dienststellung durch eigene Tüchtigkeit aufgestiegenen Offizier, an dessen Namen von Allen, die ihn gekannt haben, auch für die Zukunft große Erwartungen geknüpft wurden, einen wohl wollenden Vorgesetzten, der alle Zeit das Interesse seiner Untergebenen vertreten und seines hohen Amtes mit Gerechtigkeit gewaltet hat. Die Berliner Fortschrittspartei entweiht jetzt schon den heiligen Sonntagmorgen mit ihren Versammlungen. Vor acht Tagen hielt in einer solchen der bekannte Pastor a. D. Knörcke einen Vortrag, der Manchem der Anwesenden nicht gefiel. Als ein Solcher dies beim Auseinandergehen der Versammlung laut äußerte, bekam er von einem Fortschrittler einen Hieb über den Kopf, so das; er blutend zusammen brach. Noch Andere fielen über den Gemißhandelten her, bis es mehreren anwesenden Antisemiten gelang, ihn zu befreien. Eine blutige Schlägerei, angezettelt von den Fortschrittlern, am heiligen Sonntagmorgen! Was sagt man dazu? Die Fortschrittler, die stets über antisemitische Hetzereien fchimpfen, setzen selbst blutige Schlägereien am Sonntage in Szene, und ein fortschrittlicher Pastor a. D. hält politische Reden zu einer Zeit, wo die Gemeinden in den Kirchen dem Worte Gottes lauschen. „Mehr Geld, meine Herren, mehr Geld!" Wer sagt das? Der Reichskanzler wieder? Nein, diesmal nicht! Diesmal Eugen Richter und Genossen! Sie haben Namens der Fort schrittspartei einen „Aufruf" an das deutsche Volk in allen Zei tungen erlassen und bitten, abgelegte Hundert-Markscheine ihnen zur Aufbe wahrung zu übergeben. Die immer wilder, wüster, wüthender wachsende Reaktion will die arme und so unschuldige Fortschrittspartei erdrücken. Das Volk hat die andauernden Hetzereien und Nörgeleien satt. Der böse Kanzler hat den Wahltag so spät gelegt, nun reichen die Gelder nicht bis dahin, und für eine verlorene Sache giebt der Jude nichts! Gegen uns, so jammert der Aufruf, kommen jetzt auch andere als private Kräfte und Mittel in Anwendung! Was soll denn das heißen, kleiner Schäker? So ganz ohne ein bischen Verdächtigung geht es doch nun einmal nicht. Aber nicht wahr, wenn Dich der Staatsanwalt belangt, dann hast Du Dir gar nichts dabei gedacht. Drum auf, deutscher Bürger und Bauer, zieh' den Beutel, die Fortschrittspartei braucht Dein Geld, um weiter gegen die Regierung des Kaisers im Offenen und im Geheimen zu wühlen. Mehr Geld, meine Herren, mehr Geld! Im zweiten Meininger Wahlkreise werden von den Freunden des Herrn Lasker gar kuriose Wahlumtriebe begangen. Flugblätter, in Sonneberger Mundart geschrieben, sollen für den Genannten Stimmen einfangen. Wir glauben, daß man in jener Gegend es nicht unterlassen sollte, Flugblätter, statt in Sonneberger, in jüdischer Mundart zu vertheilen; sicherlich würde bei der Wahl dann mehr die wahre Volksstimme der Wähler des zweiten Meininger Wahlkreises zum Ausdruck gelangen. Der Ausgleich mit Rom ist im besten Gange und in liberalen Kreisen scheint man sehr unglücklich darüber zu sein, daß nunmehr der sogenannte Kulturkampf seinem Ende entgegengeht. Wenn die liberalen Blätter aber fortgesetzt verkünden, daß es noch zu einer kirchenpolitischen Vorlage kommen wird, so glauben wir dies nicht, denn die Regierung kann auf Grund der Bestimmungen des Juligesetzes, welche bis Ende d. I. noch Gültigkeit haben, den Ausgleich vollziehen. Gewiß freut man sich in konservativen Kreisen darüber, daß der Frieden mit der katholischen Kirche nun endlich geschlossen wird. Dem Liberalismus wird dadurch das wirksamste Agitationsmittel entzogen. Aus Frankreich kommen sehr bedenkliche Nachrichten über den Stand der Dinge in Algier und Tunis zu uns. Den französischen Truppen ergeht es immer schlimmer und der Aufstand macht große Fortschritte. Im französischen Ministerrathe wurde hervorgehoben, daß man jetzt vor Allem den Aufstand bewältigen und neue Truppen in der Stärke von 25 000 Mann nach Algier senden müsse. Nach den neuesten Mittheilungen befinden sich in Afrika zur Zeit bereits folgende Truppenmasfen: in Tunis 42 Infanterie- und Jäger bataillone, 4 Kavallerieregimenter, 25 Artillerie-, Genie- und Trainbataillone, in Algerien 23 Jnfanteriebataillone, 1 Kavallerieregiment, 6 Artillerie- und Geniebataillone. Während die vorliegende Nummer des „Deutschen Patriot" in den Druck geht, lauten die Nachrichten über das Bcsinden des nordamerikanischen Präsidenten Garfield wieder sehr besorgnißerregend und scheint augenblicklich jede Hoffnung auf Erhaltung des Lebens ausgeschlossen zu sein. Die Nachrichten haben aller dings schon oftmals so ungünstig gelautet, aber wer weiß, wie sich die Kräfte des Erkrankten bereits erschöpft haben und ob es noch möglich werden wird, dieselben so zu heben, daß die Krisis überstanden werden kann. Silben-Räthsel. AuS den nachfolgenden Silben: be, bat, bro, chen, de, e, e, gäng, i, lei, lei, lei, na, ne, nez, niß, o, ra, se, sens, te, then, weis, sind 9 Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchstaben von oben nach unten, und deren Endbuchstaben von unten nach aufwärts gelesen zwei Worte ergeben, die den konservativen Bestrebungen feindlich gegenüberstchcn. Die einzelnen Wörter bezeichnen: 1. etwas beim Räthselauflösen Erforderliches; 2. einen Fluß in Europa; 3. eine Plage: 4. eine hannoversche Stadt; 5. eine traurige Handlung; 6. einen deutschen Fluß; 7. einen weiblichen Vornamen; 8. ein Gedicht; 9. eine üble Angewohnheit bei Kindern. Zahlen - Räthsel. 6 7 3 8 Ein Ton. 1 7 3 2 Eine Untugend. 5 7 2 6 Ein Kinderspielzeug. 4 6 8 9 Bringt leicht zu Fall. 1 2 3 4 Den Vögeln eigen. 5 6 7 8 9 Ein Theil eines Baumes. 123456789 Jetzt häufig zu finden. Auflösung des Rösselsprungs in Rr. 12 -es „Deutschen Patriot". Wenn sie auch mit Zeitungsblättern Euch zu überschwemmen suchen, Die arg gegen BiSmarck weitern, Donnern, toben, schimpfen, fluchen, Glaubt es mir, er will das Beste Für das Volk, für Euch, erreichen. Fort d'rum mit dem Fortschrittsneste, Laßt uns nicht von Bismarck weichen. Auslösung des Zahlen-Räthsels in Rr. 12 des „Deutschen Patriot". Neichstagsmahl. (Waage, Rathsherr, Talglicht, Last, Weisheit, Leichter, reich, Wahl, Tag.) An unsere Leser! Schätzenswerthes Material zu Wahlreden, selbstständigen Artikeln in der konservativen Presse und überhaupt zur Wahlagitation enthält die Broschüre: Für „Fürst Bismarck und seine Wirthschaftspolitik", welche soeben im Selbstverläge des Wahlvereins der deutschen Konservativen erschienen ist und vom Bureau desselben (Berlin^., Wichmannstr. 1) gegen Einsendung von 1 (auch in Briefmarken) bezogen werden kann. Allen Freunden der konser vativen Sache sei der Bezug dieser Broschüre dringend empfohlen. Der Ertrag ist zur Wahlagitation bestimmt. Die Broschüre enthält folgende selbstständige Artikel: Was bedeutet die neue Wirthschaftspolitik der Regierung? — Die Nothwendigkeit einer nationalen Handels-und Schutzzollpolitik für Deutschland. — Die Nothwendigkeit und Unschädlichkeit landwirthschastlicher Schutzzölle. — Ueber die Reform des Bank- und Kreditwesens. — Die Stellung der Hand werker- und Jnnungsfrage innerhalb der sozialen Frage. — Die Vorzüge der Verbrauchssteuern. — Wozu gebraucht der Reichskanzler neue Steuern? — Das Tabaksmonopol. — Der Unfallversicherungs-Gesetzentwurf. — Der Kampf um die Währung. Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: O. de Grahl, Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei u. Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstr. 32.