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HllMbiliM Tageblatt Erscheint tLglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Eolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 223. Dienstag, den 27. September 1881. Bekanntmachung, die Reichstags wähl betr. Die für die bevorstehende Reichstagswahl ausgestellte Wählerliste für die Stadt Waldenburg, welche einschließlich der exemten, in der Stadt- flur gelegenen Grundstücke der Herrschaft Waldenburg einen einzigen Wahlbe zirk bildet, liegt vom 28. dieses Monats an zu Jedermanns Einsicht in der hiesigen Rathsexpedition aus. Unter Bezugnahme auf ß 8 des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869 und tz 3 des zur Ausführung dieses Gesetzes unterm 28. Mai 1870 erlassenen Reglements wird solches hierdurch bekannt gemacht und besonders darauf hingemiesen, daß etwaige Einsprachen gegen diese Liste binnen 8 Tagen nach Beginn der Auslegung bei dem unterzeichneten Stadtrathe anzubringen sind und daß nur Diejenigen zur Theilnahme an der Wahl berechtigt sind, welche in der Wählerliste verzeichnet stehen. Waldenburg, am 21. September 1881. Der Stadtrath. I- V. Limmer, Stadtrath. Rr. Die Einkommensteuer und die Ablösungsrenten auf den 3. dies jährigen Termin sind den 30. dieses Monats, die Brandversicherungs- beiträge auf den 2. Termin nach l'/r Pfennig von jeder Beitragseinheit den 1. October d. I. fällig und längstens bis zum 10. Octbr. d. I. zu bezahlen. Stadtfteuer-Einnahme Waldenburg, am 27. September 1881. Mit dem 1. October beginnt ein neues Abonnement auf das „Schönburger Tageblatt." Neue Abonnements wolle man rechtzeitig bewirken. Neu eintretende Abonnen ten erhalten auf Verlangen, soweit der Vorrath reicht, den Anfang der Erzählungen: „Die Brandstifterin" und „Schloß Schwarzeneck" gratis nachgeliefert. Redaktion und Expedition des Schönburger Tageblattes. *Waldenburg, 26. September 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der „Reichsanzeiger" sagt, die Generalversamm lung der bergisch-märkischen Bahn habe das Angebot der Regierung abgelehnt und eins Erhöhung der Rente auf 5 Procent verlangt, obwohl diese Mehrforderung von der Regierung bestimmt abge lehnt worden sei. Bei hieser Ablehnung werde es lediglich sein Bewenden behalten. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Rom berich tet: Eine Einigung zwischen der Curie und der preußischen Regierung über die Besetzung des Bis- thums Fulda ist erzielt; Generalvicar Kopp aus Hildesheim wird Bischof von Fulda. Die Stimmen für Einführung von Zwangs- innuugen scheinen sich zu mehren. So wird der „Nordd. Allgem. Ztg." aus gewerblichen Kreisen geschrieben: Die Ablehnung derjenigen Bestim mungen des § 100 o der Gewerbeordnungsvorlage durch den Reichstag, nach welcher es gestaltet sein sollte, unter gewissen Umständen das Halten von Lehrlingen auf die Jnnungsmeister zu beschränken, hat in gewerblichen Kreisen lebhafte Verstimmung hervorgerufen, und die directe Folge davon ist, daß neuerdings das Verlangen nach obligatorischen In nungen um so stärker in vermehrtem Umfange her- vortrilt. Die liberale Mehrheit des Reichstags, welche die gedachte Streichung vornehmen zu müssen glaubte, hat damit eine ähnliche Wirkung hervor gebracht, wie z. Z. mit der Beseitigung des letzten Restes ver Eisenzölle. Jetzt verlangen die Hand werker die Zwangsinnungen. Betreffs der Lehr- lingssrage scheint Äbhülfe um so dringender geboten, als selbst für die Verbesserungen, die das neue Ge sek enthält, noch eine Uebungsfrist von vier Jahren zugestanden ist, innerhalb deren möglicherweise alles beim Alten bleiben kann. Hier würde sich auch für den Reichstag bezw. die Negierung ein Ausweg finden lassen, wenn sie sich entschließen wollten, im Anschluß an die Jnnungsnovelle eine theilweise Re vision des Tit. 7 Abschn. 3 der Gewerbeordnung, der von den Lehrlingsverhältniffen handelt, vorzu- nehmen. Die erforderlichen Bestimmungen, um eine Fixirung des Lehrverhältnisses und der Begriffe eines Lehrherrn und gewerblichen Lehrlings im Gegensatz zu dem jugendlichen Arbeiter herbeizu führen, wären hier leicht unterzubringen, und es könnte dann immer der Versuch gemacht werden, an der Hand der Novelle vom 18. Juli d. I. zu ! dem Aufbau der neuen Innungen zu schreiten. Das Programm der Deutschconservativen Münchens gipfelt in nachstehenden Sätzen: 1) Erhaltung der bundesstaatlichen Verfassung des Reiches, welche Baiern seine vertragsmäßigen Rechte sichert; 2) die zwar begründeten, aber mit Rücksicht aus die europäischen Zustände unpraktischen Klagen über den Druck der Militärlast können im Allge meinen nicht vertreten werden, dagegen wäre in Friedenszeiten bei manchen Ausgaben zu sparen; 3) Erwerbung von Colonien und Verwendung der Vereine im Dienste der Auswanderung, und zwar in der Richtung, daß die Ausgewanderten in wirth- schaftlicher Verbindung mit ihrer deutschen Heimath erhalten werden; 4) Einhaltung der auf Drängen der Conservativen im Jahre 1879 eingeschlagenen Handels- und Zollpolitik; 5) Unterstützung der Land- wirthschaft durch billigen Credit seitens des Staates; 6) Einführung indirecter Steuern) obligatorischer Innungen und der Börsensteuer; 7) endlich'Kräfti gung des religiösen Sinnes der Nation durch die confessionellen Schulen. Ungarn. In Folge Anzeige der Oberstaatsanwaltschaft hat der Pester Criminalbezirksrichter in der Redaction des „Egyetertes" auf Grund des § 327 des Straf gesetzes, welcher die Verletzung des Brief- und Depeschengeheimnisses betrifft, eine Hausdurchsuch ung vorgenommen. Der Redacteur Czavolsky er klärte, daß er von seinem Jmmunitätsrechte als Reichstagsabgeordneter keinen Gebrauch mache, und übergab dem Richter das Manuscript der zwei in Rede stehenden Depeschen. „Egyetertes" beruft sich auf das ungarische Preßgesetz, wonach die getreue Mittheilung amtlicher Schriftstücke nicht verboten ist. Dänemark. Das Verbannungsdecret gegen die Mitglieder der Augustenburgischen Familie ist durch eine Ver fügung des Königs vom 21. d. aufgehoben worden. Frankreich. Dem Journal „l'Evenement" zufolge sind mehrere Verhaftungs- und Ausweisungsbefehle gegen ausländische zur Zeit sich in Frankreich aufhaltende politische Agitatoren unterzeichnet worden. Italien. Der zum Protestantismus ttbergetretene Dom herr von St. Peter zu Rom, Graf Campello, soll fitzt auf einmal keinen Pfifferling taugen. Ultramontane Blätter sagen: Dieser Domherr ge reichte nämlich schon seit langer Zeit den Gläubigen wegen seines ärgerlichen Lebenswandels zum An stoße und nur der unendlichen Langmuth seiner Vorgesetzten, die immer von Neuem der Hoffnung auf Besserung Raum gaben, verdankte es dieser Mann, daß er bisher mit wiederholten Ermahnun gen und Verweisen davongekommen und nicht von Amt und Würden entsetzt wurde. Nachdem er neulich aber sogar mit dec Polizei in fatalen Con- flict gerathen und sogar arretirt worden war, wurde endlich der canonische Proceß gegen ihn eingeleitet und dieser Tage das Urtheil gefällt, welches den Grafen seiner Pfründe für verlustig erklärte. Dieses Urtheil unterlag nur noch der Bestätigung des Papstes- Also um dem Absetzungsdecret zuvorzu kommen, soll er am 14. d. seinen Uebertritt zum Protestantismus dem Cardinal Borromeo angezeigt haben, nachdem er noch Tags zuvor am Gottes dienst in St. Peter Theil genommen hatte. Wenn diese „Enthüllungen" wahr sind, dann werfen sie ein eigenthümliches Licht auf die Domherren von St. Peter in Rom. England. Dem Ministerpräsidenten Gladstone wird von seinen Verehrern viel Weihrauch gestreut. Der Gemeinderath derCity(innererStadttheil)von London hat mit 104 gegen 14 Stimmen eine Adresse be schlossen, welche Gladstone für die dem Gemeinde wesen geleisteten Dienste, sowie wegen seines Cha rakters und Genies die Bewunderung der Ver sammlung ausspricht und denselben auffordert, zu einer Marmorbüste zu sitzen, welche in Guildhall aufgestellt werden soll. Die Adresse wird in golde ner Kapsel überreicht werden. Wie den „Times" aus Dublin gemeldet wird, trifft die Landliga V-rkehrungen, um die Agitation in verstärktem Maße wieder zu erneuern. Die „Times" fordern die Negierung dringend auf, die Umtriebe der Landliga durch Anwendung aller er forderlichen Mittel zu vereiteln. Die Zwangsge setze müßten ohne Ansehen der Person gehand habt werden, wenn sie Gutes stiften sollen. Rußland. In Petersburg glaubt man in sonst gut unter richteten Kreisen annehmen zu können, daß der Czar bald eine Reise nach Warschau antreten werde, und man bringt damit die Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich in Verbindung. Das Gerücht von der letztgenannten Zusammenkunft dürfte wohl auf den russischen diplomatischen Schachzug zurückzuführen sein, welcher dazu dienen sollte, die österreichische Presse zu beschwichtigen, die theilweise in unverstandener Weise in der Zweikaiserzusammen kunft zu Danzig eine Zurücksetzung Oesterreichs er kennen wollte. Amerika. Die Leiche des Präsidenten Garfield ist am 28. d. nach dem Gottesdienst in der Rotunde des Kapitols mittelst Separatzuges nach Cleveland über- gesührt worden. Ein Erlaß des Präsidenten Arthur beruft zum 10. October eine außerordentliche Session des Senats zu Erledigung von Angelegenheiten der Executive. Guiteau hat an den Präsidenten Arthur einen Brief gerichtet, worin er für seine That um eine Belohnung bittet. Hoffentlich bleibt die richtige Be-