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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 16.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188311167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831116
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-11
- Tag 1883-11-16
-
Monat
1883-11
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 16.11.1883
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."WU >,W - » ! ^ «bemnttz-r A»,.1q-r und Stadtbote. Nr. I0V. Freitag, 16. November. Seite 2. V. Werden und selbstverständlich harrt seiner auch in Barcelona, wo sein Fuß zum ersten Male spanischen Boden betritt, ein glänzender Em pfang. Die in Madrid selbst während der etwa zwei Wochen dauern den Anwesenheit des hohen Gastes in Aussicht genommenen Festlich keiten versprechen, sich äußerst großartig zu gestalten; überhaupt wird sich der deutsche Thronerbe, allen Berichten auS Madrid zufolge, einer durchaus sympathischen Aufnahme in der spanischen Hauptstadt, auch seiten- der Bevölkerung, zu erfreuen haben und auch im ganzen übrigen Spanien hat die Nachricht von dem bevorstehenden hohen Besuche den besten Eindruck gemacht. Au» Madrid wird berichtet, daß der spanische Ministerrath dem Wunsche Ausdruck gegeben habe, der deutsche Kronprinz möge anstatt. in Barcelona, in Valencia landen, da infolge der vielfachen Beziehungen Barcelona'- zu Frankreich und der französischen Colonfe dort, eine' französische Demonstration in Barcelona zu fürchten sei. Die Stimmung in Madrider Regierungstreuen sei gegenüber der deutschen Kronprinzenreise kühl und verlegen wegen Frankreich und des Halloh der französischen Presse. Offiziell wurde vom Minister- rath beschlossen, daß ein Manöver abgehalten und zwei Bankette im Schloß gegeben werden, ferner ist ein Besuch de» EScurial, von Aranjuez und von Toledo geplant. Weiter verlautet, der Kronprinz habe bereits nach Madrid den Wunsch ausgedrückt, in Barcelona ans Land zu steigen. Die Einwürf: des Madrider Cabinets, lieber in Valencia zu landen, erscheinen unter solchen Umständen recht eigen- thümlich, und eS fragt sich doch, ob der deutsche Kronprinz nicht seine Reise nach Madrid so lange aufschieben sollte, bis in Madrid ein Eabinet am Ruder ist, welches sich kräftig genug fühlt, um einen kaiserlichen Gast des Madrider Hofes in jeder Stadt von Spanien vor den Insulten von Mitgliedern einer fremden Colonie zu schützen. Der. russische Minister des Auswärtigen, Herr v. Giers, auf einer Reise nach der Schweiz begriffen, weilte dieser Tage auch in Berlin und Friedrichsruhe. Am Dienstag Vormittag hatte Herr v. GierS mit dem Staatssecretär im Auswärtigen Amte, Graf Hatz- feldt, eine längere Unterredung; am Nachmittag wurde der russische Minister vom Kronprinzen und später auch vom Kaiser empfangen und zum Diner gezogen. Am folgenden Tage stattete Herr v. Giers auch dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe einen Besuch ab; von Friedrichsruhe auS begiebt sich elfterer, ohne Berlin wieder zu be rühren, direkt nach Montreux in der Schweiz, um seine dort weilende Tochter zu besuchen. Die Besuche des leitenden russischen Staats- Mannes in Berlin und Friedrichsruhe können sicherlich als ein be ruhigende» Symptom bezüglich der allgemeinen Lage und speziell als «in erfreuliches Zeichen für die Fortdauer der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland betrachtet werden. Die am Dienstag stattgefundenen Stichwahlen zur Berliner Stadt- Verordneten-Versammlung haben der Fortschrittspartei eine empfindliche Niederlage gebracht. In sieben Bezirken standen sich die Kandidaten der Fortschrittspartei und der deutschen (konservativen) Bürgerpartei, in drei Bezirken die fortschrittlichen uyd die Arbeiter-Candidaten gegen über. Gewählt wurden drei Candidaten der Fortschritts-, fünf von der Bürger- und zwei von der Arbeiterpartei. Für die Reichstags- , Wahlen deS nächsten Jahres eröffnet dieses Resultat der Fortschritts partei, soweit es sich um Berlin handelt, gerade keine günstigen Aussichten- Oesterreick - Ungarn. Die österreichisch-ungarischen Dele gationen haben nach verhältnißmäßig kurzer Thätigkeit ihre Arbeiten am Mittwoch, den 14. November, beendigt, an welchem Tage die Schlußsitzungen stattfanden. Am Tage vorher hatten sich die Aus schüsse der österreichischen und ungarischen Delegation über sämmtliche " abweichende Beschlüsse beider Delegationen geeinigt. Die Regierung d«S Grafen Taaffe darf mit den Erfolgen der Session durchaus zu frieden sein; ihre auswärtige Politik und namentlich das freundschaft liche Verhältnis zu Deutschland fand die volle Zustimmung der Dele gationen und das Gleiche kann auch in Bezug auf die zur Berathung gelangten inneren Angelegenheiten, abgesehen von einigen unwesent lichen Punkten, gelten. Selbst der bosnische Occupationscredit ist diesmal, im Gegensatz zu den früheren Delegationen, unbeanstandet bewilligt worden. Die Nihilisten. Historische Novelle nach Jules Lavigne von S. Wtth. (Fortsetzunq.l „Nach und nach hatte er sich an dieses Leben gewöhnt und er würde eS sogar ganz erträglich gefunden haben, wenn er irgend eine Ahnung über sein kommendes Schicksal gehabt hätte, aber die Unge wißheit machte ihn krank, drückte ihn nieder. Wenn er sich recht besann, zweifelte er nicht daran, daß er für Sibirien bestimmt sei. Es kam ihm nicht einmal der Gedanke, er könne begnadigt oder abgeurtheilt werden, oder nur mit ein paar Jahren Gefängniß davon kommen. Die absolute Regierungsform in Rußland übt solchen Einfluß auf die Gemüther, der Begriff der persönlichen Sicherheit ist so nichts sagend geworden, daß dieser Mensch, unter den gekannten Verhält nissen arretirt, ganz sicher, daß kein wirklicher oder gravirender An- Aagepunkt gegen ihn vorliege, bereit war, im Voraus nicht einen Wahrspruch, sondern ein summarisches, jedenfalls ungerechtes Urtheil hinzunehmen. Dennoch war eS nicht allein das Geheimniß, welches Ribowski beunruhigte, er hätte viel darum gegeben, um zu erfahren, wer sie verrathen hatte. Die Sache immer wieder hin und her überlegend, blieb er bei einer ziemlich wahrscheinlichen Lösung stehen; er beschuldigte Wladi mir. Denn trotz Allem konnte er Serge und Parlowna nicht die Schmach anthun, sie im Verdacht zu haben. Ja, es mußte Wladimir sein; sein ganzes Benehmen, seine letzten Erklärungen, diese Art von Unantastbarkeit, mit der die Polizei ihn schützte, seine Ruhe, sein Uebermuth, alles dies schien in den Augen Ribowski's die Straffälligkeit von Stasia's Gatten zu beweisen. Wie man schon gesehen hat, liebte es Ribowski, die einzelnen Schriftstücke eines Aktenstoßes zu sammeln; in der Gefangenschaft hatte er alle Muße, seine Beschwerdegründe zusammenzustellen und einen förmlichen Anklageakt gegen Wladimir daraus zu bilden. Uebrigcns dachte er nicht daran, ihn jemals zur Geltung zu bringen. „Was liegt daran," sagte er zu sich selbst, „es befriedigt mich dennoch zu meiner eigenen Genugthuung, so viele Beweise aufgefundcn zu haben von der Niederträchtigkeit dieses Elenden Warte, warte nur,7 mein Lieber! Wenn je der Tag kommt, werde ich schön mit Dir umspringen." Als er so seine Ueberzeugung festgestellt hatte, schien Ribowski ruhiger; er war nur noch in Erwartung seiner Deportation. „Ohne Zweifel werde ich," sagte er zu seinen Wärtern, „einem Gefangenentransport, der ans dem Innern kommt, beigesellt werden." Aber diese wußten von nichts und schwiegen. Die Sonderhaft ist doppelt drückend auf der Festung. Weil dieses Staatsgefängniß mitten in der Stadt liegt, hört man allen Lärm und alles Geräusch von Außen, das Pfeifen der Eisenbahnen, die Stimmen der Schiffer, das Schreien der Auslader, die Gesänge auf dem Fluß zur Zeit des Aufgehens des Eises, die Rufe der Kutscher. Aber der Gefangene kann seine Aufregung nicht mit all Frankreich. Der französischen Deputirtenkammer ist in die ser Woche abermals Gelegenheit zu einer eingehenden Erörterung der Tonkin-Angelegenheit geboten. Die Regierung hat eine Nachtrags forderung für die Tcnkin-Expedition im Betrage von neun Millionen Francs eingebracht und ist diese Kammer am Donnerstag in die Be rathung der betreffenden Vorlage eingetreten. Die verhältnißmäßig bedeutende Nachtragsforderung dürfte auf die immer drohendere Haltung Chinas zurückzuführen sein, welche es der französischen Re gierung zur Pflicht macht, bei Zeiten ihre Maßregeln zu treffen. Bekanntlich hat Marquis Tseng erklärt, daß China den bevor stehenden Vormarsch der Franzosen auf die Stadt Bacninh wahr scheinlich als einen Kriegsfall betrachten würde, dieser Vormarsch ist aber eine beschlossene Sache und stünden wir denn unmittelbar vor dem Ausbruche der ftanzösisch-chinesischen Feindseligkeiten, fall» der Marquis den Mund nicht etwas zu voll genommen hat, was aller dings gerade nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Sollten aber die Feindseligkeiten demnächst in der That beginnen, dann wären Leben und Eigeuthum aller in China lebenden Ausländer — nicht nur der Franzosen — aus'» Höchste gefährdet und die europäischen Regierun gen werden daher gut thun, diesen Umstand schon jetzt in ernste Er wägung zu ziehen. Italien. Die italienischen Kammern treten am 36. Novem ber zu ihrer Wintersession zusammen, womit dann auch im Apeninnen- staate das politische Leben sich wieder zu voller Regsamkeit entfalten wird. Für das Ministerium Depretis deutet der politische Barometer auf Sturm, denn bereits finden unter den Führern der verschiedenen Oppositionsparteien eifrige Verhandlungen statt, um gemeinschaftlich gegen das Ministerium vorzugehen und bezeichnet man als das Haupt dieser in der Bildung begriffenen antiministeriellen Coalition den früheren Ministerpräsidenten Cairoli. Herr Depretis hat indessen von der gegenwärtigen Deputirtenkammer schon so eclatante Beweise ihres Vertrauens erhallen, daß er dem bevorstehenden Parlamentarischen Sturm Wohl mit Ruhe entgegensehen darf. Rußland. Der russischen Presse ist von Petersburg aus eine bemerkenswerthe officiöse Verwarnung zu Theil geworden. Die Re gierung hat die russischen Blätter angewiesen, sich aller grundlosen allarmirenden Nachrichten zu enthalten, welche geeignet seien, die guten Beziehungen zwischen Rußland und seinen Nachbarstaaten zu stören. Ohne Zweifel ist dieser .kalte Wasserstrahl" an die Adresse der panslavistischen Hetzpresse gerichtet, über welche vor Kurzem Graf Kalnoky in der österreichischen Delegation ein so herbes Urtheil fällte. Serbien. Die Erhebung im südlichen Serbien ist doch noch nicht gänzlich unterdrückt. Nach einer Meldung aus Belgrad ist zwar der Kreis Zajcar „pacificirt" und operiren die serbischen Truppen jetzt gegen Kujaschevaz, aber eben aus letzterer Meldung geht hervor, daß die Insurgenten noch nicht vollständig zersprengt sein können, denn die Truppen würden sonst schwerlich nöthig haben, weiter zu „operiren". Bulgarien. Der russische Oberst Kaulbars weilt gegen wärtig am Hofe von Sophia und glaubt man, daß er vom Czaren den speciellen Auftrag erhalten habe, die alten Beziehungen zwischen Rußland und Bulgarien wieder herzustellen. Madagaskar. Auf Madagascar haben die Feindseligkeiten zwischen den Franzosen und den Howas wieder begonnen. In der Hauptstadt Antananarivo ist eine Revolution ausgebrochen, weshalb die Franzosen ihren Vormarsch auf Antananarivo wieder ausgenommen haben; das Heer der Howas soll ebenfalls auf dem Marsche be griffen sein, um die Franzosen aufzuhalten. Der nächste Angriff der letzteren wird der Stadt Mayakandrianomban gelten. Nachrichten aus Chemnitz und Umgegend. - — Der Kirchenvorstand von St. Jacob! veranstaltet, um vielseitigen Wünschen gerecht zu werden, am Sonnabend den 17. No vember Abends 8 Uhr in der „Linde" einen zweiten Familienabend, der im Wesentlichen dasselbe Programm enthalten wird, wie der Familienabend am Lutherfest. Um möglichst vielen Familien eine Theilnahme an dem selben zu ermöglichen, sollen für jede Familie nur 3 Billets ausge geben werden und zwar erfolgt die Abgabe derselben am Freitag diesen Aufregungen mischen, sein Murmeln mit diesem Gemurmel, es geht ihm wie dem Tantalus; umgeben von Allem, was an die Frei heit mahnt, leidet er doppelt unter seiner Gefangenschaft. Diese Marter ist bekannt; sie ist mehr wie einem Russen auf erlegt. Wie oft, wenn Deine Eltern, Freunde nicht mehr von Dir sprechen hören, nicht wissen, was aus Dir geworden ist, bilden sie sich ein, daß Du nach Tobolsk, an die chinesische Grenze in den Ural transportirt wurdest und Du befindest Dich nur zehn Minuten von Deiner Frau, Deinen Kindern; zwei Schritte von dem kaiser lichen Palast, dem Theater, der Jsaakkirche Ribowski hatte seinen Akten ein Schlußurtheil beigefügt: — „Wenn die Sachen sich so verhalten, wie ich glaube, so ist Wladi mir zum Tode verurtheilt." Dann fügte er lachend bei: „Möglicherweise werde ich früher hingerichtet wie er." An einem Morgen wurde Ribowski in die Kanzlei gerufen. Um die Wahrheit zu gestehen, bedurfte er einer gewissen Dosis Energie, um nicht zu verzagen. Er war keineswegs daraus gefaßt, so bald vernommen zu werden. Der Weg in die Verbannung, der Sträf lingstransport, die schlechte Verpflegung, der Züchtlingsanzug, die unreinliche Gemeinschaft, die Zwangsarbeit, all diese Bilder des Schreckens zogen blihesschnell an seiner Phantasie vorüber. Er ging hinab; der Oberwärter erwartete ihn. „Herr Ribowski," sagte er mit ausgewählter Höflichkeit zu ihm, „hier ist der Befehl eigenhändig von dem Grafen unterschrieben. Sie sind frei. Unterschreiben jetzt auch Sie aus dieses Register. Es ist gut. Leben Sie wohl. Ich sage nicht aus Wiedersehen, trotz des Vergnügens, welches uns unser Zusammensein gewährte." Ribowski konnte seinen Ohren nicht trauen. „Bin ich so frei, wie einer, das heißt, so frei, wie ich es vor meinem Eintritt hier war?" „Durchaus." Er hatte kein Gepäck, wie man sich denken kann; er tauschte in in der Wohnung des Gefangenwärters das Weißzeug des Gefäng nisses gegen sein eigenes, welches man ihm gewaschen und fast neu zurückgab, nach beendeter Toilette überschritt er die Zugbrücke leichten Schrittes. Ich hätte nicht geglaubt, daß »an so viel Freude empfinden könnte, frei zu athmen und Seinesgleichen zu sehen. Und in der That entzückte ihn «lleS; er fand, daß alle Vorüber gehenden so ehrliche Gesichter hatten; selbst die Gendarmen, deren es so viele in jenem Quartier giebt, fanden Gnade vor seinen Augen. Aber er kam auch weiter her! Er hatte es für so gewiß gehalten, daß er gehen würde, für den Czaren zu arbeiten, und nun befand er sich hier, Herr über sich selbst und seine Bewegungen. In seiner Freude drehte e- sich zwei oder dreimal im Kreise herum; er befand sich vor dem Weinkeller von Petrowitsch. Man sah diesen von außen; ruhig und mit geröthetem Gesicht saß er hinter seinem Schenktisch, seinen Kunden Branntwein einschenkend und selbst reichlich davon genießend. Ribowski besann sich. Soll ich eintrcten? Nach kurzer Ueber- legung sagte er sich: „Rein, entschieden ist nichts zu gewinnen mit Verschwörern gleich Petrowitsch. Es ist besser, ich gehe zu Serge!" Abend 6 bi» V, 8 Uhr und eventuell Sonnabend von 2—3 Uhr im kleinen Confirmandensaal, Jacobikirchplatz 2». — Der Kirchenvorstand von St. Petri macht öffentlich bekannt, daß am 31. Dezember ds». Js. 8 Mitglieder auS demselben auSscheide« und sich dadurch eine Neuwahl nöthig macht. Zu diesem Zwecke muß zunächst eine Liste derjenigen stimmberechtigten Gemeinde glieder, die sich an der Wahl betheiligen wollen, aufgestellt werden. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen Hausväter, die das 2b. Lebensjahr vollendet haben, gleichviel ob sie verheirathet find oder nicht; ausgenommen sind jedoch solche, die durch Verachtung de» Wortes Gottes oder durch unehrbaren Lebenswandel öffentliche», durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben, oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Wählbar sind alle stimmberechtigten Gemeinde- glieder, die das SO. Lebensjahr vollendet haben. Alle stimmberech tigten Gemeindeglieder werden gebeten, sich behufs Eintragung ihrer Namen in die Wählerliste in der Zeit vom 16. bis mit 38. Novbr. 1. I. mündlich oder schriftlich anzumelden, und zwar hat dasselbe in der Expedition des Pfarramts, Mauerstraße 5, Part., Sonntags von 10'/, bis 1 Uhr, Wochentags Vormittags von 9—13 Uhr und Nach mittags von 3—6 Uhr zu geschehen. Dabei ist der vollständige Name, der Stand, das Alter und die Wohnung anzugebcn. Der 2. Adventsonntag, Sonntag 9. Dezember d. I. ist zum Wahltag be stimmt und sind an diesem Tage die Stimmzettel im kleinen Saale der Herberge zur Heimath, Friedrichsplatz 2, in der Zeit von 10 bis 3 Ubr persönlich abzugeben. — Wie aus dem Jnscratentheil dieses BlatteS ersichtlich, findet im ^Verein für Chemnitzer Geschichte" Freitag, 16. ds., abermals eiys Versammlung statt, zu welcher Herr Realschuloberlehrer Pr. Kirchner von hier den Vortrag übernommen hat. Genannter Herr hat schon mehrmals im „Verein für Chemnitzer Geschichte" ebenso gediegene als interessante Vorträge gehalten, z. B- über Chr. Gottlieb Heyne, Theophilus Lessing und Adam Andreä, von denen derjenige über Lessing im 3. Hefte der Vereinsmittheilungen zum Abdruck gelangte. Diesmal wird Herr vi . Kirchner über: „Ein Chemnitzer Superintendent im Anfang des 17. Jahrhunderts" sprechen, und darf wohl erwartet werden, daß auch dieser Vortrag eine zahlreiche Zu hörerschaft finden wird. Gäste sind auch diesmal, wie immer, will kommen. Einen weiteren Anziehungspunkt erhält die Versammlung dadurch, daß eine Anzahl Drucke lutherischer Schriften aus den Jahren 1520—1531, Wittenberger Drucke, zur Ausstellung gelangen soll. Dieselben, mit interessanten Holzschnitt-Titeln versehen, sind dem Ver ein zu einer einmaligen Ausstellung überlassen worden. —». Wir machen Interessenten darauf aufmerksam, daß die regelmäßigen Versammlungen des neu begründeten OrtsvereinS deutscher Kaufleute und Techniker Freitags Abends 8 Uhr im Hotel „Union", Wiesenstraße, stattsindcn. Der Beitritt zu diesem Vereine ist Allen, die den betreffenden Berufen angehören und ganz besonders denen, welche nicht selbständig sind, warm zu empfehlen und ist solchen, die sich mit den Tendenzen vertraut machen wollen, der Zutritt zu den Versammlungen als Gäste gem gestattet. — In der am Dienstag vom allgemeinen Hausbesitzerverein im Speisesaale des Gasthauses zur Linde abgehaltenen, trotz des un günstigen Wetters sehr zahlreich besuchten Monatsversammlung berichtete zunächst Herr Maler Bielenberg über den von ihm erfundenen durch Reichspatent geschützten Mörtel, sowie über die künstliche Bereitung von Cement. Derselbe erwähnte dabei, daß man hier beim Abputzen der Häuser vielfach nur eine aus Kalk und Asche hergestellte Mischung benütze, welche nur ganz geringe Bindekraft habe und man sich deshalb gar nicht wundern dürfte, wenn frisch geputzte Häuser sehr bald wieder abblättern Nachdem die ausgestellten Mörtelproben von den An wesenden geprüft worden und ein von Herrn Professor Gottschaldt über den Bielenbergschen Mörtel verfaßtes Gutachten, welches sehr günstig lautete, verlesen worden war, gelangte man zu dem Schluffe, daß diese Erfindung von allen Grundstücksbesitzern nur mit Freuden begrüßt werden könne und empfahl außer dem Bielenbergschen Mörtel zum Abputzen der Häuser scharfen Sand mit Graukalk. Ueber den Stand der Stadtvcrordnetenwahlangelegenheit wurde in sehr ausführ licher Weise berichtet und die von der niedergesetzten Wahlkommission Und so that er auch; Serge war noch zu Bett, denn seine Wunde war noch nicht geheilt. Die Ueberraschung von Ribowski war groß. „Du bist krank?" Serge, nicht weniger überrascht wie Ribowski, machte ihn in wenigen Worten mit der Sachlage bekannt. „Ist es möglich" sagte Ribowski statt allen Kommentars, „Jsk es möglich! Wie viel ist vorgefallen in den vierzehn Tagen! Nun, offen gestanden, mir ist es um so lieber. Du hast Dich geschlagen. Du bist verwundet worden. Desto besser. Ich erkläre mich deutlicher, Du hast bewiesen, daß Du nichts gemein hast mit diesem Ab trünnigen " Hierauf erzählte er, auf daS Drängen ron Serge hin, seine Odysseen in dem Gefängniß. Er gab genaue Auskunft über die Festung und da er gut aufgelegt war, hätte man meinen können, daß er von dem Winterpalast spreche. „Im Ganzen," schloß er, „komme ich vorsichtiger, aber aufge brachter wie je zurück. Sie haben uns eine Lehre geben wollen. Ich nehme, was mich anbelangt, sie an, ich werde sie beherzigen. Aber es ist nicht diese Art, die Menschen zu behandeln, die mich dem kaiserlichen Regimente geneigt machen würde, was das an belangt, nein!" „Hattest Du Bücher?" „Ja, Romane; lu florale e» m-tions; eine Abhandlung über Ackerbau . . . kurz eine gewählte Bibliothek . . . Alle diese Bücher athmen Liebe zur Freiheit, zur Gleichheit. Du weißt, das erfüllt mit Lust ..." „Nun, Du bist da, das ist doch die Hauptsache." „Für mich, ja, aber nicht für das Werk Wie weit sind wir?" „Wir find in mißlicher Lage, mein armer Ribowski, in einer schlimmen Stellung; auseinander gesprengt, zerstreut, mißtrauisch. Die dritte Sektion hat sich sehr geschickt gezeigt." „Wir sind nicht dummer wie sie. Weißt Du, auf wen die Verantwortlichkeit wegen unseres Unglücks zurücksällt?" „Auf uns Alle." „Nein, auf einen Einzigen, Wladimir." Serge zuckte die Achseln. „Wir wollen nicht mehr von diesem Jungen sprechen, Ribowski. Wir wollen ihn lassen wo er ist." „Ihn lassen? Wladimir ruhig lassen! Aber er hat seine Mten, schreckliche Aktenstücke; nach unseren Statuten hat er den Tod verdient." Ribowski sprach diese Worte mit großem Gleichmuth und Ruhe; man fühlte, daß er sich für überzeugt hielt und die Sache erschien ihm von geringem Belang. Geistesgestörte, mit einer fixen Idee Be haftete haben diese unerschütterliche Ruhe in ihren grassesten Phantasien. „Also dazu," sagte Serge lächelnd, „hast Du Deine Muße an gewendet?" „Natürlich." „Beabsichtigst Du meinen Rakhschlägen zu folgen?" „Wenn sie gut sind, ja " „Nun, so beschäftige Dich nicht mehr mit Wladimir." (Fortsetzung folgt.)
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