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breitet und derartige Schriften unter anderem auch in die Kasernen, vornehmlich in solche in Darmstadt, Mannheim und in die Kaserne des Kaiser Alexander Garde-Grcnadier-Regimenls in Berlin eingeschmug gelt zu haben. — In Chemnitz haben die Schlosserinnungs meister für ihre Lehrlinge eine Fachzeichenschule er öffnet. Auf diese Weise kann für das selbständige Entwerfen von Arbeitern etwas Gedeihliches erzielt werden. — In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag sind in Reichenbach von den bei den großen Scheu nenbränden im März 1828 und im Januar 1869 verschont gebliebenen, am Ausgange der Teichgasse gelegenen 10 Scheunen weitere.8 ebenfalls ein Raub der Flammen geworden, während die übrigen 2 nie dergerissen wurden. Auch in diesem Falle vermuthet man Brandstiftung. Außer großen Massen von Stroh und Heu ist auch eine nicht unbeträchtliche Quantität ungedroschenes Getreide, sowie Geschirre, Ackergerälhe und dergleichen vernichtet worden. — Vergangenen Sonnabend Abend fand in Reichenbach auf ergangene Einladung der Vor stände des conservativen und liberalen Vereins im ' 22. Reichstagswahlkreise eine Versammlung solcher , Wähler statt, welche gesonnen sind, den beiderseiti- ! gen Compromißcandidaien Herrn A. Niethammer in Kriebstein b. Waldheim bei bevorstehender Reichs- i tagswahl ihre Stimme und sonstige Unterstützung zuznmenden. A. Niethammer trug nach einigen ein leitenden Worten sein Programm in kurzer Weise vor. Nach demselben soll der Zolltarif von 1879 einer längeren Prüfung unterworfen werden, damit Stetigkeit in Handel und Industrie eintrete, mäßige Schutzzölle seien nicht zu entbehren; eine Vermehrung der indireclen Streuern soll nur eintreten, wenn sie zur Bestreitung unabweisbarer ' Bedürfnisse des Reiches und zur Erleichterung der Einzelstaaten bei tragen; das Tabaksmonopol ist anzufechten, weil es zu tief in die Verhältnisse eines weit verbreiteten Industriezweiges eingreife; Colonialpolitik ist zu unlerstützen; einer Neichsunfallversicherungsanstalt wird der Herr Candidat das Wort reden; eine Aenderung des Civilstandsgesetzes ist nicht zu billigen; für die Verlängerung des Socialistengesetzes ist ein zutreten; im Uebrigen steht Herr Niethammer treu zu Kaiser und Reich. Die Versammlung acceptirte dieses Programm, zumal Herr Niethammer verspricht, dem Fürsten Bismarck keine Opposition zu machen. — Unter den Wahlprogrammen, die in der letzten Zeit vielfach ausgetaucht sind, verdient dasjenige des Candidaten für den Döbelner Wahlkreis, Herrn v. Zehmen, besondere Beachtung. Nicht blos weil dieser Patriot eine bedeutungsvolle öffentliche Stel lung in Sachsen einnimmt, sondern wegen der Klarheit und Gediegenheit der ausgesprochenen Grundsätze. Herr v. Zehmen, Präsident der 1. Kammer Sachsens, spricht sich entschieden für die Unfallversicherung industrieller Arbeiter, jedoch unter der Bedingung aus, daß eine directe Staats unterstützung oder eine Uebernahme der Verwaltung der Versicherungsanstalt auf das Reich ausgeschlossen ist, ferner gegen das Tabaksmonopol und gegen die Uebernahme der Eisenbahnen auf das Reich. — Die Obstzucht ist ein sehr einträgliches Geschäft Und sollte von jedem Landwirth rationell betrieben werden. Die Gemeinde Rüdersdorf bei Köstritz hat z. B. in diesem Jahre aus dem Pflaumenanhang, welcher mitten im Orte auf Hecken und kleinen Plätzen, wo nichts anderes wächst, steht, allein circa 600 Mark gelöst. — In dem zum Rittergute Oberschöna bei Frankenstein gehörigen Stunde langen „Kirch bach" ist die Krebspest ausgebrochen. Die Thierc liegen massenhaft im Flußbelte und entwickeln, wenn man sie herausnimmt, einen penetranten Geruch. Vermischtes. Von einem märchenhaft klingenden Funde wird aus der spanischen Hauptstadt berichtet. Sechs junge Leute jagten nämlich vor Kurzem auf der baleari schen Insel Formenlera. Während sie das aufge scheuchte Wild mitten durch das Dickicht verfolgten, sahen sie sich plötzlich einer tiefen Höhle gegenüber. Dichtes Gestrüpp und große Steinblöcke versperrten den Eingang. Erst nach langer, angestrengter Arbeit gelang es den Jägern, die Passage frei zu machen. Aber je weiter sie in die Höhle eindrangen, desto mehr wuchs ihr Erstaunen. Der Gang, der !sich vor ihnen öffnete, war sichtlich von Menschen hand gearbeitet; an den Wänden waren zahlreiche fremdartige Schriftzüge eingegraben. Nach mehr stündiger Anstrengung kamen die jungen Leute in Wien weiten wunderbar erhaltenen Naum von ara- mscher Architektur, in dessen Milte sich zwei riesige Sarkophage von origineller Form aus purem Golde erhoben. In jedem Sarkophage ruhte eine wohler haltene Mumie von ungewöhnlicher Größe. Jene zur Rechten war der Leib einer Frau, die zur Linken der Körper eines Mannes. Auf dem Kopfe der weiblichen Mumie flimmerte ein Diadem von un schätzbarem Werths, um den Hals trug sie ein Collier von riesigen Perlen, ihre Finger waren mit Ringen bedeckt, und an ihren Ohren Karfunkelsteine von dunkelster Färbung und von bisher unbekannter Größe befestigt. Die männliche Mumie trug an der Stirn eine Krone und in der Rechten ein Scepter, beide auf das reichste mit Edelsteinen ge schmückt. Von den glücklichen Entdeckern sind vier an Ort und Stelle geblieben, um den gefundenen Schatz zu bewachen, die beiden anderen haben sich nach Madrid begeben, um sich mit der dortigen Behörde wegen des interessanten Fundes auseinander zusetzen. Zur Charakteristik der Juden. Die Wiener „Tribüne" bringt folgende Gerichtsverhandlung: Der Hutmacherlehrling Alois Swatek und der Spenglerlehrling Moritz Pollaschek, zwei oft abge strafte Burschen lockten bei Hutmachern und Band fabrikanten auf Grund gefälschter Bestellzettel Waaren heraus, die sie wieder verkauften. Eines Tages kam Polaschek mit Hutbändern, welche sie der Firma Schwarz entwendet, zu dem Bandfabrikanten Josef Harrer. Der Buchhalter äußerte, er würde wohl die Bänder kaufen; aber es müßte dec Vater des Burschen kommen und über die Provenienz der Bänder Auskunft geben. Nun war guter Rath theuer. Pollaschek brachte dennoch nach kurzerZeit einen altenMann, welchersich als Vater aus gab. Da der Buchhalter trotzdem Bedenken äußerte und sogar von der Polizei sprach, lief der Vater plötz lich davon, während die beiden Jungen festgenom men wurden. Der „Vater" konnte nicht mehr eruirt werden, doch Pollaschek erzählt hierüber dem Gerichts höfe, er sei auf den Karmeliterplatz gegangen, habe dort einen alten Juden gesehen und ihm 20 Kreuzer ' angeboten, wenn er sich einige Minuten als Vater verwenden lasse. Der Alte habe gesagt, um 20 Kreuzer lhue er das nicht, er müsse 40 Kreuzer haben, die er denn auch erhielt. Votant Oberlandesgerichts- rath Gernerth: Warum haben Sie sich denn gerade einen Israeliten ausgesucht? — Angeklagter Pollaschek: „Ich hab' mir denkt, weil die immer die kecksten sind." (Heiterkeit.) Alois Swalek wurde zu acht Monaten, Moriz Pollaschek zu vier Monaten schweren Kerkers verurtheilt. Zusammenstellung des Bierverbrauchcs auf dem Festplatze des VII. Deutschen Bundesschießens zu München: Schützenlisl 858,or Hltr. Münchner Kindl- bier, Blinder Schütze 301,z« Hltr. Löwenbräubier, Goldener Hirsch 591,«, Hltr. Spatenbräubier, Wil der Jäger 593,7» Hltr. Leistbräubier, Festhalle 539,s» Hltr. Spatenbräubier. Allerlei. Die Ausstellung in Halle hat ein Deficit von ca. 40,000 Mark ergeben. — Eine theure Tapete hat ein Looshändler in Berlin in seinem Schlafzimmer angebracht. Dieselbe ist aus 14,000 Nietenloosen der sächsischen Lotterie herge stellt und repräsentier einen Betrag von rund 66,000 Mark, der thatsächlich dafür an die Gene- raldireclion der Lotterie gezahlt worden ist. — In Amerika hat sich die Witterung schnell geändert. Am vorletzten Sonntag zeigte das Thermometer iu Cheyenne an der Pacific-Eisenbahn 33 Grad (Maumur) Wärme im Schatten und schon am Montag funk es auf den Gefrierpunkt und der Schnee deckte vier Zoll hoch den Boden. Die kalte Lustwelle erreichte am Dienstag die atlantischen Küstenstaaten und äußerte sich auch dort in scharfen Nachtfrösten, wo noch wenige Stunden zuvor die Bewohner unter 28 — 30 Grad Hitze geschmachtet hatten. — Die neuen österreichischen Fünfgulden- noten zeigen eine ganz merkwürdige optische Täuschung, die jedenfalls allen Deutschgesinnten Oesterreichs und allen deutschen Staatsbürgern als gute Vorbedeutung gelten kann. Hält man die Noten gegen das Licht, so erscheint an Stelle des im Medaillon befindlichen Bildnisses des österreichi schen Kaisers dasjenige des Kaisers Wilhelm. Die Erscheinung rührt daher, daß das Bilvniß auf der Rückseite mit dem der Vorderseite verschmolzen wird und eine neue Physiognomie hervorbringt. Auf der Börse, wo man diese Merkwürdigkeit zuerst entdeckte, Hal man deshalb diese neuen Kassenscheine Alliance- Noten genannt. — Schon wieder wird ein Eisen bahnunglück aus Frankreich gemeldet. Auf der Westbahnlinie stieß bei Constans, wo sich die Schienen kreuzen, ein für Havre bestimmter Güter zug mit dem um 6 Uhr 30 Minuten Vormittags nach Pontoise abgegangenen Personenzug zusammen. Zwei Reisende wurden getödtet und mehrere ver wundet, darunter drei, die tödtlich verwundet sein sollen. Der Lokomotivführer des Personenzugs gab noch rechtzeitig Gegendampf, so daß sein Zug, als der Güterzug ihm in die Seite fuhr, schon fast still stand. Ohne diese Geistesgegenwart des Lokomotiv führers würde wahrscheinlich der ganze Personen zug in die Oise gestürzt sein. — In Stockholm brach am Montag gegen Morgen Feuer in den Vorrathsräumen des Königl. Theaters aus. Man hofft bisher noch, die Bühne und den Salon retten zu können. Es herrscht starker Wind. — Die den Herren Clarke und Söhne gehörige Teppichfabrik in Camberwell, eine der größten Fabriken Englands, ist letzten Sonntag abgebrannt. Alle Anstreng ungen, des entfesselten Elementes Herr zu werden, blieben erfolglos. Das ganze Gebäude, sowie das riesige, auf Millionen geschätzte Waarenlager wur den ein Raub der Flammen. Neueste Nachrichten. Mannheim, 10. October. Hier wurde Köpfer, in Wiesloch Diemer, Beide Demokraten, am Sonn abend in den badischen Landtag gewählt. Paris, 10. October. Gambetta wird morgen hier erwartet. Wie Ferry selbst seinen Freunden erklärte, ist alle Hoffnung auf eine Cabinet-Com- bination Gambetta-Ferry aufgegeben und erwartet man ein radikales Cabinet Gambetta mit der Union Republicaine als Basis. — Es verlautet, Gambetta werde demnächst eine Unterredung mit Grevy haben, die den Grafen St. Vallier aus Berlin nach Paris beordert, um mit ihm den Eindruck eines eventuellen Cabinets Gambetta in Berlin zu besprechen. Der „Telegraph" will wissen, Bismarck habe ausdrück lich erklärt, er werde die Eventualität ohne alle Be denken sehen. Standesamts-Nachrichten von Waldenburg. Geboren: 1. Sept.^. Schneider Ernst Paul Lange h. S. — 3. e. unehel. S. h. — 5. e. machet. S. h. — 7. d. Fabrikarbeiter Carl August Hähnel h. T. — 9. d. Mau rer Hermann Oswald Claus in Altwaldenburg S. —11. d. Weber Carl Paul Schwager h. T. — D. Weber Carl Hermann Zemisch h. S. — 17. d. Müller Otto Ferdinand Paul Kerften h. S. — 20. d. Fabrikarbeiter Carl Wilhelm Haneck in Altwaldenburg S. — 22. d. Handelsmann Ju lius Hermann Hahn h. S. — 23. d. Strumpfwirker Gustav Adolf Winkler in Eichlaide S. — 28. d. Schuhmacher Josef Apollinaris Holleschofsky in Altwaldenburq T. — 2. Oct. e. unehel. S. h. Verehelicht: 10. Sept. Kaufmann Ernst Emil Stein hier mit Marie Emilie Languth hier. — Kellner und Strumpfwirker Clemens Julius Rudolph hier mit Agnes Laura Wagner hier. — 26. Amtsgerichtsrendant Hermann Oswin Löschner hier mit Anna Prescher hier. — 1. Oct. Buchbinder Kurt Lothar Benno Gärtner hier mit Marie Theresie Bauch bier.^ Gestorben: 9. Sept. e. unehel. S. in Altwaldcnburg, 22 T. — 10. Laura Rosalie verw. Hofmann geb. Pinther hier, 82 I. 11 M. 3 T. — 16. Emma Sophie verw. Rath Käuffer geb. Ayrer hier, 79 I. 1 M. 19 T. — 18. d. Fabrikarbeiter Carl August Hähnel hier T. 10 T. — 21. Strumvswirkermeister Friedrich August List hier, 63 I. 1 M. 7 T. — 22. d. Strumpfwirker Carl Louis Flehmig in Altwaltenburg S., 2 M. 22 T. — 24. d. Strumpf wirker Ferdinand Reinhold Neuhaus in Altwaldenburq S., 3M. — 28. d. Müller Otto Ferdinand Paul Kersten h. S., 11 T. — 3. Oct. Alfred Marx aus Dresden, 1 I. 3 M. 20 T. Markt-Preise von Waldenburg am 11.'October 1881. 88 Kilogramm Weizen 17 Mk. — Pf. bis 19 Mk. 75 Pf. 80 Kilogramm Korn 14 Mk. 50 Pf. bis 16 Mk. 50 Pf. 70 Kilo gramm Gerste 11 Mk. 75 Pf. bis 12 Mk. 50 Pf. 50 Kilogramm Hafer 6 Mk. 75 Pf. bis 8 Mk. — Pf. Kilogramm But ter 60 Pf. bis 64 Pf. 4 Stück Eier 24 Pf. bis — Pf. '/» Kilogramm Rindfleisch 55 Pf. bis 60 Pf. V» Kilo gramm Schweinefleisch 70 Pf. bis — Pf- V- Kilogramm Schöpsenfleisch 60 Pf. bis — Pf. V» Kilogramm Kalbfleisch 50 Pf. bis — Pf. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Hlauchau: früh 6. 33, Borm. 10. 57, Nachm. 2. 24 und 5. 24, Abends 8. 46. In der Richtung Wurzen: Vorm. 8. 22, Nachm. 12.18 (nur bis Großbothen) und 3. 35, Abends 6. 35 und 9. 43 (nur bis Penig). Ankunft der Bahnzüge in Waldenburg. Aus der Richtung Klauchaur Vorm. 8. 21, Nachm. 12 12 und 3. 30, Abends 6. 33 und 9. 42. Aus der Richtung Wurzen: früh 6. 26 (von Penig ab), Vorm. 10. 56, Nachm. 2.14 und 5. uO (von Großbothen ab), Abends 40. Ortskalender von Waldenburg. Aürstl. Sparkasse: Geöffnet Dienstags und Sonnabends von Vorm. 8—11 und Nachm. von 2—5 Uhr. ?oss- und Telegrapheu-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 7—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u. Feiertags von Vorm. 7—9 und 11—42 Uhr, Nach mittags 5—7 Uhr. Königl. Steueramt: Obergasse 41. Expeditionsftunden von Lorin. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Uhr. Keuerstguale: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadl, be: 2 Schlägen in Altwaldenburg und Eichlaide, bei t Schlag in Altstadt-Waldenburg. Kürstl. Museum: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 1—6 Uhr. Sonn- und Feier, tags von Vorm. 11—7 Abends. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Bor. mittags 8—42 Uhr, Nachmittags von 2 —6 Uhr. Son.'- tags geschlossen. Für Eheschließungen nur Äittwo.ls und Sonnabends Vormittags ge5stnet.