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Hilfen zurückzugewähren, abgeschlagen worden ist. Da die Stadtvertreter indessen ihre Bitte auch jetzt noch für eine ganz berechtigte halten, so haben sie sich mit derselben gleichzeitig an das Gesammt- Ministerium und an die Landesvertretung gewandt und fordern eine Entschädigung von 50,000 Mark. — In Schneeberg kann infolge eines von den städtischen Collegien beschlossenen und vom Ministe rium des Innern genehmigten Regulativs der Stadl- rath von den dortigen Hausbesitzern die Herstellung von Trottoirs von behauenen Granitplatten oder, dafern deren Legung unthunlich erscheint, die Pflaste rung mittelst bossirter Steine fordern. Die Aus führung der Arbeiten geschieht durch die Stadtver waltung; den Hausbesitzern, die zur Legung von Trottoirplatten verpflichtet werden, wird ein Drittheil der auf Herstellung des Fußwegs aufgewendeten Kosten aus der Stadtcasse vergütet. — Am 16. September brannte in Riesa eine dem Gutsbesitzer Hofmann gehörige, im Garten untergebrachte Strohfeime nieder. Drei noch nicht schulpflichtige Knaben haben durch Spielen mit Streichhölzern das Feuer verwahrlost. — Der stärkste Nadelholzbaum Deutschlands be findet sich im Olbernhauer Staatsforstreviere, von genannter Stadt in südwestlicher Richtung 3,s Nm entfernt. Der Baum dürfte ca. 500 Jahre all sein; er hat 1,4 m über dem Boden gemessen, einen Durch messer von 2,i» in und eine Scheitelhöhe von 47,4 m. Der Masseninhalt der Tanne berechnet sich zu 71,8» Festmeter. Vermischtes. Unerwartete Belohnung. Hinsichtlich einer von Frl. Lilli Lehmann in Berlin eigenhändig genommenen Salisfaction berichtet die „Staatsbttrgerzeitung" über diesen Vorfall, welcher die sanftmttthige Rheintochter in eine kampfesmulhige Walküre metamorphosirt zeigt, nachstehende Details: „Vor einigen Tagen brachte der „Börsencourier" in seiner manierirten Schreibweise einen hämischen, hier nicht wiederzu gebenden Angriff auf die Ehre der königl. Kammer sängerin Frl. Lilli Lehmann. Da das wiederholte Verlangen des Frl. Lehmann, diese Schmähung zu rückzunehmen, ohne Erfolg blieb, begab sich dieselbe in Begleitung des frühern Opernsängers Stockhausen am Montag nach dem Redactionsbureau des „Börsen- couriers" und forderte hier Hrn. Robert Davidsohn persönlich auf, ihr Tenugthuung zu geben; als der ritterliche Herr sich auch jetzt noch der Dame gegen über nicht dazu verstehen wollte, nahm sich Frl. Leh mann die ihr verweigerte Salisfaction, indem sie mit den Worten: „Adieu denn, Hn- Redacteur!" Hrn. Davidsohn eine kräftige Ohrfeige verabreichte. Die Absicht dieses Herrn, an der Dame Revanche zu nehmen, wurde durch den Zeugen, Hrn. Stock hausen, glücklich verhindert. Diese freilich drastische, aber durch das ganz unqualificirbare Benehmen des Hrn. Davidsohn erzwungene, lediglich der Nothwehr entsprunge Handlungsweise hat Frl. Lilli Lehmann allgemeine Anerkennung eingetragen." Das neueste „Disch. Tgbl." berichtet, daß nach Schluß der Vor stellung im Opernhause vor den am Gendarmen markt belegenen Redactionsräumen des .„Berliner Börsencouriers" dem Frl Lilli Lehmann ^ostentative dröhnende Hochs gebracht wurden, und schreibt dann weiter: Damit hatte die Aufregung des Abends ihren Abschluß erreicht. Jedenfalls war diese urkräf tige Demonstration ein beredter Ausdruck für die Beurtheilung, welche das Publikum einer Sorte von Journalisten zu Theil werden läß^ die lediglich im Dienste des Skandals stehen und den dunkeln Punkt in der Berliner Schriftstellerwelt bilden. Zu unserer Genugthuung können wir aus eigener An schauung constaliren, daß selbst politische Freunde und Stammesgenoffen des geohrfeigten Literaten, selbst Solche, welche die rasche, ernergische Selbst- vertheidigung der gekränkten Sängerin an und für sich nicht billigen, sich an den Ovationen sehr leb haft betheiligt haben. Im allgemeinen Interesse aber wollen wir hoffen, daß das Geschehniß eine Warnung ist für jene ganze literarische Clique, die nur schreibt, um Gift und Lüge, Schmutz und Infamien, Bosheit und Hader in die Welt zu streuen." Allerlei. Ueber die Festnahme einer abenteuer lustigen Berlinerin bringen Wiener Blätlec folgende Mitlheilung: Vorgestern (14.) wurde nächst der Noßaucrbände ein junger Bursche verhaftet, der mit einem Flosse von Linz anlangie. Bald stellte es sich heraus, daß der wegen Bedenklichkeit Ange haltene nicht ein Mann, sondern ein als Mann ver- s kleidetcs Mädchen war. Anna S., so ist der Name der Verhafteten, war ihren in Berlin wohnhaften Eltern entflohen und legte den Weg von Berlin nach Linz zu Fuß und von dort nach Wien aus einem Flosse zurück. Die Männerkleider will sie deshalb angelegt haben, um auf dem Wege nicht angehalten zu werden. Gestern wurde sie wegen falscher Meldung dem Bezirksgerichte übergeben. — In Berlin ist am Sonntag ein Jude, namens Elias Cohn, zum Christenthum übergetreten. Als der Taufact, der in der Klosterkirche stattfand, vorüber war, wurde der Täufling auf der Straße von einigen jüngern jüdischen Leuten insultirt; zwei Bengel stellten sich vor Cohn, der in Begleitung des Pastors ging, hin, einer griff in das Portemonaie und hielt Cohn eine Mark mit den Worten hin: „Hier hast Du was: denn die Christen werden Dir doch nichts geben!" Andere ließen sich in ähnlicher Weise aus, bis sich Täufling und Pastor in eine Droschke retteten. So treiben sie's. — In Frei burg i. Br. wurde dieser Tage ein Weinschmierer, Samuel Weil von Riegel am Kaiserstuhl, der ge machten Wein als Naturwein verkauft hatte, zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. — Das Testament der Gräfin Hatzfeldt, welche im Januar d. I. verstarb, ist, wie man aus Berlin meldet, eröffnet worden. Der interessanteste Punkt desselben ist der Wunsch der Gräfin, daß die Gebeine des So- cialisten Lassalle neben den ihrigen ruhen mögen. Es ist die Frage, ob die Verwandten Lassalle's zur Exhumirung seiner Leiche, die bekanntlich auf dem jüdischen Friedhöfe in Breslau bestattet liegt, die Einwilligung geben werden. — Im nördlichsten Norwegen hat man jetzt das schönste Sommerwetter und eine reiche Heuernte. — Das Tifliser (Kaukasien) Blatt „Droeba" meldet über folgende Thatsache, welche wohl eben nur in Ruß land möglich ist: Neulich erkrankt plötzlich die ganze Garnison des Städtchens Osurgeti unter choleraähnlichen Symptomen. Sofort wurde aus Kutais telegraphisch ein Militärarzt herbeigerufen; bis zur Ankunft desselben gelang es aber dem ofui- getischen Arzt Herrn Dawitianz zu constaliren, daß die Soldaten in Folge Genusses von Mehl erkrankt seien, welches aus dem letzten türkischen Kriege als verdorben zurückgeblieben war, jedoch auf Befehl des Regiments-Commandanten zum Brodbacken ver wendet werden mußte. Wo blieb bas hierdurch er sparte Geld? Auch der aus Kutais angekommene Militärarzt constatirte dieselbe Ursache der Erkrankung des ganzen Regiments, indem er von dem Commiß- brod einem Schweine zu essen gab, welches kurz darauf unter gleichen Vergiftungssymptomen veren dete. Dessen ungeachtet gab der Militärarzt in seinem officiellen Rapport „ungesunde Luft" als Ursache der plötzlichen Erkrankung der ganzen Garnison an, und sofort wurde diese von Osurgeti nach den be nachbarten Orten verlegt. — Der von Berlin über Holzminden kommende Schnellzug ist bei der Ein fahrt in den Bahnhof Schwerte bei Essen auf eine Rangirmaschine aufgefahren. Der Lokomotiv führer der Rangirmaschine und beide Packmeister des Schnellzuges wurden verletzt, die Paffagiere blieben unbeschädigt.. Beide Maschinen und zwei Packwagen sind entgleist, der Betrieb aber nicht ge stört. — Die bisherigen Recherchen über den Brand in den kaiserlichen Stallungen in Konstantinopel ergaben bis zur Evidenz, daß das Feuer von bös williger Hand angelegt war. Nach verschiedenen Anzeichen zu schließen, war beabsichtigt, den ganzen Dolma-Bagdsche-Palast in Brand zu stecken. — In Wien ist am 20 d. jder internationale literarische Congreß eröffnet worden. — Im Bahnhof Dole (Frankreich) fand am 19. d. ein Zusammenstoß zweier Personenzttge statt, wobei 29 Personen ver letzt wurden. — In Tiflis ist am 20. d. der archäologische Congreß eröffnet worden. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) D.-6c. 6. Unsere Dienstboten. (Schluß.) Aber es wäre ganz gewiß ungerecht geurtheilt, wollte man den Grund des häufigen Dienstwechsels allein in der Untauglichkeit, in den Untugenden der Dienstleutesuchen; vielmehr beruht auch das Dienstverhältniß auf einer ge wißen Gegenseitigkeit, welche auf beiden Seiten nicht bloß Rechte, sondern auch Pflichten bedingt. Wenn also einer seits die lange Dienstzeit ebenso gut ein Verdienst der Herrschaft ist, als des Gesindes, so kann doch auch andrer seits ein guter Dienstbote kein Glück in Herrschaftstreffern haben und dadurch gezwungen sein, eher als ihm selbst lieb ist, zu wechseln. Auch ist der Wunsch, sich im Lohn und in wirthschaftlicher Ausbildung zu verbessern, an sich ein unverwerflicher, wenn er sich nicht ins Schrankenlose steigert. Die Dienstboten können eben auch nicht beim alten Geld, Maß und Gewicht stehen bleiben. Und wenn auf der einen Seite es für manches lebhafte oder nicht gut gezogene Kind eine schwere Aufgabe ist, sich in der Atmo sphäre eines fremden, vielleicht vornehmen Hauses zurecht zu finden, in fremder Denk- und Lebensweise gänzlich auf zugehen, so geschieht andrerseits von mancher Herrschaft wenig oder nichts, ihm dieses Loos zu erleichtern oder freund lich zu gestalten. Keine Stunde des Tages vom frühen Morgen bis zur sinkenden Xiacht wird dem Dienstmädchen zur Instandhaltung ihrer Kleidung gegönnt, sondern es wird auf die wenigen Sonntagsstunden vertröstet. Durch Spalten und Ritzen finden Regen und Sturm zu dem Dachkämmerchen Zugang, in welchem altwafchene Wäsche und altes Gerümpel die nächtliche Gesellschaft des darin schlafenden Dienstboten bilden. Was man von den eignen Schlaf- und Wohnräumen als gesundheitsschädlich mit Aengstlichkeit fern hält, findet man dort keiner Beachtung werth. Wie kann ein Dienstbote sich dabei heimisch fühlen lernen, hatte er es doch zu Hause bei ärmlichen Verhält nissen viel behaglicher und traulicher. — Nicht selten exi- stirt auch bei Herrschaften die Gewohnheit, für das Gesinde einen ganz anderen, d. h. geringeren Tisch zu führen, als für sich. Wenn nun auch die Dienstleute nicht von jedem guten Biffen des herrschaftlichen Tisches haben müssen, so ist doch die konsequente Aufrechterhaltung der gedachten Gewohnheit geeignet, Neid, Mißgunst und Naschhaftigkeit zu erwecken und zu nähren. Hielte sich ferner die Herrschaft bei allen Gelegenheiten, wo sic zu Tadel Veranlaffung zu haben glaubt, die Frage vor: „Wie, wenn wir nun Ambos wären und unsere Dienstboten Hammer," — ich glaube, die Schimpf- und Scheltworte regneten feltner und weni ger dicht auf das Haupt der letzteren herab. — Manche Hausfrauen haben es sich geradezu zum Prinzip gemacht, auch nach längeren, besten Erfahrungen ein gewisses Miß trauen gegen das Gesinde zur Schau zu tragen, indem Alles ängstlich verschlossen und auch bei jeder kürzeren Abwesenheit die Aufsicht über das Hauswesen einer außer demselben stehenden Person übertragen wird. Man will dadurch dem Gesinde eine heilsame Furcht einflößen; aber wo soll denn das Vertrauen Herkommen? — Manche der so viel beklagten Untugenden der Dienstboten hat auch in einer falschen Schwäche, einem Vorurtheil, einer Kurzsich tigkeit einer sonst guten Herrschaft ihren Grund. Die Hausfrau will sich in Bezug auf die Jahrmarkts- und Weihnachtsgeschenke von anderen Frauen nicht übertrum pfen lassen und macht deshalb ungebührlich große Ausga ben. Was Wunder, wenn dann auch die Ansprüche der Dienstboten ins Ungemeffene wachsen! Eine andere Herr schaft übernimmt sich wohl nicht im Werthe der Geschenke, aber sie giebt dem Gesinde nur eitlen Tand, Flitterwaare oder überhaupt Dinge, welche die jugendliche Eitelkeit, den Hang zur Verschwendung zu steigern imstande sind. Vielmehr muß es Aufgabe jeder Herrschaft sein, ihre Dienst boten zur Ordnung und Sparsamkeit anzuhalten, damit sie sich von selbst jederzeit der Schranken ihres Standes be wußt bleiben. — Blieben sich überall beide Theile immer ihrer Pflichten ebenso stark bewußt, wie ihrer Rechte, so würden Johann XXIII. — nämlich nicht der Papst, son dern der Hausknecht — und Wilhelmine XXV. zu den Seltenheiten gehören. Neueste Nachrichten. Paris, 20. September. Der „Temps" berichtet heute, daß sich bet den Verhandlungen über den englisch-französischen Handelsvertrag neue ernstliche Schwierigkeiten ergeben haben und zwar in Folge der starken englischen Forderungen. Paris, 20. September. Präsident Grevy wegen der früheren Einberufung der Kammer telegraphisch von den Ministern befragt, antwortete, er sehe zur Einberufung keine Veranlassung. — Heute Abend findet wieder ein Ministerrath statt, wo es sich be sonders um die Frage handeln wird, wie die Aus lagen für den Krieg in Tunis und Algier bestritten werden sollen. Man behauptet, es wären bereits hundert Millionen Francs ausgegeben. Heute kursirte das Gerücht, der Finanzminister Magnin habe sich geweigert, weitere Summen ohne Erlaub- niß der Kammer herzugeben; er verlange Einbe rufung der Kammer, oder er werde demissioniren. Bis jetzt ist diese Nachricht nicht bestätigt, doch gilt sie als Symptom der in Regierungskreisen herrschen den Verwirrung. Marktbericht. Berlin, 20. Septbr. Weizen loco 200—2Z5, September- October 232,50, October-November 228,50, April-Mai 227,25. Roggen loco 189 00, Sept. 189,70, September-October 185,70, April-Mai 170,50. Spiritus loco 60,70, September 60,20, September-October 57,90, April-Mai 55,90. Rübö! loco 56,00, September-October 56,00, April-Mai 56,60. Leipzig, 20. Septbr. Weizen loco 240—245. Roggen oco 000—000. Spiritus loco 60,50. Rübö! loco 57,00. Ankunft der Bahnzüge in Waldenburg. Aus der Richtung Glauchau: Borm. 8. 21, Nachm. 12 12 und 3. 30, Abends 6. 33 und 9. 42. Aus der Richtung Wurzen: früh 6. 26 (von Penig ab), Vorm. 10. 56, Nachm. 2.14 und 5.20 (von Großbothen ab), Abends 8. 40. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Glauchau: früh 6. 33, Vorm. 10. 57, Nachm. 2. 24 und 5. 24, Abends 8. 46. In der Richtung Wurzen: Vorm. 8. 22, Nachm. 12.13 (nur bis Großbothen) und 3. 35, Abends 6. 35 uac 9. 43 (nur bis Penig). Ortskalender von Waldenburg. Soft- und Hckegraphen-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 7—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u. Feiertags von Norm. 7—9 und 11—12 Uhr, Rach mittags 5—7 Uhr. Aönigl. Steueramt: Obergasse 41. Expsditionsstunden von Vorm. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Ubr. Keuerfignake: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadt, bei 2 Schlägen in Altwaldenburg und Euhlaide, bei I Schlag in Altstadt-Waldenburg. I-ürstk. Museum: Geöffnet Wochentags von Borm. 8—12 Uhr, Nachm. 1—6 Uhr. Sonn- und Feier tags von Vorn,. 11—7 Abends. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Vor mittags 8—12 Uhr, Nachmittags von u —r: Uhr, So-- - - tags geschlossen. Für Eheschließungen nur Mittwols »nd Sonnabends Bormittags geöffnet. Worschußverein, Schönburger Hof, parterre: Geöffnet o-rr Vormittags 9—12 Uhr und von Nachmittags 2-6 Uhr. Sonntags geschlossen.