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und gemäßigten Liberalen, Rentier Roth, Candidat der Fortschrittspartei und Secessionisten und Auer, Candidat der Socialdemokraten; 17. Wahlkreis (Glauchau) Fabrikbesitzer Leuschner, Candidat der Ordnungsparteien und Auer, Candidat der Social demokraten; 18. Wahlkreis (Zwickau) Commerzien- rath Kürzel in Crimmitschau, Candidat der Conser- vativen, Baumeister Wolf-Zwickau, Candidat der Fort schrittspartei und Lange, Candidat der Socialdemokra ten; 19. Wahlkreis (Schneeberg) Rittergutsbesitzer Ebert-Leubnitz, Candidat der Ordnungsparteien und Liebknecht; 20. Wahlkreis (Zschopau) von Fink, Candi dat der Conservativen, NedacteurKutzschbach-Chemnitz, Secessionist undWiemer, Candidat der Socialdemokra ten; 21. Wahlkreis (Annaberg) Fabrikbesitzer Holzmann, Candidat der Liberalen, von den Conservativen war Geh. Regierungsrath Böttcher-Dresden in Aussicht genommen, doch soll derselbe abgelehnt haben; 22. Wahlkreis (Reichenbach) Niethammer auf Kriebstein, Candidat der Conservativen und Nationalliberalen, Lingke-Dresden, Candidat der Fortschrittspartei und Viereck, Candidat der Socialdemokraten; 23. Wahl kreis (Plauen) Staatsanwalt vr. Hartmann, Can didat der Conservativen, Superintendent Landmann, Candidat der Nationalliberalen und Director Grahl- Döhlen, Candidat der Fortschrittspartei. Eine Wiederwahl haben abgelehnt: Oberbürgermeister Streit-Zwickau, Stadtrath Vopel-Chemnitz, Or. Rentzsch-Berlin, Fabrikbesitzer Grützner in Hainitz bei Bautzen. — Gegen Herrn Pastor vr. Sülze liegt seiten des sächs. Consistoriums wiederum eine Disciplinar- untersuchung vor; so viel man aus den spärlichen Zeitungsmittheilungen entnehmen kann, wegen seines Conftrmanden-Unterrichts, der von der Fundamen tallehre der ev.-luth. Kirche abweichen soll. Herr vr. Sülze hatte in dieser Sache eine schriftliche Antworr an das Consistorium zu geben und diese ist, wie sie das „Deutsche Prot.-Bl." mittheilt, be- merkenswerth energisch. Den ebionitischen Ausdruck „bloßer Mensch" bez. Jesu brauche er nicht, weil er ihn für falsch halte (Ebioniten: eine jüdisch-christliche Sekte, die die Gottheit Jesu verwarf, aber die Be schneidung beibehielt). Die wahre Menschheit Jesu betone er entschieden, denn wem sie zweifelhaft werde, der dispensire sich von der Nachfolge Jesu und da mit von seiner höchsten Lebensaufgabe. DieThat- sache „Gott war in Christo" halte er fest, weil er überhaupt das Christenthum, die Religion, den Glau ben an das Gottesreich festhalte. Weiter könne die Kirche Nichts von ihm fordern und laste er sich kein knechtisches Joch auflegen. — Ein an die Wähler des IV. sächs. Reichs tagswahlkreises gerichtetes social-demokratisches Flug blatt zu Gunsten Liebknechl's ist von der Kgl. Kreishauptmannschaft Dresden verboten worden. Wegen des kürzlich gleichfalls verbotenen Flugblattes: „An die Wähler des VII. Reichstagswahlkreises zu Gunsten des Cigarrenarbeiters Geyer zu Großenhain ist gegen die Verfasser und Verbreiter Voruntersuch ung eingeleitet worden. — Ein Beamter des Leipziger Castenvereins, Namens Böcker, ist, wie das „Lpz. Tgbl." meldet, seit einigen Tagen flüchtig geworden und hat sich herausgestellt, daß derselbe einen Betrag von 17,000 Mk- unterschlagen hat. Der Flüchtling ist jedoch am vorigen Freitag in Havre verhaftet worden. Er hatte sich in Hamburg auf dem Dampfer „Cimbria" nach New-Jork eingeschifft. Durch Beiseiteschaffen von Wechseln, welche zum Jncasso auf Giro-Conto eingeliefert word-en sind, ist diese Defraudation mög lich geworden. — Vergangenen Sonntag Nachmittag 1 Uhr 47 Minuten traf, von Aue kommend, der Socialisten- führer W. Liebknecht in Chemnitz ein. Von zwei Gesinnungsgenossen vom Bahnhofe abgeholt, begab er sich mit diesen nach einiger Zeit nach Gablenz, woselbst sich in einer Restauration eine weitere An zahl Gleichgesinnte mit ihren Frauen eingefunden hatte. 6 Uhr 15 Min. reiste dann Liebknecht in der Richtung nach Aue wieder ab. Liebknecht wurde während seiner Anwesenheit polizeilich überwacht. — In Schwepnitz feierte der Glasmachermeister Joses Rohrbach am 22. September sein 50jähriges Meister-Jubiläum. Seit ca. 60 Jahren ist derselbe bereits in Glashüllenwerken thätig gewesen und er freut sich trotzdem noch einer vollständigen Rüstigkeit und Frische. Durch mannigfache werthvolle und passende Geschenke wurde der Jubilar freudig über rascht. Derselbe gedenkt noch einige Jahre rüstig weiter zu arbeiten. — Ein Privaltelegramm des „Dr. I." aus Zittau meldet, daß der lreuverdienle Direclor des Johannenms daselbst, Schulrath Professor Kümmel, am Sonnabend Vormittag während einer Con- ferenz inmitten des Lehrercollegiums von einem Schlaganfall betroffen worden und alsbald ver schieden ist. Vermischtes. Die alte Mauer Jerusalems. Im Anschlusse an den kürzlich in Berlin tagenden Orientalisten-Con- greß hielt die Berliner Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Palästina's ihre Generalversammlung, wobei der von dem Vereine nach Palästina gesen dete Licentiat Guthe über das Resultat der Aus grabungen berichtete, welche derselbe von Mitte März bis August d. I. auf dem Boden des alten Jerusalem anstellte. Es gelang ihm nämlich, im Süden der Stadt, unweit vom heutigen Heiligthume der Moslim, Spuren und bedeutende Reste der alten Stadtmauer Jerusalems und innerhalb der selben trefflich ausgemauerte Bassins und alte Was seranlagen zu entdecken. Es sind dies Partien der Stadt, die schon vom Propheten Nehemias erwähnt sind. Guthe hält die Wasserbassins für die eigent liche Stelle des Siloah-Teiches und die Mauerreste hat er ziemlich sicher als jene Stelle bestimmt, wo die Burg der Jebusiter stand, durch deren Erober ung König David sich in Jerusalem festsetzte und von wo aus er seine Herrschaft über das Land ausbreitete. Ueber ein Rabbinergericht schreibt das „Lodz. Tageblatt" Folgendes: In einem Grenzdorfe im Gouvernement Kielce saßen kürzlich bei geschlossenen Thüren drei Rabbiner über einen Juden zu Gericht, der angeklagt war, den Grenzwächtern einen im Ueberschreiten der Grenze begriffenen Zug jüdischer Schleichhändler verrathen zu haben, wobei der Füh rer des Zuges von einem der Grenzwächter erschossen worden war. Das Gericht erkannte in allen drei Instanzen den Angeklagten für schuldig und verur- theilte ihn: 1) 300 Rubel als Gerichtskosten zu erlegen; 2) der Synagoge in Mzechowo tausend Rubel zu opfern; 3) der Familie des erschossenen Schleichhändlers täglich anderthalb Rubel auszuzah len; 4) der Mutter des Erschossenen zu jedem Jahr markt ein Zweigespann zur Verfügung zu stellen und ihr außerdem zum Lebensunterhalt täglich zwanzig Kopeken zu zahlen, und 5) vom ersten Voll mond ab die strengsten Fasten zu beobachten, zu deren Verschärfung er sich auch noch des Bettlagers zu enthalten hat. Bei Nichtbefolgung einer dieser Urtheilsbestimmungen setzen sich der Angeklagte und dessen Erben der Gefahr aus, keinen Einlaß in die Synagoge zu erhalten. Die Waldbrände in Amerika. Wie es bei den in Europa nur dem Namen nach gekannten Elemen- tar-Katastrophen der Waldbrände in Michigan zu zugehen pflegt, schildert ein Augenzeuge folgender maßen: Der Annäherung des Feuers ging am 2. und 4. September erst eine vollkommene Finsterniß und dann ein kupferrothes Firmament voran; später verwandelte sich die Farbe des Himmels in tiefes Roth und Montag, 4. September nachmittags, trat eine neue Verfinsterung ein, so daß die Leute sich nur mit Laternen in ihren Gehöften oder auf den Weg.m, welche sie einschlagen wollten, zurechtzufin den vermochten. Dabei war die Luft glühend heiß und derartig von Dunst und Qualm geschwängert, daß das Athmen zu einem steten Kampfe wurde. Und dann kam das Feuer selbst herangerast und vertilgte Alles, was es auf seinem Wege erreichte. Ost wirbelten auf den Flügeln der entfesselten Winds braut ganze Massen von brennenden Materialien durch die Luft, welche dort, wo sie niederfielen, neue Feuer entzündeten. Selbstredend waren die Menschen machtlos, gegen eine solche Verheerung anzukämpfen, sie konnten höchstens versuchen, ihr Vieh vor sich herzutreiben, um. es an gesicherte Stellen zu bringen. Aber wo gab es solche Stellen? In den meisten Fällen mußten die Flüchtlinge nicht nur ihr Vieh im Stich lassen, sondern sie wurden auf der weiteren Flucht auch selbst vom Erstickungs- und Flammentode erreicht. Allerlei. Der Herzog von Anhalt wird den in Zerbst vom Feuer zerstörten Schloßthurm in seiner bisherigen Gestalt wieder Herstellen lassen. Die Pläne und Zeichnungen der Anlage sind noch vor handen. Mit dem Bau wird im künftigen Früh jahre begonnen werden; vor Eintritt der Winters erhält die Brandruine eine provisorische Bedachung. — Die Amerikaner wissen fortwährend etwas Neues aufzubringen. Wenn sie jetzt Wirthshäuser bauen „zum Hirschen, zum Büren, zum Elephanten" rc., so hallen sie sich nicht lange mit Malereien von Schildern auf, sonden bauen gleich das betreffende Thier oder was es ist, in seiner leibhaftigen Gestalt. Mit dem Elephanten haben sie den Anfang gemacht. Das Gebäude wird in South Atlantic City errichtet und mißt 44 Fuß in der Höhe, 35 in der Länge und 22 in der Breite. In den beiden Hinterfüßen führen Wendeltreppen in die im Bauch befindlichen Säle. Die Stoßzähne dienen als Abzugsröhren für Rauch und Dunst aus der im Kopf eingerichte ten Küche. Den Rücken wird ein Pavillon zieren, der als Aussichtsterrasse und Rauchsalon dient. Der Preis dieses Gebäude-Ungeheuers ist auf 28,000 Dollars veranschlagt. — In Berlin haben durch die Erleuchtungs - Verwaltung Feststellungen stattgefunden, welche ergaben, daß viele Consu- menten gegenwärtig statt Gas Petroleum brennen und daß rund 11,000 Gasleitungen, durch welche an Pivate früher städtisches Gas geliefert wurde, jetzt unbenutzt bleiben, viel gespart wird und vor züglich viel Petroleum gebrannt zu werden pflegt. Es sind damit etwa ein Fünftel der städtischen Gasleitungen für Private unbenutzt. — Der Silber- minen-König Makay, der reichste Mann Amerikas, der 330,000 Mark tägliches Einkommen hat, ist als Vergnügungs-Reisender in Berlin eingelroffen. — Das Petroleumfieber scheint einen weiten Um fang zu nehmen, denn jetzt hat man auch bei Har burg Haideland zu hohen Preisen erworben und bohrt lustig darauf los, ohne indeß bisher Petro leum gefunden zu haben. — Baron Hirsch in Wien hat zur Beförderung der Auswanderung russi scher Juden nach Amerika eine Million Francs gespendet. Möge er recht viele Nachahmer finden. — Aus Ungarisch-Hradisch wird telegraphirt: Der dortige Schmied Franz Tichy hat erst sein Weib erdrosselt, dann seine vier Kinder abgeschlach- tei und sich hierauf erhängt. — In den letzten Tagen ist die Stadt Orsogna in den Abruzzen in Italien durch ein Erdbeben fast völlig zerstört worden. 4000 Personen sind ohne Obdach. Die italienische Regierung hat 400 Militärzelte und eine Unterstützung in Geld hingesendet, was aber Alles nicht hinreicht, um das Elend zu heben. — In Oswiecim fing während des Neujahrsgoltesdienstes am 25. d. in der gepfropft vollen Synagoge eine Gardine Feuer, das bald gelöscht wurde. Während des hierbei entstandenen Tumultes brachen die auf den oberen Theil der Frauenabtheilung führenden Treppen uno ein Theil derselben mit den darauf dem Ausgange zudrängenden Frauen und Kindern ein. Getödtet wurde Niemand, auch Niemand schwer verletzt. Die unter den Treppen begrabenen Frauen und Kinder wurden herausgezogen, die auf der Gallerte gebliebenen auf Leitern durch die Fen ster herabgeholt. — In Teplitz wurde am 25. d. das Kaiser Josef-Monument enthüllt. — In der Nähe von Verdun in Frankreich ist kürzlich der Blitz in eine auf dem Marsche befindliche Compagnie gefahren und hat vier Mann getroffen. Einer war sogleich todt. — Wie die „Frkf. Ztg." aus Frank furt berichtet, ist dort dieser Tage ein Ochse ge schlachtet worden, der bei einem Gewichte von über tausend Pfund zwei Nieren hatte, die allein 140 Pfund wogen. — Der nordamerikanische Ingenieur John Erisson hat ein Patent auf eine Schifss- kanone erhalten, die unter Wasser abgeschlossen wird, also die Torpedos in mancher Beziehung er setzt. Nachdem sie auf Deck geladen, wird die Kanone in den Schiffsraum hmabgelassm und dort in einer mit einer Klappe verschlossenen Röhre untergebracht. Im Augenblicke, wo das Geschütz abgeschossen wird, geht die Klappe auf und schließt sich nach dem «Schüsse gleich wieder. — Unter dem Namen „Dreamers" bildet sich eben unter der Be völkerung West-Minnesotas eine neue religiöse Secte. Diese „Träumer" verwerfen alle bisher anerkannten Offenbarungen und wollen sich lediglich an die Träume halten, die ihnen der Himmel schickt. Die kunstgerechte Auslegung dieser Träume ist Sache der „Oberträumer". Wer also ein richtiges Traum buch ist, kann dort sein Glück machen. Neueste Nachrichten. Wien, 26. September. Die Verschmelzung der beiden bisher bestandenen liberalen Klubs in einen auf nationaler Basis stehenden deutschen Klub scheint nunmehr gesichert. Vv. Herbst selbst erklärte sich gestern entschieden dafür und versprach der neuen Organisirung seine Unterstützung. Ein neues Programm hält Herbst vorläufig für überflüssig. Rom, 26. September. Der Staatsanwalt con- iscirte gestern Abend die „Lega della democrazia" wegen des Wiederabdrucks aller gerichtlich belangten Artikel, für welche am 20. September d. I. die unverlangte Amnestie ertheilt wurde. Man ist sehr gespannt, ob nun der Prozeß wegen Majestätsbe leidigung des Papstes, wie dies natürliche Folge der Confiscation wäre, stattfinden werde. Markt-Preise von Waldenburg am 27. September 1881. 85 Kilogramm Weizen 17 Mk. — Pf. bis 19 Mk. 75 Pf. 80 Kilogramm Korn 14 Mk. 50 Pf. bis 16 Mk. 50 Pf. 70 Kilo gramm Gerste 11 Mk. 25 Pf. bis 12 Mk. 25 Pf. 50 Kilogramm Hafer 6 Mk. 75 Pf. bis 8 Mk. — Pf. '/4 Kilogramm But ter 60 Pf. bis 63 Pf. 4 Stück Eier 22 Pf. bis 24 Pf. si» Kilogramm Rindfleisch 55 Pf. bis 60 Pf. si- Kilo gramm Schweinefleisch 70 Pf. bis — Pf. Kilogramm Schöpsenfleisch 60 Pf. bis — Pf. Kilogramm Kalbfleisch 48 Pf. bis 50 Pf.