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Nr. 83. — 4. Jahrgang. r r Dienstag, 8. April 1884. IMbote. lllÜl Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna«: al« (Ispaltige) Kvrpuszeile oder deren Raum 1b Pfennige. — Abonnementsbettellungen, vierteljährl. 12b Pf. (Zutr. 40 Pf.), mouatl. 42 Pf. (Zsttr. 15 Pf.), nehmen an die VerlagSexpeditwn u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- zeiger nur b. d. Postanstalten--Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl.150 Pf.) bestellt werden. —"uute^Einaesaudt^vro^Zelle^O Pfennige.'— Auf groß« Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bi, Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung. Der Handelsmann Herr Karl Ernst Großer in Neustadt beabsichtigt, in dem unter Nr. 118 des Brandversicherungs-Katasters, Nr- 25 ä des Flur buchs für diesen Ort, gelegenen Grundstücke eine Schlächterei zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Ein wendungen hiergegen, soweit sie nicht aus besondern PrivatrechtS-Titeln be ruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekannt machung an gerechnet, allhier anzubringen. Chemnitz, am 4. April 1884. Die Königliche Amtshauptmannschast. Schwedler. Beyer. Bekanntmachung. Seit Anfang März dieses Jahres sind nachverzeichnete Gegenstände als: 3 Portemonnaies mit verschiedenem Inhalt, 2 Stahlbrillen, 1 Rolle Draht, 1 Feile, 1 Hauslampe, 1 Branntweinfaß, 3 Biergläser, 3 Regenschirme, 1 Spazierstock, 1 Strohhut, 1 Kopftuch, 2 Ringe, l Glasperlenkette, 1 Messing- marke, 1 weißes Taschentuch, 1 Kinderpelzkragen, 1 Manschette, 1 Man- schettenknops, 1 Paar Glacehandschuhe, 1 einzelner Stoffhandschuh, 1 Packet Barchent, 1 Päckchen mit Glanzflor, 1 Peitsche, 1 Hundemaulkorb, 1 Hand wagen, 1 Stück Roheisen, 1 Feldstuhl, 1 Kiste mit Schweinsdärmen, 1 Arbeitsbuch. 1 Anzahl Handtücher, 1 Tischtuch, 2 Betttücher, 3 Betten, 1 Frauenhemd, 1 Windel, 3 Stück Leinwand, 2 Frauenröcke, 3 Jacken, 2 Reste Stoff und Taillen-Kloth, 1 Päckchen Strickgarn, 1 kleiner Handkorb, 1 Paar Holzpantoffeln, 3 Regulator-Gewichte, 3 Plattstähle, 3 Blechstürzen als in hiesiger Stadt herrenlos aufgefunden angezeigt, bezw. abgegeben worden. Zur Ermittelung der unbekannten Eigcnthümer wird Solches unter Hinweis aus 88 239 sund 242 des bürgerlichen Gesetzbuches hierdurch be kannt gemacht. Chemnitz, am 5. April 1884. Das Polizeiamt. Siebdrat. Agstcn. Die über Frau Edith verehel. Ritter, geb. Rätzer, aus Grüna eingeleitete Abwesenheitsvormundschaft ist wieder aufgehoben worden. Königliches Amtsgericht Chemnitz L, den 4. April 1884. Beyer. Aufgebot. Die Handlungsfirma Weidowsly und Müller in Hamburg hat das Auf gebot wegen eines von ihr am 14. Juli 1883 ausgestellten, aus die Firma August Pleske in Chemnitz gezogenen, von dieser akzeptirten, Mitte Oktober 1883 an die Ordre der Ausstellerin zahlbaren Wechsels über 484 M. 31 Pf., welcher anzeiglich verloren gegangen ist, beantragt. Der Inhaber der Ur- künde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 16. September 1884 Vormittags 16 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte anberaumten Ausgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Chemnitz, den 23. Januar 1884. Königliches Amtsgericht. Nohr. Psch. Im Hause Nr. 138 d zu Grüna — Sammelplatz Gasthos zu Ober- grün a — soll Dienstag den 8. April von '/»2 Uhr Nachmittags ab eine große Partie Pfandstücke, worunter namentlich 1 vollständige Ladenein richtung, Möbel, 1 Tafelwaage, Materialwaaren, Gemäße, Branntweine, 1 Faß Petroleum u. V. m. befindlich, zur öffentlichen Versteigerung gelange». Der Gerichtsvollzieher bei dem Kgl. Amtsgericht Chemnitz. Aktuar Berger. Konku rsverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen Antonien Emilien verehel. Schnauder, in Firma A. Schnauder zu Chemnitz, wird nach erfolgter Ab haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 2. April 1884. Königliches Amtsgericht. Nohr. Bekanntmachung. Die Stelle eines Lampenwärters und Laternenanzünders ist erledigt und werden hiesige Ortseinwohner, welche sich um diese Stelle zu bewerben geden ken, veranlaßt, sich bis zum 8. dieses Monats in der Gemeindeverwaltung zu melden. ' «ablenz b. CH., den 5. April 1884. Der Gemeinderath daselbst. - - Maschke. , . ' Bekanntmachung. Die Unterzeichnete Behörde erachtet es für geboten, zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß das vor Kurzem hier aufgetauchte Gerücht, ei» Gutsbesitzer hiesiger Umgegend, welcher sich neuerdings selbst entleibt hat. sei der Mörder der im August 1881 in der Nähe des GasthofeS „zum Wind* todt ausgesundenen fünfjährigen Concordie Feodora Lehmann, nach den an« gestellten Erörterungen keinerlei genügende Begründung gefunden hat. Chemnitz, den 4. April 1884. Der Königliche Staatsanwalt. Schwabe. Bekanntmachung, Kirchenvorstandswahlen in Gablenz betr. Mit dem 2. Mai d. I. scheiden die Herren Restaurateur Buschmann, Maurer Grünert, Tischlermeister Heinig, Zimmermeister Wagner, GutSbe« sitzer Wittig aus hiesigem Kirchcnvorstande aus. Dieselben sind jedoch wieder wählbar. Für die Vornahme der Neuwahl von 5 Mitgliedern ist nunmehr die Liste der für diese Wahl Stimmberechtigten aufzustellen und werden daher alle der evang.-luth. Kirche angehörenden selbständigen Hausväter von Gablenz, sie seien verheirathet »der nicht, welche auch für politische Stimmgebung berechtigt sind, daS 25. Lebensjahr erfüllt haben und auch sonst nach 8 8 der Kirchenvorstands- und Synodalordnuna von der Stimmgebung nicht ausgeschlossen sind, hierdurch aufgefordert, sich innerhalb der Tage vom 7. bis mit 19. April d. I., und zwar an den Wochentagen in den Stunden von 11—1 Uhr Mittags und 6 7 Uhr Abends, an den Sonn- und Festtagen in den Stunden von 10 Uhr Vormittags bis I Uhr Mittags, zur Eintragung in die Liste der Stimmbe rechtigten in der Pfarramts-Expedition hier anzumelden. Die Anmeldung kann mündlich und schriftlich erfolgen, doch muß in jedem Falle Name, Stand, Alter und Wohnung angegeben werden. Die Wahl selbst soll Sonntag den 27. April in den Stunden von 2-4, Uhr Nachmittags stattsinden. Ber derselben sind nur die zuzülassen, welche. sich innerhalb der hierzu anberaumten Frist zur Liste der Stimmberechtigte» angemeldet haben. . Gablenz, am 31. März 1884. Der Kirchenvorstand daselbst. " ' O. Seidel, Pfarrer. ' — Taqeschronik. 8. April. 1492. Lorenz von Medici gestorben. 1829. Vater Jahn auf die Festung gebracht. 1835. Wilhelm von Humboldt gestorben. 1848. Donizetti gestorben. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 6. April. Lübeck. Der Dichter Emanuel Geibel ist heute früh gestorben. Zürich. DaS Bezirksgericht hat den intimen Freund der in Wien verhafteten anarchistischen Mörder Stellmacher und Kämmerer, den Korbflechter Robert Schäfer, für Zeit seines Leben- aus der Schweiz verwiesen. Auf Anordnung des eidgenössischen Polizei- Departements wird Schäfer indeß noch in Haft gehalten. Schäfer hielt sich in Zürich unter falschem Namen auf und vertrieb sozia listische Schriften. Paris. In Denain fanden heftige Exzesse statt. 30L0 Ar beiter wvllten die auf Gmbe „Renard" angefahrenen Arbeiter nicht herauslafsen. Die Gendarmerie war zu schwach, das zur Hilfe herbei gezogene Militär machte von den Waffen Gebrauch. Budapest. Vo» den jüngst verhafteten acht Anarchisten wurden die letzten drei aus der Haft entlassen, nachdem ihnen keine straffälligen Handlungen nachgewicsen werden konnten. Trotzdem wurden zwei von ihnen für immerwährende Zeiten von Pest ausgewiescn. Madrid, 7. April, 12 Uhr Mittags. Der oberste Ge richtshof änderte das Urtheil des Gerichtshofes zu Xeres in dem Prozesse gegen die Mitglieder der „Schwarzen Hand" und verurtheilte alle fünfzehn Angeklagte zum Tede. 4. Masse der LOS. König!. Dachs. Landes-Lotterie. 1. Ziehungstag: Montag, den 7. April 1884 S«0«0 Mk. auf Nr.: 31782 S«««« Mk. auf Nr.: 10827. SO«« Mk. auf Nr.: 19921 21373 29975 31163 57034 «3896 74677 76071 85159. S««0 Mk. auf Nr.: 4917 16721 16731 19813 24313 28160 43183 50975 6341l 66125 73 920 75453 93559. LVVO Mk. auf Nr.: 1278 4008 6694 9611 10611 22485 29802 32405 32914 33295 35714 42591 56301 58087 60132 60237 66183 67364 69316 72552 80530 83142 86925 97975 98935. Politische Rundschau. Deutsches Reich. In der Bundesrathssitzung vom 5. April ist endlich die vielerwähnte Angelegenheit der Einsetzung eine- ver antwortlichen Reichsministeriums zur Sprache gekommen. Die Preußische Regierung gab hierbei die Erklärung ab, daß sie den prinzipiellen Standpunkt Sachsens dahin theile, daß kein Zweifel darüber aufkommen dürfe, die bezüglich des Entschlusses sämmtlicher Bundesregierungen, die Verträge, worauf die Reichsinstitutionen be ruhen, in unverbrüchlicher Treue ausrecht zu erhalten und gemäß der Reichsverfassung zum Schutze de» innerhalb des Bundesgebietes gütigen Rechtes zu handhaben. Jede Verminderung an Zuversicht der Bundesregierungen über die Festigkeit der unter ihnen geschloffenen Verträge würde Zweifel über die Zuverlässigkeit derselben Hervorrufen und könnten solche Zweifel bei politischen Krisen bedenklich wirken Je mehr die preußische Regierung unter schweren Kämpfen und Ge fahren für das dem deutschen Volke erforderliche Maß von Einheit eingetreten sei, um so sorgfältiger sei sie daraus bedacht, zu verhüten, diesen Gewinn durch politische Mißgriffe in Frage zu stellen. Einen solchen Mißgriff würde sie in jeder Ueberschreitung der Bedürfniß- grenze in unitarischer Richtung erblicken. Die Einrichtung eines ver> antwortlichen Reichsministeriums sei nur auf Kosten der von den Bundesregierungen im BundeSrathe vertragsmäßig auszuübenven Rechte möglich und erscheine die von der neuen Fortschrittspartei angestrebte Einrichtung eines Reichsministeriums als ein Mittel zur Unterwerfung der Regierungsgewalt unter die Reichstags-Majorität und deren Beschlüsse. Selbst bei festen Reichstags-Majoritäten aus den heutigen Parteien würde ein parlamentarisches Regiment die sichere Einleitung zur Wiederauflösung des Reiches sein. Die Regierung eines großen Volkes durch die Parlamentsmehrheit sei unzertrennbar von allen Schaden und Gefahren eines Wahlreichcs. Der Gedanke eines Verantwortlichen Reichsministeriums müsse daher nach jeder Richtung hin streng bekämpft werden, da er sich nicht ver wirklichen lasse, ohne die verfassungsmäßigen Rechte der Reichsglieder zu schädigen und den Schwerpunkt der Reichsregierung in wechselnde ParlamentSmchrheiten hinüber zu leiten. Sämmtliche Regierungen schlossen sich der preußischen Erklärung an. — Die zweite badische Kammer hat sich am Freitag bis zum 22. April vertagt. — Mit dem 1. April sind die zehn türkischen Offiziere, welche zu ihrer militärischen Ausbildung dem preußischen Heere überwiesen worden waren, bei ihren betreffenden Regimentern in T ienst getreten. Der ganze Vorgang, daß fremdländische Offiziere die Rechte und Pflichten preußischer Offiziere übernehmen, auch hinsichtlich Unifor- mirung, Patentirung und Gehalt mit diesen gleichgestellt werden — hinsichtlich des Gehalts stehen sich sogar die ehemals türkischen Offiziere, welche monatlich 150 Mark erhalten, besser als ihre preußischen Kameraden der Sekondeleutnantscharge —, ist durchaus neu und hat deshalb auch sowohl im Inland wie im Auslande ein gewisses Aufsehen erregt Oesterreich-Ungarn. Die Regierung de» Grafen Taaffe hat wieder einmal in dem Kampfe zwischen Deutschen und Czechen ihr Gewicht zu: Gunsten der letzteren geltend gemacht. Die Prager Handelskammer, die in ihrer Majorität bis jetzt eine deutsche war, ist aufgelöst worden und sollen die Neuwahlen auf Grund einer Wahlordnung stattfinden, welchen den kzechen mit der Mehrheit in der Prager Handelskammer zugleich vier neue Mandate im böhmischen Landtage und zwei Mandate im Reichsrathe sichert. Künftig werden demnach die Deutschen in der Handelskammer nur noch 18 bis 20 Sitze besitzen, die Czechen aber 28 bis 30. Die Deutschböhmen werden sich natürlich diese Vergewaltigung nicht gutwillig gefallen lassen und im Abgeordnetenhause wie beim Verwaltungs-Gerichtshofe dagegen protestiren; doch kann man diesem Protest schon jetzt einen Mißerfolg prophezeien. Frankreich. Der Sinke der Kohlenarbeiter im Norden Frankreich'» nimmt allmählich einen drohenden Charakter an. ES sind in den letzten Tagen in Anzin und Umgegend von den Sinkenden^- verschiedene Ausschreitungen begangen worden, welche entschieden darauf hindeuten, daß hierbei die Emissäre der Pariser Sozialisten und Anarchisten ihr Wesen treiben. Auch aus andern Orten Nord frankreichs. wie aus Caen, werden Vorgänge gemeldet, welche einen sozial-revolutionären Charakter tragen und die französische Regierung wird daher gut thun, diese ganze Bewegung schärfer als bis jetzt zu überwachen. — Nachträglich wird auch aus Denain von stattgefun denen sozialistischen Demonstrationen berichtet, welche sogar die Ent sendung von Truppen nach der genannten Stadt nöthig gemacht haben. England. In England ist die politische Atmosphäre mit Elektrizität angefüllt und die egyptische Gewitterwolke ballt sich immer drohender über dem Haupte des englischen Ministeriums zusammen- Von dem Schicksal General Gordon's hängt höchstwahrscheinlich auch dasjenige des Kabinets Gladstone ab, wie sich aber ersteres ge stalten wird, ist noch sehr fraglich. In den englischen Regierungs kreisen scheint hierüber allerdings großer Optimismus zu herrschen, denn in der Donnerstags-Sitzung des Unterhauses erklärte Gladstone, daß Gordon bis jetzt noch nicht gefährdet sei, was Wunder nehmen muß, da Khartum von den Aufständischen doch vollständig eingr- schloffen ist. Der Kriegsminister Hartington seinerseits beantwortete mehrere Anfragen dahin, daß die Regiemng keine Truppen nach Berber oder Khartum zu senden beabsichtige; die Regierung erkenne allerdings ihre Verantwortlichkeit für die Sicherheit Gordon's an und wenn derselbe in Gefahr gerathe, müsse ihm allerdings Hilfe ge währt werden. Aus den weiteren Erklärungen der Regierungsver treter ist zu entnehmen, daß England nach wie vor an der Räumung des Sudan festhält. Im klebrigen verweigerten sie über die poli tischen, militärischen und finanziellen Maßregeln bezüglich Egypten» jede weitere Auskunft; doch wird Mr. Gladstone mit dieser „Politik der Zugeknöpftheit" schwerlich mehr weit kommen. Italien, lieber den Anklang, den das neue italienisch« Ministerium in Italien findet, gehen die Meinungen weit auseinander. Den Einen zufolge soll es Herr Depretis mit seinem neuen Kabinet niemand recht gemacht haben, die Anderen wollen wissen, daß nur die Anhänger der radikalen Partei entschieden dagegen seien. Vor läufig kann man nur nach dem parlamentarischen Debüt des neuen Ministeriums vom Donnerstag urtheilen und hiernach stößt dasselbe nur in den Männern der äußersten Linken und den sogenannten pentarchistischen Abgeordneten auf offene Gegner. Spanien. In Spanien ist die Wahlagitation anläßlich der binnen wenig Wochen stattfindenden Neuwahlen zu den Cortes mm- mehr in Fluß gekommen. Dieselbe vollzieht sich bis jetzt in durchaus gemäßigten Grenzen, was wohl in erster Linie der von der Regierung beobachteten klugen Zurückhaltung zuzuschreiben ist, denn die Behörden haben strengen Befehl erhalten, sich jeder ungesetzlichen Einmischung zu enthalten. Auch hat die von der oppositionellen Presse gegen da» Kabinet Canovas del Castillo in Szene gesetzte Agitation keinerlei Erfolge verzeichnen können und so scheint, daß die Wahlen in größter Ruhe vor sich gehen werden, was der inneren Entwickelung de» Landes nur zum Vortheil gereichen kann. Türkei. Der Kirchenstreit in Konstantinopel, in welchem der griechische Patriarch die Hauptrolle spielt, ist noch nicht beigelegt. Der jüngst dem letzteren ausgestellte Bestallungs-Berat war nämlich von einer Note der Pforte begleitet, welcher die Tragweite desselben wesentlich einschränkt. Die Pforte behält sich darin das Recht vor, den untern griechischen Klerus vor die gewöhnlichen Gerichte zu stellen und beabsichtigt, die traditionellen Privilegien der orthodoxen Bischöfe in Zukunft Beschränkungen zu unterwerfen. Der Patriarch schien trotzdem zur Annahme dieser Vorschläge bereit, wurde jedoch durch den Widerstand des LaienratheS daran verhindert. Akachrichten aus Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, den 7. April 1881. —ö. Am gestrigen Palmsonntag fand in der Paulikirche hier der feierliche und wohl selten vorkommende Akt statt, dessen wir bereit» vor einigen Wochen gedachten. Ein 14jähriges Mädchen aus Alten dorf wurde unmittelbar vor ihrer Konfirmation durch die heilige Taufe in den Bund der Christen ausgenommen, da dies in der früheren Kindheit des Mädchens nicht geschehen, indem die Eltern Dissidenten waren. Als Taufzeugen fungirten die Herren Lehrer Körner, Reichelt, Winter und Löwe. Der Eindruck dieses Aktes war auf die zahlreich Anwesenden sichtlich ergreifend.