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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 16.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188411166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18841116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18841116
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-16
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 16.11.1884
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Anterhallimgs-Vlalt Mm „Chmnihkr Ansriger". - ^ Nr. 38. — 4. Jahrgang. BerlagS-Exprditio«: Alexander Wiede, Buchdruckerei, llhmmltz, Theaterstrabe 48 (ehemalige» " " " -- - Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). I Sonntag, 16. November 1884. Ei« Bam-yr. Kriminal-Roman von L. Hackenbroich. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Adolf verneinte, dagegen nahm er mit Vergnügen eine Partie Damenbrett an; der Oberst füllte die bereitstehendeu Gläser, und die Beiden stießen auf der abwesenden Martha Gesundheit an und be gannen zu spielen. Die Zeit verrann dabei, und al- plötzlich der Oberst, wie in Gedanken, auf die Uhr sah, war eS bereits ein Viertel vor neun. „Martha muß sogleich kommen, und Herr Frerix wird nicht mehr lange auf sich warten lassen*, bemerkte er. Sie spielten weiter. „Wir vergessen das Rauchen', sagte nach einer Minute lächelnd der Oberst; er reichte dem jungen Manne sein Zigarren-Etui, und dieser nahm eine der dargebotenen Zigarren. Der Oberst reichte dem jungen Manne Feuer hin und dieser fleckte seine Zigarre an, um mit Kennermiene das seltene Kraut zu »ersuchen. Da» Spiel ward fortgesetzt, jedoch schien der Gastherr nicht mehr s, aufmerksam auf dasselbe zu achten wie vorhin; er begann mit zwei groben Fehlern, die er erst bemerkte, als Adolf ihn lachend darauf verwies; er schaute auf die Uhr, und Adolf that desgleichen in dem Augenblicke, da hinter seinem Rücken die Pendule auf dem Marmor- stmS des Kamins mit Hellen Klängen neun schlug. „Nenn Uhr!* sagt« mit lauter Stimme der Oberst und schob da» Damenbrett zurück. Mit Adolf war seit etlichen Sekunden eine rigenthümliche Vcr ändernng vorgegangen; er fühlte sich plötzlich müde und schwer Ohne Zweifel trug die Zigarre die Schuld darin, und er legte sie »or sich auf den Tisch. in der Hoffnung, daß die Uebelkeit, die ihn befiel, sogleich Nachlassen würde. „Die Zigarre ist etwa» zu schwer für mich*, sagte er, sich schüttelnd, indem er sich zurücklehnte. Der Oberst erwiederte Nicht», sondern sixirte ihn scharfen BlickeS. Bor Adols'S Augen begannen blaue, rotbe und grüne Flämmchen zu tanzen, sein Blut schien ihm schwerer durch den Körper zu rinnen; der Athem ward ihm beschwerlich; erschreckt wollte er aufspringen, um an die Luft zu eilen und dort sich zu erholen; er fühlte sich zu augegriffen, und seine Kniee versagten ihm die Dienste. Was war das? O, der Wein, die Zigarre, die Hitze deS Feuer» mußten schuld sein! „Oeffnen Sie daS Fenster, ich breche zusammen I" rief er, indeß sei« Gesicht sich leichenartig verfärbte und aus seinen Lippen alle» Blut wich. Der Oberst lächelte höhnisch. Sin grauser Gedanke blitzte bei dieser Wahrnehmung durch des jungen Mannes Seele. „O, die Zigarre !" schrie er mit dumpfer, angestrengter Stimme. »Tie haben mich vergiftet!* Seine Blicke hätten sich in seines Gegenüber Augen hinein- dohren mögen; rin Fieberschauer schüttelte ihm die Glieder. „Du hast gut gerathen, mein süßer Junge!" höhnte der Oberst, kalt und boshaft lächelnd. Der junge Mann stieß einen furchtbaren Schrei au», zu welchem er all seine Kräfte zusammengenommen haben mochte; als er, vor Tutsetzen und Todesangst getrieben, aufspringen und hinauSeilen wollte, um seinem Feinde zu entfliehen, stürzte er ächzend zusammen und blieb kraftlos vor dem Sessel auf dem Boden liegen. „Mörder", stöhnte Adolf, „was haben Sie dabei, mich aus der Welt schaffen zu wollen, waS habe ich Ihnen gethan?* Keine Antwort erfolgte, sondern stumm und starr blickte der Oberst auf Adolf hernieder. „Ha, Bösewicht I* stöhnt« er, „ungerächt will ich nicht sterben.* Mit diesen Worten langte er den Revolver hervor, den er in der Brusttasche trug doch derselbe entfiel seiner kraftlosen Hand. El» häßliches Gelächter seines Feinde» war die Antwort auf seiue Drohung. Derselbe stand auf und trat an ihn heran, hob ihn »vw Boden auf und setzte ihn auf einen Stuhl, auf welchem Adolf Wie ohnmächtig zurücksank, indeß seine Augen voll Graus und Baagen an des Obersten Mienen hingen, die vor innerer Erregung sich ver zerrten ; dann rückte dieser seinen Stuhl so nahe an denjenigen Adolf'» Hera», daß sein Athem das Gesicht deS jungen Mannes streifte. „Du fragst, was ich dabei habe. Dich au» der Welt schaffen zu wollen, und was Du mir gethan habest; ich will Dir's sagen, denn Du wirst eS nie einem Menschen verrathen. Du heißest Vandenborgyt, und was Vandenborght heißt oder mit dem Namen verwandt ist, muß sterben; die Vandenborght» in den Ardennen haben den Anfang ge macht und Du machst den Schluß. Die Schätze, die Jan Banden- borght zusammengerafft, und die für sich zu benutzen er zu geizig gewesen ist, sollen mein werden, und weil seine verwandten in den Ardennen und bei Antwerpen mich hinderten, Besitz von Dem zu er greifen, waS als mein zu betrachten ich mich schon gewöhnt hatte, darum schaffte ich sie au» dem Wege, — wie, das weißt Du, und ganz Belgien weiß es. An Dich hatte ich nicht gedacht und ich würde nie en Dich gedacht haben, wenn Du nicht selbst Dir Dein Urtheil geschrieben hättest, indem Du Dich vermaßest, auf Martha'» Hand Anspruch zu erheben; Martha'S Besitz sichert den Besitz von Jan Vandenborght'- Schätzen, und darum muß Martha mein sein!* „Martha! arme Martha I* jammerte Adolf in leisen Tönen. Der Oberst fuhr fort, indem er sich erhob und sich vor Adolf hinstellte: „Hättest Du nicht auf diese Weise mich herausgefordrrt, so hätte ich nie mich um Dich gekümmert; jetzt aber hatte ich mein Augenmerk auf Dich und so erfuhr ich denn auch eben lo zeitig, wie Du selbst, daß Du nicht nur mir mit Bezug auf den Besitz des Mädchen-, sondern auch dem Mädchen selbst mit Bezug auf sein« Erbschaft zum Nebenbuhler geworden; Du bist wir also zweimal in den Weg getreten, und Da» hat Dein Maß voll gemacht: Du wirst denselben Weg wandeln wie Deine Verwandten in den Ardeunen und in Deinem Heimathsdorfe: Du mußt sterben; aber nicht an der nicht hier; er hat mir Ort und Stnud« angegeben, wo ich mich! „Mylord, Mylord! Sehen Eie sich vor!" lächelte Mr. Wigger» ...a.- — .— --- --- —>- -» --- fl - - - - Zigarre hast Du Dir den Tod geraucht, darüber beruhige Dich; das Gift, mit welchem dieselbe getränkt ist, hat einzig den Zweck, Dich widerstandsunfähigzu machen; sonst ist dasselbe ungefährlich bei der geringen Menge, die Du genossen hast Du hast noch etliche Mi nuten Zeit, Dich aus Deinen Tod vorznbereiten, und dann stirbst Du genau so wie die Anderen. Dem jungen Manne klapperten die Zähne vor Grausen und er machte vergeblich verzweiflung-volle Anstrengungen, um Hilfe zu rufe« oder sich au» der dumpfen bleiernen Schwere und Kraftlosigkeit lo-jureißen. in die ihn die verrätherische Zigarre gestürzt hatte. Leise stöhnend rief er die Namen Martha und Frerix. „Martha hört Dich nicht, sie ist in «einem Hause in Brüssel,' fuhr der Oberst in rauhem Spotte fort, „und Frerix könnte zwar gekommen sein, aber er würde Dir nicht helfen wollen; in Deinem Treund« und Wohlthäter hast Du Dich geirrt, guter Junge. Ohne de« Rath und die Mithilfe desselben wärest Du in diese« Angeublick Deiner am besten entledigen kann. Sr ist mein Genosse und Ver bündeter wider Dich und Alle», waS auf Jan Vandenborght'» Erb schaft ein Recht haben könnte.' „Mörder, Du lügst!* erwiderte in ohnmächtigen Zorne über seine» Freundes Verleumdung der unglückliche jung« Mann. „Ich lüge nicht, wenigstens jetzt nicht I* war die ruhige Antwort. „Frerix hat mit mir Ort und Zeit Deiner Ermordung gewählt, weil er an der Erbschaft zur Hälfte mit mir theilen will. Der alte Ein- saltspinsel! Die Reihe kommt auch an ihn! Doch Da» hat Zeit, Frerix ist mein Helfer, und er hat seinen Thril an Deinem Tode. „Du lügst*, ächzte Adolf von neuem. „Welches Interesse hätte ich, Dir zu sagen, daß ich einen Helfer habe? Wäre ich allein gegen Dich im Spiele, was läge mir daran, eS Dir zu sagen? Was Du jetzt von mir hörst, nimmst Du mit inS Grob, gerade wie die Vandenborght» und Wächter mit sich in den Tod hinübergenommen, wa» ich ihnen wenige Minuten vorher sagt?, ehe ich ihnen inein Stilet ins Herz stieß. Auch sie haben er fahren, warum sie sterben mußten; sie mußten gleich Dir mi kraft los zuhören. als ich ihnen sagte, daß ich an ihrer Stelle ihren Oheim in Madras beerben wolle, indem ich alle rechtmäßigen Erben hinweg räumte mit Ausnahme eine» einzigen jungen Mädchens, das mein Weib werden und mir da» ganze Vermögen des OheimS als Braut- gut mitbringen sollte; die Vandenborght- in den Ardennen wußten, ehe sie starben, daß nach ihnen Peter Wächter mit seiner Frau sterben würde, und Peter Wächter starb mit der Ueberzeugung, daß seine Schwester Mariha kein Haar würde gekrümmt werden, weil sie meine Frau werden solle. An Dich dachte ich nicht, sonst hätte ich ihm gesagt, daß Du ihm bald folgen würdest. Warum sollte ich Dir nun die Unwahrheit sagen? Dein vermeintlicher Freund wollte kommen, und bei Deiner Leiche wollte er mit mir die Art und Weise vereinbaren, wie wir die Theilung de» Erbes vornehmen sollen." Er lacht« laut auf. »Er hat offenbar nur den feigen Muth gehabt, den Plan aus- zuhecken, wie ich mich Deiner am besten versichern könnte, aber nicht den Muth, der That beizuwohnen. Vielleicht kommt er, sobald er annehmen kann, daß Du todt bist. Nun, das wird nicht mehr lange währen. Du weißt, daß Du sterben mußt! Du weißt, wie Du sterben wirst! dieses Stilet hier, das die Herzen Deiner fünf Ver wandten bereit» durchbohrt hat, findet auch den Weg durch Dein Herz, und da Du der letzte Vandenborght bist, der sterben muß, so " lasse ich das Stilet in Deinem Herzen fitzen; vielleicht macht eS den Behörden Deine» Landes eine große Freude, wenn sie wenigstens da» Instrument besitzen, das ihnen seit lange so viel Kopfzerbrechen» gemacht hat. Schmerzen wirst Du nicht ausstehe,>, mein Junge; so bald Du todt bist, werde ich Dich auf meine Schultern nehmen und Dich auf die Chaussee hinauStragen; dort lege ich Dich zur Seite in» gepflügte Feld, und morgen früh, sobald der Nebel weicht, wird ein Bauer oder ein Marktweib Dich dort entdecken, wenn ich längst in Pari» anzekommrn sein werde ; denn da meine Koffer bereit» unterwegs find nach Paris, so werde ich mich beeilen, dieselben mit dem Nachtkourier, der um Mitternacht von Brüssel wegfährt, vor Tagesanbruch »inzuholen. Jetzt weißt Du Alles, mein Junge, was ich selbst weiß, und was hernach geschieht, kann Dich im Augenblicke nicht interesfiren.* Den jungen Mann übermannte die Todesfurcht; er bat um Er barmen ; aber ruhig, als hörte er kein einziges der flehenden Worte de» Unglücklichen, betrachtete der Oberst sein Mordinstrument, da» schon fünf Mal ihm zu seinem grausen Zwecke gedient, und das letzt zum sechsten, zum letzten Male zu gleichem Verbrechen verwendet werben sollte; es schien ihm fast leid zu thun, daß er sich von dem schaurigen Zeichen seiner Blutthaten trennen sollte. „Dein Wohlthäter kommt nicht," sagte er höhnend, als der jam mernde junge Mann kraftlos schwieg; „er findet dich als Leiche." Er trat aus Adolf zu, die Waffe in der Hand; der junge Mann verlor die Sinne und schloß die Augen; der Oberst bemerkte es. „Desto besser!" sagte er laut. Da erdröhnte plötzlich, hart neben ihm, «in furchtbarer Schlag; krachend flvg die Thür auf und der eine Flügel der Doppelthür stürzte donnernd auf den Boden deS Gemaches, während lose Splitter umherflogen. Ueberrascht und erschreckt wandte der Oberst sich hastig um. Im Rahmen der weit offnen Thür war ein halbes Dutzend Ge stalten erschienen, in deren vordersten Reihe zwei Männer standen, die noch die schweren Zuschlaghämmer erhoben hielten, mit welch, n sie in gleichzeitigen, wuchtigen Hieben die Thür gesprengt und in Splitter zerschlagen hatten; hinter diesen erblickte er das bekannte Be- sicht des vergeblich erwarteten Frerix, der gleich dem neben ihm steh- enden Polizeikommissar ein Doppelpistol aus den Oberst gerichtet hielt. Dieser machte eine jähe Bewegung, um da» am Boden liegende Pistol Adolf's zu ergreifen. „Halt, oder ich schieße Sie zusammen I" rief der Kommissar, der mit sämmtlichen Personen eingetreten war und auf Schrittweite dem Verbrecher die Mündung de» Pistols entgegen hielt. „Sie sind mein Gefangner!" fuhr der Beamte fort, als Jiner angesichts der ihm drohenden Gefahr sich nicht bewegte, sondern seine gewöhnliche Kaltblütigkeit und Selbstbeherrschung wieder zu erlangen sich bemühte. In diesem Momente erkannte er unter den Singedrun- genrn den Baron von Dorteghem. „Baron, was find da» für Komödien?" rief er dem StaatSan- waltschastsbcamten zu. „Machen Sie einer Szene ein Ende, die lächerlich sein würde, wenn sie nicht so peinlich wäre! Sie sehen mich hier in meinem Hause mit !>em ohnmächtigen jungen Mann be schäftigt, der . ." „Geben Sie sich keine vergebliche Mühe, uns länger irre zu führen; wir sind seit etlichen Minuten zu gut unterrichtet," erwiederte in ruh- igem, trocknem Tone der Baron. „Sie sind verhaftet." „Auf Grund all' Dessen, Marco Bevento, was wir in den letzten Minuten aus Ihrem eigenen Munde haben bestätigen hören, nachdem eS uns bereits von anderer Seit« bekannt geworden war." Der entlarvte Verbrecher warf einen wutherfüllten Blick aus Fre rix. „Gut ich weiche der Uebcrmacht," entgegnet« er, als der Kom missar die Hand aus seinen Arm legte. „Und da Sie doch Alles wissen oder zu wissen meinen, so thun Sie, was Ihre» Amte» ist." (Schluß folgt.) mit unheilvoller Ironie. „Meine Hand ist sicher!' „DaS wird sich ja zeigen I* erwiderte Kasimir kurz, verbeugt« sich, ergriff deu Arm der Grafen und schritt au» der Thür. „Wollen Sie wirklich die Angelegenheit so hoch hinauf schrauben?" fragte Westerwald, als sie den Gang hinab schritten. „Ts liegt nnr ein Mißverständniß vor!" „Bon meiner tSeite nicht! Auch hoffe ich, daß Ihr Protegö mich nicht mißverstanden haben wird. Einen hämischeren Bursche« sah ich nie!" „Wenn er sich dazu versteht —' „Wenn er sich dazu versteht, mir die stricktesten Erklärungen zu geben. daß er keinen Zweifel an Kora'S Unschuld hegt — er, der sie wie ein Schattenbild verfolgte — wenn er ferner zugesteht, daß er mit seiner jetzigen Aufführung sich im Unrecht befindet, so mag di« heutige Lektion genügen," unterbrach der Fürst ihn lebhaft. „Ich lege meine Sache vertrauensvoll in Ihre Hände, Westerwald; binne« zwei Stunden erwarte ich Sie in meiner Wohnung I* Dann schieden sie. Nachdenklich gestimmt kehrte der Graf in's Lesekabinet zurück, woselbst er den Pseudo-Amerikaner mit dem Lesen der Time» beschäftigt fand, während Herfeld im Zimmer auf und nieder schritt. „Mr. Wiggers, ich komme von Sr. Durchlaucht —" Sofort stand Rybnik auf und verneigte sich zeremoniell. „Lord Herfcld ist unterrichtet. Sie finden mich im Speisezimmer!" Er verließ das G.mach. Der Baron soh ihm flüchtig nach. „Mr. Wigger» erklärt im Voraus, daß er sich zu keinerlei Zugeständnissen Herbeilaffen wird!" Ueberbringen Sie ihm dessenungeachtet — ' er wiederhotte, Wa der Fürst ihm gesagt. Binnen kurzer Frist hatte sich der Baron seine» Auftrag» ent ledigt „Ich wußte es vorher! Im Uebrigen war die Provokation der Fürsten eine derartige, daß Mr. Wigger» sie nicht ander» beant worten kann, als: er hält seine Worte in allen Pnnktm aufrecht! Ich schlage deshalb im Namen des angegriffenen und beleidigten Theiue» vor: Auf Pistolen. — Fünfzehn Schritte Distance mit Avanrire« und Schießen zu gleicher Zeit!" Fürst Pawlowsky war kaum eine Stunde daheim, jal» Wester wald bereit» sich einfand. „Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen," sagte er verbindlich, und erkläre mich einverstanden. Jedoch möchte ich den Wunsch a«S- drücken, daß wir bis auf fünf Schritte un» nähern, bevor abgedrückt wird I" „Der Fall ist wirklich nicht so ernst, daß er diese Bedingung erforderle," erwiderte der Graf, mißbilligend de« Kopf schüttelend. „Mir ist er es I Und tausend Stimmen in mir sagen, daß ich Recht thue! Morgen Mittag also im Wäldchen bei der Mühle. N» welche Zeit?" „Mr. Wigger» wird sich um zwölf Uhr daselbst einstnden!" „Gut! Ich werde gewiß nicht auf mich warten lassen!" XXl.' Kora hatte eine Nacht allein im Gefängniß zugebracht. Die erste Nacht darin soll die schlimmste fein, und wenn man die Um stände zusammenfaßt, so kann man den Aussagen aller Unglücklichen wohl Glauben schenken. Auch von Kora'S Lager war der Schlummer geflohen. Hier in der Einsamkeit und Finsterniß entsank ihr der heroische Muth. Sie fühlte sich als ein schutzloses Geschöpf, gegen dessen Existenz bös« Mächte sich unheildrohend verbunden. Würde ihr Geliebter auch diese harte Probe seiner Treue bestehen? — Allmählich zogen die Ster« herauf, langsamer noch der Mond. Sein mildes Licht, welche» üb« ihrem Lager schaukelte, that dem beklommenen Herzen wohl. Kora dachte daran, wie sie in jener Nacht unter seinem Schutze daS holde Geständniß der Liebe abgelegt und empfangen und sich namenlos glücklich geträumt hatte. Ja, geträumt! Es litt sie nicht länger auf dem Lager. Sie sprang ans. Ihrem Naturell gemäß, vergaß sie dar Verbrechen, welche« mau ihr zur Last gelegt, über der Angst, morgen vielleicht schon in der Frühe einen Abschiedsbricf deS Fürsten zu erhalten. Was dann? Heißer, leidenschaftlicher Trotz bäumte sich in ihr auf. „Run, so werde dann au» mir, was da wolle. Nannte man mich bi» dahin mit Unrecht eine Circe, jetzt würde ich es werden Ale, Alle sollten sie mir büßen für die Wunde, welche mir Einer schlug. Herzlos wollte ich fortan sein — wie er!" Diese Stimmung hielt nicht lange an. Brennend« Zähren schwemmten sie bald hinweg. Ihr Sehnen stieg mit dem leuchtende« ' Gestirn droben höher und höher. Verlangend streckte sid-chi« Arme dem unsichtbaren Freunde entgegen. „Was ist mir Ruhm und Ehae. wenn ich dich verlieren soll?" Als der Tag herausdämmerte, derselbe welcher di« Künstlerin zum letzten Mal öffentliche Triumphe sollte feiern sehen, blickte Sora, um Vieles gereifter und geläuterter an Geist und Herz, durch da» vergitterte Fenster zum Firmament empor. Das sahle Grau des Zwielichtes verschwamm in Wolkendunst. Ein Schleier der Nacht nach dem anderen sank gen Osten Hereck. lieber den Dächern, soweit das Auge reichte, färbte sich der Horizont mit Hellem, verheißungsvollem Schimmer; er mehrte sich, erglühte — bis das flammende Morgenroth endlich wie ein Purpurmantel ans» gebreitet lag, welchem die strahlende Königin des Tagest in maje stätischer Pracht entstieg. Obwohl nie zur Gottesfurcht angehalten, stet» gelehrt, dieselbe als etwas Lästige» zu verspotten, erweckte, vorbereitet durch die Qualen der Nacht, dieser Anblick, Kora» schlafendes religiöse» Befühl. Sie wußte Plötzlich, daß eS erquickend und tröstlich sei, dem Schöpfte seine Hände entgegen zu falten — und sie that e» freudig ohne Die Lumpenprinzesfin. Roman von Georg Hartwig. (Fortsetzung.) (Nachdruck ^ """ „Zu Weit — mit diesem Herrn?" sagt« der Füordomerikanischen löblich fein uüancirter Mißachtung. Endlich fand gewünschte Nahrung. -scheu Schulbücher „Kora Renard!" Sie war so tief in sich versunken, daß ihr da» Oeffnen der Thüre entgangen war. „Kora Renard!" Sie wandte sich um. Betroffen sanken ihre Arme herab. „Sie? Sie hier? Und bei mir?" „Kora Renard-^ch-HdMM,— Ihnen " die Stimm« der Gräfin stockte. JHL Lippen konnten da» Ergebniß der Gewissenspein nicht so schnell vousfich geben! „Zu mir?"/viederholt« da» schöne, junge Weib mit stolzem Mitleid in d-»^unklen Augen. „Was führt Sie in meine Näh«? Wollen ^ bitten, den Fürsten seine» Schwure» zu entbinde«, n zurückgewinnen können? E» sei! Man hat dafür abend,"Äaß ihm die Wahl nicht allzu schwer gemacht wird! Fra» »eröffn Sie haben da» Recht, ihn darum zu befragen I Rehr PL steht nicht in mein« Macht!* —
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