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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 15.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188408157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-15
-
Monat
1884-08
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 15.08.1884
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Chemnitzer Anzeiger «nd Vtadtbote. Nr. 1V1. Freitag, 15. «ugust 1884. Sette 3. Familie in Zittau erfuhr. Eine »me Köchin war angetreteu und hatte al» erste» Meisterstück ein scharfgewürzte» Ragout bereitet. Bald nach dem Essen stellte sich bei allen Familiengliedern ein höchst unbe hagliche» Befühl «in. Man glaubte bereit» an den Ausbruch von Otwlsri» »siittio» uud schickte schleunigst nach Arzt und Apotheke. Der Arzt, recherckirte zunächst nach dem Mittagessen, kostete von dem Ragout uud nahm bann die Köchin in» Gebet. Da stellte sich denn heraus, daß die biedert Küchenfee Lorbeerblttter mit — SenneSblättern ver wechselt hatte . . . Durch einige passende Mittel wurde daun da» Unwohlsein rasch beseitigt und die Angst machte einer allgemeinen Heiterkeit Platz. — In Reichenbach brach beim Umdrcken «ine» Hause» am 8. d. Mt», da» Gerüst, welch-» von drei Personen besetzt war, zu sammen. Während e« dem Klempnermeister Kölbel jun. glücklicher weise noch gelang, im kritischsten Momente eine vom Garten zum Dache führende Leiter zu erfassen uud sich so vor dem Sturz in die Liefe zu bewahren, waren der Schieferdeckermeister Spitzner uud der Klempnergeselle Grünert nicht so glücklich, einen Haltepunkt zu er langen und stürzten au» beträchtlicher Höhe herab auf» Straßen- pflaster. Elfterer brach hierbei da» Bein oberhalb de» Knie» und erlitt auch noch andere erhebliche Verletzungen, sodaß er sofort im städtischen Krankenhause untergebracht werden mußte, letzterer jedoch, der auf seinen LeidenSgenossen zu liegen gekommen war, erholte sich nach kurzer Besinnungslosigkeit wieder und konnte, anscheinend ganz unwesentlich verletzt, sich zu Fuß in die Wohnung seine» Meister» begeben. Vermischtes — Der König von Bakern hat jüngst die Zahl seiner auf hohen «nd höchsten Bergen belegenen Besitzungen durch den Ankauf der auf einem steil ansteigenden Bergkegel bei Weisbach an der tiroler Grenze gelegenen Ruine Falkenstein wieder um eine vermehrt. Wie man hört, soll die Ruine in ein Bergschloß umgebaut werden. Gegenwärtig sind Arbeiter Sonn- und Werktag beschäftigt, um einen Fahrweg auf die steile Höhe herzustellen. — Heinrich Laube, so erzählt eine Münchener Korrespon denz, wohnte vor Jahren, als er wieder einmal auf der „Künstler suche" war, auch einer Vorstellung in einem Münchener Theater bei; als Liebhaber trat ein junger Mann auf, der mit wenig Talent eine geringe technische Ausbildung verband. — „Den Mann würde ich engagiren," sagte Laube plötzlich zu seinem Begleiter, „wenn ich reich wäre." — „Aber der ist ja miserabel," rief der Letztere entsetzt aus. — „Gerade deshalb," entgegnete Laube, „ich würde ihn lebenslänglich anstelle« und zum Wähle des Publikums nie mehr aufs Theaterkassen." — Jubiläum. Der anläßlich des Attentates, das Kullmann in Kissingen auf den Füsten Bismarck verübte, bekannt gewordene Pfarrer Sigmund Hauthaler feiert demnächst sein fünfzigjährige- Priesterjubiläum. Die Neugierde, „den Bismarck" zu sehen, die den Pfarrer an den Wagen de» deutschen Reichskanzler» drängte, war Ursache, daß man ihn im ersten Augenblicke als den vermeintlichen Verbrecher festnahm. Diese Meinung wurde fast zur Gewißheit, als man aus der Protokoll-Aufnahme erfuhr, der Pfarrer fei ei« Tiroler. „Aha — Fanatismus!" hieß es. „Gar kein Zweifel; der Pfarrer ist ein geheimer Agent. Was hatte der Mann in Kissingen zu thun gehabt!" Der Ernst der Situation löste sich jedoch in Heiterkeit auf, als man deS eigentlichen Verbrecher» Kullmann habhaft ge worden war. — Folgendes hübsche Bonmot eines Gymnafialdirektors IHM die „Franks. Ztg." mit. Gymnasialdirektor E. in B. wurde von einem Insekt in die Nase gestochen, so daß dieselbe stark an> schwoll und ein rothes Aussehen bekam. „Aber Herr Direktor," so sagte der Ordinarius der Prima zu seinem Vorgesetzten, „Sie be kommen ja eine Nase, als wenn Sie die Gewohnheit hätten, recht häufig einen hinter die Binde zu gießen." „Das ist allerdings," so er- wiederte der schlagfertige Direktor, „in der Regel der Fall, daß ich die Nasen bekomme für da», was meine Lehrer thun." — Der „Gaulois", welcher bekanntlich ein sehr aristokratisches und klerikales Lesepublikum hat, theilt auf Wunsch einiger Abonnen ten mit, in welcher Weise die für den Papst bestimmte Korrespon denz nach Rom adressirt werden muß. Monsignore Bocceli, der Geheimsekretär Leo'» XIII., ist mit der gewichtigen Aufgabe betraut, die eingegangene Korrespondenz zu sichten und die Briefe, welche er für nöthig befindet, dem Papst einzuhändigen. Wünscht man aber einen Brief auf jeden Fall direkt in die Hände des Pontifex gelangen zu lassen, so muß man das betreffende Schreiben in drei KouvertS einschließen, jede» Kouvert versiegeln und mit der Inschrift versehen: „4 8» Luintatö Io ksps 1,öoo Xlll., Kröiet äo la Oon^>6g;ori»n äu 8»i»t Oüivo uu Vatikan, Kervoneiis — Roms." (An Seine Heiligkeit den Papst Leon Xlll., Präfekt der Kongregation des Heiligen Amtes im Vatikan, Persönlich, Rom.) Der Prälat, welcher die Briefe em pfängt, erbricht das erste, dann das zweite Kouvert, das dritte Siegel darf er jedoch unter Strafe der „großen Exkommunikation" nicht lösen, sondern muß da» Schreiben intakt in die Hände des Papste» liefern. — Gut« Vorsätze. Der Pariser „Figaro" verzeichnet fole gend^z Zwiegespräch. Mama giebt ihrer Tochter, die heute heirathet, die letzten Rathschläge: „Alle», wa» ich Dir noch zu sagen Hab«; mein ÜÄeS Kind, fasse ich in einem einzigen Worte zusammen: „Be trüg« nie Deinen Mann!" — Die Braut, naiv verwundert: „Aber Mama, wen soll ich denn sonst betrügen?" — In WiSmar bot sich dieser Tage an der Spitze de» dor tigen NikolaikirchthurmeS ein eigenthkmliche» Schauspiel dar. An scheinend stiegen au» dem Dach de» Thurme» leichte Rauchwolken auf, welche die da» Dach krönenden Kugeln umwirbelteu. Man glaubte, daß der Thurm brenne, zumal kurz vorher ein Gewitter an der Stadt vorübergezogen war. Genauere Untersuchung ergab jedoch, daß die Erscheinung von großen Mückenschwärmen herrührte, welche da» Thurmdach umspielten. — ÄuS Helgoland wird ein poetischer Wunsch berichtet, der gewiß in manchen Herzen frischen Wiederhall finden wird : Grön i» dat Land, «och i» de Kant, Mit t« de Sand, Dat sünt de Wapen van Helgoland! Zu diesem bekannten Vers hat jetzt rin in der Sprache unserer niederdeutschen Vorfahren bewanderter, und mit der Weise der Dicht kunst auf gutem Fuße stehender Hamburger folgenden Nachtrag ge dichtet: Vat baten äs vaxsn van LlUigbsIanä? In vromäor llanä Is Kant nnä sanä: Ik srs nnä lavs wx lloz-no Lranä! Auf hochdeutsch: WaS nützen die Farben von Helgoland? In fremder Hand Ist Strand und Sand: Ich ehre und lobe mir Hehno Brand l Karl Koppmann hat nämlich festgestellt, daß Helgoland wahr- scheinlich einst Hamburgisch gewesen; jedenfalls ist ein Hamburger Privatmann, Heyno Brand, von 1439 durch Verpfändung in den Besitz der herzoglichen Rechte gekommen, und 1448 ließ sogar die Stadt Hamburg durch ihren Gerichtsschreiber ein Gerichtsbuch für den Gebrauch in Helgoland anfertigen. Und nun ist die Insel seit 1807 — englisch. — Ein Börsenspekulant hatte fallirt, wa» ihn aber nicht abhielt, noch während sein Konkurs abgewickelt wurde, täglich spazieren zu reiten. Darüber ärgerten sich seine Gläubiger natürlich furchtbar» und eines Tages erschien in einem Blatte der Stadt folgendes Epigramm: An Herrn M .... in Konkurs. Mein Freund, du mußt nur recht verstehen, WaS des Volkes Stimme spricht: ES kann der Mensch wohl Pleite gehen; Doch Pleite reiten soll er nicht! " Am andem Tage stellte Herr M . . . . seine Spazierritte ein. — Zeitgemäße Schimpfwörter. Wie sorgfältig auch in den unteren Schichten der Bevölkerung die Zeitungen gelesen werden, geht au» einem Intermezzo auf dem letzten Wochenmarkt in Berlin hervor. Zwei Matronen, welche mit Gemüse handelten und Konkurrenzneid in Streit gerathen waren, belegten sich gegenseitig mit den anzüglichsten Schimpsreden. Ganz außer Athem schrie die Eine endlich: „Sie olles Desinfektionsmittel I" Darauf repliziere die Andere mit beiden Fäusten drohend: Psui Deibel! Sie olle Eholera- bazilje!" — Auf der Schneekoppe, dem in diesem-Hahr» unge wöhnlich stark besuchten höchsten Punkte des Riesengebirges, kam vor Kurzem die telegraphische Anfrage an, ob die im Hirschberger Thale verbreitete Nachricht von dem Tode des Besitzers des Koppenhotels, Herrn Pohl, sich bestätige. Die Antwort lautete: „Habe keine Zeit zum Sterben; zu viel zu thun. Pohl." hielt sich mit seinen 4 Gefährten, Theilnehmern einer sächflschm «lpentuw- kahrt, mehrere Tag« in dem schönen Orte am Fuße - deS Karwendel» (de» höchsten Punktes des WettersteingebirgeS) auf. Er war «in wenig miüheU- samer, selbständiger Charakter und so fiel e- seine» Freunden nicht besonder» auf, al» er am Sonntag beim Mittagessen in der „Post fehlte. Nachdem er aber auch am Montag auSblieb, erstatteten die tiefbekümmerten Genossen in Vorahnung eines traurigen Endes ihrer so fröhlich begonnenen GebirgSfahrt Anzeige an die Behörde des Markte-, die denn auch noch am Montag und Dienstag Streifen veranstaltete, ohne aber ein bestimmte» Resultat damtt zu erzielen. E» wurde eruirt, daß Otto Lollrath am Sonntag, den 8. Aug' Mittags V,1 Uhr, dar Gasthaus zur Post verlassen hatte und gegen 4 von Leutasch, wo er eingekehrt war, ausbrach GS blieb nun wohl Zweifel mehr, daß Vollrath, im Gefühle turnerischer Kraft und Geschick keit, den Ausstieg zum Wettersteingebirge allein gewagt haben mußt» Unglückliche hatte sich dazu nicht einmal mit einem Bergstock versehen, mir ein Sonnenschirm war sein Schutz! Und doch hat man erst vor zwei Jah«n e» unternommen, ein Kreuz auf der Spitz« des aefähilichen Berge», der auf der bairischen Seite in schroffen Wänden absällt, aukzurichten. Seine Ge nossen konnten nicht mehr verweilen und verließen Mittenwald schweren Herz«». Am Mittwoch beauftragte der Hr. Oberförster den Jagdgehilsen Hölzk, nach dem Verunglückten Umschau zu halten. Hölzl, ein wetterharter Gebirgler, mit allen Wegen und Stegen vertraut und der besten Steiger Einer, hatte er fahren, daß Bollrath auf dem sogen. Franzosenstei, gesehen worden sei, baute daraus seinen Plan und fand denn auch nach kurzem Suchen den gräßlich zerschlagenen Leichnam, auf dem sich bereii» eine Heerde Fliegen niedergelassen hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach sah der junge Lehrer, als er den Franzose»- steig herauskam, unten den Ferchensee liegen. Die ganze Natur dort oben ist von majestätischer Ruhe beseelt In heiligem Schweigen liegt am Fuße de» WettersteingebirgeS unten der stillglänzende See. Mit Freuden mag der einsam« Steiger das Bild betrachtet, di« grünen Matten und die am See be findlichen Almhütten gesehen haben. Der Abstieg moch'e ihm von oben mög lich scheinen, die Zeit drängte, vertrauend auf gut Glück, bauend auf die ei Krast, versuchte er ihn. Er übersteigt den Zaun, der angebracht ist, um Vieh vor dem Absturz zu bewahren und der ihm nochmal» al» womsuto h dienen müssen, und er sucht sich einen Weg gerade hinab. Kaum fün. Schritte davon ist ein gangbarer Wildwechsel vorhanden — er bemem nicht. Da strauchelt der Fuß und der Unglückliche ist verloren! Er ko« in « Rutschen — umsonst suchen die Hände einen Halt; der Körper kommt in'» Fliegen, er überschlägt sich und stürzt sausend hmab — ehe er zum ersten Male ausschlug, mußte er schon eine Leiche sein, und da» mag den Hinter bliebenen eme Linderung ihre» Schmerzes bieten. Die Wände au der. Un glücksstätte sind thurmhoch — wie gewaltig muß da der Sturz gewesen sein. Der wackere Jäger, der ihn fand, hüllte den starren Leichnam in seinen Wetter mantel und trug ihn auf seinen Schultern hinab, um ihn dann mit Hilfe de» Mittenwalder Polizeidiener- gänzlich zu Thal zu schassen. Dem beklagenS» werthen Batet, der Stadtralh in Werdau in Sachsen ist, wurde Mittheilung gemacht. Am Freitag bettete man ihn zur letzten Ruhe und die zahlreichen Fremden, die Mittenwald in sich vereinigt, darunter «ine große Zahl Frank furter, gaben dem allgemein bedauerten jungen Mann da- letzte Geleite. Rur der Mittenwalder OnSpfarrer war de- Mitleides bar: er gönnte dem Todteti, dem protestantischen Bruder, kein Wort der Milde an seinem früh« Grabe. Er schickte zwar seinen Kooperator, der aber nur hastig »ine Schaufel Erde in die offene Grube warf und ohne jede- Wort, jeden Segen mit finsterer Miene wieder von dannen ging. Die Fremden umstanden mit den peinlich sten Gefühlen die Ruhestätte und richteten sofort ein Schreiben an den Magistrat, um ihren Gefühlen über diese- Verhalten de» Geistlichen Ausdruck zu geben Wir aber möchte» diesen Bericht nicht schließen, ohne alle uner fahrenen Touristen eindringlichst vor den Gefahren der alleinigen Besteigung eine» der Alpenriesen zu warnen. Biele der Opfer, die alljährlich da» Gt- birge kostet, werden durch Verkennung oder Mißachtung dieser Gefahr her- vorgerusen! - Der Staatsanwalt gebot ihm durch einen Wink, zu schweigen. „War es nicht an einem Mittwoch?" fragte er. Es kann sein," antwortete der Doktor sinnend. „Er kam, um den Bericht zu holen, und blieb nicht lange." „Er soll die Anstalt nicht wieder verlassen haben." Ein spöttisches Lächeln umzuckte die Lippen des Irrenarztes. „Hat man wieder einmal etwas entdeckt, was einer boshaften Berläumdung als Fundament dienen kann?" fragte er „Wie oft ist da» schon versucht worden! Kaum ist das eine Gerücht widerlegt, so taucht schon das andere auf; ich gestehe, ich bewundere die Ausdauer und Erfindungsgabe meiner Feinde." „Die Sache liegt hier wohl anders," sagte der Staatsanwalt mit schärferer Betonung. „Man hat gesehen, daß Herr Frohberg in dieses Haus hineingegangen ist, und seit jener Stunde wird er vermißt." „Und daraus will man sofort den Schluß ziehen, daß er hier zurückgehalten wird? Ich werde Ihnen den Gegenbeweis liefern " Doktor Janin riß an dem Glockenzuge und blickte dabei den Wirth höhnisch an. „Ich verdanke Ihnen wohl diese Anklage," sagte er; „jetzt erst Wird mir klar, weshalb Sie nach dem neuen Patienten fragten. Herr Frohberg hat sich nur einige Minuten hier aufgehalten, er schien sehr eilig zu sein, und ich fand auch keine Veranlassung, eine längere Unter- Haltung mit ihm zu beginnen. Da ist der Wärter, fragen Sie ihn. Da er den Zweck Ihres Besuches nicht kennt, kann er nicht vor bereitet sein." Der Polizeidirektor heftete den forschenden Blick durchdringend auf da» verschmitzte Gesicht des Wärters, der sich bemühte, seinen Lügen den Ausdruck der Ehrlichkeit zu geben. „Erinnerst Du Dich noch des jungen Herrn, der vor drei Wochen mich besuchte?" wandte Janin sich zu seinem Genossen „Sehr deutlich! ES kommt ja so selten Besuch." „Wie lan„e blieb er hier?" „Kaum eine Viertelstunde." „Und dann wiesen wir ihm eine Zelle an, nicht wahr?" „Eine Zelle?" fragte der Wärter anscheinend überrascht. „Be wahre! Er ging wieder fort, und ich begleitete ihn bis an'» Thor, um e» hinter ihm zu schließen." „Welchen Weg schlug er ein?" „Den Fußpfad, der zum Walde führt." Doktor Janin blickte seine Gäste trimaphirend an. lSvrtsetzuug folgt.) Ren-Guinea. Wie man aus glaubwürdiger Quelle vernimmt, ist die Absicht auf Neu- Guinea Landcrwerbungen vorzunehmen, zur Zeit auf der Seite der Eng. länder vorhanden. WaS die deutschen Unternehmungen angeht, von denen vor einigen Wochen so viel Aufhebens gemacht worden ist, so verlautet, daß dieselben gänzlich ruhen, da die Folgen der Bamberger'schen Denunziationen es zur Zeit nicht angemessen erscheinen lassen, Landerwerbungen unter dem Schutz der deutschen Flagge auf Neu-Guinea zu machen. Nicht aus Besorgniß vor englischer Macht ist man zu dem Entschluß, aus Me Unternehmungen vor- läufig zu verzichten, gelangt, sondern weil die englische kommerzielle Konkurrenz seit dem Austreten BambergerS die größten Anstrengungen gemacht hat, um den Deutschen den Rang abzulausen. Die maßgebende» Erwägungen sind also rein geschäftlicher Art und kein Abglanz blasser Furcht mischt sich in dieselben Zudem hat Bamberger, wie man jetzt auch in weiteren Kreisen weiß, stark übertrieben; seine Behauptungen waren ja überhaupt nur durch ihre Uebertrcibungen geeignet, Aussehen zu machen. In der That waren nur Versuche sehr bescheidener Art gemacht worden, um auf Neu.Guinea deutsche Interessen zu beleben Nirgends dort hatte man sich auf Unternehmungen iin großen Stil eingelassen und Alles, was manche Blätter zu erzählen wissen von „Gründungen" und dergleichen, ist pure Erfindung. Hätte man sich aus Neu-Gumea bereits engagirt, da- heißt: wären dort deutsche Interessen bedroht, so würde man auf keinen Fall vor der englischen Eifersucht zurückgewichen sein. Das bedarf kaum ausdrücklicher Versicherung. Allein die geschäftlichen Berechnungen und Erwägungen haben dargethan, daß die englische geschäftliche Konkurrenz zur Zeit ganz bedeutend im Vortheil ist und daß die Engländer, als entschlossene Geschäftsleute, alle Anstrengungen machen, um ihren Konkurrenten zuvorzukommcn. In diesem Berhältniß hat der deutsche Unternehmer sich auf den für jeden praktischen Geschäftsmann sehr einfachen Standpunkt zu stellen, auf dem er etwa folgendermaßen rai- fonnirt: „In jenem Lande war ein gutes Geschäft zu machen. Ich hätte eS gern gemacht, allein meine Berechnungen sind vor der Zeit bekannt ge- worden, — mit deutlichen Worten: sie sind vcrwerlhet worden. S» ist mir der näher wohnende Konkurrent zuvorgekommen. Jetzt wäre eS also Thor- heit, mein Geld an eine Sache zu wenden, die augenblicklich nicht mehr günstig liegt." Wenn mau sich aus diesen Standpunkt stellt, so wird man eS ganz be- greiflich und ganz in der Ordnung finden, wenn die deutschen Unternehmer sich von Neu.Guinea abwenden. Damit ist aber nicht gesagt, daß sie eS mit fröhlichem Gesicht thun, und auch die Nation hat keinen Anlaß, gleichgiltig über den Verlust einer Chance, die deutschen Interessen an einem entlegenen aber günstigen Punkt der Erde auszudehnen, hinwcgzugeben. — Die letzten Nachrichten, welche uns die Posten aus Australien übermittelt haben, lassen nicht daran zweifeln, daß di« englischen Kolonien, namentlich Viktoria und Queensland, die ernste Absicht hegen, Neu-Guinea zu annektiren Man weiß, daß die Zeremonie einer solchen Annexion schon einmal ausgesührt worden ist. Damals aber hat Lord Derby, der englische Kolonienminister, sein Velo eingelegt, so daß die übereifrige Kolonialregierung die Annexion als ungiftig anschen mußte. Inzwischen haben aber die australischen Kolonien auf der Konferenz in Sidney beschlossen, sich zu einem Staatenbund zu vereinigen und auch daran «st nicht zu zweifeln, daß sie das Geld anweisen werden, welches nothwendig ist, um eine englische Beaufsichtigung Ncu<GuineaS und eine englische Bewachung der Südsce einzurichten Die Anweisung dieses Geldes ist nämlich eine Forderung des englischen Kvlonialministers, Lord Derby, ohne deren Gewährung er keinen engliichen Kommissar nach Neu- Guinea schicken wollte. Die Kolonien haben inzwischen das Geld zugesagt und so steht zu erwarten, daß die englische Regierung nicht länger säumen wird, einen Kommissar zu ernennen. Wie verlautet, soll derselbe in erster Linie für die Ostküste ernannt werden, allein daran zweifelt Niemand, daß der vollständige Erwerb von Neu-Guinea das Ziel der englisch-australischen Politik ist. — Ging« es nach dem Kops der australischen Politiker, so würde nirgends viel Federlesen gemacht, sondern alle Inseln der Südsee wären längst unter britischer Oberhoheit. Die Australier sind eben der Ansicht, daß England die Macht besitzt, seinen Willen durchzusetzen, ohne nach anderen Nationen zu fragen- In London weiß man besser Bescheid und deshalb ist man dort vorsichtiger. Gerichtshalle. ' —tr. Ferienstrafkammer I. vom 13. August. Der Handarbeiter Gustav Paul Bitterlich au- Neudorf (I8S9 geboren und schon mehrfach vorbe straft) hat sich de» im wiederholten Rückfälle verübten Diebstahls schuldig ge macht. Unter Annahme mildernder Umstände wurde er zu 3 Monaten Be« auS f-sängniß und S Jahren Ehrverlust verurtheilt. Der Zigarrenarbeiter Heinrich Wilhelm Macherauch a«S Kötzscheu- broda (-848 geboren und schon mehrfach schwer vorbestraft) hat sich de» RückfallSbetrugS in nicht weniger als in 8 Fällen schuldig gemacht und zwar hat, er sich diesmal zu seinen Opfern solche aus dem Kontingent der Lehr« gewühlt. Er suchte solche entweder aus oder sprach sie ohne Wettere» auf der Straße um eine Unterstützung an, ihnen vorspiegelnd, daß er ein wegen «tnS Sittlichkeitsverbrechens mit Zuchthaus vorbestrafter Lehrer sei» der keine Stellung mehr bekomme und deshalb nicht umhin könne, sich auf die Mild« thätigkeit seiner in Amt und Würden befindenden Kollegen zu verlassen. Macherauch ist nun zwar ein schon vorbestrafter Betrüger, aber nicht Lehrer. Er wurde in Rücksicht darauf, daß die einzelnen Beträge, um welche er die Verletzten betrogen hat, nicht allzu groß waren, unter Annahme mildernder Umstände zu l Jahr Gesängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Die Handarbeiter Johann Gottlob Schmaler aus Voigt-Hai», jetzt hier wohnhaft (noch unbestraft) und Friedrich August Helbia an» Hainichen (l84S geboren und wiederholt vorbestraft) haben am 6. und ll. Juli d I. aus dem städtischen Waisenhause, woselbst st« damals ar beiteten . kleine Quantitäten altes Zinkblech gestohlen, dasselbe verkauft und den Erlös dafür getheilt Schmaler erhielt 4 Tage, Helbig aber 4 Monate Gesängniß und 2 Jahre Ehrverlust zuerkannt. Handel und Industrie. Börsenbericht der Berliner Wechselbank Hermann Friedländer L Sommerfelds, HofbankierS, Berlin XIV. 4S, unter den Linden. Berlin, am 13. August 1884. Die große Geschäft-stille, die sich jetzt, nachdem der deutsche Bahnenmarkt nicht mehr die dominirende Stellung innehat, etablirt hat, vermochte nicht dem Markte di« bisherige Festigkeit zu entziehen. Der eigentliche Spekulations markt ist dauernd gut disponirt, und zwar in Erwartung einer gutm Kredit bilanz. Oesterreichische Blätter schätzen das Ergebniß deS ersten Semester» auf 2.4 bis 2.7 Millionen gegen 2.1 Will- fl. deS Vorjahres. Auch Wir glauben, daß die Kreditanstalt einen sehr günstigen Abschluß veröffentlichen wird, da sie alle Ursache hat, die Börse in guter Laune zu erbalten, um den Schlußakt der ungarischen Konversion zu möglichst glanzvollem Abschluß zu bringen. Wenig fest und lebhaft waren wieder österreichische Bahnen, wa» einerseits aus die gänzlich ungenügende Einnahme der Galizischen Bahn nnd aiidrerseits aus den weiteren Rückgang der Getreidepreise, die dem Exportkein Ren- diment lassen, zurückzusühren ist. Von deutschen Bahnen erfreuten sich Ostpreußen aus dem bekannten Grunde wieder reger Aufmerksamkeit und prositirten abermals am Kurse. Montanwerthe etwas höher. Renten dauernd fest, ebenso Russische Valuta. Aus dem Jndutzriemarkt war dar Angebet vorherrschend, Bergwerke und Germania Staats-Prioritäten höher. — Schluß: fest. — ES notirten: Franzosen 527—b26 Lombarden 253'/»—253 Kredit 53l-531'/, Com- mandit 205'/.—205'/, Dt. Bank 155'/, Laura 108—108 Dortmund 75'/, Galizien 112°/,—112'/, Marienburg 76—70 Ostpreußen 95'/,—S6'/, Mecklen burg 202°/, Mainz 111'/« Italien 96—98 Orient 59'/, Ruff. Noten 206,,.—206,«o 80er Russen 76'/» Ungarn 77°/«. Bericht deS Schlacht- und BiehhofS zu Chemnitz. Vom 14. August. Auftrieb: 59 Rinder, 242 Landschweine, 9 Bakonier, 107 Schafe, 205 Kälber- In Rindern, Schweinen und Schafen war der Geschäftsverkehr ziemlich mittelmäßig, dagegen reichte der Kälberaustrieb für den Bedarf kaum auS. Mit Ausnahme der Landschweine, wofür um ca. 2 Mk. höhere Preise erzielt wurden, ist eine nennenswerlhe Preisänderung nicht eingetreten. Preise: Rinder: lOO Pfd. Fleischgewicht 54-65 Mk. Landschweine: 100 Pfd. lebend Gewicht 49-5 l Mk- bei 40 Pfd. Tara per Stück. Schafe: 100 Pfd lebend Gewicht 33—36 Mk. Kälber: 1<0 Pfd. lebend Gewicht 84 Mk. Vom Wetterstein gestürzt. Au» Mittenwald werden der „Frks. Ztg." über den Tod deS Lehrer» Lollrath au» Werdau, welcher zu Ansana d. M. in den tiroler Bergen verunglückt ist, nachstehende Einzelheiten benähtet. Der erst 24jährig« Lehrer Verantwortlicher Redakteur: vr. pftii. O. Müller in Chemnitz. Familien,»achrichten. Geboren: Ein Knabe Herrn Alexander Hauptmann, Altchemnitz. Gestorben: Herr Kreis-Sekretär a. D. Martin. Herr Karl Hermann Lorenz, Niederrabenstein. Herr Karl Friedrich Ebert. Ein Mädchen Herrn Oswald Helsert- Täglich große Vorstellung Kömgstr. Freitag große» Konzert (elektrische ve- Freitag zwei Konzerte. Nachmittag 3 Uhr uud Vergnügung- - Anzeiger. Mellini-Theater. JohanniSgarten leuchtung. Gasthaus zur Scheibe. Abends 8 Uhr. ^ ^... Ga st hauS Schloßchemnitz- Freitag kolossale» Lustfeuerwerk. Bon 3 Uhr an Konzert von der Geidel'schen Kapelle. Hilbert'» Restaurant, Zöllnerstr. 3 Freitag saure Flecke. Nestler'» Restaurant, BiSmarckstraß« 4. Täglich Freikonzert vom Orchestrion, 2 franz. Billard», gute Küche, ss. Biere. Restaurant zur Pleisa, Ecke der Leipziger- und Harlmannstr. Freitag große» Freikonzert. Sonntag'« Restaurant» Zschopauerstr. Freitag große» Schlachtfest.
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