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Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Bororte: Altchemnih, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna». Abouuemenlsbestellnngen, vierteljährl. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 45 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen JnfertiorrSpretS: di« schmale (Ispaltige) Korpuszeile oder der« Raum 1b Pfennig«. — « di« BerlagSeMditwnu. Ausgabestellen in Chemnitz «.obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- — Unter Eingesandt pro Zelle 30 Pfennig«. — Auf große Annoncen uud Mederholuugeu Rabatt. — zeig« nur b. d. Postanstalten—PostztgS-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 — (viertüjährl.150 Pf.) bestellt werden. Auuouceu-Auuahm« für di« nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jede» Wocheutag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). ^ " - - .... - - - - . ..... . — Erledigt hat sich der unter dem 30. Juli 1884 hinter dem Strumpfwirker Robert Louis Thierfelder aus Meinersdorf erlassene Steckbrief durch Ergreif ung THIerfelderS. Chemnitz, den S. August 1884. Königlich« Staatsanwaltschaft. Bachmann, St.-A. klagten angeordnet und Termin zur Hauptverhandlung aus den 18. September 1884 Nachmittags 3 Uhr anberaumt wvrden. Der obengenannte Meißner, dessen Aufenthaltsort unbekannt ist, wird hiermit zu diesem Termine vor die v. Ferienstraskammer des Königlichen Landgerichts Chemnitz unter der Verwarnung geladen, daß bei seinem unent- schuldigten Ausbleiben zur Hauptverhandlung verschritten werden wird. Chemnitz, den 13. August 1884. Königliche Staatsanwaltschaft, vr. Schmidt. den 18. September 1884 Nachmittag» V»4 Uhr vor die II. Ferienstrafkammer des Königlichen Landgericht- zu Chemnitz -nr Hauptverhandlung geladen. Bet unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund ber »ach 8 472 der Strasprozeßordnung von der Königlichen AmtShauptmannschast zu Flöh» über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden. : Chemnitz, den 10. August 1884. Königliche Staatsanwaltschaft, vr. Schmidt. Erledigt hat sich der unter'm 10. Juli d. I. gegen den Weber und Erdarbeiter Fried rich August MotheS aus Hohenstein erlassene Steckbrief. Chemnitz, den 12. August 1884. Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Schmidt. Kluge. Adolf Julius Reimann, geboren am 18. Mai 1862 zu Riga in Rußland und daselbst aufhältlich, Königlich sächsischer Staatsangehöriger, wird be schuldigt, als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bun- desgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten zu haben. Vergehen gegen 8 140 Abs. 1 Nr. 1 deS Str.-G.-B. Derselbe wird auf Schlosser Georg Rein von hier, gegen welchen vor hiesigem Königliche« Schöffengerichte Hanpiverhandlung ftattfinden soll, wird ausgefordert, seine» jetzigen Aufenthalt dem Unterzeichneten ungesäumt anzuzeigen. ES wird ersucht. Rein hierauf zu verweisen und davon, daß die» ge schehen. Nachricht hierher zu geben. Chemnitz, den 9. August 1884. Der Königliche Amtsanwalt. I. A<: Lechla. In der Strafsache gegen den Kellner Gustav Adolf Arthur Meißner, geb. den 1. Jannar 1880 in Frankfurt a.,O. und zuletzt daselbst aufhältlich, wegen Verletzung der Wehrpflicht ist aus Antrag der Staatsanwaltschaft durch Be schluß der II. Ferienstraikammer des Königlichen Landgericht- Chemnitz vom 28. Juli d. IS. die Wiederaufnahme deS Verfahrens zu Gunsten des Ange- k'adrilc für IVitsoiiwangsIn — Lontor- unä Vaäsn-Llorivlitnoxell * Vampktlsvdler«! Olt» Outz»z»«rt, Avivknasröti'. * Lilobsn- unä ^Virtksobuttswüdsl — LluäsrvaSdsl — SoünIbLud» Tageschronik. 15. August. 1760. Schlacht bei Liegnib. 1831. Empörung in Warschau. . 1838 Stiftung der deutschen landwirthschaftlichen Wanderversammlung. 1858. SOOjähriges Jubiläum der Universität Jena. 1870. Kapitulation von Marsal. «elegramme -e» Chemnitzer wnzeigers. Vom 13. August. Dresden. Die dem Aufsichtsrathe der Dresdner Bank vorge legte Semestralbilauz weist einen Reingewinn von 1974 568 M. nach. Berlin. Der Kaiser traf Vormittags von Babelsberg hier ein und wurde von einer zahlreichen Menschenmenge, welche vom Bahn hofe bis zum Palais Ausstellung genommen hatte, jubelnd begrüßt. Im Palais nahm der Kaiser Vorträge und militärische Meldungen entgegen und kehrte um 2 Uhr nach Babelsberg zurück, wo Nachmit tags ein kleiner Diner stattfindet. Kopenhagen. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden trafen gestern Nachmittag, von Helfingborg kommend, auf dem königlichen Schiffe „Danebrog" hier ein und wurden von dem Könige und dem Kronprinzen empfangen. Das Diner nehmen die selben heute bei dem Könige ein. Die Weiterreise über Korsör nach Kiel findet Abends statt. Wien. Wie verlautet, wird zwischen Kalnoky und Bismarck in Varzin über die egyptische Angelegenheit, die türkische Postfrage unv ein gemeinsames Vorgehen gegen die Anarchisten verhandelt wer den. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich einerseits und Italien andererseits sind bedeutend erkaltet. Londo n. Nach einem Telegramm der „Times" aus Fu tscheu ist der amerikanische Admiral dort angekommen Die Franzosen ver sichern, daß weitere Operationen der Flotte angeordnet find. St. Petersburg. Gestern nahm der Kaiser die Parade über die im Lager von Kraßnoje Selo vereinigten Truppen ab; letztere waren zu derselben Plötzlich alarmirt worden. Mittags fand in dem kaiserlichen Zelte ein Düjeuner statt, an welchem die kaiserliche Familie, die zu den Manövern kommandirten ausländischen Offiziere, sowie der deutsche Botschafter, General von Schweinitz, theilnahmen. erlag, blühte das Land der andern Kolonisten bald gar mächtig auf. Die Siebenbürger Sachsen hatten freies Grundeigenthum und ihr eigenes deutsches Partikularrecht, das ihnen volle Selbstverwaltung gewährte; durch sie erhoben sich die Städte Hermannstadt, Schäß- burg, Klausenburg, Kronstadt, Bistritz u. s. w., sie waren es, welche hier, in dem entlegensten Theile Oesterreichs, eine Stätte deutscher Kultur, deutschen Geisteslebens und deutschen Bürgersinnes schufen und sie waren es, welche Jahrhunderte lang, ihren Verträgen ent sprechend, die Grenzen des Landes gegen Tartaren, Mongolen und Türken tapfer vertheidigteu, treu zu ihren Königen und Kaisern haltend. Leider ist den Hiebenbürger Sachsen diese ihre Treue von den österreichischen Herrschern nicht in dem Maße, wie sie es verdiente, gelohnt worden. Im Gegentheil wurden sie, obwohl sie in den blutigen Revolutionskämpfen der Jahre 1848 und 1819 treu auf Seiten der Kaiserlichen standen, der magyarischen Willkür fast schutzlos ausgeliefert; seit der Revolution von 1848, welche die Verfassung der siebeubürgischm Sachsen tkf-erschMerte uud zum Theil vernichtete, ^wird gegen sie, sowohl was ihre vertragsmäßigen Rechte als auch ihre Nationalität anbelangt, von den übermächtigen Magyaren ein erbarmungsloser Vernichtungskrieg geführt und überall wird deutsche Sitte, deutsches Wesen und deutsche Sprache im siebenbürger Sachsen lande von den magyarischen Heißspornen aufs Aergste bedrängt. Trotz aller Willkürakte aber, die seitens der ungarischen Regierung gegen sie ausgeübt werden, halten unsere Stammesgenoffen im Lande der Stefanskrone noch zäh an ihrer Muttersprache, an deutscher Sitte, deutschem Wesen fest und dieses treue AuSharren in dem ungleichen Kampfe, den die 200,000 siebenbürger Sachsen gegen die 5 Millionen Magyaren führen, muß ihnen die Sympathie auch ihrer Brüder jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle sichern und hoffentlich bethätigt das deutsche Mutterland diese Sympathien anläßlich der kommenden Hermaunstädter Festtage. Ein verlassener Brir-erfiamm. In den Tagen v- m 19 bis L7. August wird zu Hermannstadt, der Hauptstadt des siebenbürgischen Sachsenlandes, ein Fest gefeiert, welches wohl verdient, daß sich ihm nicht nur die Aufmerksamkeit der ' Deutsch-Oesterreicher zuwendet, sondern daß man seiner auch bei uns, den Deutschen ..draußen im Reiche", mit gebührender Sympathie ge- . denkt. Es handelt sich uni die siebenhundertjährige Frier der Grün dung deutscher Ansiedelungen in Siebenbürgen, welche von unseren deutschen Stammesgenossen an der äußersten Ostmark des österreichi schen Kaiserstaates in würdigster Weise begangen werden soll und gerade dieses festliche Ereigniß ist geeignet, im neuen deutschen Reiche die Erinnerung an jenen wackern deutschen VolkSstamm wieder wachzurufen, der nun schon seit Jahrzehnten mit echt germanischer Zähigkeit den Kampf gegen magyarische Uebermacht und magyarische Vergewaltigung unerschrocken weiter kämpft. Es ist in weiteren Kreisen de- deutschen Volkes nur wenig über die Siebenbürger Sachsen und über ihre Geschichte bekannt und doch verdient eS dieser verlassene Bruderstamm, welcher trotz der ihn um gebenden Gefahren das Banner des Deutschthums noch unentwegt hoch hält, inmitten des mehr als je die habsburgische Monarchie er schütternden Nationalitätenzwistes, daß man seiner in Deutschland nie vergessen sollte. Wann die ersten deutschen Ansiedler nach Sieben bürgen gekommen sind, läßt sich historisch nicht genau Nachweisen, dagegen steht fest, daß König Geisa II. (1141—1161) vertragsmäßig Deutsche, zuerst aus Flandern, dann vom Mittel- und Niederrhein, in den öden, unbevölkerten südlichen Theil Siebenbürgens berief, so daß zu de» beiden vorhandenen Bevölkerungsbestandtheilen (Walachen und Szek- lern) ein drittes Element kam, für welches die spätere Zeit den Namen Sachsen festhielt. Dieselben hatten hier eine doppelte Aufgabe zu erfüllen, sie sollten das noch unbebauteGebiet von den Thälern der MaroS und ihrer Nebenflüsse bis hin zu dem tranSsilvanischen Waldgebirge urbar machen und dasselbe zugleich gegen die Einfälle der, Siebenbürgen und Ungarn immer aufs Neue bedrängenden Gepiden, Petschenegen u. s. w. ver- theidigen und die deutschen Bauern unterzogen sich der Lösung dieser Doppelaufgabe in so rühmlicher Weise, daß schon 1224 den deutschen Kolonisten vom König Andreas II. der goldene Freiheitsbrief verliehen wurde. Derselbe wurde auch den deutschen Ordensrittern ertheilt, welche sich gegen 1211 im Burzen- oder Burgenlande, im Nordosten Siebenbürgen- unter Führung Hermanns von Salza anfiedelten. Während aber die Ansiedelung der Ordensritter als solche kaum zwei Jahrzehnte bestand und dann dem Andringrn des Magyarenthums Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm erfreut sich auch nach den Strapazen seiner nun beendigten diesjährigen Badereisen eines ganz außerordentlichen Wohlseins. Nach der täglichen Erledigung der Regierungsgeschäfte und der gewohnten Vorträge, sowie der in de» letzten Tagen mehrfach gewährten Audienzen sucht der hohe Herr zumeist Erholung auf den Spaziergängen unter den herrlichen, reichen Schatten spendenden Bäumen des Parks zu Babelsberg. Wie es heißt, wird sich der Kaiser jetzt erst über die eventuelle Annahme der an ihn ergangenen Einladungen zu größeren Festlichkeiten während der Manöver am Rhein definitiv entscheiden. Der am 21. Oktober d. I. stattsindenden Feier der goldenen Hochzeit des Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern, welche einen glänzenden Kreis gefürstester Gäste in Sigmaringen versammeln wird, gedenkt der Kaiser bestimmt beizu wohnen. — Auch die Kaiserin residirt seit Dienstag in Babelsberg an der Seite ihres erlauchten Gemahls. — Der deutsche Kronprinz kehrt in diesen Tagen aus England zurück, um als General-Inspekteur der vierten Armee-Inspektion in Würtemberg und Baiern Truppenbesichtigungen abzuhalten; die kron- prinzliche Familie wird dagegen noch einige Zeit in England verbleiben. — Die Taufe des jüngsten Sohnes deS Prinzen Wilhelm von Preußen soll nach den neuesten Bestimmungen am Sonntag, den 31. d. M-, stattfinden. — Unter Bezugnahme auf die von den betheiligten Bundes regierungen wegen der gesundheitspolizeilichen Kontrole der Seeschiffe erlassenen Verordnungen macht der Reichskanzler bekannt, daß die an der Westküste Italiens von der französischen Grenze bis einschließlich Zivitavecchia belegenen Hafenplätze als der Cholera verdächtig anzu- sehen sind. — Die kirchenpolitische Situation ist durch die Aeußerungen, welche Herr v. Schlözer über die Haltung der römischen Kurie in den Verhandlungen mit der preußischen Regierung gethan haben soll, wieder einmal in den Vordergrund deS TageSinterefseS getreten. Wie gestern schon mitgetheilt, hat der interimistische preußische Geschäfts-! träger beim Vatikan, Graf Monts, dem Kardinal-Sekretär Jacobini gegenüber — nach einer Meldung deS amtlichen „Osservatore Ro mano" — den angeblichen Bericht deS Korrespondenten eines Ham-. burger Blattes über eine Unterredung mit Herrn v. Schlözer für, „völlig unrichtig" erklärt. Trotzdem erhält sich aber in den Berliner politischen Kreisen die Auffassung, daß dieses Dementi nur eine durch die offiziellen Beziehungen zwischen Preußen und dem Vatikan gebo-! tene Form ist, daß sich aber doch Herr v. Schlözer in einer Weise ausge sprochen habe, welche genugsam die Ergebnißlofigkeit seiner Mission beim Vatikan kennzeichnet. Unter diesen Umständen dürften diejenigen Recht behalten, welche behaupten, daß Herr v. Schlözer nicht wieder auf seinen Posten nach Rom zurückkehre und daß eS überhaupt! fraglich sei, ob derselbe je wieder definitiv besetzt werde. — Der deutsche Kolonialverei«, welcher unter der Führ ung einer großen Anzahl angesehendster Persönlichkeiten fast 6000 Mitglieder aller Parteien besitzt, hat die Aufforderung der „Gesell schaft für deutsche Kolonisation" zur Gründung eine- Verbände- aller Kolouialvereine abgelehnt. — Die „Saale-Ztg." erhält von Prof. Kirchhof folgend« Zu schrift über Angra-Pequeua: „Die Vermuthung, daß der neue Kolonialbesitz zuvörderst durch Kupfer bau ausgebeutet werden soll, bestätigt sich; deutsche Bergleute unter Führung eine- tüchtigen Technikers (aus Freiberg) und in Begleitung eines deutschen Naturforschers gehen aus Lüderitz' Beranlaffung am 20. d. M. über Kapstadt nach Angra ab. Außerdem ist selbst für den Anbau de- Bodens manche» von künstlicher Bewässerung zu erhoffen; ziehen doch unsere Missionare in Bethanien unfern der Ostgrenze Deutsch-Afrika- trotz Reaenarmuth deS steppen dürren Landes neben deutschem Obst und Gemüse, Wein und die herrlichster Granaten. Die Erde ist ja überall das, was der Mensch aus ihr macht. So gut vor hundert Jahren die Australier da in Elend darbten, wo jetzt der Brite goldene Schätze aus dem Boden zieht, gerade so gut wird der Deutsche Wunder thun können in der Namaqua-Oede. Dem vertrauenswürdigsten Be richt über die Sachlage sehen wir entgegen aus vr. Nachtigall Feder, der mit vr. Max Büchner wahrscheinlich eben jetzt im Auftrag deS Deutsche» Reichs den Ritt von Angra nach Bethanien zu König Joseph zurückgelegt hat.* — Die in voriger Woche zu Hamburg erfolgte Festnahme von vier der Hutter Anarchistengruppe zugehörigen Matrosen des eng lischen Dampfers „Elizabeth" ist ein Beweis dafür, daß wenigstens die Polizeibehörde diesseits wie jenseits des Kanals in sehr gute« Einvernehmen stehen. Was das von englischen Barken auf dm Handelskutter „Diedrich" verübte seeräuberische Attentat anbelangt, so hat das Berliner Auswärtige Amt in dieser Sache noch keine diplomatischen Schritte thun können, da ihm noch keine amtliche» Mittheilungen über den Vorfall zugegangen sind. Die der Korvette „Ariadne" ertheilte Ordre zur Verfolgung der englischen Seeräuber beweist indessen, daß die deutsche Regierung in dieser Affaire bereit- energisch vorgeganaen ist. Oesterreich-Ungarn. Die in jüngster Zeit zwischen Tschechen und Magyaren sich bemerklich machenden Annäherungsversuche erfahre» von dem „Pester Lloyd" eine scharfe Verurtheilung. Das Halbamt. liche Organ de» Kabinets Tisza protestirt energisch gegen eine ungari sche Gemeinschaft mit dem Slawismus und prophezeit den Politikern in Prag, welche auf derlei Tendenzen spekuliren, eine entschiede«« Enttäuschung. In der That würden einem tschechisch magyarisch« „Bündnisse" alle natürlichen Vorbedingungen fehlen und braucht ma» hierbei nur auf den Haß hinzuweisen, mit dem man in Ungarn Allem, was russisch heißt, entgegentritt, während die Zukunftspolitiker an der Moldau so gern mit ihren „russischen Brüdern" liebäugeln. — Die Postdiebstähle werden in Oesterreich-Ungarn epidemisch. Noch hat man der Thäter nicht habhaft werden können, welche vor einigen Wochen eine von Wien nach Pest abgesandte Kiste mit einem Inhalte von 30,000 Gulden verschwinden ließen, und nun ist höchst wahrscheinlich ein neuer Postdiebstahl zu verzeichnen, indem ein von Pest nach Wien am vergangenen Montag abgesendeter Postbeutel, welcher Geldbriefe und u. A. auch Checks im Betrage von 280,000 Gulden enthielt, an seinem Bestimmungsorte nicht angelangt sei. Vorläufig tröstet man sich in Wien noch mit der Hoffnung, daß der Postbeutel in einen falschen Postzug gerathen sei. Gleichzeitig wird gemeldet, daß von zwei Geldbriefen mit je 15,000 Gulden Inhalt, welche das Bankhaus Czizek in Wien nach Lemberg sendete, nur einer an die Adresse gelangt, während über den Verbleib deS zweiten nichts bekannt sei. Frankreich. Die französische Nationalversammlung ist endlich von Worten zu Thaten übergegangen und hat, wie gestern gemeldet, in ihrer Montagssitzung die beiden ersten Artikel der Revisionsvorlage unter Ablehnung aller Gegenanträge angenommen. Besonder« wichtig erscheint der 8 2 deS zweiten Artikels, in welchem bestimmt wird, daß kein Mitglied der früheren Herrscherfamilien Frankreichs zum Präfi- denten der Republik gewählt werden kann und welche Bestimmung mit 597 gegen 153 Stimmen angenommen wurde. In der Dien»- tagS-Sitzung lehnte der Kongreß drei Anträge, betreffend die Ab schaffung der Präsidentschaft der Republik, die direkte Wahl de- Präsidenten der Republik durch das allgemeine Stimmrecht und die Abschaffung de» Senats, ab. Für Donnerstag wurde der Schluß der Kongreßverhandlungen erwartet, worauf die Kammer sofort nochmal» die Tonkinangelegenheit berathen wird. Es ist allerdings nothwendig, daß die Kammer bestimmt erklärt, das Kabinet Ferry in seiner ostastati schen Politik auch ferner unterstützen zu wollen; denn der Konflikt mit China ist durch das Bombardement und die Besetzung von Kelung seitens der Fran zosen wieder in ein kritische» Stadium getreten. Der Tsung-Li-Namen (das chinesische auswärtige Amt) hat bei den Mächten gegen da» Vorgehen des französischen Geschwader» in Kelung bereit» Protest eingelegt, wa» darauf hindeutet, daß man in den leitenden Kreisen Peking» durch da» Bom bardement vo« Kelung nicht im Mindesten eingeschüchtert worden ist. Schweiz. Der Berner Friedens-Kongreß hat am vergangene« Sonnabend seine Verhandlungen beendigt. Dieselben find im Allge- 'A,' D U 'Ä