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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 17.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188410179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18841017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18841017
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-17
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 17.10.1884
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Lhe««itzer ««zeige» ««d Gtadtbote. M». !L4S. Freitag, 17. Oktober 1884. Seit« 2. in Hellen Flammen. Da» Feuer soll, soweit wir noch in der Kürze der Zeit feststellen konnten, in de« eigentlichen Wogenschuppen ans bisher »och nicht ermittelte Weise anrgekommen sein und sich von da auf die anstoßenden Stall« und Fourage-Räume, die zum Theil au» Fachwerk auSgeführt find, erstreckt haben. Einen auf der Brandstätte zilkulireuden Gerüchte zufolg« soll bereit» um 5 Uhr sich ein brandiger Geruch bemerkbar gemacht haben. Uw 8 Uhr, zu einer Zeit, al» die Mehrzahl der Beamten sich noch auf den Strecken befand nud eben abgefüttert worden war, brach plötzlich in den Räumen, welche nicht in Dienst gestellte Pferde enthielten, au» allen Theilen des Oberstock«» de» linken Seitenflügel» eine mächtige Flamme hervor, die de» südwestliche« Horizont weithin tiefroth färbte. Infolge der intensiven Hitze, die durch die brenuruden, im Depot aufgespeicherten Heu- uud Strohmassen hervorgrrufen und gesteigert wurde, war e« den Stallwachen und den gerade dienstfrei im Depot anwesenden Beam ten nicht möglich, da» lebendige und todtr Material vollständig zu retten. Einige 40 fkallkranke Pferde sollen im Feuer umgekommen sein. Die übrigen, ca. 2(0, wurden theil» auf die Straße getrieben und dort sich selbst überlassen, theil» aus benachbarten Grundstücken untergebracht. Von den Wagenschuppen au» verbreitete sich da» Feuer mit rapider Schnelligkeit auf die übrigen Räume, so daß man schließlich zu einer Requiriruug de, Berliner Feuerwehr schreiten mußte. Beim Ein treffen der ersten Spritzen stürzte der eine Hauptthurm ein, während der andere, der Uhrthnrw, bereit» stark in» Wanken gekommen war «nd da» ganz« Grundstück einem Feuermeer glich. Es wurden zwei Dampfspritzeu und vier große Handdruckspritzen in Thätigkeit gesetzt, «m de» bereit» begonnenen Angriff der Schöneberger Feuerwehr zu unterstützen. Inzwischen hatten auch Stall 12, 13, 14, sowie der rothe Thurm Feuer gefaßt. Kurz darauf erschienen eine Kompagnie de» Eisenbahuregiment» als Feuerpiquet, sowie die freiwilligen Feu.-r- vehreu au» Tempelhof, Rixdorf und Steglitz, die sich sämmtlich zum Angriff auf da» entfesselte Element vereinigten. Trotz des energischen Vorgehen» war Abeuds 10»/, Uhr eine Bewältigung deS Feuers keineSweg» wahrzunehmen; die Mannschaften mußten daher sich be sonder» darauf beschränken, die angrenzenden Grundstücke, wie beispiels weise da» üinioon Ns s-ntö, den Schwarzen Adler rc. vor einer Mitinbrandsetzung durch Flugfeuer zu schützen. Allem Anschein nach dürste vor morgen Mittag an eine Ablöschung des Feuers nicht zu denken sein. Sämmtliche Pfrrdebahnwagen bleiben während dieser Rächt auf dm Schimen und werden dort bewacht, während die Schaffner erst morgen abrechnr». Da» brennende Depot ist da» größte Berlins, e» hat 30 Ställe ir 20 Pferde mit der ensprechendrn Anzahl Tram way». Ob Menschenleben zu beklagen sind, war noch nicht festzustellcn." -7- Den köstlichsten aller Wahlaufrufe bringen die in Heiligmstadt erscheinenden ultramontauen „Eichsfelder Volks- blütter": „An die Gewehre! Am Dienstag über vierzehn Togen ist für sämmtliche wahlberechtigte Katholiken Deutschlands General- appell und GefinnuvgSparade." Dann heißt eS: „An die Gewehre! und Keiner darf fehlen! Alle müssen Mann für Mann antreten und Jeder giebt einen Schuß ab. An Stelle der Kugel — denn mause- todt wollen wir die Gegner doch nicht schießen, sondern ihnen Zeit zur Bekehrung und Buße lassen—, wird ein zusammengefalteter Wahl zelle! in den Lauf gesteckt und dieser den nationalliberalen und mittel- parteilichen Unglücksraben so fest ins Gesicht gepustet, daß ihnen Hörcn und Sehen vergeht. Die Urnen, in welche die Wahlzettel — kein Kommissar darf in den Zettel seine Nase stecken — gelegt werden, müssen so schwarz werden, daß ein Rabe mit Tinte und Stiefel wichse darin wie eine weiße Taube aussieht". Oesterreich-Ungarn. Der Exchedive Ismail Pascha ist am letzten Sonnabend vom Kaiser in Audienz empfangen worden. Der lange Aufenthalt des ehemaligen Vizckönigs von Egypten in Wien erklärt sich wohl, wie der „Lpz. Ztg." von dort geschrieben Wird, zunächst daraus, daß er sonst in Neapel zu weilen pflegt, mit Rücksicht auf die dortigen GesundheitSverhältnisse aber begreiflicherweise vorläufig nicht dorthin zurückkehrt. Nachdem «nun schon seit längerer Zeit hier Weilt, zahlreiche hohe Besuche empfangen und ebenso hoch- gestellten Personen Besuche abgcstattet, hat er auch den Aufenthalt, welchen der Kaiser nach seiner Rückkehr von den Jagden hier ge nommen, dazu benutzt, um demselben seine Aufwartung zu machen. Es verstand sich auch von selbst, daß der Kaiser eingedenk des glänzen- den Empfanges, den er seinerzeit, als Ismail Pascha noch am Ruder war, anläßlich der Eröffnung deS Suezkanals gefunden, dessen Be such in huldreicher Weise entgegengenommen. Zu irgendwelchen Ver suchen, hierau» politisches Kapital zu schlagen oder diesen Besuch in Zusammenhang mit den kürzlich verbreiteten Gerüchten über die Eventuelle Wiedereinsetzung Ismail Pascha's zu bringen, liegt demnach Nicht» vor. — Die österreichisch-ungarische Regierung hat sich bekanntlich veranlaßt gesehen, eine ernste Mahnung an die Pfo-te zu richten, damit dieselbe ihren Verpflichtungen bezüglich der Eisenbahn- Anschlüsse Nachkomme und daß die türkische Regierung vertrags mäßig bi» zum 15. d. M. die Kontrakte zur Fertigstellung der auf sie entfallenden Bahnstrecke unterzeichnet haben müsse. Wie die „N. Fr. Pr." erfährt, habe diese Note in Konstantinvpcl eine be- sriedigeude Aufnahme gesunden. Man gebe sich nach den seitens der Pforte gegebenen Versicherungen in den Wiener RegierungSkreisen der Hoffnung hin, daß, solle auch der obige Termin nicht streng ein- gehalten werden, die Angelegenheit doch ehebaldigst in befriedigendem Sinne erledigt und Graf Kalnoky bereits in der Lage seit, werde, io den Delegationen eine in diesem Sinne gehaltene Erklärung abzugeben. — Josef Scharf, einer der Hauptangeklagten wegen der Tisza-ESzlarer Blutthat, ist zum Kantor der Synagoge in Pest avancirt. Wo sein Sohn Moritz, der wider seinen Vater aussagte, hingekommen, ist unbekannt. Man glaubt, daß er todt sei. Frankreich. Die Sitzungen der französischen Kam mern wurden am Dienstag ohne weitere Feierlichkeit eröffnet. Auf die Gestaltung der politischen Situation des Landes dürste dieses Er eigniß zunächst keinen merklichen Einfluß auküben, da aufregende Debatten einstweilen nicht zu erwarten sind. Die Deputirtenkommer hat beschlossen, an die Spitze der Tagesordnung Gesetzenlwürfe ge schäftlicher Natur zu stellen und die Diskussion über politische Fragen aufzuschicben. Bisher ist auch noch keine Interpellation über die aus wärtige Politik angekündigt. In der Kan mer der Deputaten brachte der Marineminister, Vize-Admiral Peyron, die Kredilfordcrung für Tonkiu im Betrage von elf Millionen Francs ein. Die Vorlage wurde einer besonderen Kommission überwiesen. — Der Kriegsminister, General Campenon, legte den Gesetzentwurf betreffend die Organisation von Kolonialtruppen vor. — Die Berathung über die Interpellation de» Deputaten Des Roh» über die Wirthschaftjpolitik der Regierung ist auf nächsten Sonnabend festgesetzt. — Der Finanzminister hofft, wie e» heißt, das Gleichgewicht im Budget, ohne an der Amorti- firung zu rühren, durch die Verwendung der aus der Dotation sür die Armee restirenden 21 Millionen herzustellen. — Das seit einiger Zeit erwartete Selbbuch ist am Dienstag erschienen und enthält u. A. eine Note des Fürsten Bismarck an den Botschafter Baron Courcel vom 13. September, in welcher in Bezug auf die Besitzverhältnifse an der Westküste Afrikas bemerkt wird, Deutschland verfolge das Ziel, für den deutschen Handel freien Zutritt in Afrika an solchen Gegenden zu haben, die noch von europäischer Herrschaft unabhängig find. Die Note konstatirt das Einvernehmen der beiden Regierungen über die wichtigsten Prinzipien für den afri kanischen Handel. Frankreich wie Deutschland seien in gleicher Weise von dem Wunsche geleitet, auf den Kongo und Niger dieselben Prin zipien avzuwenden, wie sie in Betreff der Donau zur Anwendung gelangt seien; eS sei außerdem nützlich, sich über di« Formalitäten zu verständigen, die nöthig seien, damit die neue» Erwerbungen an der afrikanischen Küste als effektive angesehen werden könnten. E» erscheine endlich wünschrnswerth, daß beide Regierungen ihre Gesichtspunkte durch einen Notenaustausch in identischer Weise fefistellen und daß sie die übrigen an dem afrikanischen Handel interesfirten Kabinette ein- laden, sich über die getroffenen Stipulationen zu äußern. Baron Courcel antwortete hierauf, wie von uu» in der vorletzten Nummer de» .Anzeig«" bereit» telegraphisch «itaetheilt, mit einer Note vom 29. v. M., in welcher e» heißt, Frankreich wünsche, die nachbarlichen Be- ziehungrn in Afrika im Geiste gegenseitigen guten Einvernehmen» zu regeln, die au» der deutschen Besitzergreifung -mehrerer Punkte der afrikanischen Westküste in der Nähe französischer Besitzungen hervor- gehen können. Auch Frankreich sei bereit, die Handelsfreiheit in den Besitzungen zu gewähren, welche e» am Kongo z. Z. schon hat oder später erwerben sollte und darin seien seine Ansichten mit denen Deutsch lands identisch. Unter Handelsfreiheit verstehe Frankreich frei« Zu lassung all« Flaggen, Verbot jedes Monopols oder Behandlungs- Unterschiedes, doch gebe rS die Erhebung von Abgaben zum Zwecke nützlicher Ausgaben zu. Im Einvernehmen mit der deutschen Regierung betrachte eS Frankreich als wünfchenSwerth, daß die Grundsätze de» Wiener Kongresses hinsichtlich der EchiffsahrtSfreiheit aus mehreren internationalen Flüssen, die später auf die Donau avgewendet wurden, unter Aussicht und Garantie der interesfirten Mächte auch auf den Kongo und Niger angewandt werden. Schließlich wird in der Note noch konstatirt, daß die französische Regierung bereit sei, sich mit Deutschland üb« den Erlaß einer Ein ladung an die übrigen am afrikanischen Handel interesfirten Kabinette zu einer Konferenz zu verständigen, die berufen wäre, sich über die von Frankreich und Deutschland im Einverständnis anerkannten Regeln aus zusprechen. In einer Note vom 30. September bestätigt Fürst Bismarck die Uebereinstimmung der Gesichtspunkte Frankreichs und Deutschlands über die verschiedenen Punkte, die in der Note vom 13. September hervvrgehoben waren; es erscheine nunmehr nützlich, mit den Ein ladungen unverzüglich vorzugehen, damit die Konferenz noch im Laufe des Oktob« zusammentreten könnte. Als die an dem afrikanischen Handel interesfirten Mächte werden bezeichnet: England, Holland, Belgien, Spanien, Portugal und die Vereinigten Staaten Nord amerikas. Um eine allgemeine Zustimmung zu den Beschlüssen der Konferenz zu sichern, wird vorgeschlagen, außerdem alle Großmächte und die Skandinavischen Staaten zur Konferenz einzuladen. Eine Note des Baron Courcel vom 2. Oktob« spricht sich in völlig zu- stimmendcr Weise über die in den Depeschen des Fürsten Bismarck enthaltenen Gesichtspunkte und Vorschläge aus. Rustland. Die Sanitätspolizei in Moskau ist jetzt energisch thätig in der Bekämpfung der althergebrachtes russischen Schmutzliebe. So hat die Sanitättkommisfion auch die Küche des dortigen Adelsklubs inspizirt. Was die Kommission dort fand, schildern die „MoSk. Nedom.' wie folgt: Die Köche und ihre Hand lang« haben keine eigenen Schlafräume, sondern benutzen dieselben Tische, auf denen die Speisen sür die Besucher des Klubs angerichtet werden, als Lagerstätten. Ihre nassen, schmutzigen und übelriechenden Juchtcnstiefcl trocknen sie in den Bratschränken des Herdes und — hier wollen wir aus ästhetischen Rücksichten die Schilderung abbrcchen. Türkei. Einer Meldung der „Turqui" zufolge ist dickaiser lich türkische Post, welche am 9. Oktober aus Cäsarea in Konstan- tinopel eintreffen sollte, bei Lueul Ayak im Billajet von Castamouni von einer Räuberbande von 46 Mann, lauter ausgewanderten Tscher- kessen, angesallen, einer der Kondukteure und ein Gendarm erschossen und der Kvurier verwundet worden, worauf sich die Banditen der Felleisen mit über 260,000 Piastern bemächtigten, welche größtentheils dem Finanzministerium gehörten. Es wurden zwar sogleich zwei Eskadronen Kavallerie zur Verfolgung abgeschickt, doch konnte man bis jetzt der Bande noch nicht habhaft werden. Ostasien. Die in den letzten Tagen aus Tonkin >nd China eingelausenen Depeschen geben ein ganz anderes »ild von der dortigen Lage, als man nach den bisherigen Mittheilungen hätte erwarten sollen. Aus der Meldung des Admirals Courbet ist näm lich ersichtlich, daß Tamsui immer noch in den Händen der Chinesen ist und daß eine sehr geschickt angelegte Torpedosperre die Operationen der sranzösiichen Flotte sehr erschwert. Ob Kelong und die dortigen Kohlenbergwerke von französischen Truppen besetzt sind, ist mindestens sehr zweifelhaft, der darauf bezügliche Passus der Courbct'schen Meldung lautet sehr unbestimmt und läßt alle möglichen Deutungen zu. Sind danach die Erfolge der französischen Waffen auf Formosa durchaus nicht so bedeutend, als man hatte glauben machen wollen, so hat die Kriegführung in Tonkin einen ganz anderen Charakter angenommen, der geeignet ist, dem französischen Expeditionskorps seine Ausgabe wesentlich zu erschweren Es wird noch erinnerlich sein, wie wenig innerlichen Halt in den seitherigen Kämpfen die chinesischen Truppen gezeigt hoben. Stets find sie einem direkten Angriff ausgewichen und vor Allem zeigen sie sich ungemein empfind lich gegen eine auch nur angrdeutete Umgehung. Seit Bac-le scheint sich dies geündcrt zu haben. Ob dieser Erfolg so erhebend gewirkt hat oder ob die Franzosen es jetzt mit wirklich regulären Truppen zu thun haben, jedenfalls haben sich die Chinesen bei Lang-kep sehr gut geschlagen, so daß es sogar zu einem hartnäckigen Bajonettkampfe kam. Man dürste also sür die Zukunft mindestens sehr verlustreiche Kämpfe zu erwarten haben. Lokales. Chemnitz, den 16. Oktober 1884. — Am heutigen Tage, den 16. Oktober, feierte der an der hiesigen St. Jakobikirche angestcllte Herr Oberpsarrcr vr. Graue sein 25 jähriges Anusjubiläum. Von Seiten dir hiesigen Herren Geistlichen, sowie von dcm Kirchenvorstand und anderen Persönlich keiten wurden dcm Jubilar die herzlichsten Glückwünsche entgegen gebracht. kV— Am 15. Oktob« a. o. wann es 25 Jahre, daß der Restaurateur Herr Julius Martin, hier (Reitbahnstraße) ununter brochen sein Bier von der hiesigen I. und II. Braugescllschaft bezogen hatte. Die genannte Gesellschaft brachte dem Jubilar durch persönliche Glückwünsche, sowie durch Ueberreichung eines schönen Geschenkes ihren Dank entgegen. —x. Folgende Legate wurden von den Erben des am 27. Juni d. I. verstorbenen Herrn Karl Heinrich Just laut letztwilliger Ver fügung des Verstorbenen zur Auszahlung gebracht: 2000 M. an den Wittwen- und Waisensonds des Ünterftützungsvereins für Kaufleute zu Chemnitz, 1000 M. an die Chemnitzer Lehrer-Wittwen- und Waisenkasse, 1000 M. an den Verein zur Unterstützung armer Kranker, 1000 M. an den Albert-Zweigverein zu Chemnitz, schließlich 1000 M. an den „Allgemeinen Erziehungsverein". — Impfwesen. Unsere Stadt bildet, wie seither, einen selb ständigen Jmpsbezirk. An Stelle des am 13. Februar 1883 verstor benen Jmpsarztcs v>-. weck. Schilling wurde vr. weä. Zschau als solcher gewählt und verpflichtet. Von den öffentlichen unentgelt lichen Impfungen haben im vorigen Jahre nach den angeführten Zahlen 3931 Gebrauch gemacht und sind davon an 60 Tagen 3234 geimpft und revidirt und 667 von der Impfung vorläufig befreit und außer dem 2L9 Kinder zur Erlangung von Lymphe abgeimpst worden. Die Zahl der Impflinge bei der Wiederimpfung belief sich auf 1813, von denen 1379 mit Erfolg und !.54 ohne Erfolg geimpft wurden, während die Uebrigen ungeimpst blieben. Kontraventionen kamen .' 50 zur Anzeige und find dieselben der k Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen- Verfolgung überwiesen worden. — In die Stammrolle sind im verflossenen Jahr« 3068 Militärpflichtige ausgenommen worden. Bon diesen kamen 2096 hier zur Musterung und befanden sich darunter 15, welche wegen häuslich« Verhältnisse den Antrag auf Zurückstellung «iug«. bracht hatten. Bon diesen Anträgen sind 14 mit Befürwortung an die königliche Ersatz-Kommission abgegeben worden, während da» Gesuch des fünfzehnten abgelrhnt Werden mußt«. Bestraft wurden 56 Ersatz, reservisten wegen Konirollerntziehung, behufs Rrcherchirung nach au», gebliebenen StellungSpfiichtigen waren l89 Requisitionen seiten» der königlichen Ersatz-Kommission zu erledigen. Gesuche um vorzeitig« Entlassung aktiv dienender Militärpersoneu wurden 13 riugneicht, welche sämmtlich mit Befürwortung weiter gegeben wurden, während von 34 Gesuchen um Befreiung von der Waffenübung nur 32 de», sürwortet werden konnten. g.— Das gestern vorgenommene Abfischen de» Schloßteiches hat gegen da» vor drei Jahren erfolgte ein günsti gere» Resultat ergeben. Etwas über 80 Zentner Karpfen, Hecht« und Schleien hat Herr Fischhändler Greim hi« auf eigene Rech» vung übernommen. Unter den Karpfen befinden sich Prachtexemplare von 8—10 Psd. Gewicht. Aale wurden in den ersten Morgenstunden sehr wenige, später jedoch in größerer Anzahl dem Schlamme ent» nommen und betrug die GesamotauSbeute gegen 40 Psd. Der An drang deS Publikums, welches beim Einzelverkauf der Fische profitiren wollte, war um 11 Uhr Vormittags und 4 Uhr Nachmittags «in ungeheuerer und mußten viele Leute wieder umkehren, da sie wegrn des allzugroßen Gedränge» nicht zur Verkaufsstelle gelangen konnten. Biele derselben kauften infolgedessen beim Fischhändler Greim, in dessen Geschäfte, in der Stollbergerstraße, noch um 9 Uhr Abends Fische aus dem Schloßteiche abgegeben wurden. —* In der sächsischen Maschinenfabrik verunglückte ein Handarbeiter in der Weise, daß er von einem ablausenden Drehling auf die Nase und rechte Backe getroffen und ihm dadurch tiefe Fleisch- wunden brigebracht wurden. —* In der Chemnitzer Aktienspinnerei gerieth eine Arbeiterin beim Andrehen eines Fadens mit dem Zeigefinger der linken Hand in das Räderwerk und wurde ihr dabei das vordere Glied des Fingers vollständig zerquetscht. —* Aus verschlossenem Bodenräume eines hiesigen Gasthauses waren vor kurzer Zeit eine Anzahl Felle gestohlen worden. Ter Verdacht lenkte sich auf einen jungen Menschen, der sich mehrere Tage hintereinander daselbst eingeschlichen und genächtigt hatte. Die gestohlenen Felle sind bei hiesigen Händlern nun vorge- sundcn worden und haben dieselben auch den ihnen vorgestellteu verdächtigen jungen Mann als denjenigen wiedererkannt, der Felle au sie verkauft hatte. —i. Gestern Abend wurde in der Friedrichstraße von einigen jungen Leuten ein derartiger Erzeß verübt, daß die Anwoh nenden «schreckt aus den Fenstern schauten und noch der Polizei verlangten. Die Streitenden waren zwei Männer und eine Frau, die sich jedoch beim Herannahen von Schritten eiligst, doch immer noch lautschreiend nach der Thcaterstraße zu entfernten. — x. Ueber die kecke Zudringlichkeit eine» „armen Reisenden" hatte sich gestern gegen Abend ein hiesiger Zigarrenverkäufer zu be klagen In dessen Geschäft trat nämlich der Durchreisende und bettelte um eine abgelegte Zigarre. Der Verkäufer, ein jovialer Herr, kam diesem Wunsche nach und gab statt einer Zigarre deren zwei. Als aber der Beschenkte obendrein noch um einen Zehrpsennig ersuchte, wurde das dem Geschäftsinhaber doch zu bunt, er drohte dem Zu dringlichen, ihn arrctiren zu lassen, worauf dieser sich scheunigst empfahl. —g. In einem Kreise hiesiger Bürger kam unter Anderen auch das Thema betreffs des Jakobikuch- und Stadtthurmes zur Erörterung und gab man der Meinung Ausdruck, daß es sich sür eine Großstadt wie Chemnitz doch gezieme, einen schöneren Thurm zu besitzen als den sich jetzt rcpräsentirenden, welcher einer durchgreifenden Reparatur dringend beuöthigt sei. Wohl hat der Bezirksverein der inneren Stadt diese Angelegenheit in das Bereich der Diskussion gezogen und zu ein« öffentlichen gemacht, es ist ober damit sehr wenig geholfen, wenn der Kirchenvorstand und die Rathskollcgien nicht mit einem einmüthigen Beschlüsse hervortreten und entweder eine durchgreifende Reparatur oder einen Umbau des Thurmes auSzusühren gewillt sind. Eine Re novation des Thurmes mit oben schöner, gothischer Spitze ist von einem Baurathe in Hannover in dem von demselben eingegangenen Gutachten auf 90,000 Mk. veranschlagt worden. Die Reparatur des Thurmes dürfte hingegen nur circa 15,000 Mk. erfordern. Eine einfache Reparatur würde ab« zur Verschönerung des Thurmes nicht» beitragen, es müßte, um dies ermöglichen zu lönnen, auf Mittel zur Herbeischaffung von Geldern gesonnen werden und da meinte man, empfehle sich die Veranstaltung einer Kuchenbaulotterie, wie solche die Städte Cöln, Zweibrücken und Ulm mit Erfolg eingeführt un5 ausgenützt haben. Auch von anderer Seite ist hierauf schon hinge- wiesen worden; das Interesse zur Lösung der schwebenden Frage wegen des Jotobikirch- und Stadtthurmes ist eben ein allgemeines und alle Kreise unserer Stadt lebhaft interessirendes. —p. Eine hochkomische Szene spielte sich gestern in all« Frühe auf der Wettinerstrahe ab. - Zwei zur Arbeit gehende Mädchen waren im eifrigsten Geplauder begriffen, als ein in einer hiesigen Fabrik Beschäftigter vorüberging und beide grüßte. Darin lag nun gerade nichts Ausfälliges, doch stellte sich im weiteren Verlaufe ihres Ge spräches etwas „Ausfälliges" in der Beziehung heraus, als beide Mädchen den artige» Vorübergehenden gleichzeitig als ihren Herzens- erkorcnen deklarirten. Sie geriethen deshalb bald in lebhafte» Wortwechsel, es kam auch zu Tätlichkeiten und hatte die «ine un glücklicherweise den falschen Haarzopf der andern erwischt, welchen sie in schrecklicher Wuth auf das Straßenpflaster warf. Die dem Streite zuschauenden Neugierigen brachen in ein schallendes Gelächter aus, was zur Folge hatte, daß die beiden Rivalinnen beschämt von dannen eilten. — Die Reichkpofiverwaltung trifft bereit- zu den bevorstehenden Reichstagswahlen weitgehende Vorkehrungen, um die sofortige Uebermiltrlung deS Endergebnisses der Wahlen an die Kontrollbehörde» sicher zu stellen. Hierbei ist nun in Bezug auf die Frage, welche Postsendungen und Telegramme in Angelegenheiten der Wahlen portofrei befördert wcrden müssen, zu bemerken, daß nach ß 2 des PvrtofreiheitSgesetzes vom 5. Juni 1869 nur Sendungen in reinen Reichsdienpangelegenheiten, welche von einer Rrichsbehörde abgesandt oder an eine Reichsbehörde gerich et sind, portofrei zu befördern sind, wenn die äußere Beschaffenheit, sowie da» Gewicht der Sendungen den von der Reichspostverwaltung in dieser Beziehung erlassenen Bestimmungen entspricht. Den Reichsbehörde» werden diejenigen einzelnen Beamten, welche eine solche Behörde vertreteu, gleich geachtet. Ebenso genießen nach ß 2 Nr. 4 der Allerhöchsten Verordnung vom 2. Juni 1877 nur Telegramme von Reichsbehörden oder an dieselben in reinen Reichsdienstangelegenheiten die Gebührenfreiheit. Demnach sind nur diejenigen Postsendungen und Telegramme, mittelst deren die Wahlkommissarien das Ergebniß der Wahlen zum S eichstage dcm Reichsamte des Innern melden, gebühren frei, während alle diejenige» Postsendungen und Telegramme, welche in Wahlangelegenheiten zwischen Wahlvorstehern und Wahlkommissariev, zwischen Gemeindebehörden, zwischen den Behörden der einzelnen Bundesstaaten, so wie zwischen den letzteren Behörden einerseits und Gemeindebehörden anderseits Vorkommen, als gebührenpflichtig z« er-
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