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Nr. 55/1919 PAPIER-ZEITUNG 1653 Falz- und Heftmaschinen-Katalog von Preuße & Co.. <3. m. b. H„ Leipzig Mit ihrem Katalog Nr. 36 nimmt diePreuße’sche Maschinenfabrik den früheren Angebotsdienst mit Darbietung von Maschinenabbil dungen und mit Beschreibung der Bauarten und der Leistungen in der Papier Verarbeitung wieder auf. Sie tut es in der sparsamen und zweckmäßigen Form eines Schnellhefters, der weitere Prospekt ausgaben aufzunehmen vermag, mit denen der Katalog laufend er gänzt und die absichtlich gelassenen Lücken in den Seitenzahlen geschlossen werden können. Die verschiedenen Maschinenklassen sind in fünf Abteilungen gruppiert, in den beiden ersten die Buch- Drahtheftmaschinen und die Fadenheftmaschinen, dann folgen als dritte Gruppe die Bogenfalzmaschinen, die Bogen-Anlegeapparate und die zum direkten Anschluß an Druckpressen eingerichteten Zeitungs-Falzapparate; Abteilung 4 bilden die Drahtheftmaschinen für Broschüren, Blöcke und besondere Zwecke und die Abteilung 5 die Maschinen für Kartonnagen- undfürFaltschachteln-Erzeugung. Unter den dargestellten Maschinen verdienen einige neue Konstruktionen hervorgehoben zu werden. Eine Buch-Drahtheftmaschine „Quarto“ wigd auf Wunsch für Kraftbetrieb mit eingebautem Rädervorgelege geliefert; dasselbe ist so eingerichtet, daß für den elektrischen Einzel antrieb sowohl die schnell- wie die langsam laufenden Motoren ver wendet werden .können. Auch Broschüren-Drahtheftmaschinen mit einem wie mit zwei Heftköpfen können vom Besitzer selbst leicht und schnell in Maschinen für Kraftbetrieb umgewandelt werden und zwar durch bequem Anbringung nachzuliefernder Teile. Eine Buch-Fadenheftmaschine (EHV) ist für das Kleingewerbe gedacht und in vereinfachter Form gebaut worden; trotzdem ist sie den verschiedensten Aufgaben gewachsen und kann für sechs verschiedene Heftarten und Heftstichweisen mit und ohne Rückenmaterial ge liefert werden. Die ganzautomatische Falzmaschine wird mit der patentierten bänderlosen Bogenführung versehen und kann einge richtet werden sowohl für die nach Saugsystem arbeitenden Bogen anleger wie für die Rundstapelanleger; in Betrieben, wo Massenauf lagen desselben Formates zu verarbeiten sind, ist mit letzterer Aus führung höchstmögliche Leistungsfähigkeit zu erreichen. Stuttgarter Brief Die Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe ist immer noch hoch; um Mitte Juni waren noch 223 Arbeitslose im Gau Württemberg gemeldet. Um den beruflichen Gesichtskreis der Arbeitslosen zu erweitern, begannen Arbeitslosenkurse, die von der Zentralstelle für Gewerbe und Handel und den in der Arbeitsgemeinscliaft für das Stuttgarter Buchdruckgewerbe vereinigten Verbänden unterstützt wurden. Das Programm umfaßt für Setzer: Entwerfen von Druck arbeiten, Schriftschreiben, Freihandzeichnen; englische Wortkunde, geometrisches Zeichnen; für Drucker: Anfertigung von Ausschnitten, Behandlung von Platten und Schriftzurichtung; außerdem gemein same Vorträge für Setzer und Drucker. Diese Vorträge erstrecken sich auf die Entstehung der Lettern, die Annahme der Druckarbeiten im Büro und deren Behandlung in der Werkstatt, deutsche Sprache und Rechtschreibung, den Buchhandel, Entwicklung der Buchdrucker kunst am Platze, das Papier, die verschiedenen Druckverfahren, Herstellung der Originaldruckplatten für Drei-, Vier- und Mehrfarben- druck und die Entwicklung dieser Druckverfahren, den Prägedruck, die drucktechnische Behandlung der Druckfarben sowie die Chemie derselben, die Entstehung einer Tageszeitung, Ursachen undBehand- lung des Schmitzes, den Satz chemischer und mathematischer For meln sowie wissenschaftlichen und fremdsprachlichen Satz, moderne Buchkunst, Stereotypie und Galvanoplastik, Offsetdruck und die Buchbinderei. Verschiedenen Vorträgen folgen Besichtigungen, so einer Schriftgießerei, Chemigraphischen Anstalt, Offsetdiuckerei, galvanoplastischen Anstalt usw. Also ein großes Unternehmen, zu dessen Durchführung sich die tüchtigsten Kräfte aus allen Fächern vereinigten. — Die Freizügigkeit, ohne die man sich eigentlich einen demokratischen Staat nicht denken kann, ist der herrschenden Woh- nurfgsnotwegenvorübergehendausgeschaltet worden; die Stuttgarter Geschäfte und Betriebe wurden ersucht, Kiäfte von auswärts nur dann einzustellen, wenn unter den Ansässigen passende nicht zu haben sein sollten. Sonst wird der Zuzug nach hier vom Wohnungsamt nicht gestattet. M it der W oh nu ngsnot ha t sich auch ein W oh nu ngsscha ch er herausgestellt; man bietet in Anzeigen Hunderte von Mark für den Nachweis von Wohnungen. Die größte Zeitung am Platze, das Neue Tageblatt, nimmt solche Anzeigen grundsätzlich nicht auf. Hier wurde eine württembergische Landesgruppe des in Berlin gegründeten Bundes der deutschen Gebrauchsgraphiker gebildet. Im Landesgewerbemuseum fanden wieder zwei neue Ausstel lungen Platz, die des Graphikers Jupp Wiertz, in Berlin — mit Geschäftsdrucksachen und vielen eigenartigen Plakaten, worunter wohl die Plantox-Plakate die bekanntesten sind — und des Kunst gewerblers Gustav Jourdan in Stuttgart. — s—. Einigkeit der Württembergischen Zeitungsverleger, In Stuttgart wurde durch die Hauptversammlung des Vereins Württembergischer Zeitungsverleger die Errichtung einer Geschäftsstelle des Arbeitgeber verbands für das deutsche Zeitungsgewerbe beschlossen, ferner wurden Richtlinien für feste Anzeigenta rif e u nd Rabattsät ze für a Ile Zeitu ngen festgesetzt. — s—. Aus den Typographischen Gesellschaften Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Einer im mustergültigen Druck ausgeführten Einladung zu einer Jubiläums-Morgenfeier am auf füufundzwanzigjährige Tätigkeit als Vorsitzender zurückblicken Sonntag, 22. Juni waren viele gefolgt. Sie galt Herrn H. Schwarz, der konnte (s. Nr. 53, S. 1611). Der zweite Vorsitzende, Herr E. Wetzig, hob die Verdienste des Jubilars hervor, seine Schaffensfreudigkeit auf allen graphischen Gebieten und sein Geschick, die Mitglieder dauernd zusammenzuführen zu einem gemeinsam wirkenden Ganzen. Als äußeres Zeichen des Dankes überreichte der Redner dem Jubilar den prächtig gerahmten Böcklin’schen Sommertag sowie ein Erinne rungsblatt, das in seiner textlichen Gruppierungals ein typographisches Meisterweik gelten kann. Herr Geheimrat Professor M. Seliger brachte die Glückwünsche der Akademie für graphische Kunst und Buchgewerbe zu Leipzig zum Ausdruck; unter der Führung ihres Vor sitzenden habe die Typographische Gesellschaft mancherlei Anre gungen zur Umgestaltung und zum Ausbau dieser Bildungsstätte gegeben. Herr Geheimrat Dr. L. Volkmann sprach in markigen Worten für den Deutschen Buchgewerbeverein, in dessen Vereinsaus schuß der Jubilar seit fast zwei Jahrzehnten mit Rat und Tat wirkt. Da sich bei dem Jubilar künstlerische Neigungen mit der Liebe zum Berufe vereinigten, überreichte er eine prächtige antike Bronze. Herr Kommerzienrat Georg Giesecke überbrachte Glück wünsche des Vereins Deutscher Schriftgießereien in Form einer prächtigen Adresse in meisterhafter typographischer Ausführung, Herr Generalsekretär Franz Kohler die des Deutschen Buchdrucker vereins und Herr Bernhard Thalacker die des Vereins Leipziger Buchdruckereibesitzer, wobei der Mitarbeit des Jubilars an den Zielen und dem Ausbau der Buchdruckerlehranstalt gedacht wurde. Herr Direktor Georg Mäser überbrachte den Glückwunsch für das Technikum für Buchdrucker. Der Jubilar dankte für die ihm be reiteten Ehrungen, er hoffe stets im Sinnne der Gründer und der Gesamtheit der Mitglieder sowie zum Nutzen des Einzelnen wie des ganzen Buchgewerbes gewirkt zu haben. Stuttgarter „Edelmessen“. Stuttgarter Handelshof nennt sich ein neues Unternehmen, welches den Unternehmungsgeist deutscher Kaufleute fördern und damit der heimischen Industrie Dienste leisten will. Kunst und Kunstgewerbe sollen dort einziehen, und haupt sächlich dein Edelgewerbe Württembergs soll durch eine zweimal im Jahre abzuhaltende Stuttgarter Edelmesse in den Räumen des Handelshofs (des ehemaligen Kronprinzenwohngebäudes), Unter stützung werden; eine Modeschau soll abgehalten werden, auch ist eine jährliche Buchhändlermesse vorgesehen. ■ Neben Musteraus stellungen sind auch größere Ausstellungen geplant, darunter eine des graphischen Gewerbes. — s—. ^piep^mneBei Herstellung von Papiergarn in Spanien. Wie „Epoca“, Madrid, vom 30. Mai 1919 berichtet, hat die Sociedad minera y metalürgica in Penarrya eine Fabrik für die Herstellung von Papiergarn errichtet, das bei der Verpackung ihrer Erzeugnisse zur Verwendung kommen soll. Der Rohstoff oder die Papiermasse, die zur Herstellung des Garnes benötigt wird, gewinnt die Gesellschaft aus dem Holze des Eukalyptus, dessen Anpflanzung in großem Maß stabe auf einer Fläche von vielen Hektar geplant ist. Die bisher mit dem Papiergarn erzielten Stoffe sind noch zu unvollkommen; um einen Ersatz für die Garn- oder Baumwolltuche zu liefern. Zellstoffwatte zum Mitverspinnen. Ingenieur Anton Kuhn in Sacrau nahm DRGM. Nr. 697 557 auf ein mit Zellstoffwattefasern versponnenes Garn aus Ersatzmaterial. Das Garn aus Papier, Zell stoff oder ähnlichem Ersatzmaterial erhält an Stelle der bisher mit versponnenen Textilfasern eine Auf- oder Zwischenlage von Zellstoff wattefasern. Das Erzeugnis soll Weichheit und Elastizität besitzen und dem fertigen Gewebe dichteres Gefüge geben. (Neue Faserstoffe.) Papiergarn-Markt Nach Wochenberichten der Leipziger Monatsschrift für Textil-Industrie Elberfeld, 28. Juni. Die Papiergarnweberei bewegt sich in recht engen Grenzen, weil Papiergarnstoffe heute nur für bestimmte Zwecke gekauft werden. Die Bestände an fertigen Waren sucht man hier zum Teil mit sehr erheblichem Schaden loszuwerden. Die Her stellungsverbote vermögen die Papiergarnindustrie absolut nicht zu schützen, weil eben entsprechende Waren in friedensmäßiger Aus führung aus dem Auslande in großen Mengen eingeführt werden. M.-Gladbacb, 26. Juni. In den Papiergarnspinnereien hielt sich die Kauflust in den verflossenen 14 Tagen in den engsten Grenzen; sie ging über die unbedingt nötige Versorgung nicht hinaus. Es gibt nur wenige Betriebe, die noch Papiergarne herstellen, und auch diese haben die Erzeugung aufs äußerste eingeschränkt; ganz werden diese Gespinste aber wohl nicht verschwinden, Papiergarne für Sack- undWandbekleidungsstoffe werden wohl immer noch gekauft werden.