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Nr. 78/1919 PAPIER-ZEITUNG 2443 Zur Vergrößerung des Postkartenformats (Siehe Nr. 77 S. 2407.) Der Verband deutscher. Steindruckereibesitzer bemerkt im „Deutschen Steindruckgewerbe“, daß der Entschluß des Reichs postministeriums ohne Mitwirkung des Verbandes deutscher Stein druckereibesitzer zustande gekommen ist. Am 27. Juli habe der Verkehrsbeirat beim Reichspostministerium den Beschluß der Ver größerung der Postkarten gefaßt. Am 30. August sei dann, nachdem Jie Verordnung vom Reichspräsidenten unterzeichnet worden ist, die Genehmigung des Reichsrates eingeholt und erteilt worden. Am 31. August kam die erste kurze Notiz in die Presse. Der Verband bedaure es außerordentlich, daß in dieser für die Steindruckereien hochwichtigen Frage das Reichspostministerium keine Fachleute zu gezogen habe. Zur Ausfuhr von Chromo- und Buntpapier Der Verein Deutscher Chromo- und Buntpapieifabrikanten hatte sich in einer Eingabe an das Arbeits-und Wirtschaftsministeri- um gegen eine sofortige Aufhebung der Ausfuhrverbote für die von seinen Mitgliedern erzeugten Warenarten ausgesprochen. Er hat angeführt, Erleichterungen in derAusfuhr seien zwar wünschens wert, eine sofortige Aufhebung der in Frage kommenden Ausfuhr verbote würde aber für diesen Industriezweig außerordentlich schädlich sein. Eine gewisse Kontrolle der Ausfuhr müsse nämlich unter allen Umständen auch für die Zukunft bestehen bleiben, wenn nicht der früh er so schwer beklagte Zustand, daß sich deutsche Firmen gegenseitig im Auslande auf das schwerste bekämpfen undvielfach ihre Waren ohne Gewinn, ja selbst zu verlustbringenden Preisen verkaufen, wieder einreißen solle. Die Verkäufe in das Ausland müßten deshalb einer gewissen Kontrolle unterzogen bleiben. Eine solche sei aber nur möglich, wenn die einzelnen In dustrieverbände sowie Industriekartelle und -Syndikate gestärkt und ihnen Kontrollrechte eingeräumt würden. Namentlich müßte auch dafür gesorgt werden, daß die Verbände, sofern der größte Teil der Industrie einig sei, die Macht und das Recht erhielten, außenstehende Firmen zum Anschluß an sie zu zwingen und zu bestimmen, daß auch deren Verkäufe nur zu gleichen Preisen und Bedingungen getätigt werden dürften, wie die der in Verbänden geeinigten Unternehmungen. Das Ministerium hat daraufdiezuständigenHandelsvertretungen gutachtlich gehört. Demgemäß wurde auch eine Umfrage bei den Firmen des Bezirks Zittau gemacht. Mehrere kleinere Firmen dieses Industriezweiges haben sich vollkommen auf den Standpunkt der Eingabe gestellt. Die bedeutendste Firma des Bezirks der Handelskammer Zittau tritt ihr dagegen nur teilweise bei. Sie gibt zu, daß die Ausfuhrbestimmungen manche gute Wirkungen gehabt haben, und daß bei ihren plötzlichen Wegfall wahrscheinlich ein ungesunder Wettbewerb zum Scha den für die beteiligte Industrie einsetzen würde. Sie verwahrt sich aber dagegen, daß hierüber hinaus auch noch eine Kontrolle für die Verkäufe in das Ausland bestehen bleibt, und daß diese Kontrolle durch Industriekartelle und -Syndikate ausgeübt werden soll. Nach ihrer Meinung liegt dabei die Gefahr vor, daß diese Syndikate ihre Macht auszu dehnen versuchen, und zwar dadurch, <laß sie einheitliche Preise nicht nur für das Ausland, sondern auch für das Inland vorschreiben. Die Handelskammer hat unter Bezugnahme hierauf die Forderung eines schrittweise erfolgenden Abbaues der Ausfuhrverbote für Chromo- und Buntpapier für berechtigt bezeichnet. Dagegen konnte einer Ausstattung der Kartelle und Syndikate der Papierindustrie mit den in der Eingabe angeführten Machtmitteln nicht das Wort geredet werden und zwar schon um deswillen nicht, weil entgegen den angestrebten Vorteilen die Gefahr einer Verminderung dei Wet- bewerbsfähigkeit der deutschen Erzeugnisse auf dem Welln aike und einer Anreizung fremder Länder zur Entwicklung ihrer eigenen einschlägigen Industriezweige nicht von der Hand zu weisen ist. A. G. V. Zeitungsanzeigen Gerichtliches Gutachten der Handelskammer zu Berlin Nach Handelsbrauch hat mangels entgegenstehender Verein barung der Besteller eines Inserats dem Verleger den vollen Preis zu bezahlen, wenn das Inserat durch sein, des Bestellers, Ver schulden nicht -erscheinen konnte. Ersparnisse an Papier- und Druckkosten hat der Verleger in einem solchen Falle nicht, da der durch Ausfall des bestellten Inserats leergebliebene Raum in anderer Weise gefüllt werden muß. Die Frage, ob der redaktionelle Teil nach Bedarf gekürzt oder ausgedehnt werden kann, ist hierbei von nebensächlicher Bedeutung. Zwar ist für den Umfang des re daktionellen Teils die Größe des Inseratenteils insofern maßgebend, als der redaktionelle Text eingeschränkt wird, wenn viel Inserate vorliegen, und erweitert wird, wenn weniger Inserate vorhanden sind. Die Zahlungsverpflichtung des Inserenten bleibt aber hiervon unberührt. Denn eine Erweiterung des redaktionellen Teils bringt dem Verleger nicht nur keine Ersparnis, sondern eine Steigerung der Herstellungskosten, da er gezwungen ist. für den zur Füllung des leeren Raumes bestimmten redaktionellen Teil Honorar zu bezahlen. (N. 14720/19.) Stuttgarter Brief ■In den Tagen vom 6. bis 9. September fand hier die 9. Jahres versammlung des Deutschen Werkbundes statt, wobei der 9. Sep tember als „Farbtag“ im Programm vorgesehen war, an dem denn auch mehrere Vorträge bedeutender Fachmänner gehalten wurden, an die sich eine Aussprache anschloß. Den Hauptvoitrag hielt Geheimrat Professor Dr. Wilhelm Ostwald über „Die Grundlagen der Farbkunde und der Farbkunst“. Die Volks-, Gewerbe- und Fortbildungsschulen sollten in der Lage sein, den Schüler so weit zu bringen, daß er mit Leichtigkeit und Sicherheit jeden Gegenstand mit harmonischer, d, h. mit schöner Färbung wirksam ausstatten kann. Die Gründung einer Schule für Farbunterrieht soll in Württem berg im Gange sein. Im Landesgewerbemuseum wurde eine umfangreiche Theater ausstellung eröffnet; da fast keine Schaustellung ohne graphische Kunst gedacht werden kann, zeigte auch diese neben Bildern Architekturskizzen, Dekorationsentwürfen eine Menge von Büchern, darunter seltene Erstausgaben, alte Theaterzettel und viele Bilder früherer erster Sterne am Theaterhimmel in den verschiedensten Druckarten. Gleichzeitig kommt im zweiten Ausstellungsraum die Graphik des Berliner Kunstlers Louis Oppenheim zum Wort mit seinen äußerst wirksamen und packenden Plakaten in guter Farbengebung nebst andern Reklamedrucksachen, Briefköpfen usw. Den Fach genossen im Buchdruck wurde am 6. September eine umfangreiche Ausstellung von Umschlagentwürfen der Typo graphischen Mitteilungen zu gängig gemacht. So geben Vorträge, Ausstellungen und die im Oktober begin nenden Volkshochschulkurse Gelegenheit genug zur Weiterbildung der Angehörigen der graphischen Berufe. Nur wäre zu wünschen, daß die Arbeitsverhältnisse sich baldigst bessern würden und daß — durch Kohlennot veranlaßt — die Be triebe nicht immer durch einige stromlose Tage in der Woche ge schädigt würden. So mußte z. B. im benachbarten Feuerbach die „Feuerbacher Zeitung“ bei Stromunterbrechung ihr Erscheinen einstellen. Kein Papier für neue Zeitungen. Die deutsch-hannoversche Partei beabsichtigte am 1. Oktober in Göttingen eine neue Zeitung herauszugeben, wozu sie bereits Setz- und Druckmaschinen ange schafft hatte. Nun wird ihr von der Kriegswirtschaftsstelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe in Berlin mitgeteilt, daß ein Antrag auf Papierbewilligung für die „Neuesten Nachrichten für Süd hannover“ von ihrer Seite abgelehnt werden muß. Damit ist das angekündigte Erscheinen dieser Zeitung unmöglich geworden. Auch andere beabsichtigte Zeitungsgründungen mußten aus dem selben Grunde unterbleiben, und soweit der Papiermarkt heute zu übersehen ist, dürfte das gesamte Zeitungsgewerbe noch auf lange Zeit hinaus unter Papiermangel leiden, n. Postgebühr für Zeitungen und Zeitschriften unter Streifband. Vom 1. Oktober 1919 ab fallen mit dein Inkrafttreten des Gesetzes über Postgebühren vom 8. September 1919 alle bisher gewährten Gebührenermäßigungen für Sendungen mit Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichten weg. Deutsche Bücher in Norwesen Die allgemeinen Verkehrsschwierigkeiten erschweren jetzt in Norwegen auch die Einfuhr deutscher Bücher, für welche'jenes Land ein großes Absatzgebiet ist. Da nämlich regelmäßige Dampfer zwischen Deutschland und Norwegen bei dem herrschenden Kohlen nangel nicht verkehren und bei dem Umfang der deutschen Bücher sendungen nach Norwegen ein Postverkehr nicht in Frage kommt, häufen sich die Sendungen an den Bahnstationen. Trotzdem die Frachtstücke jede Woche als Eilgut abgehen, kommen sie in Nor- wegen nach monatlichen Pausen plötzlich in gewaltiger Zahl an. Gleichwohl bilden aber die deutschen Bücher im Vergleich mit französischen usw. auf dem norwegischen Markt die Mehrheit. Eine Besserung der deutschen Büchereinfuhr in Norwegen steht erst mit Wiederaufnahme der regelmäßigen wöchentlichen Dampfer- linien zwischen Deutschland und Norwegen zu erwarten. M Büchertisch Abänderungen des Deutschen Buchdruckertarifs von 1912. Die nach den neuesten Beschlüssen des Tarifausschusses ab l Oktober 1919 geltenden Löhne und Arbeitsbedingungen hat das Tarifamt (Berlin SW 48, Friedrichstr. 239) übersichtlich zusammengestellt. Das Heftchen umfaßt 32 Seiten und gibt in vielen Tabellen sogleich Auskunftüber die in den einzelnen Druckorten zu zahlenden Wochen löhne, Ueberstundenentschädigungen usw. Der Preis des Heftchens, das in jeder Druckerei vorhanden sein muß, auch weil es die in Streitfällen einzu sch la gen den Wege bezeichnet, istmitPostgeld75Pf.