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Verband der Kartonnasenfabrikanten Württembergs Auszug aus der Niederschrift der Gründungsversammlung Der Vorsitzende der ,, Vereinigung der Kartonnagenfabri- kanten von Groß-Stuttgart“, Herr Emil Poch, Mitinhaber der Finna Jos; del Monte, hatte in Verbindung mit dein Zentralverband Deutscher Kartonnagenfabrikanten auf den 18. August nach Stuttgart eine Versammlung zur Gründung eines Verbandes Württ. Kartonnagenfabrikanten einberufen. Außer einer großen Anzahl württ. Kollegen waren u. a. der Vorsitzende des Z. V. D. K. F., Herr R. Otte, sowie der Vorsitzende der Münchener Kartonnagenfabrikanten, Herr H. Kurz, und Ver treter der Verbände von Baden und Hessen erschienen. Herr Poch begrüßte die Fachgenossen. Herr Otte erörterte die zurzeit schwebenden Fragen der Arbeitslöhne, Preisschleudereien, Leim- Verhältnisse usw. Herr Kurz gab der Meinung Ausdruck, daß nur engster Zusammen Schluß dem Kartonnagengewerbe auf die Beine helfen könne. Bekämpfung des unanständigen Wettbewerbes durch Errichtung einer Preisprüfungsstelle, gleichmäßige Löhne, jedoch abgestuft nach Teuerungsklassen, Beseitigung der Leimnot, Erziehung eines bodenständigen Arbeiterstammes und Einführung von Arbeitsausweisen seien anzustreben. Nach zustimmenden Worten der württ ein bergischen Karton- nagenfabrikanten schritt man zur Gründung des Verbandes. Es wurden gewählt: zum 1. Vorsitzenden Herr Emil Poch, Mitinhaber der Firma Jos del Monte, Stuttgart zum 2. Vorsitzenden Herr Andreas Birk in Firma Mich. Birk, Tuttlingen .zum Schriftführer Herr Eugen Theodor Lehmann in Firma J. Geiger, Stuttgart zum Kassierer Herr Fr Pfäffle jun, in Firma Aug. W. Pfäffle in Lorch Als Beisitzer: für den Neckarkreis Herr Robert Janie in Firma Robert Janie in Eßlingen für den Donaukreis Herr L Stengel in Firma Knoblauch & Stengel in Ravensburg für den Schwarzwaldkreis Herr Braun in Firma Birk-Koch in t- Trossingen für den Jagstkreis Herr Pfister in Firma Gebr. Pfister, Heubach als außerordentlicher Beisitzer Herr Körnig in Firma Körnig & Hänsel in Stuttgart. Die Gewählten nahmen die Wahl an In der Nachmittagssitzung wurde besonders eingehend die Leimfrage erörtert. Es wurde die telegraphische Absendung fol gender Beschwerde an den Kriegsausschuß für Ersatzfutter be schlossen : Die heute in Stuttgart versammelten Kartonnagen fabrikanten Württembergs und die anwesenden Vertreter der. Verbände aus Bayern, Baden und Hessen erheben schärfsten Protest gegen die bei Bewirtschaftung des Leimes eingetretenen Mißstände. Das ganze Gewerbe ist seit langer Zeit ohne jeden Leim. Eine Katastrophe ist nicht zu ver- meiden, wenn nicht sofort geholfen wird. Der Verbandsvor sitzende, Otte, Berlin, ist beauftragt, sehnelistens persönlich vorstellig zu werden. Zwangswirtschaft für Pflanzenleim und Dextrin. Die in Nr 77 Seite 2407 vom Verband Deutscher Pflanzenleimfabrikanten ge gebene Darstellung soll der Sachlage nicht entsprechen. Wie uns der Bund Deutscher Vereine für Druckgewerbe, Verlag und Papier- Verarbeitung mitteilt, will er in nächster Nummer der Papier- Zeitung diese Veröffentlichung in einzelnen Punkten richtigstellen. Gegen die Anzeisen-(Reklame-)steuer im Umsatzsteuer-Gesetzentwurf Der Bund deutscher Vereine des Drttckgewerbes, Verlages und der Papierverarbeitung (Berlin W 9, Linkstr. 22) hat an die deutsche Nationalversammlung eine Eingabe gesandt, die sieh besonders gegen die §§ 30 und 31 des Entwurfs eines Umsatzsteuergesetzes (Reklamesteuer) richtet. Bei der Fülle der jetzt zur Erörterung stehenden fachlichen Angelegenheiten und bei dem aus Strom- mangel beim Drucker beschränkten Umfang der Papier-Zeitung ist es uns leider nicht möglich, die gut ausgearbeitete Eingabe in ihrem vollen Wortlaute abzudrucken. Wir verweisen auf die in dieser Frage hier bereits zur Veröffentlichung gekommenen Ein wendungen und Proteste und ergänzen diese durch Anführung der hauptsächlichsten Gründe, die in der Eingabe des Bundes (unter zeichnet vom Vorsitzenden Max Krause und dem Generalsekretär E. Hager) aufgezählt sind und ernsteste Beachtung heischen Zunächst wird darauf hingewiesen, da 1.1 es in der Begründung zu § 30 _ im Widerspruch zu dem Wortlaut des Gesetzentwurfs — heißt: „Die im § 31 Nr. 1 aufgeführte „Uebernahme von Ankün digungen“ (es heißt in Wirklichkeit „Anzeigen“) betrifft das ganze Anzeigenwesen, sowohl durch Zeitungsinserate wie durch jede andere Form der Reklame“. Also werde wieder einmal der Versuch gemacht, die Reklame zu besteuern, obwohl sich anläßlich der Beratung im Jahre 1908 deutlich gezeigt habe, daß eine solche Besteuerung nicht nur un gerecht, sondern auch undurchführbar sei, weil sie immer nur einen Teil der Reklame treffen könne und deshalb zu unerträglichen Verschiedenheiten und Härten führe. Daun heißt es an anderer Stelle der Eingabe: „Wenn der Umsatz allgemein besteuert werden muß, so hat selbstverständlich die Reklame keinen Anspruch darauf, von dieser Steuer ausgenom men'zu werden, aber es ist keinesfalls gerechtfertigt, die Reklame einer erhöhten, vollends einer verzehnfachten Umsatzsteuer zu unter werfen. Dadurch belegt man diejenigen Gewerbe, die die Reklame liefern, also in der Hauptsache die verschiedenen Arten des Druck gewerbes, mit einer Sondersteuer. Der Einwand, daß die Steuer nicht von dem Drucker sondern von dem Besteller der Reklame getragen werden soll, ist zum großen Teil hinfällig, wenn man be denkt, daß eine Reklame, die zu kostspielig wird, was bei einer Umsatzabgabe von 10 v. H, zumeist der Fall sein wird, eben unter bleibt, so daß der Drucker die Steuer selbst tragen muß, wenn er noch Geschäfte machen will. Wen trifft aber diese Sondergewerbesteuer? Zunächst einmal die Presse, die durch den Papiermangel und die Papierverteuerung schon so geschädigt ist, daß den Zeitungsverlegern Reichs- und Staatszuschüsse gezahlt werden,und daß rund 3000Zeitungen und Fachzeitschriften völlig verschwunden sind. Dann aber den so genannten Akzidenzdruck bezw. die Kunstanstalten des Buch drucks, Steindrucks, Tiefdrucks und der photomechanischen Druck verfahren, die die Kataloge, Prospekte, Plakate usw. herstellen alles Zweige, die, weil zum großen Teil auf die Ausfuhr angewiesen, schon vor dem Kriege mit den größten Schwierigkeiten kämpften und während des Krieges geradezu in eine Notlage gekommen sind. Für diese Erwerbszweige bildet die zehnprozentige Umsatzsteuer eine Belastung, vor der nicht ernst genug gewarnt werden kann .... Der weitere Niedergang der einst in Deutschland so hoch stehenden Kunstdruckindustrie wäre also unvermeidlich, und er würde in der empfindlichsten Weise auch die Lieferanten des Druck gewerbes schädigen, insbesondere die Hersteller von Druckpapier, Kunstdruckpapier, Chromopapier, Buntpapier, Karton, Pappeusw Schwer geschädigt würde auch der Buchhandel, der vorwiegend die Propaganda durch Prospekte benutzt.“ Da nach der Ausdrucksweise des § 31 der Steuer nur „Anzeigen“ und „Ankündigungen“ unterliegen, diese Formen indes nur einen Teil des weiten, zudem von durchaus flüssigen Grenzen umgebenen Gebietes der Reklame bedeuten, wäre eine unerträgliche Ungleich heit und Unsicherheit die Folge. Die Eingabe führt Beispiele auf, welche Reklamen kaum als „Anzeige“ oder „Ankündigung“ an- gesprochen werden könnten; z. B. die ausgestanzten Buchstaben „Odol“, „Kupferberg-Gold“ u. dergl. Eine Reklame in Form einer Gebrauchsanweisung, einer Erzählung sei sicher keine „An kündigung“ mehr. Vollends werde man nicht mehr von „Anzeigen“ und „Ankündigungen“ reden können, wenn die Reklame auf Ge brauchsgegenständen, auf Abreißkalendern, Notizbüchern, Aschen- bechern, Taschenspiegeln usw. angebracht werde. „Was wird die Folge sein ? Die Folge wird eine Abwanderung der Reklame von den steuerpflichtigen Formen auf die steuerfreien Formen sein. Das aber wird zu schweren Schädigungen der betrol; fenen Kreise des Druckgewerbes und Verlages führen, und es wird zur Folge haben, daß die Steuer dem Reich bei weitem nicht das einbringt, was man von ihr erwartet, wie denn überhaupt die Schäden der Steuer außer allem Verhältnis zu dem erhofften Ertrag der Steuer stehen.“ Zum Schluß wird mit Recht darauf hingewiesen, daß Handel und Industrie angesichts der überaus schweren finanziellen Opfer, die ihnen aufgebürdet werden, mehr denn je auf geschäftliche Erfolge angewiesen sind, um diese Opfer aufzu bringen. Eines der Haupthilfsmittel aber, um geschäftlich e Erfolge zu erzielen, sei die Reklame. Es sei deshalb ein Widersinn, die Reklame durch eine übertrieben hohe Steuer einzu schnüren und zu unterdrücken. * * * Der Verein deutscher Zeitungsverleger hatan den Reichsfinanz- minister Erzberger u. a. gedrahtet: Die Sonderbesteuerung des Anzeigenteiles stelle eine schwere Ungerechtigkeit dar, würde die sc 1on von wirtschaftlichen Lasten stark bedrückten Zeitungen auf itas empfindlichste treffen und durch Abwanderung der Anzeigen m (len redaktionellen Teil die bisherige Integrität der deutschen Zeitungen auf das schwerste gefährden.