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Kohlennot der ostpreußischen Zellstoffabriken In der am 19. September in Berlin abgehaltenen Hauptver sammlung des Vereins deutscher Zellstoffabrikanten wurde auf die großen Schwierigkeiten hingewiesen, die. bei weiterer Verschärfung der Kohlennot für die Papierindustrie durch Zellstoffmangel zu gewärtigen sind. Die Zellstoffabriken konnten schon in letzter Zeit nur unterbrochen fabrizieren, viele große Anlagen stehen seit Mo naten völlig still. Besonders schwer leiden die ostpreußischen Zellulosefabriken. Mit dem bevorstehenden Beginn der Kohlen lieferungen an die Entente ist der Zellstoffindustrie von amtlicher Seite eine voraussichtliche weitere Verschärfung der Lage in Aus sicht gestellt worden. Tritt dieser Fall ein, so werden der gesamten papierverarbeitenden Industrie und insbesondere dem Erscheinen der Tagespresse die größten Schwierigkeiten in Aussicht stehen. Der genannte Verein hofft, daß der Reichskohlenkommissar den Ernst dieser Sachlage rechtzeitig genug ins Auge faßt, zumal da bei der Entwicklung der Valutaverhältnisse Abhilfe durch Einfuhr ausländischen Zellstoffs nicht erwartet werden kann. Ende des Vereins der österr.-ungar. Papierfabrikanten Der am 7. Mai 1919 eingesetzte Liquidierungsausschuß hat am 9. September 1919 beschlossen, für den 30. September 1919 eine außerordentliche Generalversammlung der Mitglieder des Vereines nach Wien zu berufen und dieser Versammlung folgende Tagesordnung zu unterbreiten: 1. Auflösung des Vereins 2. Verwendung des vorhandenen Vereinsvermögens 3. Verschiedenes Die außerordentliche Generalversammlung wird angesichts der veränderten politischen Verhältnisse der Auflösung des Vereins zustimmen müssen. Mit dem Zerfall der alten Monarchie Oesterreich-Ungarn in Teilstaaten entschwand auch in der Papierindustrie das Interesse nach einer zentralen Vertretung, wie sie sich eine solche im Verein der österreichisch-ungarischen Papierfabrikanten im Jahre 1872 ge schaffen hatte. Die Papierindustrie Ungarns, die sich fast ganz in Oberungarn (der Slowakei) befindet, gehört jetzt staatsrechtlich zum größten Teile zur tschecho-slowakischen Republik, zum kleinen Teile zu Rumänien und Südslavien. Die tschecho-slowakischen Papierfabriken haben schon Anfang 1919' eine eigene Vereinigung mit dem Sitze in Prag gegründet, und es blieben nur die deutsch österreichischen Firmen übrig, die der alten Vereinigung Interesse bewahrten. Der Verein war übrigens in der letzten Zeit führerlos, da der um den Verein hochverdiente Präsident, Herr Emanuel Spiro, diese Stelle niedergelegt hatte. Auch die beiden Vizepräsi denten, die Herren Generaldirektor Tennenbaum und Adolf Ham burger, legten vor einem Monat ihre Aemter nieder. Am 1. Oktober 1919 wird der Verein der österreichisch-unga rischen Papierfabrikanten nicht mehr bestehen. Ueber eine Organisa tion der österreichischen Papier-, Zellulose-, Holzstoff- und Pappen- fabrikanten wird Beschluß gefaßt werden. Die Geschäfte des auf gelösten Vereines wird der Wirtschaftsverband der Papierindustrie übernehmen. Das Vereinslokal in der Schwangasse wird aufge lassen. (Zentralblatt für die Papierindustrie, Wien.) Papierholz in Deutschösterreich Aus einer Verordnung des deutsch österreichischen Staats- amtes für Handel und Gewerbe vom 28, August 1919: Die Verwendung von Langholz, langem Klotzholzund Blochen zur Herstellung von Holzschliff oder Zellulose ist verboten. Was als Langholz, langes Klotzholz oder Bloche anzu sehen ist, ist nach den Usancen für den Handel in Hölzern aller Art an der Wiener Börse, gültig vom 1. April 1911, zu beurteilen. Nach den erwähnten „Usancen“ werden unter Langholz ganze Stämme und Stammabschnitte von über 8 m Länge verstanden, welche eine Mindestzopfstärke von 14 cm haben. Unter langem Klotzholze versteht man über 6 und bis 8 m lange Stammabschnitte, welche in der Mitte mindestens 20 cm Durchmesser haben. Unter Blochen werden alle in Längen von 3 bis 6 m ausge formten Stammabschnitte, deren Mittendurch messen mindestens 20 cm. beträgt, verstanden’. Französisches Harz. Der Markt vom 30. August war der leb hafteste, der je in Dax, Südfrankreich, stattgefundenhat. Die Ab schlüsse waren sehr bedeutend. Es wurden für Harz der Marken WW und WG 125 Frank die 100 kg frei Abgangsstation bezahlt. Die helleren Sorten werden täglich seltener und erscheinen deshalb auf dem Markte überhaupt nicht mehr. („Le Nouvelliste" vom 3. September.) Verkaufsbedingungen der preußischen Forstämter Der Verband Deutscher Papierholzhändler lichtete am 11. Sep tember eine Eingabe an das preußische Ministerium für Lardwit- Schaft, Domänen und Forsten, der wir folgendes entnehmen: Paragraph 2, Punkt 4 der bisherigen Bedingurgen lautet: Durch den Zuschlag geht die Gefahr des Verlustes, des Unterganges und der Verschlechterung des verkauften Holzes auf den Käufer über. Da es zuweilen für den späteren Käufer einer öffentlichen ausgeschriebenen Holzpartie unmöglich ist, sich vor der Beteiligung am Kauf von der Holzmenge und deren Beschaffenheit zu über zeugen, ist es unbillig zu verlangen, daß mit dem erfolgten Zuschlag bereits die Gefahr des Verlustes usw. auf ihn übergeht. ' M Deshalb schlägt der Verband dafür folgenden Wortlaut vor; Nach Uebergabe des Hölzes geht die Gefahr des Ver- lustet, des Unterganges und der Verschlechterung des ver kauften Holzes auf den Käufer über. Ferner übernimmt der Fiskus nach Punkt 5 der bisherigen Bedingungen keine Gewähr für Mengen, Maße und mangelfreien Zustand der zum Verkauf gestellten Hölzer. Nun müssen in den weitaus meisten Fällen die Gebote ohne vorherige Prüfung ab gegeben werden. Es ist daher ein berechtigter Wunsch, wenn auch bei fiskalischen Verkäufen der Handelsgebrauch Platz greift, daß erst bei Uebergabe des Kaufgutes der Käufer verpflichtet wird, sich von der Richtigkeit der Maße und von der Beschaffenheit des Gutes zu überzeugen. Deshalb schlägt der Verband vor, den Punkt 5 wie folgt ab zuändern : Die Mengen- und Maßangaben bei Ausschreibung der Verkaufslose sind unverbindlich. Werden sie sowie die Güte der Hölzer bei der erfolgenden Uebergabe des Holzes seitens der Käufer nicht beanstandet, gelten sie als genehmigt. Käufer sind nicht berechtigt, nach erfolgter Uebergabe, auch wenn sic auf letztere verzichtet haben, nachträglich den Einwand des Irrtums über die Mengen, Maße oder die Eigenschaften des verkauften Holzes zu erheben. Der Verband bittet ferner, daß er zu allen Verhandlungen hin zu gezogen wird. Verband Deutscher Pappengroßhändler E. V. (Geschäftsstelle: Berlin SW 19, Jerusalemer Str. 9.) Im Berichte über die Gründungssitzung in Nr. 76, Seite 2399 ist bei der Wiedergabe ein Fehler unterlaufen. In Zeile 9 muß es heißen: Syndikate verschie- dener V'A^cnjabriken, nicht Pappenverarbeiter. Freie Papierausfuhr nach England Die am 1. September erfolgte Aufhebung aller englischen Ein fuhrbeschränkungen für Papier hat die Papierfachleute in England sehr überrascht, da noch kurz vorher bestimmte Einschränkungen erlassen wurden. Man bezweifelt allerdings, daß diese Erlaubnis das Geschäft wesentlich beeinflussen wird, da die ausländischen Hersteller kaum in der Lage seien, billiges Papier nach England zu liefern. Manches Erzeugnis, das früher nur im Ausland hergestellt wurde, ist während des Krieges in englischen Fabriken erzeugt worden, trotzdem schreibt der Edinburger Berichterstatter des „Paper Trade Review“ Anfang September, daß wahrscheinlich deutsche Fabrikanten auf dem britischen Markt von nun an erfolg reich mitbieten werden. Deutsches Papier werde nach dem neuen Erlaß in England zugelassen, wenn es dort nicht: billiger verkauft wird als auf den deutschen Märkten. Nur durch den Bezug aus ländischer Papiere werde es dem britischen Han del-möglich sein, in der Weise, wie es vor dem Kriege geschehen ist, die überseeischen Märkte zu versorgen. Papiermarkt in England. Nach einem Edinburger Bericht im „Paper 'Trade Review“ vom 29. August kostet, jetzt Esparto- Scbreib und Druckpapier 7 bis 7% Pence das englische Pfund, holzfreies Zellstoffpapier mittlerer Beschaffenheit 5% bis 53/. Pence, Braunholzpapier 22 bis 23 8 das Cwt und zähes braunes Packpapier 26 bis 29 s das Cwt. (1 engl. Pfd. = 0,454 kg; 1 cwt = 50,8 kg.) Verkehrsnot in Frankreich. Wie der französische Verkehrs; ministercam 9. Mai im Abgeordnetenhaus ausführte, sei es'sowohl zu Wasser wie zu Lande sehr schwer, die nötigen Verkehrsmittel herbeizuschaffen. Ganze Berge von Papierstoff im Hafen von Rouen seien zwar nunmehr zum größten Teil mit der Bahn oder zu Wasser verladen, aber in den langen Monaten ihrer Lagerung sei sehr viel davon teils beschädigt, teils wertlos geworden. Papierstoffmarkt Kristiania, 20. September. Der Holzschliflmarkt ist ruhig, die Preise sind unverändert. Der Zellstoffmarkt ist lest; viele Anfragen für sofortige und spätere Verladung laufen ein. Die Preise sind unverändert.