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Daß das Ausland zum deutschen. Wirtschaftsleben, zur deutschen Wirtschaftskraft kein Vertrauen mehr hat. Am 10. September 1919 mußte ein Deutscher an der Berliner Börse für je eine Aktie im Nennwerte von 1000 M. bezahlen: für Feldmühle 1700,00 M. ,, Königsberger Zellstoff 2425,00 „ ,, Cröllwitzer Papier . . 1847,50 „ Wenn ein Schweizer am gleichen Tage je ein Stück derselben Aktien erwerben wollte, dann brauchte er in seinem Gel de nur zu bezahlen: für Feldmühle , 357,00 Fr. „ Königsberger Zellstoff 509,25 „ „ Cröllwitzer Papier 388,00 „ Ein Papierfabriksarbeiter, der sich vor dem Kriege im Laufe der Jahre durch Sparsamkeit 6000 M. erübrigte, und der nicht gezwungen war, in der langen Kriegszeit diesen Sparpfennig an zugreifen, besitzt, gemessen an dem Kurse vom 10. September 1919, nur noch ein Vermögen mit internationaler Kaufkraft von etwa 1000 M. । Der niedrige Kurs unserer Mark ist besonders eine Folge des mit der Entente abgeschlossenen Friedensvertrages, der unser Wirtschaftsleben sehr beengt. Eine Wendung zum Bessern ist nur durch erhöhte Erzeugung und durch Ausfuhr recht großer Mengen Waren erzielbar. Es wird jetzt in Deutschland noch zu viel geredet, zu viel organisiert, aber zu wenig gearbeitet. Die Erschütterungen unseres Arbeits- marktes durch Streiks müssen aufhören, unsere Finanzwirtschaft muß wieder in Ordnung gebracht werden. Es erseh eintauch zweckmäßig, daß der deutsche Ausfuhrhändler seine Sendungen nach dem Auslande in deutscher Währung berech net. Dadurch wird sich im Auslande die Nachfrage nach deutschen Zahlungsmitteln steigern, und wenn sich der Wert des deutschen Geldes erst wieder beträchtlich hebt, dann werden ausländische Häuser sich nicht weigern, für ihre Lieferungen nach Deutschland auch wieder deutsche Zahlungsmittel anzunehmen. Dann braucht man als Deutscher hoffentlich nicht mehr vor dem täglichen Devisenkurzsettel zu erschrecken, e. Vermittlungsstelle für Metalltuch (V. f. M.) Berichtigung des in Nr. 71 auf Seite 2202 abgedruckten Rund schreibens vom 22. August 1919 In Absatz 3, Zeile 2, nach dem Worte „dürfe“, muß folgender Zwischensatz eingefügt werden: „daß vielmehr die seitherigen Altsiebankaufspreise von 1 M. für das Kilo Rollensiebe und 80 Pfennig für das Kilo Bruchsiebe bestehen bleiben sollen.“ Verein Deutscher Holzstoffabrikanten J ahresversammlung in Dresden, Hotel Bristol, am 10. September 1919 Der Vorsitzende, "HerrTEugen Kaul, eröffnet die zahlreich besuchte Versammlung und begrüßt die erschienenen Mitglieder und Gäste, unter ihnen Herrn Dr. Kubatz als Vertreter des befreundeten Vereins Deutscher Pappenfabrikanten, ferner die Vertreter der Fach presse. Er weist auf die seit der letzten Hauptversammlung so wesentlich veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhält nisse hin, Zur Besserung seien Selbstzucht und Arbeit nötig, sowie eine andere Weltanschauung, als heute in weiten Kreisen gang und gäbe ist; nur durch Freude an der Arbeit können wir wieder hoch kommen. Redner gedenkt der verstorbenen Mitglieder des Vereins, besonders des Herrn Hermann Horn in Goslar, der viele Jahre hindurch für die Interessen der Holzschleiferin den Volksvertretungen gewirkt hat. Ferner habe sich im abgelaufenen Jahre Herr Wolfgang Kapp in Düsseldorf vom Geschäftsleben zurückgezogen und sei deshalb aus dem Verein ausgetreten, dessen sehr eifriges und arbeits freudiges Mitglied er eit 1874 gewesen sei. Die Versammlung be schließt, ihm ein Begrüßungstelegramm zu senden und ihn zu bitten, die Versammlungen des Vereins nach wie vor zu besuchen. Sodann wird in die Tagesordnung eingetreten. Punkt 1. Besprechung des Geschäftsberichtes: Der Geschäfts bericht ist den Mitgliedern zugesandt und dessen Abdruck in unserm Blatte in Nr. 74 begonnen worden. Er umfaßt die Zeit vom 1. August 1918 bis 1. August 1919. Da beschlossen wurde, daß das Vereinsjahr mit dem Kalender jahr übereinstimmen soll, so wird der Geschäftsbericht künftighin das Kalenderjahr umfassen, der nächste Bericht wird also einen Ueberblick über die den Verein betreffenden Ereignisse vom 1. August bis Ende Dezember 1919 geben. Auf Verlesung des Geschäftsberichts wird verzichtet. Herr Geheimer Kommerzienrat Dr. Niethammer spricht dem Geschäftsführer des Vereins, Herrn Dr. Schuchhart, für den inhalts reichen und zweckmäßigen Geschäftsbericht die Anerkennung des Vereins aus. Herr Kaul führt zum Geschäftsbericht u. a. aus, daß am 30. September 1919 die Reichsstelle für Papierholz ihr Ende findet Die Presse, die um ihr Papier in Sorge ist, bemühe sich aber, diese Reichsstelle in anderer Form weiter bestehen zu lassen. Es wurde auch am 25. August im Reichswirtschaftsministerium eine Sitzung abgehalten und beschlossen, eine der Reichsstelle ähnliche Organi sation zu schaffen, in der die Papier erzeugende Industrie 6, die Papierverarbeiter 4 Stellen erhalten sollen, während 2 weitere Stellen staatlichen Vertretern vorbehalten seien. Von den 6 Ver tretern der Papier erzeugenden Industrie solle der Druckpapier verband 3 Herren stellen, ferner solle ein ringfreier Papierfabrikant sowie der Verein deutscher Holzstoff-Fabrikanten und der Verein deutscher Zellstoff-Fabrikanten darin je 1 Sitz haben. Ferner sei auf Anordnung des Reichswirtschaftsministeriums ein „Reichs ausschuß für Holzhandel, Säge-und Papierholzindustrie“ in Bildung begriffen. In diesem soll auch die Holzstoff- und die Zellstoff fabrikation vertreten sein. Es sei anzustreben, daß in dieser Körper schaft die Holzschleifer ebenso stark vertreten seien wie die Zell Stoffabrikation, denn wenn auch die Holzschleifer weniger Holz verarbeiten als die Zellstoffabrikanten, so gebe es doch 400 Firmen der Holzschleiferei gegen nur 50 Firmen der Holzzellstofferzeugung. Herr Dr. Kubatz führt hierzu aus, es sei noch nicht ganz sicher, ob dieser neue Reichsausschuß zustande kommt. Eine Schwierig keit bestehe darin, daß man die Bewirtschaftung des Papierholzes als mehr zur Land- und Forstwirtschaft gehörig betrachte, und deshalb eher dem Reichsernährungsamtais dem Reichswirtschafts ministerium unterordnen wolle. Zellstoff und Holzschliff seien im Sachverständigenrat für diese Frage zu schwach vertreten. Ei» Sechstel der Sitze würde ihnen zukommen. 2. Kassenbericht: Dieser liegt gedruckt vor. Von den Kassen- prüfern wird mitgeteilt, daß die Kasse und die Bücher für richtig befunden worden sind. Kassenbericht über 1918 Bestandsvortrag vom Vorjahre 1 864,73 M Einnahmen : Mitgliedsbeiträge 15 382,75 ,, Zinsen vom Vereinsvermögen 151,39 ,, Verschiedenes 108,10 „ 17 506.97 M Ausgaben : Zinsvergütung für die Beteiligung an der Reichsstelle für Papierholz 804,85 M Reisen des Vorstandes und des Syndikus, sowie Aus lagen des Vorsitzenden 4 461,25 ,, Vergütung für den Syndikus 3 300,— ,, Bürozuschuß an den Syndikus 1 050,— ,. Portiauslagen 1 017,14 ,, Druckereirechnungen 1 461,75 ,, Beitrag zum Zentralausschuß 1 000,— Vereinsbeiträge 140,— ,. Zeitungen und Bücher 95,45 ,, Verschiedenes 755,26 ,, Kassebestand 3 321,27 ,, 17 506,97 M Das Vermögen des Vereins besteht in Papieren im Nennwert ron 3700 M. und ist angelegt. Darüber, ob der Verein dem Verband zur Förderung der Wasser kräfte beitreten soll, wird die Entscheidung dem Vorstande über lassen. Wie Herr Kaul ausführt, ist die Holzschleiferei an der Frage der Wasserkräfte sehr beteiligt, da ungefähr 275 000 deutsche Pferde stärken zum Holzschleifen mittels Wasseikraft verwendet werden 3. Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung: Auf Antrag des Kassenprüfers, Herrn Biermann, wird die Entlastung erteilt. 4. Satzungsänderungen : a) Der Vorstand hatte beantragt, den Vereinsbeitrag von 1M 50 Pf. von je 1000 M. Lohnsumme auf 3 M. zu erhöhen. Diese Erhöhung wurde schon im Vorjahr auf ein Jahr beschlossen, sie solle nach dem Wunsche der vorjährigen Hauptversammlung für ständig erklärt werden. Aus etwaigen Ueberschüssen der Einnahme solle der Verein ein kleines Kapital ansammeln, um sich noch intensiver an der Lösung wirtschaftlicher Aufgaben beteiligen zu können. Der Zentralausschuß erfordere eine erhebliche Zubuße, und auch der Reichsverband der Deutschen Industrie, der die deut sche Industrie gegenüber anderen Erwerbsgruppen schütze, fordere hohe Beiträge von denjenigen Vereinen, die in seinem Vorstand vertreten sein wollen. Herr Biermann beantragt Festsetzung des Beitrages auf 5 statt auf 3M., Herr Obenauf unterstützt den Antrag. Er wird einstimmig angenommen. b) Der Vorstand beantragt, daß die Zahl der Vorstandsmit glieder, die bisher auf zwölf begrenzt war, von nun an 12 bis 16 betragen solle. Herr Kaul begründet dies damit, daß wichtige Holzschleifereigebiete, wie Westfalen, Rheinland und Hessen, im Vorstand keine Vertreter haben, und Schlesien seiner Bedeutung gemäß mit mehr als einem Mitglied vertreten sein solle. Auch solle Sachsen einen Vertreter mehr erhalten. Die Versammlung wählt durch Zuruf die bisherigen Vorstandsmitglieder wieder und wählt