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2280 PAPIER-ZEITUNG Nr. 73/1919 Buchdruckerausstand in Elberfeld und Barmen. Aus Elberfeld wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Nachdem vor einigen Tagen bei der Druckerei Samuel Lucas das Setzer- und Druckereipersonal wegen Lohnforderungen in den Ausstand getreten war, hat gestern nachmittag der Ausstand der Buchdrucker in Elberfeldund Barmen größeren Umfang angenommen. Außer der sozialistischen Presse kann keine Zeitung erscheinen. Wie verlautet, wird der Ortsverein der deutschen Buchdruckereibesitzer gegen die Ausständigen wegen Kontraktbruchs klagbar vorgehen. In verschiedenen Druckereien wurden die Gehilfen wegen Arbeitsverweigerung entlassen. (Reichsanzeiger vom 5. Septem bei) Spaltpilze in der Buchdrucker-Tarifsemeinschaft (Eingesandt aus Köln) Der Verband rheinischer Buchdruckereien e. V. lud auf den 18. August etwa 150 Buchdruckereibesitzer zu einer Aussprache in die Bürgergesellschaft in Köln ein. Da sich nur 15 Teilnehmer eingefunden hatten, so glaubte der Syndikus Rechtsanwalt Strick die „Versammlung“ nicht erst eröffnen zu sollen; auf Wunsch einiger Anwesender wurde dennoch die Aussprache eröffnet. Während nur ein Buchdruckereibesitzer für den Verband Stellung nahm, griffen fünf andere die Grundsätze und Ziele der kleinen neuen Vereinigung so wirkungsvoll an, daß das anwesende Vor standsmitglied, Herr Dr. Hohn, M.-Gladbach, die Ziele offen dar legen mußte. Der Wirkungskreis, den sich die Herren ausgesucht haben, fällt — natürlich nur ganz zufälligerweise! — mit den ge dachten Grenzen der „Rheinischen Republik“'zusammen. Für dieses Gebiet sollen „günstigere Arbeitsbedingungen für die Buch druckereibesitzer“ geschaffen werden, mit der Begründung, daß die Lebensbedingungen für die -Gehilfen im besetzten Gebiete weit günstiger seien, und man nicht mehr von Berlin aus — dort finden die Tarifverhandlungen zwischen dem Deutschen Buch drucker-Verein und dem Verband der Deutschen Buchdrucker statt— ohne gebührende Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse des Rheinlandes sich beherrschen lassen wolle. Der Besitzer solle wieder Herr in seinem Betriebe werden, was auch mit Hinsicht auf die geplanten Arbeiterräte, den linksrheinischen Zusammenschluß, mit starkem Rückgrat gegen die Gehilfenschaft, notwendig mache. Kollege Künstler, Vorsitzender des D. B. V., wies darauf hin, daß alle vernünftigen Forderungen ohne den neuen Verein durchgeführt werden könnten, und daß die Gehilfenschaft dem neuen Verein nicht das Maß von Vertrauen bei den Verhandlungen werde schenken können, das sie dem D. B. V. noch stets bewahrt habe; er konnte auch auf die sachgemäße Vertretung der gewerblichen Interessen in Sachen der städtischen Drucksachen hin weisen. Kollege Gils bach von der R. Z. ließ über die Stimmung der Gehilfenschaft keinen Zweifel und gab dem eingetragenen Verein den wohlgemeinten Rat, sich schleunigst wieder austragen zu lassen, womit er dem Ge- werbeam besten gedient habe. Die Kollegen Gladbach und Keysers wiesen darauf hin, daß Lohnforderungen, soweit sie sich in ver nünftigen Bahnen bewegten, durch Preisstellung nach dem Preis tarif wettgemacht werden könnten und müßten. Kollege Spiegel unterstrich noch die .Worte des Kollegen Gilsbach, daß solche wirt schaftlichen Absplitterungsbestrebungen gewollt oder ungewollt die politischen Absplitterungsbestrebungen begünstigen müßten. Wenn die Mitteilung des Syndikus, daß der Ortsverein Bonn des D. B. V. geschlossen dem Verein beigetreten sei, zutrifft, so ist die Kurzsichtigkeit der dortigen Buchdruckereibesitzer zu be dauern, denn es werden schädliche Ziele geschickt unter populären Redensarten versteckt und die bewährte Tarifgemeinschaft zwischen dem D. B. V. und dem V. d. D. B. solltevon Seiten der Arbeitgeber besser verteidigt werden. In Köln gedeihen solche Spaltpilze nicht. Spielkartensteuer in den Niederlanden. Nach dem im Staats blattveröffentlichten Gesetz vom 25. Juli 1919 über die Spielkarten steuer werden auf Spiele bis zu 32 Karten 25 cent Steuer erhoben und auf Spiele von mehr Karten 50 cent. Bei der Einfuhr und Durchfuhr von Spielkarten ist der doppelte Betrag der Steuer als Sicherheit zu hinterlegen. (Art. 5.) Wenn binnen zwei Monaten nach der Einfuhr und der Herausnahme aus dem Zollspeicher nicht nachgewiesen ist, daß die Spielkarten ordnungsgemäß abgestempelt sind, wird die doppelte Steuer erhoben. (Art. 6.) Die Einzelheiten bezüglich der Abstempelung werden einer Königlichen Verordnung vorbehalten. (Art. 3.) Eingeführte Karten haben außer der Steuer für jedes Spiel bis zu 32 Karten 12 12 cent und für jedes größere Spiel 25 cent Zoll zu zahlen. Der bisherige Zollsatz betrug 5 v. H. vom Werte. (Art. 30.) Der Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen Gesetzes wird durch Königliche Verordnung bestimmt. (Art. 32.) Der Bücherpreis in Frankreich ist für die gewöhnlichen Roman bände von 3,50 auf 7 Frs. und von 2,75 auf 4,50 Frs. gestiegen. Gegenüber dem Vorschlag eines Schriftstellers im „Figaro“, zur Anhilfe und zum Schutze der Schriftstellerei den Papierzoll abzu schaffen, macht „La Papeterie“ darauf aufmerksam, daß das Papier in einem 7 Frs.-Roman nur 0,70 Fr. kostet und der Zoll zuzüglich 5 v. H. des Wertes nur 0,07 Fr. ausmacht. Der Zollsatz bewirke, daß französisches Papier zum gleichen Preise wie aus ländisches v erkauft werden könne, ohne daß die französische Papier industrie verlustbringend werde, ög. Ausstellung von Papierverarbeitungs-Maschinen Die Maschinenfabrik Karl Krause in Leipzig bot ihren während der Messe anwesenden Kunden Gelegenheit, die wichtigsten Typen jener Maschinen zu sehen, die beim Schneiden, Prägen, Stanzen, Rillen, Nuten usw. von Papier und Pappe verwendet werden. Die Fabrik ist dabei, entbehrliche Größen auszumerzen, den Bau zu normalisieren und zu typisieren und bringt dabei manche durch Erfahrungen festgestellte mechanische Vorteile an. Diese Durch arbeitung steigert die Leistungen der Maschinen und zwingt nicht die Verarbeitungsindustrie zu der früheren verschwenderischen Kapitalsanlage; in Verbindung mit dem verbilligenden Serienbau gewährt aber diese zeitgemäße Vereinheitlichung die Möglichkeit, rasch liefern zu können. Als eine der besten Arbeitsmaschinen gilt nach wie vor die Schnellsehneidmaschine Rapid; sie wird mit Sehnittandeuter und nach Wunsch mit selbsttätigem Vorschub eingerichtet; ihre Pressung verteilt den Druck auf die ganze Breite des Stoßes und ist ein für alle Mal eingestellt a.if alle vorkommenden Schneidhöhen. Inrr itten des ausgedehnten Schauraumes steht ein riesiger Planschneider, dessen Einstellung auf Bogengrößen wesentlich vereinfacht wurde, auch Bücherbeschneidmaschinen von hoher Leistungsfähigkeit; bei Karton- und Pappscheren mit senkrechtem Hebelschnitt können Messer eingesetzt werden, die Büttenränder ergeben oder Tuch- muster mit Zackenschnitt versehen. Auf Kartenscheren mit Kreis- messern kann gleichzeitig gerillt oder genutet werden; bei Ein setzung von gewellten Kreismessern kann ebenfalls Büttenrand geschaffen werden. Eine besondere Presse ist eingerichtet zur Herstellung von Faltschachteln aus stärkstem Material. Unter den Buchbinder- Vergolde-, Präge- und Farbendruckpressen ist auch eine, die Folien- pipier von der Rolle verarbeitet, also raschesten Arbeitsgang ermöglicht. Viel Handarbeit in der Buchbinderei aber ersparen zwei neukonstruierte Maschinen: die Buchdeckenmachmaschine und die Bucheinhängemaschine; während bei jener der Bezugsstoff angeleimt, die beiden Pappen aufgebracht und der Einschlag be sorgt wird, so daß die Buchdecke keiner weiteren Bearbeitung unterliegt, hängt diese das gebundene Buch in die vorher gefertigte Decke ein, was in überraschender Geschwindigkeit geschieht, weil während der Anpressung des Buches gegen den Deckel, die von unten nach oben geschieht, zwei weitere Arbeitsstellen an der Mischine zu bedienen sind, nämlich mit dem Aufstecken eines weiteren Buches und mit der Entfernung eines fertigen. — Die M ischinenschau, die stark besucht war, zeigte die Krausesche Fabrik wieder bei der Friedensarbeit undauf der Höhe in jeder Hinsicht, rk. Große Faltschachteln als Ersatz für Kisten Am 22. Juli teilte der Leiter der Pappenfabrik Cropper & Co. Ltd. in London mit, er habe mit großem Erfolg die Herstellung von Behältern (Containers) eingeführt. Dies seien große Falt schachteln aus starker Braunholzpappe oder aus Wellpappe, die sich zum Verpacken von Waren eignen und an Stelle von Holz kisten treten sollen. Derartige Faltschachteln werden in den Ver einigten Staaten sehr viel benutzt und haben auch in England Eingang gefunden. Der Krieg veranlaßte außerordentlich großen Holz verbrauch für allerlei Zwecke, wodurch Holzkisten so stark im Preise stiegen, als ihre Verwendung für gewisse Geschäftszweige unmöglich wurde. Dadurch wuchs die Nachfrage für „Behälter”, die auch heute noch nicht voll befriedigt werden kann. Die Firma entsandte einige ihrer Vertreter nach Amerika, um das Behälter geschäft zu studieren.Nach ihrer Rückkunft gründeten sie eine neue Gesellschaft „Containers, Ltd.” mit 120 000 Lstr. Kapital und erbauten eine Anlage mit Maschinen, die bald in Betrieb kommen soll. Preistarif für Liniaturen Nach mehrjährigem Soldatendienstbeabsichtigeich in Provinz stadt eine Linieranstalt zu errichten. Zu diesem Zwecke kaufte ich eine doppelseitige Rollenmaschine 70 cm breit mit Selbstanleger, und eine 1 m breite Federmaschine’ In den Kriegsjahren haben sich die Preise für Liniaturen geändert und sind mir unbekannt, können Sie mir solche mitteilen ? Es handelt sich besonders um folgende: Postpapier 46/59 cm, liniiert, karriert, rautiert; Schulheft 34/43 cm, durchgehend, abgesetzt, Rand und abgesetzt; Kontobuch 34/43 cm, 1/1 und % Konten, Oktav und Quart; Geschäftsbuch-Liniatur je Stunde. Preise für je 500, 1000 und 5000 Bogen. B. Antwort eines Geschäjtsbücherfabrikanten: Ein Preistarif für Liniaturen besteht nicht. Es ist in diesem Falle schwer, die Preise für die gefragten Liniaturen zu nennen, da die ortsüblichen Löhne bei deren Berechnung zugrunde gelegt werden müssen. Im all gemeinen dürfte Fragesteller mit einem 300 bis 400-prozentigen Aufschlag auf die Friedenspreise das Richtige treffen