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Nr. 72/1919 PAPIER-ZEITUNG 2235 beweiskräftigstes Zugmittel für alle neuen Lohnforderungen hin fällig. Not kennt kein Gebot! Möglich, daß durch diese Maßnahme die Interessen einiger Erwerbszweige nachteilig berührt werden, das darf uns aber nicht davon abbringen, den einzigen Weg, der aus der Wirrnis führt, zu betreten. Die Allgemeinheit wird den Nutzen tragen, und dieser wird ungleich größer sein als der Verlust, der in dieseni oder jenem Fall entstehen kann. Nur dadurch, daß wir die Lebensmittelpreise abbauen, bringen wir Ruhe in unsere Arbeiterschaft. Hierzu verhilft uns aber keine Regierungsmaßnahme, dennbishersindalle Gesetze, die den Schleich handel bekämpften, nicht nur wirkungslos geblieben, sondern sie haben geradezu alle dunklen Elemente zu umfangreicherer Tätigkeit angespornt. Mit dem Freiwerden der Grenzen steht aber keine Besserung sondern eine Verschlechterung zu erwarten, und wenn wir unser Wirtschaftsleben nicht ganz und gar in die Brüche gehen lassen wollen, dann ist es höchste Zeit, daß sich unsere Industrie- verbände mit dieser Frage beschäftigen und zu großzügigen Maß nahmen entschließen. „Die Liebe geht durch den Magen“ sagt man. Auch die des Arbeitnehmers zu' seiner Arbeitsstätte. Unserm Volk steht ein schwerer Kampf bevor. Dazu gehört körperliche Rüstigkeit und Frische des Geistes. Bei der angeborenen Tüchtigkeit unseres Volkes, die ein Dorn im Auge unserer Feinde ist, werden wir unseren Platz in der Welt zurückerobern können mit einer Arbeiterschaft, deren Wünsche in politischer Hinsicht bereits erfüllt, in wirtschaftlicher Hinsicht im gegenseitigen Zusammenarbeiten mit dem Arbeitgeber auf einer mittleren Linie sich treffen werden. Pax. Bargeldloser Postverkehr Zur weiteren Förderung des bargeldlosen Verkehrs und zur Vereinfachung des Geschäftsverkehrs hat die Reichs-Postverwal tung mit Wirkung vom 1. Oktober ab folgende Neuerungen ein geführt. Wertzeichen im Betrage bis 100 M. dürfen am Postschalter gegen Scheck oder Ueberweisung sogleich vor deren Gutschrift verabfolgt werden, wenn der Käufer von seiner Bestellpostanstalt einen besonderen Ausweis erhalten hat, der bei jedem Einkauf am Schalter vorzulegen ist. Dieser Meistbetrag der zu verabfolgenden Wertzeichen wird auf 300 M. erhöht. Nachnahmesendungen bis zum Gesamtbeträge von 300 M. können mit Scheck oder Ueber weisung beglichen werden, ohne daß deren Gutschrift abgewartet zu werden braucht, wenn der Empfänger solcher Sendungen von seiner Bestellpostanstalt auf schriftlichen Antrag einen Ausweis erhalten hat, der jedesmal bei der Einlösung von Nachnahmesen dungen vorzulegen ist. Der Höchstbetrag der auf solche Art von einem Empfänger zu gleicher Zeit mit Scheck oder Ueberweisung einzulösenden Nachnahmesendungen ist nunmehr auf den Betrag festgesetzt worden, bis zu den Postnachnahmen zulässig sind, zurzeit 800 M. Auch ist gestattet worden, daß in den gleichen Grenzen und unter den gleichen Voraussetzungen wie bei den Nach nahmen Postaufträge zur Geldeinziehung mit Scheck oder Ueber weisung eingelöst werden, ohne daß deren Gutschrift abgewartet wird. Postprotestaufträge und Postaufträge mit dem Vermerk „Sofort zurück“ oder „Sofort an N. in N.“ oder „Sofort zum Protest“ sind von der Begleichung mit Scheck oder Ueberweisung ausgeschlossen. Wer jetzt Telegramm gebühren stunden läßt, muß als Sicherheit dafür bei der Postanstalt einen Vorschuß vorher einzahlen. Diese Sicherheit braucht künftig versuchsweise von der Postanstalt nicht mehr in Anspruch genommen zu werden, wenn der Teünehmer am Stundungsverfahren einen entsprechenden Antrag stellt. Ebenso ist es für Inhaber von Fernsprechstellen, die mit Automaten statt mit gewöhnlichen Sprechapparaten ausgerüstet sind, nicht mehr erforderlich, den vierten Teil der von ihnen für die Dauer des Vertragsverhältnisses zu gewährleistenden Jahres einnahme als Sicherheit zu hinterlegen. Der Teilnehmer muß eine schriftliche Erklärung abgeben, daß er für Minderbeträge haften und jeden Wechsel in der Person des Inhabers der Sprechstelle der Post unverzüglich mitteilen will. Zu den Zahlungen an Post- kassen, die mit Privatbankschecken beglichen werden können, dürfen künftig allgemein auch Platzanweisungen benutzt werden. Londoner Rohstoffpreise • London, 1. August Amerikanisches Harz der Marke H/M: 40 Lstr. 10 s. Amerikanisches Harz der Marke N/WW: 42 Lstr Französisches Harz je nach Sorte: 36 Lstr. 10 s bis 39 Lstr. (Die Preise gelten für die engl. Tonne = 1016 kg ab Werft in Groß britannien, Tara für Fässer 20 v. H., für Kisten 7 v. H.) Englische Gelatine 140 s das cwt = 60,8 kg. Gewöhnlicher schwarzer Tierleim auch Knochenleim: 80 —85 s das cwt. Mied Lederleim je nach Güte 95 —118 Lstr. die Tonne (1016 kg) 1 '55 Reisstärke, gekörnt (in Säcken 66 Lstr., netto die Tonne (1016 kg). Dextrin 60 Lstr., netto die Tonne (1016 kg). China Clay, in Haufen, je nach Güte 34% bis 73 s (beste Sorte), fob Cornwall. Dazu kommen Zuschläge auf die Tonne: für ein- fache. Säcke 18 s, für doppelte 33 s, für Ausfuhr in Kisten von 5 cwtFassung, 107 bis 145 sfob Liverpool. (Paper Trade Review.) Verein der Zellstoff* und Papier-Chemiker Zeichnung zum Studienfonds (siehe Nr. 54 Seite 1614) 100 M. Herr Hugo Albert Schoeller, Düren, Rheinland. Bisher insgesamt gezeichnet: 5370 M. Adressenänderungen Herr Dipl.-Ing. Dr. Fleischer, bisher Aschaffenburg, Jahnstr. 22, jetzt daselbst, Landingstr. 6. Herr Dir. C. Müller, bisher Berlin, K.-A., Sektion Pa., jetzt Zellulosefabrik Memel. Papierholz-Ueberfluß in Norwegen. Der Verwaltungsrat der „Glommen-Forsteigentümer-Vereinigung" hat in einer Versamm- jung am 19. August folgende Entschließung angenommen: Im Hinblick auf die gegenwärtige ungünstige Lage des Zellstoffmarktes wird den Waldeigentümern anheim gestellt, im kommenden Jahre den Holzschlag so weit als möglich einzuschränken. Nur Durch forstungsarbeiten sollen vorgenommen werden, und selbst die nur in dem Umfange, der zur Beschäftigung der fest angestellten Ar beiter notwendig ist. („Norges Handels- og Sjöfartstidende" vom 21. August) Zur chemischen Untersuchung der Sulfitlauge wird als Mittel zum Zurücktitrieren in Ueberschuß angewendeter Jodlösung eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron gebraucht. J. M. Kolt- hoff empfiehlt im „Pharm. Weekblad“ vom 21. Juni 1919, um die Haltbarkeit der Lösung zu erhöhen, sie in gut gereinigter, verschlossener Flasche im zerstreuten Licht oder im Dunklen aufzubewahren. Die Gegenwart von 200 mg Na 2 C0 3 im Liter verhindere die Zersetzung fast völlig. Soll die Lösung neutral sein, so ist der Zusatz von 10 mg HgJ 2 empfehlenswert. (Nach einem Auszug in der Zeitschr. f. angew. Chemie.) Theorie des Trocknens und Dörrens. Hierüber bringt Nr. 35 der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure einen Beitrag von E. Höhn. Die Ausführungen sind auch auf das Trocknen von Pappe von Belang. In der Abhandlung werden die günstigste Temperatur und der günstigste Sättigungsgrad für dieaus Trocken werken ausgestoßene Abluft bestimmt. Der Einfluß des Luft druckes wird besprochen. Für die Darstellung des Gewichtes und des Wärmeinhaltes von feuchter Luft sind neue zeichnerische Ver fahren angegeben. Bei der des Wärmeinhaltes ist die Darstellung der Dampfgewichte und der Ueberhitzung des Dampfes durch die gleichen Linien möglich. Die zeichnerische Darstellung der Wärme bewegung, der Vorgang beim Trocknen und die zeichnerische Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft aus den durch da» Zweithermometerverfahren abgelesenen Temperaturen sind in be sonderen Abschnitten besprochen. Zum Schluß ist die Rede von der richtigen Herstellung und Handhabung von Psychrometern. Lohntarif der Handpapiermacher in England In gemeinsamer Beratung der Handpapierfabrikanten und ihrer Arbeiter in London wurde Ende Juli folgende Vereinbarung getroffen: . 1. Der Tagelohn der Schöpfer und Gautscher wird um 21 s erhöht. 2. Die Tagesarbeiter erhalten die gleiche Lohnerhöhung. 3. Die Lehrlinge im ersten Jahr erhalten keine Lohnerhöhung, d. h. der Lohn bleibt 2 s 9 Pence im Tag. Die Löhne der Lehr linge im 2. bis zum 7. Lehrjahre werden von Jahr zu Jahr steigend um 3 Pence bis 2 s 5 Pence erhöht und betragen dann von 2 ■ 9 Pence bis 5 s 5 Pence. 4. Ueberstunden werden bis zu einem Arbeitstag in der Woche 1 % fach und darüber 1 % fach bezahlt. Arbeit in Doppel schichten an der Bütte wird 1 %2 fach bezahlt, desgleichen Aushilfs arbeit an der Bütte. Papierstoff und Papier gegen Kohle. In Beantwortung einer Frage im Hause der Gemeinen führte der britische Handelsminister diejenigen Länder auf, nach denen England Kohle ausführt und die Waren, die England dafür erhalte. So bezieht England Papier stoffund Papier aus Schweden und Norwegen, Esparteaus Algerien und liefert dafür Kohle.