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2234 PAPIER-ZEITUNG Nr. 72/1919 27 Lebensmittel immer Franzose von der so gut wie keinen Gebrauch gemacht hat, da er alle 346 255 243 27 53 42 49 62 35 34 42 51 44 1915 16 v. H. 25 „ „ 32 „ „ 38 „ „ 1914 . 14 v. H. . 15 „ „ . 14 „ „ . 7 „ „ . 15 „ „ Deutschland (Schwerst- Arbeiter) 2000 g 1000 „ . 3500 „ 180 „ 350 „ 120 „ 1 Stück (?) Brot . . Mehl. . . Kartoffeln Zucker Fleisch Butter Eier Fett Milch Käse Erbsen Wenn man bedenkt, daß der Butter „ Rindfleisch Milch ,, für Weizen . . . „ Roggen . . „ Sommergerste „ Hafer . . . „ Kartoffeln . Frankreich (gewöhnl. Arbeiter) 3360 g ? 1200 ", 95 „ 965,, 95 „ 1 Stück 95 g 1450 „ 95 „ 60 „ 145 „ Rationierung Lebensmittel im Jahre 1918 gegen das Jahr 1914 befand, macht nachstehende Tabelle nach Aufzeichnungen des Wirtschaftlich enDemobilma chungs- blattes ersichtlich : • Brot verteuerte sich um 170 v. H. in beliebigen Mengen preiswert kaufen konnte, so erkennt man, wieviel besser seine körperliche und geistige Verfassung gewesen sein muß als die unsrige. Unser Volk erwartete vom Waffenstillstand die Aufhebung der Blockade. Die schwere Enttäuschung, die unser Volk infolge der fast % jährigen Weiterdauer dieses unmenschlichen Kampf mittels erlebte, beschleunigteneben dem körperlichen den seelischen Verfall und zeigt sich heute in vermehrter Arbeitsunlust. Ein Mensch, der hungert, greift zu allen Mitteln, um seine Be gierde zu stillen. Er ist aufnahmefähig für alle unsauberen Ein flüsterungen, die ihm das Naheliegende versprechen. Daher auch jetzt die unbesonnene Streikwut, die, ob sie politische oder wirt schaftliche Ziele verfolgt, letzten Endes im Hunger ihre Ursa ehe hat. Wohl kann man heute auf Schleichwegen zu enormen Preisen allerhand gute, langersehnte Dinge kaufen. Wenn aber der Kriegs gewinnler allen seinen Begierden lachenden Herzens fröhnen kann, so empfindet der einfache Mann dieselbe Sehnsucht nach einst selbstverständlichen Genußmitteln, und da sein Geldbeutel sich diesen Luxus nicht leisten kann, so sucht er seine Einkünfte zu steigern. Die Lohnbewegung aber muß so schnell wie möglich zum Still stand gebracht werden. Der fortschreitenden Verteuerung der Lebensmittel kann ein Pflock entgegengesetzt werden, wenn dem Schleichhandel das Hand werk gelegt wird. Die Industrie muß sich zu diesem Zwecke mit der Lieferung von Nahrungsmitteln an ihre Arbeiter und Ange stellte abgeben, und zwar nicht gelegentlich, wie es der Zufall fügt, sondern in straff organisierter Form möglichst unter .Hinzuziehung der gesetzlichen Vertreter der Arbeitnehmer. Wir haben in der „Gemeinnützigen Großeinkaufs-Gesellschaft Deutschland in Ham burg“ schon heute eine großzügige Organisation, die sich ausschließ lich mit der Lieferung an die ihr angeschlossenen Werke befaßt Wenn wir es fertig bringen, unsere Arbeiter mit reichlichen und preiswerten Nahrungs- und Genußmitteln zu beliefern, dann nehmen wir - ihnen eine schwere Sorge ab, machen aber auch ihr Diese Verteuerung fand innerhalb der Industrie ihren Aus- gleich in höheren Löhnen, aber für den Mangel konnte eine dauernde Abhilfe nicht geschaffen werden. Die Zuteilung der hauptsäch lichsten Lebensmittel sollte zwar eine Mindestmenge sich erstellen, doch ließen dies die stockenden Zufuhren und die umständliche Verteilung nicht immer zu. Wieviel besser der französische Arbeiter gegenüber dem deutschen gestellt war, zeigt nebenstehende Zu sammenstellung der Wochenmengen auf den Kopf (nach Auf zeichnungen des Wirtschaftlichen Demobilmachungs-Blattes). bei den Eilfrachtbriefen, die früher auch auf rotem Papier ge druckt wurden. Wenn später wieder das Willcox-Papier verwendet werden sollte, dann dürfte es sich empfehlen, die Rückseite der Geld scheine von Druck möglichst frei zu lassen, damit der Sicherheits streifen recht deutlich erkennbar bleibt. Bei den alten Reichs banknoten zu 20 M. vom 21. April 1910 war dies schon der Fall, bei anderen alten Geldscheinen aber weniger. G. S. In den Jahren des Krieges sind die Ernten in Deutschland rasch gefallen, wie man aus folgender Gegenüberstellung nach Auf zeichnungen des Wirtschaftlichen Demobilmachungsblattes erkennt: Der Ausfall gegen das Friedensjahr 1913 beträgt: Stücklohn und Lebensmittel-Lieferung Allerorts klagt man über den Rückgang der Arbeitsfreudigkeit und der Arbeitsleistung. Indem man diese Tatsache feststellt, begnügt man sich meistens, ihre Wirkung der Arbeiterschaft in Wort.und Schrift darzulegen und ihr Vorhaltungen zu machen, daß die Löhne in keinem Verhältnis zur derzeitigen Erzeugung »tehen. Wenn heute der einzelne Arbeiter in seiner Leistungsfähigkeit zurückgegangen ist, so muß das einen Grund haben, und so lange wir uns mit diesem nicht eingehend befaßt haben, solange sollten wir uns nicht in Vorwürfen ergehen. „Schuldfrage ist zunächst Ursachenfrage" sagt Bethmann Hollweg in seinen Betrachtungen zum Weltkrieg. Kennt man erst die Ursache, dann bleibt oft von der Schuld nicht viel übrig. Die Arbeitsfreudigkeit beeinflußt in hervorragender Weise die Arbeitsleistung. Aber nur dann hat man Freude an seinem Schaffen, wenn man sich ihm mit ganzer Seele hingeben kann. Wer aber von uns heute ist fähig, seine Gedanken nur auf seiner Hände oder Sinne Arbeit zu richten ? Noch leben wir in Revolutions zeiten, noch sind die Gemüter von jung und alt, arm und reich im Banne des Umsturzes und in der Furcht vor einer ungewissen Zu kunft. Die weltpolitische Neugestaltung, der innerpolitische Kampf um die Parteiprogramme, nach welchen Besitz und Ein kommen geregelt werden sollen, all dies greift tief ein ins Erleben eines jeden Einzelnen, bringt sein Blut in Wallung und läßt nicht Zeit, die Pflichten des Berufes friedensmäßig zu erfüllen. Erst wenn unser Staatsschiff, dessen Passagiere wir sind, aus den Stürmen und Nöten wieder in ruhige Gewässer gesteuert ist, werden wir die Besinnung und damit uns selbst wiederfinden. Noch weht der Sturm; mögen Kapitän und Steuermann ruhig Blut und festes Ziel behalten! Die Freude zur Arbeit wird geweckt und gesteigert, wenn das Entgelt dafür im richtigen Verhältnis zum angewandten Fleiße steht. Unsere heutigen Lohntarife, die den Stundenlohn mit dem Glorienschein der einzig menschenwürdigen Bezahlung umgeben, wirken mit ihrer ertötenden Gleichmacherei erschlaffend auf das werktätige Volk. Der Faulenzer ist soviel wert wie der Strebsame, der ungelernte soviel wie der gelernte Mann. Im Wirtschaftsleben ist auf die Dauer aber nur für den Tüchtigen Platz. Im Zwange der Gleichmacherei ertöten wir jedes Weiterstreben, bauen wir einen Staat auf, der nur vegetieren kann. Diese Erkenntnis ist auch in die denkenden Kreise unserer Arbeiterschaft gedrungen, man sieht dort den Pferdefuß des ge priesenen Einheitslohnsystem es und findet sich zurück zu dem Gedanken, daß der Stücklohn innere Berechtigung hat. Wenn in diesen Tagen der „Vorwärts“ und der Arbeitsminister Schlicke zu der Erkenntnis kommen, daß der Zeitlohn zu verwerfen und an seine Stelle ein gerechter Stücklohn zu setzen ist, so treten diese beiden Führer der Sozialdemokratie für eine Forderung ein, die der Arbeitgeber im Interesse seiner vernünftigen Arbeiterschaft und der Erstarkung unseres Wirtschaftslebens stets erhoben hat. Der Arbeitgeber ist nicht immer der Feind des Arbeit nehmers, wie es von hetzerischer Seite immer wieder einer urteils losen, leichtgläubigen Menge vorgepredigt wird Im Ausbau eines gesunden, den Fordernissen der Zeit entsprechenden Stücklohnes ist uns also ein Mittel an die Hand gegeben, die Liebe zur Arbeit zu beleben. Hand in Hand mit den gesetzlichen Vertretern der Arbeiter schaft werden wir für jeden Betrieb die Staffelung festlegen können, die dem Durchschnittsarbeiter einen gut auskömmlichen Lohn gewährleistet, den Strebsamen aber die Früchte seines Fleißes •rnten läßt. Die geleistete Arbeit kann als Maßstab für die Höhe des Lohnes nur gelten in Zeiten ruhiger Preisbildung auf dem Lebens- und Bedarfsmittelmarkt. Die Verteuerung der Haushaltungen führt zu Lohnsteigerungen, und dieses Abhängigkeitsverhältnis formt sich zu einer Schraube ohne Ende, wie wir es augenblicklich erleben. Diesem unsinnigen Treiben muß die Industrie ein Halt ent gegenrufen, und sie kann es, wenn sie großzügig zur Selbsthilfe greift. Demzufolge sind die hauptsächlichsten knapper gewordenund die Preise entsprech end gestiegen. In welchem Verhältnis sich die Preisbildung einiger wichtiger Lebensmittel 1916 1917 1918 34 v. H. 50 v. H. 45 v. H.