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Nr. 71/1919 PAPIER-ZEITUNG 2203 Zeitungspapier In der außerordentlichen Hauptversammlung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger in Frankfurt a. M. am 17. August berichtete Herr Direktor Müller von der Germania in Berlin über ■den Papierpreis, den Fortfall der staatlichen Rückvergütung und die Auflösung der Reichsstelle für Papierholz. Das Gewerbe habe, obwohl der Preis für das Zeitungsdruckpapier heute schon ungefähr das Fünffache des Friedenspreises beträgt, noch immer mit steigen den Papierpreisen zu rechnen Vom 1. Oktober an sei mit dem Fort fall von weiteren 5 M. 50 Pf. der Reichsv ergütung zu rechnen, so daß daraus mit dem am 1. Juli fortgefallenen Anteil von 5 M. 50 Pf. eine Erhöhung von 11 M. hervorgehe. Sollte, wie die Regie rung beabsichtigt, die Reichsstelle für Papierholz am 1. Oktober aufgehoben werden und damit die Vergütung des Reichs und der Bundesstaaten an-die Druckpapierfabriken in Fortfall kommen, so hätte dies die Wirkung, daß sich der Zeitungspapierpreis um weitere 9 M 25 Pf. erhöhe, also betrüge im ganzen der Preiszuwachs 20 M. 25 Pf. für 100 kg, also so viel, wie das Papier in Friedenszeiten gekostet hat. Zu Preiserhöhungen seitens der Fabrikanten geben die Roh- .stoffpreise keinen Anlaß. Die Preise für den Hauptrohstoff, das Papierholz, sind seit einigen Monaten zierlich auf gleicher Höhe geblieben. Deutschland verfügt auch noch über genügende Mengen von Papierholz. Wenn die Reichsstelle für Papierholz am 1. Oktober oder ]. Ja nuar zu bestehen aufhöre, so falle auch die Bewirtschaftung der Kohle und des Zellstoffs für die Zeitungsdruckpapierfabriken fort. Die Vorzugsbelieferung mit Kohlen und Zellstoff, die bisher einen gewissen Teil der Zeitungspapiererzeugung aufrecht erhalten habe, höre dann auf, und das Gewerbe habe mit Stockungen zu rechnen, wie sie in der anderen Papierfabrikation nicht zu vermeiden gewesen sind. Glaube die Reichsregierung die Kosten für diese Stelle wirk lieh ersparen zu müssen, so sei die Lösung der Schwierigkeiten in ihrer Vereinigung mit der Kriegswutschaftsstelle zu finden, die dann ■als „Wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe“ in ihrem erweiterten Aufgabenkreis so lange zu wirken habe, bis genügende Belieferung des Druckpapiermarktes infolge Rückkehr zu normalen Verhältnissen wieder möglich sei. Dann führte der Leiter der Kriegswirtschaftsstelle, Herr Direktor Reiß, u. a. aus, der Papierversorgung für den Winter müsse mit größter Sorge entgegengesehen werden, und deshalb mögen die Ver leger mit Druckpapier sparsam umgehen. Es sei den Bemühungen der Kriegswirtschaftsstelle gelungen, daß jetzt schon fast sämtlichen Zeitungen der Bedarf für das dritte Viert eljahr und darüber hinaus geliefert worden sei, die bisher zugeteilten Mengen werden ‘aber im vierten Vierteljahr nicht geliefert werden können Herr Bacmeister von der Bergisch-Märkischen Zeitung in Elberfeld meinte, daß man in Deutschland wie alles, auch Papier ■und Kohlen durch Schiebungen genug bekommen könne und gab zu erwägen, ob man die Zwangsbewirtschaftung nicht lieber fallen lassen sollte. Diese Ansicht drang aber nicht durch, und folgende vom Vorstand vorgeschlagene Entschließung wurde einstimmig — Herr Bacmeister enthielt sich der Stimme — angenommen: „Die am 17. August in Frankfurt a. M. tagende außer ordentliche Hauptversammlung des Vereins Deutscher Zeitungs- Verleger spricht sich mit Einstimmigkeit für das Fortbestehen der Funktionen der Reichsstelle für Papierholz aus. Sic hält dies für dringend notwendig im öffentlichen Interesse und im Interesse der Papierbelieferung der deutschen Presse, wenn diese ihren nationalen Aufgaben gerecht werden soll. Sie er wartet, daß die Regierung alle Maßnahmen ergreift, die diesen Zwecken zu dienen geeignet sind. Das vornehmste Mittel für ■diese Sicherstellung sieht die Versammlung in einer engeren Verbindung der Reichsstelle für Papierholz mit der Kriegswirt schaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe, in der Form, daß die Reichsstelle für Papierholz der Wirtschaftsstelle ange gliedert wird. Dadurch würde die Gewähr für die erforderliche enge Zusammenarbeit beider Stellen gegeben sein und außerdem erhebliche Kosten gespart werden.“ Die Harzerzeugung Frankreichs beträgt jährlich 75 000 1. In dieser Menge ist auch das erzeugte Schiffspech inbegriffen. Frankreich verbraucht ungefähr die Hälfte dieser Erzeugung, ■die sich gegen den amerikanischen Wettbewerb nur schwer be hauptet. Seit November 1918 steigerte sich die amerikanische Einfuhr und beeinträchtigte die französische Erzeugung. („Journal ■du Commerce “vom 25. Juli 1919 ) Eine Papierfabrik in Cochinchina wurde kürzlich in Thu-Duc ■eröffnet. Der Gedanke zur Schaffung einer Papierfabrik ist aus der europäischen Papiernot von 1915 hervorgegangen. Als Roh stoffe werden Reisstroh, Zuckerrohrstengel, eine der Landwirt schaft schädliche Grasart namens „Arann"; Papierabfälle und Lumpen verwendet. Die Fabrik gibt Hunderten von Eingeborenen Beschäftigung. Interessant ist, daß das Entstehen und die Ver wirklichung des Gedankens Annamiten zuzuschreiben ist und ohne Unterstützung chinesischen Kapitals in die Wege geleitet ■wurde („Le Courrier colonial“) Einfuhr von Papier nach Polen Der Sturm der Empörung, den die Ankündigung der hohen Einfuhrzölle auf Papier nach Polen in allen interessierten Kreise» Polens hervorgerufen hat, scheint doch einigen Erfolg zu habe». So enthält der in einer der letzten Sitzungen des polnischen Land tages beschlossene Zolltarif eine Bestimmung, derzufolge mit Ein willigung des Finanzministers Artikel des täglichen Bedarfes, da runter auch Papier, durch drei Monate zollfrei nach Polen eingeführt werden können. Wir erkundigten unsan maßgebenden Stellen, ob diese Meldung der Wiener „Papier- und Schreibwarenzeitung“ vom 23. August zutrifft. Die deutschen amtlichen Stellen hatten, wie wir erfuhren, von der in der Meldung behaupteten Tatsache keine Kenntnis, und das polnische Generalkonsulat in Berlin erklärte uns auf unsere Anfrage, daß eine solche Anregung der polnischen Re gierung vorläge und es nicht ausgeschlossen sei, daß sie in einigen Wochen zu einem dem gemeldeten ähnlichen Beschluß führen werde; zurzeit sei jedoch eine solche Bestimmung noch nicht in Kraft. Aufhebung des pfälzischen Lumpen-Ausfuhrverbots. Mau schreibt der Frankfurter Ztg.: „Seit 14. Januar 1919 war mit Rücksicht auf das Bekleidungsinteresse der Bevölkerung und das Interesse der pfälzischen Tuchindustrie die Ausfuhr von Lumpen und Tuchabfällen aus der Pfalz verboten und die Beschlagnahme aller Vorräte angeordnet worden. Nachdem nunmehr aber die Ver sorgung durch genügende Angebote, auch von auswärts, gewähr leistet erscheint, sind Beschlagnahme und Ausfuhrverbot auf gehoben worden.“ Deutsche Kunstseide als Ausfuhrware. Kunstseide ist, wie der Frankf. Ztg. aus Elberfeld berichtet wird, augenblicklich wieder gesucht, aber die Vorräte sind plötzlich wieder verschwunden. Es werden gesucht Kunstseiden in den Dicken von 120 und 180 Denier, und es scheint fast, daß Posten festgehalten werden, um sie zu Preistreibereien zu benutzen. Die jetzt geforderten und bezahlten Preise sind reine Gefühlssache, es gibt sogar Händler, welche keinen Preis fordern, sondern den Käufer bieten lassen. Die Fabrikanten, welche Kunstseide verarbeiten, werden durch ein Rundschreiben aufgefordert, die Menge anzugeben, welche sie früher zur Her stellung der für die Ausfuhr bestimmten Waren verarbeiteten. Für Ausfuhrzwecke soll dann diesen Fabrikanten seitens der Ver- teilungsstelle eine Sonderzuweisung zur Verarbeitung zu Ausfuhr waren zugesprochen werden. Geschäftslage in den amerikanischen Papierfabriken. Die McIntyre Bros. Paper Co. in Fayetteville, N. Y.. hat in ihrem Be iriebe den Acht stunden-Schicht wechsel eingeführt. Sie erhofft davon größeres Angebot an Arbeitskräften. Die bis dahin in den Papierfabriken übliche lange Arbeitszeit habe die fähigen Leute von dem Erlernen der Papierfabrikation abgehalten. Die Papier fabriken brauchen jetzt großen Zulauf von Arbeitskräften, da sie mit Bestellungen aus allen Teilen der Erde überhäuft sind. (Paper Trade Review.) Dänischer Zoll auf beklebte Holzpappe. Es sind zu verzollen: Nach T.-Nr. 211 (1 kg 0,08 Kr.): Gewöhnliche Holzpappe, auf der einen Seite mit einer weißen papierähniichen Schicht aus besserer Masse bedeckt. Papiereinfuhr in Großbritannien. Das Paper Import Restrictions Department teilt mit, daß, bevor eine Lizenz zur Einfuhr von Papier erteilt wird, zunächst geprüft werde, ob dieses Papier nicht durch eine andere in dem britischen Reich selbst hergestellte Art ersetzt werden kann. Finlands Ausfuhr in ersten Halbjahr von 1919 (von 1918) betrug in Holzschliff, feucht, 2330, trocken 2942 t; Zellstoff feucht 138, trocken 8126 t; Holzpappe 3977 (1469) t; Einschlagpapier 863 (1121) t; Druckpapier 1853 (4855); Schreibpapier 429, Post- und Kopierpapier 5 t, Zigaretten- und Seidenpapier 121 t, anderem Feinpapier 10 t. bg Papierstoffmarkt New York, 15. Juli Die Nachfrage für Zellstoff ist seitens der Fabriken lebhaft, und die Preise neigen zum Höhergehen. Die Einfuhr von auslän dischem Papierstoff nimmt zu, hauptsächlich, weil die Nachfrage für..gewisse Feinpapiere steigt. Ausländischer ungebleichter Sulfitstoff ist zum Preise von 4% bis 43 Cent das engl. Pfund erhältlich, während gebleichter Sulfitstoff 7% Cent erzielt.