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Bugra-Messe Im Buchgewerbe tritt eine bedeutsame Wandlung ein: man bringt die Erzeugnisse des Druckesund des Verlages auf die Muster messe. Daß diese Erzeugnisse ebensogut wie die der übrigen Papier verarbeitung meßfähig sind, darüber besteht kein Zweifel, aber wundern mußte man sich, daß der sonst so geschäftstüchtige Leipziger Buchhandel den großen Markt bisher ungenutzt ließ, den ihm die heimische Messe darbot. Erst die Beschickung der Pa piermesse durch rührige Buch- und Kunstverleger, namentlich durch die Gruppe „Süddeutsche graphische Kunst“, und die Ein richtung einer Reklamemesse durch das Steindruckgewerbe, nicht zuletzt aber auch die Anteilnahme, die die auswärtige buchgewerb- liehe Fachpresse der Papiermesse usw zuwandte, veranlaßten nun den Deutschen Buchgewerbeverein, dem Gedanken einer Sonder- messe für das Druck- und Verlagswesen näher zu treten und die Ver legerkreise dafür zu gewinnen, ihre Kantatemesse mehr in die Oeffentliehkeit zu tragen. Wieman hört, erfreut sich das neue Unternehmen des Deutschen Buchgewerbevereins sogleich bei Begründung eines starken Zu spruches; ein Beweis dafür, daß ein Bedürfnis vorlag und das Buchgewerbe nur auf das Zeichen wartete. Das zur Bugramesse bestimmte, inmitten des hauptsächlichsten Meßverkehrs, Petersstr. 38, gelegene neugebaute Meßhaus geht seiner Vollendung entgegen; es ist voll besetzt; denn 180 Aus steller werden die Herbstmesse beschicken. Besonders stark ist der Buch-, Kunst-und Musikalienhandel vertreten, aber auch große Firmen der Papierindustrie, ferner Farbenfabriken, Druckereien. Buchbindereien und Maschinenfabriken stellen aus, so daß eine „Bugra im kleinen“ entstehen dürfte, die viel Kauflustige und sonstige Interessenten zur Fahrt nach der alten Buchhandels und Druckmetropole veranlassen wird. Um auch denen, die lediglich zur Bereicherung ihrer Kenntnisse die Bugramesse besuchen wollen, Gelegenheit zur Besichtigung zu geben, wird der Deutsche Buchgewerbeverein im Einverständnis mit dem Meßamt besondere Eintrittskarten, die nur zum Besuch des Bugrameßhauses berechtigen, ausgeben. Die Karten sind von der Geschäftsleitung der Bugramesse, Leipzig, Deutsches Buchge werbehaus, zu beziehen. Zum Besuch sämtlicher Meßhäuser für Einkäufer ist bekanntlich der Besitz des allgemeinen Meßabzeichens notwendig, das nur vom Meßamt zum Preise von drei Mark aus gegeben wird. Meßausstellung von Krause-Maschinen. Die Maschinenfabrik Karl Krause gibt den Meßbesuchern Gelegenheit, einen großen Teil der gangbarsten Maschinen kennen zu lernen. In ihrem Aus stellungsraum, Zweinaundorfer Straße 59, der mir der Straßenbahn rasch zu erreichen ist, stehen Papierverarbeitungs- und Karton- nagenmaschinen zu Versuchszwecken zur Verfügung. Den Fach leuten ist es so möglich gemacht, Arbeitsmuster entstehen zu sehen und dabei die Leistungsfähigkeit der Masch inen und deren neueste Bauweisen kennen zu lernen, was für jeden fortschrittlichen Ge schäftsmann lehrreich und nützlich sein wird Normalisierung der Buchdruckmaschinen und der Farben Die Leipziger Buchdruck-Maschinenmeister nahmen am 4. Juli in einer starkbesuchten Versammlung Stellung zu dieser Frage. Grundlage der Beratungen bildete ein Bericht über das Ergebnis technischer Abende in denen dreizehn Forderungen aufgestellt wurden, die dem Normenausschuß unterbreitet werden sollen; sie erstrecken sich auf folgende Punkte: 1. Normalgewinde und -schrauben. Diese Forderung wird erhoben, um verbrauchte Schrauben jederzeit schnell zu ersetzen können, ohne daß die Maschine längere Zeit nutzlos stehen bleibt. 2. Teileverzeichnis. Die Maschinenfabriken haben für jede Maschinengattung ein Teileverzeichnis aufzustellen und bei der Ablieferung der Maschinen dem Besteller auszuhändigen. Es sollen darin alle Teile, die starker Abnutzung unterliegen und leicht aus wechselbar sind, so angegeben sein, daß die Möglichkeit einer Ver wechslung bei Bestellung ausgeschlossen ist. Dadurch soll gleich falls bei Masch inen defekt ein längerer Stillstand vermieden werden. 3. Oelstellenverzeichnis. Um auch dem Nichtkenner des Ma schinentyps ein ordnungsmäßiges Oelen zu erleichtern, soll das Ver zeichnis alle versteckt liegenden Oelstellen unter fortlaufender Numerierung enthalten. 4. Aufzugstärke. Als zweckmäßig wird ein Aufzug von 1,3 mm betrachtet. Damit können alle vorkommenden Arbeiten gedruckt werden, während bei stärkerem Zylinderaufzuge drucktechnische Schwierigkeiten kaum zu vermeiden sind. 5. Unverstellbarer Druckzylinder mit verstellbarem Druck- fundament. Uni den vielen drucktechnischen Nöten, wie Schmitz. Zahnstreifen usw., deren Ursachen in den meisten Fällen auf einem zu hohen oder zu tiefen Druckzylinderstand beruhen, einen Riegel vorzuschieben, sollen künftig nur noch Druckmaschinen mit un verstellbarem Druckzylinder gebaut werden. 6 Einheitliche Anlagemarken. Die Vordermarken sollen 8 Cicero und die Seitenmaike G Cicero breit sein. 7. Einheitliches Greifersystem. Die Greifer sollen 6 Cicero breit, zwangsläufig auf vierkantiger Stange befestigt sein. 8. Federmesser. Das federnde Messer verbürgt allein zuver lässige und gleichmäßige Farbegebung. Durch Anschläge an beiden Seiten des Messers soll die richtige Einstellung gesichert werden. 9. Nichtfedernde Walzenabstellvorrichtung. Jede Walzen abstellvorrichtung ist trotz Schonung der Walzenschlösser und andrer Vorteile unbrauchbar, solange deren Einstellung auf Feder kraft beruht. Jede Federspannung stellt ein ruhiges Laufen der Walzen über die Form in Frage. 10. Vierwalzenmaschinen. Die Vierwalzenmaschinen müssen so gebaut werden, daß die vierte Walze bei stillstehender Maschine die Form nicht mehr berührt und das Arbeiten an der Form nicht behindert. Farbstreifen können durch unterschiedlichen Walzen umfang vermieden werden. II. Anlassereinschaltung. Unglücksfälle durch ungewohntes Hantieren an den Einrückervorrichtungen zu verhüten, müssen diese einheitlich von rechts nach links wirksam sein. 12. Aufsichtspersonen zur Unfallverhütungaus Arbeiterkreisen. Die berufliche Kenntnis des Arbeitsvorganges in allen seinen Einzel heiten an den Druckmaschinen oder in den Maschinensälen muß zum Zwecke der Unfallverhütung in Zukunft weit mehr als bisher nutzbar gemacht werden. Kontrollpersonen aus Arbeiterkreisen kennen die Unfallursachen viel genauer als Ingenieure und Tech niker, weil die meisten Unfälle mit der Art und Weise der Produktion Zusammenhängen und weit weniger durch die Masse der Schutz vorrichtungen verhütet werden als durch eine vernünftige und zweckmäßige Arbeitsweise, die nicht selten gerade durch Schutz vorrichtungen gehemmt, statt gefördert wird. 13. Normalisierung der Farben. Die Begründung dieser Forde rung sich aus Darlegungen, die im nachfolgenden besonders be gründet sind; Normalisierung der Druckfarben Ein arbeitsreiches Gebiet für die Farbenkommission des Nor menausschusses bilden die Druckfarben. Schon seit Jahrzehnten sind Versuche von den verschiedensten Zeitgenossen unternommen worden, auf diesem Gebiete normalisierend und reformierend zu wirken. Aber zu einem Ergebnis, welches für den Drucker, als den Verbraucher der Farben, Vorteile gebracht hätte, ist es bis heute noch nicht gekommen, ja das Gegenteil ist eingetreten. Die Farben fabriken haben die Nuancen ihrer Erzeugnisse sehr vermehrt. Sache der Farbenkommission wäre es nun, dafür Sorge zu tragen, daß die Höchstzahl der Farbentöne festgesetzt wird, und daß auch in der Farbenbenennung eine Wandlung eintritt. Dieselbe muß nach strengen Grundsätzen durchgeführt werden, die Phantasie namen müssen verseh winden. Wer heute die Musterbücher verschie dener Firmen durchblättert, kann feststellen, daß eine und dieselbe Farbe von jeder andern Fabrik anders benannt wird. Und dann diese Namen! Mit dem Aussehen der Farbe oder ihren Eigenschaften hat diese oft garnichts zu tun. Um Einheitlichkeit in der Benennung der Farben einführen zu können, muß sich die Farbenkommission die Ostwaldsche Farbenlehre zunutze machen.*) Den unermüdlichen Forschungen des Professors Ostwald ist es zu danken, daß wir heute in der Lage sind, die genaue Nuance einer Farbe durch eine Formel auszu drücken. Durch Einführung der Bezeichnung der Farben durch Formeln im Druckersaale wäre dem Fachmanne allerdings nicht gedient, wohl aber können durch die Benutzung der Formeln bei der Herstellung der Farbe dem Drucker wesentliche Dienste geleistet werden. Dies kann geschehen durch Festsetzung von Normalfarben durch Formeln. Da hier von Normalfarben gesprochen wird, soll erst einiges über unsre heutigen Normalfarben gesagt werden. Wenn eine bestimmte Gruppe von Farben ihre Bezeichnung zu Unrecht führt, dann sind es die jetzigen Normalfarben. Wenn von einer Sache oder von einem Gegenstand eine Norm besteht, so muß, wenn diese Normalisierung einen Sinn haben soll, die Norm der verschiedenen Fabriken untereinander gleich sein. Inwieweit dies bei den Normal- farben zutrifft, zeigt ein Blick in die Probehefte. Nicht nur, daß jede Firma andre Abtönungen hat. nein, jede Firma selbst hat von Normalfarben mehrere Nuancen. Da dieheutigen Normalfarben fast ausschließlich zur Herstellung von Drei- und Vierfarbendrucken benutzt werden, wäre es angebracht, um die Bezeichnung „Normal“ anderweitig verwenden zu können, wenn diese Farben in Zukunft einfach als „Dreifarbendruck gelb“ „rot“ oder „blau“ bezeichnet *) Vergl. Ostwalds Farbenatlas Papier-Zeitung Nr. 42. S. 1244