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2020 PAPIER-ZEITUNG Nr. 66/1919 Leipziger Herbstmesse Die Fahrpreisermäßigung für Meßbesucher, um die das Meß amt wieder nachgesucht hatte, ist vom preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten diesmal abgelehnt worden; daraufhin wird sie auch von den übrigen Eisenbahnverwaltungen nicht gewahrt. Die Ablehnung erstreckt sich auch auf die frachtfreie Rückbeförde- rung der Meßmuster; auch diese wird von jetzt ab nicht mehr ge währt werden. Für den Entscheid dürfte nicht zuletzt der Geld bedarf des Reiches maßgebend gewesen sein, der größere Ausfälle nicht duldet. Ein- und Wiederausfuhr von Meß mustern. Waren, die zur Ausstellung auf der Leipziger Mustermesse bestimmt und als solche in den Begleitpapieren bezeichnet sind, werden ohne Zollentrichtung (im Vormerkverfahren) und ohne besondere Einfuhrbewilligung zur Einfuhr zugelassen. Ebenso findet die Wiederausfuhr der Meß muster aus Deutschland ohne besondere Ausfuhrbewilligung statt. Vorzugsbehandlung von Meßaufträgen. Die zuständigen Be hörden haben zugesichert, auf die Bedürfnisse der zur Messe aus stellenden Betriebe und besonders auf das Ausfuhrgeschäft weit gehend Rücksicht zu nehmen. Die Anträge auf Ausfuhrbewilligung für die auf der Messe be stellten Waren erfahren vom Reichskommissar für Aus- und Ein fuhrbewilligung in Berlin W 10, Lützowufer 6/8 und den ihm nach- geordneten Zentralstellen beschleunigte Behandlung. Die Ausfuhr anträge sind vom Meßamt zu stempeln und als Meßaufträge zu kennzeichnen. Starke Beschickung der Leipziger Herbstmustermesse. Die Zahl der angemeldeten Aussteller hat gegenwärtig annähernd 8000 erreicht. Alle Meßkaufhäuser und die Ausstellungshallen auf dem Marktplatz sind bis auf den letzten Platz vermietet, und etwa 2000 Firmen, die sich noch vormerken ließen, kann kein geeigneter Ausstellungsraum mehr nachgewiesen werden. Danach scheint die Beteiligung unserer Industrie an der Messe diesmal — trotz aller Hemmnisse, die ihr infolge des Kohlen- und Rohstoffmangels entgegenstehen — noch stärker zu werden als im Frühjahr. Auskunftsstelle für Ausfuhr Das Meßamt für die Mustermessen in Leipzig hat eine Auskunfts stelle für deutsche Ausfuhrartikel ins Leben gerufen, wo auslän dischen Käufern die Bezugsquellen für die von ihnen benötigten Waren nachgewiesen werden. Durch eine umfassende Umfrage hat es festgestellt, welche von den tausenden, auf der Leipziger Messe ausstell enden Fabrikanten für die Ausfuhr arbeiten, welche Ausfuhrartikel sie anzubieten haben, und für welche Länder diese bestimmt sind. Das Verzeichnis wird dauernd auf dem laufenden gehalten und berücksichtigt auch die jeweilige Leistungsfähigkeit der darin enthaltenen Firmen. Irgendwelche Kosten werden für dieAuskunftserteilungnicht berechnet,und auch für die Fabrikanten geschieht die Vormerkung gebührenfrei. Probenschau Düba-Papier, ein neues Buntpapier. Die in Düsseldorf gegründete Kunstwerkstatt Düba befaßt sich unteranderem auch mit der Her stellung von Buntpapieren; sie bringt sie unter der Bezeichnung „Düba-Papiere" auf den Markt. Die uns vorliegenden Bogen zeigen Marmorierungen nach Art der Tunkpapiere, doch erscheinen die Farbenflecke wie in lithographischen Spritztönen aufgelöst, so daß bei manchen Mustern als Grundton die Papierfarbe zur Geltung kommen kann; bei anderen Sorten ist ein geschlossener dunkler Grundton durch gedämpfte Buntfarben belebt usw. Die Düba- Werkstatt ist in DeutschlandVerfertigerin dieser Buntpapiere, und unter den Proben sind schöne und bemerkenswerte Muster. Dabei ist es möglich, ganze Auflagen von solchen Papieren gleichmäßig herzustellen. Verwendet werden größtenteils feine Bütten-, zum Teil auch Ingres-Papiere. In der jetzigen stoff- und lederarmen Zeit bieten die „Düba-Papiere“ bei ihrer Vielseitigkeit und künst lerischen Wirkung selbst für anspruchsvollen Geschmack etwas, denn die auf dem Büchermärkte erschienenen in „Düba-Papiere“ eingebundenen Werke sollen zu den geschmackvollsten Büchern gehören. Auf der Bugra -Messe in Leipzig wird man sich über die vielfache Verwendungsmöglichkeit der „Düba-Papiere“ unter richten können. Kohlenpapiere, die sich in erster Linie durch die reintönige Farbe und die damit gewährleistete saubere Arbeit auszeichnen, kann, wie sie uns mitteilt, die Firma Bluen & Co. K.-G. in Berlin- Schöneberg wieder in früherer Güte liefern; sie beschmutzen nicht beim Anfassen und besitzen schönen Glanz. — Zu Wachspapieren werden wieder echte Japanpapiere verwendet, womit die Klagen über die Ersatzwachspapiere verstummen werden. Vervielfältigungs farben sind durch Glyzerin und gute Oele wieder auf alter Höhe. Zu Farbbändern brauchen nun keine Ersatzrohgewebe mehr ver wendet zu werden, sondern nur ganz fein gewebtes, langfaseriges elastisches Baumwollmaterial. Bluen & Co. K.-G. stellen im Jägerhof (Stand 341) aus. Kinderbriefpapiere bemustert uns die Papierausstattungsfirma Johannes Kalm in Lübeck. Diese Papiere sind in verschiedenen kleinen Formaten gehalten, zumeist mit weiten Schreiblinien versehen und stecken in hübschen Kassettchen oder Mäppchen, oder sind zu Schreibblöcken verarbeitet, in deren Umschlag eine Tasche mit den Briefhüllen angebracht ist. Auch Einladungen zu Kinderfestlichkeiten in Karten- und Briefform, mit Vordrucken versehen, sind hübsch ausgerüstet worden. Bei einer Reihe von- besseren Packungen sind die Briefbogen oder Blätter mit kleinen Silhouetten oder farbigen Steinzeichnungen bedruckt, die anmutige Kinderszenen in lebhaftem Bunt darstellen. Die Benennungen „Klein — aber mein“, „Es war einmal“, „Stilles Glück“, „Kunter bunt“, Elfenreigen,,“ deuten auf die bildliche Ausstattung von Mappen und Briefbogen hin. Man sieht, der Gedanke ist gut durch- geführt, Briefpost auch für die Kleinen zu einem gefälligen Gebrauch s- undansprechenden Geschenkgegenstand zu machen. Das neuartige und nützliche Angebot wird gewiß viel Nachfrage finden. Briefkassetten, Tage- und Luxusnotizbücher bringt die Papier- und Schreibwarenfabrik Paul Uffel & Co. in Leipzig zur Herbstmesse wieder in großer Auswahl und die besseren Sorten in geschmack vollen neuen Packungen heraus. Wir hatten Gelegenheit, einen Teil derselben im Musterbuch und in Entwürfen in Augenschein zu nehmen. Besonders überraschte es, daß da beiKünstler, welche die neuesten Geschmacksrichtungen pflegen, zur Ausschmückung des Kassetten herangezogen wurden; absichtlich macht man sich vom Althergebrachten fr ei. Von den Neuheiten, die die Firma andauernd auf den Markt zu bringen sich bestrebt, seien herausgegriffen: die Briefkassette „Premiere“ — enthaltend bestes weißes Papier und erstklassige braungefütterte Briefhüllen — mit dem künstlerischen Entwurf eines Herrn in Gesellschaftsanzug; ferner die von Jupp Wiertz geschaffenen reizvollen Darstellungen auf den Kassetten „Schüchterne Freier“, „Liebesgruß“, „Liebesbote“ und „Blumen grüße“, dann die von der Hamburger Malerin Meisel dargebotenen charakteristischen Damenköpfe mit modernsten Hutformen und die Kassetten „Baroneß“, „Orient“ u. a., zu denen Alberts mit flotten Strichen passende Aufdrucke entwarf. Die Aufmachungen sind so elegant, daß sie jedes Schaufenster zieren und Käufer heran- locken. Es ist hier nicht möglich, alle Neuheiten der Aufmachungen und die Sorten und Abtönungen der Briefpapiere zu schildern' In ihrem ständigen Meßstande in Stentzlers Hof (Zimmer 397) wird die Firma ihre Mustersammlung vollständig zurAuslage bringen, und das dürfte dazu beitragen, während des Krieges gelockerte Verbindungen (auch mit dem Auslande) auf der ersten Friedens messe wieder neu zu festigen. Stiebels Papiergeldkassen. (DRP. und DRGM.) Schon durch ihre Geldzählkassen machte sich die Firma Ferdinand Stiebel in Eisenach auf dem Gebiete des Kassenwesens bekannt, seit einiger Zeit fertigt sie nun Kassen für Papiergeld, die in verschiedenen Größen und Ausführungsarten entweder offen mit Deckel- oder mit Jalousieverschluß geliefert werden und sich durch zweckmäßige Handhabung auszeichnen. Jetzt bringt sie eine Papiergeldkasse auf den Markt, die ein neues Prinzip darstellt; die Papiergeldfächer dieser Kasse können nämlich je nach Bedarf verstellt werden. Durch Herausziehen eines Hebels können die Fächer schräg gestellt und freigelegt werden; bei lebhaftem Kassenverkehr wird dadurch die Handhabung des Papiergeldes spielend leicht gestaltet. Ist der Kassenverkehr ruhiger, so können die Fächer durch Zurückdrücken des Hebels versenkt werden; sie sind dann verdeckt und gegen den Eingriff und Einblick Unberufener geschützt. Die Abbildungen zeigen die Kassette in diesen beiden Einstellungen und lassen ihre Einfachheit und Zweckmäßigkeit erkennen. Während der Herbst messe unterhält die Firma im Jägerhof (Bürobedarfsmesse) Hain straße 17 (II. Stock, Koje 250) sowie auf der Papiermesse in Stentzlers Hof Petersstr. 44 (I. Stock, Stand 111/113) eine Aus stellung dieser Neuheit wieihrer übrigen Erzeugnissein Bürobedarf und in Büromöbeln. Gegenstände des Bürobedarfs wird die Kontorartikelfabrik Ernst Kunz & Co. in Berlin SIV 68 auch diesmal auf der Messe rn reicher Auswahl ausstellen. Wir sehen neue Muster in Holz schreibzeugen, Stempelhaltern, Tintenlöschern aus Holz und Metall,. Formularkästen, Federschalen, Federhalterständern, Schwamm- näpfen usw. und können danach sagen, daß sich der Besuch der Kunzschen Meßausstellungen namentlich für die Wiederverkäufer lohnen wird; sie befinden sich sowohl Petersstr. 44 in der Papier- messe(III Treppen links, vorn), als auch gegenüber in St ent zier' E Hof (I Stock, Zimmer 161).