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MfiveibmarenundBro-ßeda Reichsbund Deutscher Papier- und Schreibwaren- Händler Sitz Frankfurt a. M. Landesverband Brandenburg Die durch den Verkehrsstreik dreimal abgesetzte Delegierten- Tagung findet nunmehr am Freitag, den 15. August, abends pünktlich 7 Uhr, im Berliner Clubhaus, Ohmstr. 2 statt. Dieselbe weist folgende Tagesordnung auf: Tagesordnung: 1. Bildung des Landesverbandes Brandenburg für den Reichs bund deutscher Papier- und Schreibwarenhändler 2. Wahl des Vorstandes 3. a) Bildung einer Fachgruppe für Büro- und Kontorbedarf, Wahl der Leitung für dieselbe b) Bildung einer Fach gruppe für Mal- und Zeichenutensilien, Wahl der Leitung für dieselbe 4. Weiterer Ausbau des Landesverbandes Brandenburg 5. Beschlußfassung über die Delegiertentagungen des Landes verbandes 6. Verschiedenes. Unsere Mitglieder werdenhiermit zum Besuch zu dieser Tagung eingeladen; stimmberechtigt sind indes nur die von den'einzelnen Ortsgruppen gewählten Delegierten. * * * Betreffend die Lieferung der Lehrmittel Auf‘Grund der Regierungsverordnung gibt uns die Firma F. Soennecken, Bonn, Kenntnis von einem Schreiben, welches sie in dieser Angelegenheit nacht Berlin-Tegel gerichtet hat. Der Rektor der dortigen Gemeindeschule hat sich am 4. Juli an die bekannte Firma Soennecken gewendet und um Angebot von Lernmitteln unter Ausschaltung des Zwischenhandels ersucht. Mit überzeugenden Worten hat die Firma Soennecken die in Frage kommende Gemeindeverwaltung darauf hingewiesen, daß der Beschluß, die Händlerschaft bei der Lieferung der Lehr- und Lern mittel auszuschalten, volkswirtschaftlich unmöglich sei, weil bei seiner Ausführung alle diejenigen Buch-, Papier- und Sehreibwaren handlungen ausgeschaltet werden, die direkt auf das Schulgeschäft angewiesen sind. Schon die Umlagerung von Schulen mit kleinen Papier- Und Schreibwarenhandlungen liefere Beweis, daß ihr Bestehen vollständig von dem Schulgeschäft abhängig sei Die Firma Soen necken hat in dem betreffenden Briefe weiter dfauf hingewiesen, daß es durchaus unsozial von einer Gemeindeverwaltung gehandelt sei, einem Erwerbsstande die Lebensfähigkeit zu untergraben nur m Rücksicht auf verhältnismäßig geringe Ersparnisse, die in, dem Haushaltplan einer Gemeinde nicht besonders ins Gewicht fallen. Am Schlüsse ihres Schreibens spricht die Firma Soennecken, und in dieser Beziehung möchten wir uns ihr ganz besonders an- schließen, die Erwartung aus, daß alle Fabrikanten und Verleger wirtschaftlich gerecht denken und direkte Geschäfte unter Ausschluß des Handels ablehnen, so daß die Gemeindeverwaltungen die Unmög lichkeit der praktischen Durchführung eines derartigen Beschlusses einsehen werden Wir bitten alle Kollegen die beherzigenswerten Ausführungen der mehrgenannten Firma, die sich mit unseren Anschauungen voll ständig decken, genau zu beachten und vorkommendenfalls dieselben den örtlichen Schulverwaltungen gegenüber zu verwerten. Hoffen wir, daß alle Fabrikanten von Schulbedarf die Richtigkeit der vor stehenden Ausführungen einsehen und sich dem Vorgehen vollständig und einheitlich anschließen. * * * Auf die Ausführungen der Ver. Händler Deutscher Schreibmaschi nen in Nr. 59 Ihrer Zeitung müssen wir erwidern, daß wir nach wie vor der Ueberzeugungsind, daß die Interessen des Schreibmaschinen handels ebensogut in der Fachgruppe .,Büromaschinen“ unseres Reichsbundes gewahrt werden können wie in einem besonderen Verband. Gewiß sind berufliche Vereinigungen eine unbedingte Not wendigkeit, diese Tatsache schließt jedoch nicht aus, daß bei der Grün dung neuer Fachverbände bei allem guten Willen über das Ziel hinaus geschossen werden kann, und daß wie alles, so auch die Verbands gründungen eine Grenze haben müssen, welche ohne Gefahr für die gesamte Verbandsbewegung nicht überschritten werden sollte, sonst wissen die Händler schließlich garnicht mehr, wo sie sich anschließen müssen und bleiben abseits von jeder Verbandstätigkeit. Wob] gibt es einzelne Finnen, dieausschließlich Schreibmaschinen führen, in diesen Fällen dürfte es sich aber doch nur um die Vertreter bestimmter Erzeugnisse handeln, und wir stellen denn doch die Grün der des Händlerbundes zu hoch, um annehmen zu können, daß die betreffenden Herren lediglich eine Vereinigung von Systemvertretern gründen wollten, ganz abgesehen davon, daß in diesem Falle die Be zeichnung „Händler-Bund“ nicht ganz zutreffend sein würde. In der Mehrheit werden Schreibmaschinen in allen Fachgeschäften für Bürobedarf zusammen mit Papier- und Schreibwaren geführt, und wir müssen darauf hinweisen, daß zahlreiche derartige Geschäfte mit eigener Buchbinderei und Buchdruckerei verbunden sind. Aus der letztgenannten Verbindung ergibt sich für diebetreffenden Händler schon die Notwendigkeit des Anschlusses-an die Buchbinderinnung und an den Buchdruckerverein, von der Zugehörigkeit zu unserem Bunde ganz abgesehen. Auch die Zugehörigkeit zu einem Arbeitgeber verband läßt sich unter heutigen Verhältnissen in größeren Städten nicht umgehen. Wo soll es hinführen, wenn die betreffenden Firmen nun auch noch dem Händlerbund „Deutsche Schreibmaschine“ und dem Fachverband der Büroindustrie beitreten sollen, dadurch würde unseres Erachtens schließlich doch nur eine Zersplitterung der Kräfte und Mittel herbeigeführt, die zusammengefaßt der All gemeinheit viel nutzbringender dienssbar gemacht werden könnten. Gerade so wenig wie wir den Deutschen Fachverband der Büro industrie infolge seiner gemischten Zusammensetzungais Händler vertretung anerkennen können, haben wir von Anfang an verhehlt, daß wir das Verhältnis des Händlerbundes zum Verband Deutscher Schreibmaschinenfabrikanten nicht für das richtige halten. Den Umstand, daß der Händlerbund die Annahme der überaus einseitig aufgestellten Bedingungen des Fabrikantenverbandes bei der Auf nahme zur Pflicht macht, halten wir nicht für vereinbar mit den Aufgaben und Zielen einer Händlervertretung, und diese Tatsache beweist doch schließlich, daß zurzeit der Händlerbund nichts anders als eine Vereinigung von Hauptvertretern darstellt. Daß es sich der Händlerbund zur Aufgabe gemacht hat, die im Handel mit gebrauchten Maschinen eingerissenen Unsitten zu be kämpfen, begrüßen wir freudig, aber auch hier schießt der Bund über das Ziel hinaus, wenn er annimmt, daß der berufene Handel die Schuld an den beklagenswerten Verhältnissen trägt. Die Möglichkeit, für gebrauchte Schreibmaschinen die teilweise tatsächlich gezahlten Phantasiepreise zu erzielen, ist doch nur auf die an sich gewiß bedauerliche Tatsache zurückzuführen, daß die deutschen Schreibmaschinenfabrikanten den Bedarf an Schreib maschinen nicht decken konnten und auch heute noch nicht decken können. So lange die deutschen Fabrikanten nicht Maschinen in der früher gewohnten Güte in genügender Menge zu angemessenen Preisen liefern können, wird jeder Kampf gegen Schiebungen leider aussichtslos sein müssen. Gewiß müssen diejenigen Vertreter einer Fachgruppe, welche mit den Erzeugern der betreffenden Waren über Preise und Bedin gungen verhandeln sollen, diese Waren auch gründlich kennen, aber wer sagt denn dem Händlerbund, ob der Reichsbund nicht in genü gender Zahl über die Herren v erfügt, welche die erforderlichen Kennt nisse in mehr als ausreichendem Maße besitzen ? Dann ist Fachkenntnis für den Vertrieb des übrigen Bürobedarfs, der doch wie der Händlerbund selbst zugibt, in vielen Fällen mit dem Schreibmaschinenhandel vereinigt ist, ebenso notwendig, wie für den letzteren auch. Wenn uns der Händlerbund die Frage vorlegt, wie sich der Reichs bund zu den Verhandlungen mit den Schreibmaschinenmechanikern stelle, so erwidern wir darauf, daß der Händlerbund wohl noch weniger wie der Reichsbund allein imstande sein würde, diese Frage allgemein zu lösen, da ein einheitlicher Reichstarif angesichts der Verschieden artigkeit der Lebensbedingungen hier ebenso wenig in Frage kommt, als bei den kaufmännischen Angestellten. Die Frage muß durch die Arbeitgebervereinigungen bei den allgemeinen Tarifverhandlungen in den einzelnen Städten mit geregelt werden, und tatsächlich ist diese Regelung an verschiedenen Plätzen z. B. in Frankfurt a. M. bereits erfolgt. i Den leiderzu erwartenden Wettbewerb besonders amerikanischer Schreibmaschinen wird auch ' der Händlerbund bei allem guten Willen nicht abwenden können, wir sind nun einmal auf den Waren austausch angewiesen und können unsere Grenzen nicht für be stimmte Artikel verschließen. Von der Leistungsfähigkeit und den Anstrengungen der deutschen Industrie wird es in erster Linie abhängen, daß die Einfuhr auslän- aischer Erzeugnisse nach Möglichkeit beschränkt wird, jedenfalls werden wir dafür eintreten, daß die Leistungsfähigkeit nicht etwa lediglich auf Kosten der Händlerschaft erzielt wird. Wenn zu diesem Punkte der Händlerbund die Ansicht vertritt, daß die deutschen Schreibmaschinenerzeuger für die Folge noch weni ger als bisher geneigt sein dürften, Alleinvertriebsrechte in die Hände von Papierhändlern zu legen, so ist darauf zu erwidern, daß durch ein derartiges Verhalten die deutschen Fabriken ja gerade das herbei-' führen würden, was der Händlerbund vermieden zu sehen wünscht, nämlich, daß die betreffenden Händler dann versuchen, die Ver tretung ausländischer Marken zu erhalten. Alles in allem, die Leitung unseres Reichsbundes hat unseren