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1981 PA P 1 E R-ZEIT UNG Nr. 65/1919 Herstellung von Lichtpauspapieren Aus dem nächstens in unserem Verlage erscheinenden Buche von H. Wandrowsky: Die Lichtpausverfahren. Nachdruck verboten Fortsetzung zu Nr. 56 S. 1684 Photomechanische Lichtpausverfahren Der Lichtpausedruck Verfahren, bei denen die Herrichtung der Druckformen auf photochemischem Wege, die Herstellung der - eigentlichen Abzüge jedoch auf mechanischem Wege erfolgt, nennt man photo-mechanische Verfahren. Im Gegensatz zu den photo mechanischen Druckverfahren, bei denen von einer sehr wider standsfähigen Druckform eine große Auflage gedruckt werden kann — Lichtdruck, Zinkographie, Autotypie, Photolithographie, Lichttiefdruck — kann man diejenigen Druckarten, bei denen man von einer durch photochemische Einflüsse hergerichteten Form wegen ihrer geringeren Widerstandskraft nur eine verhältnismäßig kleine und beschränkte Anzahl von Abzügen machen kann, photomechanische Lichtpausverfahren (Lichtpausdruck) nennen. Der Vorteil vor den gewöhnlichen Lichtpausverfahren besteht darin, daß man nur eine einmalige Lichtwirkung nötig hat, um eine größere Anzahl von Pausen derselben Zeichnung herzu stellen. Sie arbeiten in diesem Falle schneller. Die Herstellung der Druckform und das Drucken der Form aber erfordert Vor richtungen und Aufwendungen von Mühe, Geschicklichkeit und Ausgaben, die sich nur dann bezahlt machen, wenn eine größere Zahl von Pausen der gleichen Zeichnung gefordert wird. Es sind in neuerer Zeit verschiedene solcher Verfahren er funden worden. Diejenigen, welche Eingang in die Praxis gefunden haben, benutzen als Druckform eine Leimschicht nach Art der Hektographenmasse, deren Verhalten gegen fette Schwärze auf photochemischem Wege Veränderungen erlitten hat. Wir haben schon früher gesehen, daß durch Ferrisalze die Gelatine oder der Leim unlöslich gemacht wird, nicht aber durch Ferrosalze. Die unlöslichen Stellen quellen im Wasser nicht auf und nehmen beim Einwalzen mit fetter Schwärze diese an. Schreibt man mit einer starken Ferrisalzlösung auf Papier, drückt das Papier auf eine mäßig feuchte Gelatineschicht, so wird an den Schriftstellen die Gelatine oberflächlich unlöslich und nimmt beim Einwalzen fette Farbe an. Drückt man nun ein Blatt Papier auf die Gelatineschicht, so erhält man einen seitenrichtigen Abzug der Schriftzüge in fetter Farbe auf dem Papier. Eine ungewaschene negative Blaupause enthält an den unbe lichteten Strichen Ferrisalze, auf dem blauen Grunde nach ge nügender Belichtung nur Ferrosalze. Legen wir sie auf die Ge latinefläche und walzen nach dem Abnehmen diese mit Druck farbe ein, so erhalten wir ein positives, aber seitenverkehrtes Bild (Spiegelbild) in der Druckfarbe, das wir aber durch Ab ziehen auf Papier seitenrichtig übertragen können. Auf diesen Grundzügen beruht der Fotoldruck von Teilkampf und Traube. Nach diesem wird eine ungewässerte Blaupause auf eine Hektographenmasse aufgewalzt und nach einer be stimmten Zeit wieder abgenommen. Die Hektographenmasse wird durch das in den Linien noch befindliche Ferrisalz gegerbt, nimmt beim Einwalzen an diesen Stellen fette Farbe an und gibt ein scharfes positives Bild, das man durch Auflegen und Andrücken auf Papier übertragen kann. Wenn man jedesmal neu einwalzt, kann man von der Form auf der Hektographen masse etwa 90 Abzüge machen. In „British Journal of Photography" 1910, Seite 44, be schreibt Fishenden die Ausführung eines auf obigen Grundlagen beruhenden Lichtpausedruckes wie folgt: Die Zeichnung wird auf gewönliches Blaupausepapier kopiert, das in üblicher Weise mit Alkaliferrizitr.it und Ferricyankalium bereitet ist. Zur Herstellung der Leimmasse werden 50 g Leim in lOOccm kaltem Wasser 12 bis 24 Stunden eingeweicht und darauf die aufgcqollene Masse samt dem nicht vom Leim aufge saugten Wasser im Wasserbade bei einer Temperatur, die 60° C. nicht übersteigen soll, geschmolzen. Dazu fügt man 4 g Glyzerin, 2 g Karbolsäure und ein wenig (0,5 g) Ferrosulfat (Eisenvitriol) oder Ammoniumferrosulfat. Der Verfasser hat die Vorschrift von Fishenden versucht und folgende Arbeitsweise als praktisch gefunden. Die Leimmasse wird nach Art eines Hektographen in eine flache Blechschale, die nach jeder Seite hin mindestens 10 cm größer ist als die zu vervielfältigende Zeichnung und' ringsherum einen 1 bis 2 cm hohen Rand besitzt, gegossen. Die Leimmasse soll die Schale möglichst bis zum Rande füllen. Luftblasen, Schaum und andere Unreinigkeiten werden sorgfältig mit einem starken Papierstreifen entfernt. Luftblasen und Schaum ver meidet man am besten, wenn zu der obigen Mischung noch 10 ccm denat. Spiritus hinzugefügt werden. Die Schale wird auf einen Tisch gestellt, dessen Platte mit einer Wasserwage nach jeder Richtung hin genau wagerecht ausgerichtet ist. Dann läßt man die Masse in vollkommener Ruhe erstarren, was je nach Wärme des Raumes längere oder kürzere Zeit dauert. Man darf sie aber nicht eher in Gebrauch nehmen, als bis sie vollständig ausge kühlt ist, und soll immer 24 Stunden warten, weil sonst die Ober fläche beim Auflegen der Blaupause, Einwalzen mit Farbe und Anfertigen der Abzüge leicht reißt. Die Blaupause wird solange belichtet, bis der Grund gut durchgearbeitet ist und kein Ferrisalz enthält, jedoch müssen die Linien selbst das Ferrisalz noch möglichst in seiner ganzen Menge unverändert enthalten. Deswegen geben auch bei diesem Verfahren in tiefschwarzen gut gedeckten Linien ausgeführte Zeichnungen die besten Abzüge. Die Blaupause wird dann bei Lampenlicht auf die Leimmasse gelegt und ohne Blasen- und Faltenbildung gut angedrüekt, wobei man sich einer Gummi walze oder eines breiten, an einer Längsseite zwischen zwei Leisten gefaßten Gummistreifens, eines sogenannten Gummiquetschers bedienen kann. Man läßt die Pause 1 bis 5 Minuten auf der Leim masse liegen. Bei zu langem Liegen läuft man Gefahr, daß auch der Grund Farbe annimmt, wenn an den belichteten Stellen in der Tiefe der Papierschicht noch Ferrisalze enthalten sind. Zu kurzes Liegenlassen bewirkt eine ungenügende Farbannahme an den Linien. Dise werden dann schlußlos und zu blaß. Dann wird die Blaupause abgenommen, sie kann gewässert und in gewohnter Weise benutzt werden. Die Leimmässe wird nun mit Druckerschwärze eingewalzt. Der Verfasser hat zu diesem Zweck die Farben für Lichtdruck, wie sie im Handel vorkommen, als am besten geeignet gefunden, weil bei deren Anfertigung schon das Aufwalzen auf eine Leimschicht berücksichtigt wurde. Auf eine polierte Zinkplatte oder eine dicke Spiegelglasscheibe (Kopier rahmenglas) wird mit dem Farbmesser ein wenig Farbe aus der Büchse so gleichmäßig wie möglich verstrichen. Dann wird mit einer Handwalze aus Walzenmasse, wie sie die Buchdrucker gebrauchen, die Farbe auf der Glasplatte durch Hin- und Herwalzen nach allen Richtungen gleichmäßig verteilt. Nun überträgt man mit der Walze eine dünne Farbschicht aur eine zweite Platte und walzt sie hier äußerst gleichmäßig ausein ander. Eine zweite Handwalze dient dazu, um die Farbe von der zweiten Platte auf die Leimmasse zu übertragen und das Bild ein zuschwärzen, was durch hin- und herrollen der Walze geschieht und beendet ist, wenn alle Linien tiefschwarz auf der Leimmasse stehen. Ist die Farbe zu strenge, zähe, so wird sie von den Linien schwer angenommen. In diesem Falle spritzt man auf die erste Farbplatte einige Tropfen Terpentinöl, verwalzt sie in der Farbe mit der ersten Handwalze und überträgt die so verdünnte Farbe auf die zweite Farbplatte und von da mit der zweiten Handwalze auf die Leimmasse. Man muß sich aber vor einer allzustarken Ver dünnung der Farbe hüten, weil sie sich dann auch auf die nicht gegerbten Stellen der Leimmasse überträgt, wenn sie zu dünn ist, und so den Grund unrein macht. Innerhalb gewisser Grenzen können die Eigenschaften der Farbe durch die Handhabung der Walze beim Auf walzen ausgeglichen werden. Langsames Ueber- walzen bewirkt ein besseres Anhaften zäher Farben an den Linien, schnelles Ueberrollen entfernt die weiche Farbe von den Grundstellen. Die Annahmefähigkeit der Leimmasse für die Farbe hängt in hohem Maße von der Wärme und der Luftfeuchtigkeit des Raumes ab. Bei kalter trockener Luft wird die Farbe sehr leicht ange nommen. auch an den Stellen, die auf dem Abzüge weiß bleiben sollen. Warme feuchte Luft dagegen erweicht die Leimmasse, und es werden leicht davon Teile beim Ueberwalzen mit heraus-' gerissen, zumal wenn eine etwas zähe Farbe gebraucht wird. Es trägt wesentlich zur Verringerung einiger Schwierigkeiten beim Lichtpausedruck bei, wenn das Einwalzen der Leimmasse und Anfertigen der Abzüge stets in einem Raume bei gleicher Tem peratur und Feuchtigkeit vorgenommen wird. Geeignet sind 20° C. und 50 bis 60 v. H. Luftfeuchtigkeit, die man mit einem Feuchtigkeitsmesser (Hygrometer) bestimmt und wenn nötig durch Verdunsten von Wasser oder durch Aufhängen von nassen Tüchern im Raume vermehrt. Im Sommer, wenn im allgemeinen die Temperatur höher als 20° C ist, empfiehlt sich der Zusatz von % bis 1 ccm Formaldehyd zu dem obigen Leimmasseansatz. Auf die eingeschwärzte Form wird nun vorsichtig unter Ver meidung von Falten Papier aufgelegt und mit einer Gummirolle oder einem Streifenquetscher gut angedrückt. Das Anreiben