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MiveibwarenundBvo-Bedar Schutzverband für die Postkarten-Industrie, e. V. Berlin, den 12. Juli 1919 Der Vorstand des Schutzverbandes für die Postkartenindustrie hielt am 9. Juli 1919 eine Sitzung ab, in welcher eine Fülle Material vorlag, welches aus Fabrikanten-, Verleger- und Grossistenkreisen zugegangen war. Sehr eingehend wur de über die jetzt von vielen Seiten hergestellten unsittlichen Postkarten gesprochen. Von mehreren Interessenten gingen die Anfragen ein, wie sie sich mit dem Verkauf dieser nackte oder wenig bekleidete Personen darstellenden Karten zu verhalten hätten. Der Vorstand des Schutzverbandes steht durchaus auf dem Standpunkt, daß allen den hiermit Handel Treibenden und Herstellern größte Vorsicht empfohlen werden muß. Erneut wird vom Vorstand darauf hingewiesen, daß sich die Mit glieder unseres Verbandes in allen Streitfragen unseres Schieds gerichtetes unter Vorsitz des Herrn Justizrat Dr. Pick bedienen sollten. Es dürften hierdurch vielfach unnütze Gerichtskosten erspart bleiben. Alle Zuschriften sind an den Geschäftsführer des Schutzverbandes für die Postkartenindustrie Berlin S 42, Oranienstr. 141/142, zu richten. WEine Reihe weiterer wichtiger Anfragen sollen zum größten Teil durch direkte Antworten an die Interessenten erledigt werden. Mehrere Firmen, die sich zur Mitgliedschaft angemeldet haben, werden in den Schutzverband aufgenommen. Dem Schutzverband für die Postkarten-Industrie, E. V., gehen aus Großhändlerkreisen in letzter Zeit sehr viele Klagen zu, daß die den Konventionen angeschlossenen Fabrikanten außerordentlich auf die Einhaltung der Zahlungsbedingungen sehen. Diese ist jedoch nur möglich, wenn auch die Kleinhändler sieh bemühen, ihre Zahlungen nach 30 Tagen zu leisten, denn nur so wird es den Großhändlern möglich sein, ihren Verpflichtungen pünktlich nachzukommen. Der Schutzverband bittet deshalb alle Kleinhändler, die Lage der Groß händler nicht durch verspätete Zahlungen zu erschweren. Verbandstag der Papierwarenhändler Thüringens. Am 9., 10. und 11. August findet in Weimar der vom Verband selbständiger Buch binder und Papierhändler Thüringens veranstaltete 9. Verbandstag der selbständigen Buchbinder und Papierwarenhändler Thüringens statt. Die Messe in Malmö. (31. Juni bis 6. Juli 1919.) Die Messe in Malmö war, wie die Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie berichtet, in vier nahe beieinander liegenden als Messe haus I bis IV bezeichneten Schulhäusern untergebracht. Leider war dies in wenig übersichtlicher Weise geschehen, so daß esfür die Besuch er eines gewissen Studiums des amtlich enKataloges bedurfte, ehe sie sich zurechtfinden konnten. Das Messehaus II war mit den Gruppen 6 (Papier-, Pappen- und Buchbinderarbeiten) sowie mit Gruppe 12 (Reklameartikel) ausgefüllt. Es enthält auch noch die Räume für die Presse und das Zimmer, in dem sich die deutschen Druckschriften befanden. Letzteres war zweckmäßig und übersichtlich hergerichtet. Die Kataloge und Geschäftspapiere lagen nach Gruppen geordnet ■auf Tischen und Regalen und wurden schon vom ersten Tage an von Besuchern gewürdigt. Während der Dauer der Messe war in [dem Geschäftsraum ein beide Sprachen beherrschender sach verständiger Kaufmann anwesend, der die geforderten Auskünfte erteilte. Es steht zu hoffen, daß dieser erste Versuch in Schweden — wie seinerzeit der in Utrecht — auch geschäftliche Erfolge zeitigen wird. Belgische Meßpläne. In Belgien, das vor dem Kriege nach der raschen Folge seiner internationalen Ausstellungen das Haupt- ausstellungsland Europas war, bereitet sich anscheinend eine Fort setzung der damaligen Entwicklung vor, nur mit dem Unterschiede, daß in Berücksichtigung der veränderten Umstände statt der Aus stellungen Messen vorgesehen sind. Das in Brüssel erscheinende Finanz- und Börsenblatt „Echo de la Bourse“ brachte am 11. Juni folgende Mitteilung: „Der Gedanke der Handelsmessen macht gute Fortschritte; sie werden sich beiuns vervielfältigen. Brüsselhat bereits einen Zeitpunkt festgesetzt, Antwerpen kündigt eine Messe für 1920 an, und andere Städte des Landes werden diesem Beipsiel folgen“. — Die ursprünglich schon für den Herbst 1919 geplante Brüsseler Messe ist, wie die Ständige Ausstellungskommission jüngst mitgeteilt hatte, wegen der gegenwärtigen Produktionsschwierigkeiten der belgischen Industrie auf 1920 verschoben worden. Stubenhandel mit Schreibmaschinen Noch nie hat sich der Unfug des Stubenhandels so breit gemacht, wie gegenwärtig. Es liegt zum Teil an der Händlerschaft, wenn diese versteckten, uns schädigenden Elemente immer größeren Spielraum gewinnen Man sollte ihnen mehr auf die Finger klopfen. Jetzt, wo sich allerorts Verbände gründen, sollte es eine Hauptaufgabe derselben sein, den Stubenhandel zu bekämpfen. Bei Verfolg der Anzeigen in den Tageszeitungen kann man sie herausfinden. Nicht nur das Publikum leidet unter ihnen, sondern jeder regelrechte Händ ler. Das Publikum trägt daran insofern Schuld, als es die sogenannten Privatkäufer bevorzugt. Immer und immer wieder liest man in der Tagespresse, daß Angebote von Händlern verbeten werden. Die Laien glauben eben immer noch daran, daß der Händler an einer Schreibmaschine zu viel verdienen will. In Wirklichkeit verdient der Stubenhändler am, Verkauf der Ware mehr als das offene Schreib- maschinengeschäft! Ich habe jüngst eine Schreibmaschine in einem Büro besichtigt, die öffentlich zum Kaufe angeboten wurde und für die man 1000 M. forderte. Kein Sachverständiger hätte für diese Maschine die Hälfte verlangt. Es war eine Schreibmaschine mit unsichtbarer Schrift. Aufklärungen des Publikums müßte von den Ortsverbänden zeitweilig den Spalten der Tageszeitungen einverleibt werden. Auch Anzeigen bei Staatsanwaltschaft und Polizei können Wunder wirken. Freilich darf diese Art von Handel nicht von den Händlern selbst unterstützt werden, indem sie, wie das leider geschieht, Angestellten Maschinen in die Privatwohnung geben, damit sie dort veräußert werden. Der Mangel an gebrauchten Maschinen ist immer noch so groß, daß es solcher Mittel nicht bedarf, um sie verkaufen zu können. Für eine gute Maschine wird man immer noch einen ent sprechenden Preis erhalten.^ Schreibmaschinenhändler Lieferungen an Behörden und Private unter Umgehung des Kleinhandels Diese im Frieden oft gerügte Unsitte hat während des Krieges eher zu-als abgenommen, sollte aber jetzt, wo so viele Feldzugsteil nehmer heimgekehrt sind und sich nach Verdienst umsehen, ver schwinden. Ich meine besonders die Lieferungen an staatliche Be hörden, an Schulen und Schulleiter, an einzelne Lehrpersonen, wie solche seitens mancher Verlagsbuchhandlungen, Lehrmittel anstalten, Schreib- und Schulbücherfabriken oft gemacht werden. Solche Lieferung schadet den einheimischen Ladengeschäften. Diese müssen für das Kleingeschäft in den vielen Schreibheftsorten und Schulbüchern erhebliche Lager unterhalten, was mit manchen Un kosten verknüpft ist. Angesehene Verlagsanstalten sollten daher direkte Aufträge von Schulen, Behörden, Lehrpersonen nicht aus führen, sondern den Geschäften des Ortes zuweisen, wie es manche große Firmen, wie Soennecken, tun. Diese Fabriken müssen doch ihr Hauptgeschäft mit den Kaufleuten machen, also sollen sie diesen auch den Verdienst gönnen. Selbst wenn die Schulen und Lehrer kein Geschäft mit den durch sie bezogenen Waren machen, also diese aus Gefälligkeit besorgen, sollten diese Lieferungen unterbleiben, erst recht aber, wenn die Lehrer daran verdienen, da ihre Gehälter auskömmlich sind, und die Kaufleute für ihr Gewerbe Steuern und Unkosten zahlen müssen. Auch Bevorzugung einzelner Geschäfte, die manchmal vorkommt, sollte vermieden werden, jede ordnungs gemäße gute Handlung soll die Waren vertreiben dürfen. Nur wo aus besonderen Umständen direkte Lieferung nicht zu vermeiden ist, sollte sie bei Büchern seitens des Verlagsbuchhandels geschehen dürfen. W.| Schulwaren Bisher hat uns die Neueinrichtung im Staatswesen vor umfang reichen Neuausgaben von Schulbüchern bewahrt, sie dürften aber bald kommen. Man denke nur an die Lese-und Geschichtsbücher mit den Kriegsgeschichten, Hohenzollern- und ähnlichen Aufsätzen. Man ches sollte hier ruhig weiterhin bleiben, denn die Entwickelung unserer vaterländischen Geschichte und manches tapfere Geschehnis, manche patriotische Begebenheit sollte der Jugend auch ferner mitgeteilt werden. Aber die Aenderung wird kommen, und da muß der Buch handel rechtzeitig dafür sorgen, daß sieh nicht zuviel Ladenhüter ansammeln und vorrätige Bestände abgestoßen werden können. Deshalb empfiehlt es sich, möglichst kleine Bestellungen zu geben. Schulatlasse werden sicher umfangreichere Aenderungen erhalten müssen, da die Landkarte der Erde stark verändert wird. In Zukunft sollten die Verleger die Ladenpreise etwas höher stellen, da die Kleinhändler bisher an Schulbüchern recht wenig verdient haben. Starke Preissteigerung haben Kladden und Hefte erfahren, jedoch ist die Forderung dafür im Großhandel noch recht verschieden.