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Rheinisch-westfälischer Büromaschinenhändler- Verband Bericht über die Vorbesprechung zur Gründung eines Verbandes der rhein.-westf. Schreibmaschinenhändler am 28. Mai 1919 in Bochum. Anwesend sind die Vertreter von 23 Firmen des in Frage kom- menden Gebietes. Herr Hoffmann, Inhaber der Firma Hoffmann & Co., Bochum, begrüßt die Versammlung. Er teilt mit, daß ein Teil der geladenen Firmen sich ans triftigen Gründen entschuldigt aber sein Interesse schriftlich bekundet hat. Der Hälfte aller Einladungen ist Folge geleistet worden. Der Grund der heutigen Zusammenkunft sei die Notwendigkeit engeren Zusammenschlusses der Büromaschinen händler des rhein.-westf. Industriebezirks. Die bereits vorhandenen Verbände, die in Berlin oder Hamburg ihren Sitz haben, können die Interessen ihrer Mitglieder aus dem rhein.-westf. Bezirk nicht ge nügend wahrnehmen, weil diese wegen zu weiter Entfernung an den Sitzungen nicht teünehmen und infolgedessen nicht in Fühlung bleiben können. Damit sämtliche Mitglieder des neuen Verbandes stets in Fühlung miteinander sind und an den Sitzungen ohne weite Reisen teilnehmen können, soll der Verband in Bezirksgruppen oder Arbeitsfelder ein geteilt werden, denen die Ortsgruppen unterstellt sein sollen. Wo Orts gruppen noch nicht bestehen, liegt es im Interesse der an den betref fenden Orten ansässigen Händler, solche zu schaffen. Zu Bezirks gruppen müssen sich die zusammenliegenden Ortsgruppen ver einigen. Es ist dann ausgeschlossen, diß die Händler einer Stadt bzw. Ortsgruppe denen der Nachbarstadt oder Nachbargruppe in •den Rücken fallen, indem sie deren Vereinbarungen aus Unkenntnis unbeachtetlassen. Die Bezirksgruppenhaben die Aufgabe,alle Bezirks interessen mit einem zu wählenden Vorstand des gesamten rhein-, westf. Bezirks zu besprechen, so diß auch Reibereien zwischen den einzelnen Bezirken ausgeschlossen sind. Ob und welchem größeren Verband Deutschland» man sich an gliedern soll, bleibt dem Beschluß der Mitglieder überlassen. In der letzten Zeit vor dem Kriege sei der Konkurrenzkampf in unserm Fach sehr groß und erbittert gewesen. Die Käufer unserer Maschinen und sonstigen Waren nutzten dis Fehlen jeglicher Organi sation im Büromaschinenfach aus, um die Preise immer mehr zu drücken. Dahin darf es nicht wieder kommen, wir müssen uns wappnen und zwar sofort, da die Zeit jetzt günstig ist, um, wenn das Angebot die Nachfrage wieder übersteigen wird, einig da zu stehen. Der neue Verband soll alle die Händlerschaft angehenden inneren Fragen regeln und auch dem Fabrikantenverband gegenüber seine Interessen ver treten, ohne eine Spitze gegen ihn bilden zu wollen. Herr von Staa, Duisburg, Vertreter des vor kurzem gegründeten Rhein-Ruhr-Verbandes (umfassend die Städte Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Wesel, Homberg) erklärte, er steht der Gründung eines rhein.-westf. Verbandes sympathisch gegenüber, möchte aber den Rhein-Ruhr-Verband nicht zersplittert haben, und fragt an, ob sich der neue Verband, wie es der Rhein-Ruhr-Verband getan hat, dem Händlerbund „Deutsche Schreibmaschine" anschließen wird, und wie die Bezirkseinteilung gedacht sei. Herr Hoffmann erwidert, daß die Einteilung durch die heutige Versammlung getroffen werden soll, und erläutert, wie die Bochumer Gruppe diese sich ungefähr gedacht habe. Herrn Kohnert, Essen, Vertreter der Firma Joh Gerlach, Essen, hält den Anschluß an den Händlerbund „Deutsche Schreibmaschine“ nicht für richtig, da durch die Satzungen dieses Bundes die Vertreter ausländischer Fabrikate und die Händler mit gebrauchten Maschinen ausgeschlossen sind. Herr Hoffmann hält die Beratung dieses Punktes für verfrüht, ist aber auch der Meinung des Herrn Kohnert, denn über kurz oder lang müsse man wieder mit der ausländischen Konkurrenz rechnen und mit dieser vereint arbeiten, um etwas zu erreichen. Der neue Ver band will ferner durchaus nicht junge Firmen, die den Konkurrenz kampf ehrlich aufnehmen, zu Boden zu drücken; nur nicht gleich wertige und unehrenhafte Elemente sollen dem Fach ferngehalten werden. Sodann wird unter Anteilnahme sämtlicher Anwesenden die Bezirkseinteilung wie folgt vorgenommen: Bezirk 1: Düsseldorf, Remscheid, Elberfeld, Barmen, Solingen. Bezirk 2: der bisherige Rhein-Ruhr-Verband mit Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Wesel, Homberg. Bezirk 3: Essen, Bochum, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen. Bezirk 4: Dortmund, Hagen, Haspe, Iserlohn, Lüdenscheid, Hamm. Die Städte Münster im Norden und Siegen im Süden bilden vorläufig die Grenzen. Herr Bankauf, Bochum, bespricht die Grundpreise für Werk stattarbeiten. Er liest die Vereinbarungen und Preise vor, die die Bochumer Händlergruppe gemacht hat. Herr Knabe, Dortmund, gibt sodann einen Auszug aus den Dortmunder Vereinbarungen. Herr Kohnert, Essen, berichtet über Essener Festsetzungen. Die zum Teil grund rerschiedenen Anschauungen, die aus den Festsetzungen der 3 Städte hervorgehen, beweisen, wie nötig ein Zusammenschluß ist und geben Anlaß zu reger allgemeiner Aussprache. Sodann wird man darüber einig, daß zur Ausschaltung der wilden Mechaniker Ersatzteile nur noch an von zuständigen Ortsgruppen anerkannte Fachgeschäfte und dem Verband als Mitglieder ange hörende selbständige Mechaniker abgegeben werden dürfen. Ferner wird gerügt, daß viele Fabrikanten, die zum Teil Weltruf genießen, mit Verbrauchern direkt arbeiten. Der Verband müsse die Macht bekommen, solchen Fabrikanten das Geschäft mit der gesamten Händlerschaft des Bezirkes zu unterbinden, er müsse sie vor die Wahl stellen, auf die Kundschaft einiger Verbraucher oder auf die Kund schaft aller Verbandsmitglieder zu verzichten. Die Besprechung der augenblicklichen Schreibmaschinenpreise und Rabattierungen ergibt, daß einige Fabriken auf die neuen Preise vollen, andere nur Teilrabatte geben. Ein fester Beschluß, wie sich die rhein.-westf. Händlerschaft hierzu stellen soll, wird nach längerer Beratung nicht gefaßt, da die Angelegenheit nur unter Teilnahme der gesamten Händlerschaft der Bezirkes geregelt werden könne. Als vorläufiger provisorischer Arbeitsausschuß für die einzelnen Bezirke wird gewählt: Bezirk 1: Herr Buttger, Düsseldorf (Inhaber der Firma Ströhr & Erdmann); Herr Scharsiepen, Barmen. Bezirk 2: Herr von Staa, Duisburg; Herr Jacke, Ruhrort. Bezirk 3: Herr Müller, Essen; Herr Kohnert, Essen; Herr Hoffmann, Bochum, und Herr Bankauf, Bochum. Bezirk 4: Herr Knabe, Dortmund; Herr Heyse, Dortmund; Herr H. Hohendahl, Hagen. Es wird beschlossen, daß Bochum vorläufig Sitz des Gesamtver bandes unter Vorsitz von Herrn Hoffmann sein soll. Als 2. Vor sitzender wird Herr Bankauf gewählt. * * * Bericht über die Mitgliederzusammenkunjt in Essen am 5. Juli 1919 Anwesend sind die Vertreter von 28 Firmen. Herr Hoffmann, Bochum, begrüßt die Anwesenden und gibt einen kurzen Geschäftsbericht über den vergangenen Monat. Sodann bewillkommt Herr Gilsdorf, Essen, die Mitglieder im Namen der Essener Ortsgruppe. Er gibt ferner einen kurzen Auszug aus den seit der Zusammenkunft in Bochum vorgenommenen Neue rungen in den Essener Vereinbarungen. Die Essener Ortsgruppe will sich gerichtlich eintragen lassen. Nach längerer Aussprache kommt man allgemein zu dem Schluß, daß Eintragung aller Ortsgruppen, soweit sie genügende Anzahl von Mitgliedern haben, zu einer Zer splitterung des Verbandes führen würde. Jede Ortsgruppe wird ge nügend geschützt sein, wenn sie dem rhein.-westf. Verband angehört, und dieser Verband eingetragen ist. Nachdem einstimmig die Gründung des rhein.-westf. Büro maschinenhändler-Verbandes für notwendig und erwünscht befunden worden ist, wird als Sitz des Verbandes Essen festgesetzt und der Vorstand gewählt, der sich wie folgt zusammensetzt: 1. Vorsitzender: Herr Hoffmann, Bochum, 2. Vorsitzender: Herr Kohnert, Essen, Kassierer: Herr Heß, Bochum, 1. Schriftführerin: Frl. Meyer, Bochum, 2. Schriftführerin: Frau Seifert, Dortmund, Beisitzer: Herr von Staa, Duisburg; Herr Knabe, Dortmund, Herr Scharsiepen, Elberfeld, Herr Gilsdorf, Essen. Man beschließt einstimmig, sich dem Händlerbund „Deutsche Schreibmaschine“ anzugliedern und überläßt die erforderlichen Schritte dem Vorstand Bedingung hierbei ist, daß Vertreter aus ländischer Maschinen und Händler gebrauchter Maschinen entgegen den Bedingungen des Händlerbundes „Deutsche Schreibmaschine“ Mitglied des rhein.-westf. Verbandes werden und bleiben können. Besprechung des Lohntarifes der Büromaschinenmechaniker. Sie führt zur Wahl eines Ausschusses von 9 Herren, die mit dem Aus schuß der Mechaniker, der zu einer Verhandlung um 6 Uhr bestellt st, verhandeln soll. Nach gemeinschaftlicher Festlegung der Gegen vorschläge, die den Mechanikern von Seiten der Händler gemacht werden sollen, erteilt man dem Ausschuß die Vollmacht, bis zur fest gesetzten Grenze den Mechanikern Zugeständnisse zu machen. Es liegt im Interesse eines jeden Büromaschinenhändlers und selbständigen Mechanikers, der die Satzungen des neuen Verbandes anerkennen will, seinen Beitritt zum rhein.-westf. Büromaschinen- händler-Verband zu erklären. Der Verband tut sein möglichstes, die Interessen seiner Mitglieder voll und ganz wahrzunehmen. P Hoffmann, 1. Vorsitzender H Meyer, 1. Schriftführerin