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Kundschaft zu bitten, Buchbinderarbeiten bei Ablieferung so fort zu bezahlen.“ Die benötigten Exemplare dieses Zettels sind vom Bundeskassierer Herrn Fritz Kresse, Berlin SW 68, zu beziehen. Herr Paul Kersten stellte seinen berichtigten Aufsatz betreffend die Steigerung der Preise für Material und Arbeitslöhne von 1914 bis 1919 zur Herstellung eines Merkblattes zur Verfügung. Auch dieses Merkblatt wird den Mitgliedern des Bundes zur zweckent sprechenden Verwendung überlassen. Meldunsen an die Kriegswirtschaftsstelle Wie ich aus der Bekanntmachung vom 5.Mai ersehe, soll der ge samte Bezug und Verbrauch von Papier, Kart on und Pappe viertel jährlich weiter angemeldet werden, wobei 10 Pf. für 100 kg Gebühr von den eingegangenen Sendungen entrichtet werden muß. Als Großverbraucher von Papier möchte ich nun doch mal die Frage auf werfen, wozu denn die ganze Arbeit und die Kosten, die mit dieser Anmeldung und Registrierung verknüpft sind, dienen sollen. Seit Erlaß der Bekanntmachung vom 20. September 1917 habe ich treu und brav meinen ganzen Bezug und Verbrauch bis Ende letzten Jahres angemeldet und monatlich 300 bis 400 M. abgeführt, ohne daß mir bis jetzt klar geworden wäre, wozu das Ganze gut sei. Die Kriegs wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe, die die ganze Sache überwacht und leitet, hat sich mir bis jetzt als dankbarer Ab nehmer meiner Gelder gezeigt, ich konnte aber bis zur Stunde noch keinen Fall finden, wo ich als Gegenwert für den Aufwand an Arbeit und Geld auch nur einen Vorteil gehabt hätte. Durch die Kriegswirtschaft sind ja so ziemlich alle Rohstoffe beschlagnahmt und erfaßt worden, die einzelnen Kriegswirtschaftsstellen haben sich aber durch Zuweisung der verschiedenen Rohstoffe wenigstens eine Daseins berechtigung erworben und fast durchgehend keine Gebühr gefordert oder sich mit bescheidenen Gebühren begnügt. Nun sind seit Ab schluß des Waffenstillstandes die meisten Beschlagnahmen aufge hoben worden, und als letzter Rest der Zwangswirtschaft zeigt sich jetzt die Kriegswirtschaftsstelle des deutschen Zeitungsgewerbes. Sie schreibt mit erheblicher Gebühr weiterhin Bezug- und Verbrauchs- anmeldungen vor, die nach meinen Erfahrungen keinen Wert besitzen und sieh nur als ungebührliche Belastung der in Mitleidenschaft Gezogenen darstellen. Es wäre daher au der Zeit, daß gegen diese Einrichtung energisch Sturm gelaufen wird! Sicher sind auch andere Großverbraucher von Papier von der völligen Entbehrlichkeit, um nicht zu sagen Schädlichkeit, der erwähnten Stelle überzeugt. Schon die Herabsetzung der Gebühr von 20 Pf. auf 10 Pf. für 100 kg zeigt, daß auch anderwärts entsprechende Stimmen laut geworden sein müssen, und-es wäre mir daher sein-angenehm, zu erfahren, ob nicht durch zusammengefaßtes Vorgehen aller papieiverarbeitenden In dustrien die ganze Einrichtung abgeschafft werden kann. Gerade die Papier-Zeitung als langjähriger bewährter Hüter und Pfleger aller berechtigten Interessen der Papierindustrie wäre meines Erachtens geeignet, diese Frage zur öffentlichen Aussprache zu stellen. Geschäftsbücherfabrik Der Papiergroßhandel und die meisten Zweige der Papier- ve arbeitung scheinen darüber einig zu sein, daß ihnen die Kriegs- wirtschaftssteile keinen Nutzen und nur Kosten bringt. Dagegen sind ■die Verleger von Tageszeitungen, namentlich die in kleineren Orten wohnenden, von der Nützlichkeit der Kriegswirtschaftsstelle über zeugt, weil sie nur durch deren Hilfe auf regelmäßige Zuweisung von Papier zu angemessenen Preisen rechnen können und befürchten, daß beim Fehlen einer solchen Stelle die kapitalkräftigen großen Zeitungen das knapp vorhandene Papier für sich verschaffen würden, und die kleineren Verleger leer ausgingen. Danach scheint die An regung überlegenswert zu sein, daß die Kriegswirtschaftsstelle sich auf ihr ursprüngliches Gebiet, d. i. die Bewirtschaftung des Zeitungs- papieres beschränken sollte. Die im Bund deutscher Vereine des Verlages, der Buchgewerbe und der Papierverarbeitung zusammen geschlossenen Vereine oder wenigstens ihre Mehrzahl könnten also bei diesem Bund beantragen, daß er schleunig eine entsprechende Eingabe beim Reichswirtschaftsministerium einbringe und nötigen falls eine außerordentliche Hauptversammlung in dieser Angelegen heit einberufe. (Siehe auch „Die Kriegswirtschaftsstelle aushungern?“ in dieser Nummer.) Der Buchdruckerausstand in Schweden. Der schwedische Typo graphenverband erklärte, nachdem die Arbeiter einen von den Arbeit gebern angenommenen Vorschlag des staatlichen Vergleichsmanns zu einem neuem Arbeitsvertrag verworfen hatten, am 30. Juni den Ausstand für das ganze Land. Als ein neuer Versuch des Vergleichs- manns gescheitert war, verfügte der Arbeitgeberbund der Druckereien Schwedensals Gegenmaßregel die Aussperrung ab 7. Juli, falls nicht bis zum 5. mittags ein Arbeitsvertrag abgeschlossen ist. In Stock-, holm umfaßte der Ausstandam 2. Juli etwa 2000, in der Provinz gegen 2500 von ungefähr 7000 Arbeitern, und zunächst noch nicht die Zeitungen, bg. Herstellung von Lichtpauspapieren Aus dem nächstens in unserem Verlage erscheinenden Buche von H. Wandrowsky: Die Lichtpausverfahren. Nachdruck-verboten Die chemischen Eigenschaften der Eisen- und Chromverbindungen und die Einwirkung des Lichtes I Teil: Die Eisensalze Fortsetzung zu Nr. 33 S. 949 Lichtempjindlichkeit der Chromate Die Salze der Dichromsäure, — es kommen für die Praxis nur das Kalium- und das Ammoniumbichromat in Betracht — sind für sich allein weder in Substanz noch in Lösung lichtempfindlich. Wie die Eisensalze werden sie es erst in Verbindung mit organischen Sub stanzen, die den durch die Belichtung freiwerdenden Sauerstoff aut- nehmen beziehungsweise dadurch oxydiert werden. Der Vorgang verläuft auf folgende Weise: Licht —> K2Cr20, = K,CrO4 + CrO, + O Licht auf Kaliumbichromat in organischer Substanz bildet Kaliummonochromat — gelbes chromsaures Kali — K,CrOa Chrom- Superoxyd und Sauerstoff, der die organische Substanz oxydiert. Das Salz der Dichromsäurc, H,Cr,O, wird durch das Licht zerlegt in das Salz der Monochromsäure, H,CrOa und in Chromsuperoxyd, CrO,, es bleibt also noch ein O übrig. In dem sparsam eingerichteten Haushalt der Natur geht diese Umwandlung nur vor sich, wenn sich für den überschüssigen Sauerstoff ein Abnehmer in Gestalt eines oxydationsfähigen Körpers findet. Tränkt man Papier mit einer Bichromatlösung und belichtet cs unter einer Zeichnung, so erhält man ein negatives Bild, gelbe Linien auf blaßbraunem Grunde. Durch Wässern wird das unbelichtete Bichromat und das durch die Belichtung entstandene Monochromat entfernt und es bleibt das unlösliche Chromsuperoxyd auf der Papier faser zurück, die durch den Sauerstoff teilweise oxydiert — ver brannt — wird. Wegen dieser blassen Färbung kann das Chromat ebenfalls nicht direkt für Lichtpauszwecke gebraucht werden. Die Färbung muß wie bei den Eisensalzen durch geeignete Mittel verstärkt werden Nun kann das Chromsuperoxyd als Beize für verschiedene Farbstoffe dienen, und man kann in der Tat durch Einlegen eines Chromatbildes in verschiedene Farbstofflösungen, wie Alizarin, Brasilien- und Campeche-Holz, brauchbare Lichtpausen erhalten. Jedoch haben diese Verfahren bis jetzt in der Praxis keinen Eingang gefunden Mischt man aber der Bichromatlösung einen kolloidalen orga nischen Körper, wie Leim, Gummi, Eiweiß oder dergleichen, bei, so werden an den belichteten Stellen dessen Eigenschaften durch das gebildete Chromsuperoxyd stark Verändert. Die Kolloide werden unlöslich im Wasser, verlieren ihre Quellbarkeit und die Fähigkeit, Wasser anzuziehen, nach dem Behandeln mit Wasser nehmen nur die vom Lichte getroffenen Stellen fette Farbe an. Dieses Verhalten belichteter Chromatkolloide hat große Bedeutung für die verviel fältigenden Künste gefunden, und sämtliche photomechanischen Druckverfahren bauen sich darauf auf. Da aber die genannten Verfahren meistens auf die Eigenschaften der belichteten Chromat-Kolloide gegründet sind, also von einer Zeichnung negative 1 Abdrucke geben, so lag kein Bedürfnis vor, sie in passender Weise für ein Lichtpausverfahren umzuwandeln, da für negative Pausen der einfache und billige Blau- oder Sepiadruck genügt. Wohl aber hat man auf die Eigenschaften des unbelichteten Chromat-Kolloides verschiedene positive Lichtpausverfahren ge gründet, die ihren Weg in die Praxis gefunden haben. Hiervon sollen kurz die Grundzüge angegeben werden. Ueberzieht man Papier mit einer Lösung von Gummi arabikum, Kaliumbichromat und Wasser und belichtet es unter einer Zeichnung- so wird das Gummi unter den lichtdurchlässigen Stellen unlöslich, während es unter den dunklen Linien löslich bleibt. Legt man es nun in Wasser, so löst sich in den Linien das Gummi ab, und dort wird die Papieroberfläche freigemacht. Nach dem Trocknen wird die ganze Oberfläche mit einer im Wasser unlöslichen Farbe überzogen, die an den Linien direkt auf dem Papier, im übrigen aber auf dem unlös liehen Chromat-Gummi-Ueberzug haftet. Verdünnte Säuren lösen diesen auf und nehmen mit ihm die Farbe weg. Nur da, wo die Papier-- oberfläche selbst die Farbe angenommen hat, bleibt sie auch nach der Behandlung mit Säure haften, und man erhält eine positive Zeichnung, deren Farbe man willkürlich bestimmen kann. Dieses Verfahren wurde vonL. von Itterheim in Wien erfunden, und ihm unter Nr. 10443 am 24. Februar 1880 vom Deutschen Reiche patentiert. Die Patentdauer ist abgelaufen. Der Erfinder nannte cs Negrographie. Wird ein mit Gelatine und Bichromat überzogenes Papier unter einer Zeichnung belichtet und darauf in Wasser getaucht, so sind nur die nicht belichteten Striche der Zeichnung klebrig und halten darauf gebrachtes Farbpulver fest. Es entsteht eine positive Pause, deren Farbe man beliebig mit dem Farbpulver regeln kann. - Einstaubverfahren. . . , Tränkt man Papier mit Bichromat und einer anorganischen Säure und setzt cs nach der Belichtung Anilindämpfen aus, so ent stehen an den Stellen, die unzersetztes Bichromat enthalten, Anilin farben. Das Anilin wird durch die Dichromsäurc oxydiert. Es ent steht eine positive Pause in violetten Linien Der etwas grünliche Grund kann durch Säuren gebleicht werden. Dieses Verfahren, von