Suche löschen...
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 06.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188401068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-06
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 06.01.1884
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Chemnitzer Anzeiger nnd Stadtbote. Nr. 8. Sonntag, 6. Januar. Secke 2. < - H «nd da« hierauf bezügliche königliche Handschreiben ein erneuter mar- ><5^ lanter Beweis. I Oesterreich-Ungarn. Die Aeußerungen ^S ungarischen » Ministerpräsidenten TiSza beim Empfang der NeujahrSgratulativnS- > Deputation deS Unterhauses werden von der gesammten österreichischen "resse noch immer lebhaft kommentirt. Je nach dem von den einzelnen kälter» vertretenen Parteistandpunkte lauten die Berichte für das unga rische Ministerium günstig oder ungünstig, alle Blätter aber stimmen dann überein, daß aus der Rede TiSza's eine feste Entschlossenheit leuchtet. WaS die vom Ministerpräsidenten angrkündipte Reform des ungarischen Oberhauses anbelangt, so find die wesentlichsten Punkte derselben nach der >Pol. Corr.": Das neue Oberhaus hat aus erb lichen unb ernannten Mitgliedern zu bestehen, erster« würden zwei Drittel-, Atztere ein Drittel deS Hauses bilden. Als erbliches Mit glied ist anznsrhen, wer mindestens eine direkte Steuer von 3(00 Gulden zahlt, ««geschlossen sind Titularbischöfe und Obergespäne. Eämmtliche Bischöfe der katholischen Kirche und eine entsprechende Anzahl von Würdenträgern der protestantischen Kirche wären Mit glieder--de» Oberhauses. — Die »Pol. Corr." bezeichnet wiederholt die neuerlich wiederkehrenden Zeitungsnachrichten von angeblichen Verhandlungen über eine Reise deS Kaisers Franz Josef nach Rom als durchaus unbegründet. Dasselbe Blatt erklärt auf Grund ganz unzweifelhafter Informationen die Nachricht daß die Erkrankung des russischen Kaisers nicht infolge eines Sturzes aus dem Schlitten, son- dern infolge eine- GchußattentateS erfolgt sei, als aller und jeder Be- -ründung entbehrend. Frankreich. Die letzten ernsten Hindernisse, welche bis jetzt der Aufhebung der Konsular-Gerichtsbarkeit in Tunis entgegenstanden, -sind nrmmehr beseitigt worden. England und Italien haben bereits M Hre Einwilligung dazu gegeben, daß ihre Staatsangehörigen in Dnrefien künftig den dortigen französischen Gerichten unterstellt sein sollen. Auch die österreichisch-ungarische Regierung hat ihr« prinzipielle Zustimmung zur Aushebung der Konsulargerichtsbarkeit in Tunis er lheilt, doch ist noch die Genehmigung der Legislativen erforderlich. Daß England in dieser Frage so plötzlich nachgegeben hat, könnte, überraschend erscheinen, da doch gerade die englische Regierung so Scka/ eifrig über die Erhaltung ihrer Gerichtsbarkeit in Tunis wachte. ^ Wahrscheinlich will aber hierdurch England der französischen Regierung «ine» Beweis seines wohlwollenden Entgegenkommens geben, um dieselbe .. zur Annahme der englischen Vermittelung in der Tonkinfrage geneigter zu machen. Vorläufig scheinen aber dio Franzosen noch keine Lust zu habe«, diese so liebreich angebotene Mediation John Bull's anzunehmen. . Spanien. Die parlamentarische Krise jenseits der Pyrenäen hat ihren Höhepunkt erreicht, nachdem die Verhandlung zwischen Sagasta, dem Führer der Liberalen, und dem Kabinet Posada da Herrera über die Verfassungs-Reform gescheitert sind. In den Händen des König Alfonso ruht nun die Entscheidung, entweder muß er die Kerles auflösen oder sein bisheriges Ministerium entlassen und in beiden Fällen sind ernste Schwierigkeiten zu überwinden. Hervorge hoben verdient noch zu werden, daß der gegenwärtige Kriegsministcr Lopez Dominguez zu einem ziemlich drastischen Mittel gegriffen hat, sich der Treue der Armee zu versichern. Er hat nämlich den Cortes «inen Gesetzentwurf über die Erhöhun. des Soldes vom Gemeinen bi« einschließlich zum Obersten vorgelegt. Der betreffende Entwurf ist an eine Spezial-Kommission verwiesen worden. Nord-Amerika. Die Lage der Stahl- und Eisenindustrie in den Vereinigten Staaten erscheint nach einem Berichte des Sekretairs der Gesellschaft der amerikanischen Stahl- und Eiseufabrikation, wie schon telegraphisch mitgetheilt, in sehr trübem Lichte. Der Preis für Eisen «nd Stahl hat den niedrigsten Punkt erreicht, die Oefen vieler Walz werke und Stahlfabriken sind gelöscht worden, weil die Eigenthümer der Ansicht sind, daß für die nächste Zukunft keine Hoffnung auf eine Besserung der Verhältnisse vorhanden ist. Hoffentlich wird durch diese ungünstige Lage der amerikanischen Stahl- und Eisenindustrie nicht auch der deutsche Eisenmarkt beeinflußt. CsiHPten. Auf dem Jnsurrektionsschauplatze im Süden Egyp- o,i. tenS ist plötzlich ein neues Element aufgetaucht — die Abessinier, bedina unvermittelt meldet eine Depesche aus Kairo, daß die Abessinier ihren Marsch auf Massowa fortsetzen, einer wichtigen, am arabischen Meerbusen und hart an der Grenze Abessiniens gelegenen Handels- D,, stadt. Im Lager der egyptischen Spedition scheint diese unerwartete Diversion große Bestürzung hervorgerufen zu haben, denn es wird ^-voriter berichtet, daß Baker Pascha Suakim verlassen habe, um mit den Oberhäuptern der Abessinier über den Rückzug der Garnison von . Khartum nach Kassala zu verhandeln. Skachrichten aus Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, den b. Januar 1884. — Seit zwei Nächten ist in nordöstlicher Richtung in den Morgenstunden zwischen 4 und 7 Uhr der bereits angekündigte Komet mit seinem Schweife selbst dem unbewaffneten Auge hell und deutlich sichtbar. —* Während des Monats Dezember 1883 wurden in das städtische Arresthaus 283 Personen eingeliefert darunter 21 weib lichen Geschlechts. Die Einlieserungen erfolgten: wegen Diebstahls 9, Unterschlagung 2, Betrugs 1, Legitimationssälschung 3, gewerbs mäßiger Unzucht 2, Trunkenheit 23, Exceß 19, Umhertreibens 7, Obdachlosigkeit 66, KampirenS 1, Einschleichens 8, verbotswidriger Rückkehr 5 Bettelns und Landstreichens 109, in Folge steckbrieflicher Verfolgung 3, wegen Körperverletzung 1 und zur Verbüßung von Haststrafe 24. Wegen Ungeziefers mußten 162 gereinigt werden. — Die Summa der Einlieferungen während des Jahres 18>3 betrügt 2805, darunter wegen Landstreichens und Bettelns 806. Im Jahre 1882 erfolgten 2414 Einlieferungen darunter nur 668 wegen Land- streichet» und Bettelns und im Jahre 1881 erfolgten 2588 Ein lieferungen darunter 871 wegen Landstreichens und Bettelns. sind mithin im letztvergangenen Jahre 391 Einlieferungen mehr als im Jahre 1882. Darunter allein 138 Bettler mehr als im » - Jahre 1882. — Während der letztvergangenen Wochen hat das Betteln wieder in bedenklicher Weise überhand genommen. Am gestri gen Tage wurden in unsrer Stadt allein 23 Bettler verhaftet. — Mittelst Schubes wurden während des Jahres 1883 von unsrer - Echutzmannschaft 8 Personen jn das Ausland und 37 Personen in r.Korrektionsanstalten transportirt. Mgen — Der Verein für Chemnitzer Geschichte hat neuer machen i pj^gs stinen Sammlungen folgende Gegenstände einverleiben können: hat er si eine Hellebardenspitze, einen Pergament-Lehrbrief des Bildhauers Vogel «L r»n Chemnitz vom Jahre 1760, einige ältere Chemnitzer Ansichten, sich Niem ^wle ein Leichencarmen aus Chemnitz vom Jahre 1766 (Geschenke berg herve Herrn Glockengießer Kirsch); Nachrichten über das Haus Markt 16; Bericht der Stadtbauverwaltung in Chemnitz; Bilder aus dem " Familienleben, von Direktor Rudolph, hier (angekauft); »Glückauf", v Erzgebirgisches Jahrbuch 1884, herausgegeben von Hugo Nösch in Leipzig (Geschenk des Verfassers); Berichte des Kontrollausschusies; Amtliche Mittheilungen aus Raths- und Stadtverordnetensitznngen; »Münster-Blätter", 3. u. 4. Heft, Ulm 1883; Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1883; Oboei vationo meteoro- Iaßi<1"6s, pudliöes sinn ia sooietv cles 8cienoes tie Linlancis, Volume Vtll; »Die Wortburg", Organ des Münchener Alterthums Vereins. 1883, Nr. 10 u. 11; Zeitschrift der Gesellschaft für Be förderung der Geschichts- Alterthums- und Volkskunde von Freiburg, dem BreiSgau und den angrenzenden Landschaften, sechsten Bandes erstes Heft; »Rhenus". Beiträge zur Geschichte des Mittelrheins, herausg.grben vom Lahnsteiner Altrrthumsverein. — Die Sammlungen befinden sich im Gebäude der Kunsthütte, Annabergerstraße 44, Parterre, und sind dem Publikum jeden Sonntag von zehn bis zwöls Uhr Vor mittag- zu freiem Eintritt geöffnet. Bibliotheksstunden sind Freitags von ftinf bis sieben Uhr Abends. —m. Die Erforschung Centralafrikas und der Westküste des schwarzen Erdtheils wird von Deutschland aus energisch betrieben; was dabei beabsichtigt wird, muß die Zukunft lehren. Die neueste Expedition, die Riebcck'sche, begiebt sich soeben über Hamburg nach Liverpool, um sich von dort nach der Mündung des Niger einzu- schiffen Sie hat die Aufgabe, die Nigerländer namentlich in sprach licher und ethnographischer Hinsicht, in zweiter Linie in kommerzieller und politischer Beziehung zu erforschen, wozu ihr eine Zeit von zwei Jahren bewilligt ist. Von besonderem Interesse für Chemnitz ist dabei, daß der Leiter der Expedition. Herr Gottlob Adolf Krause, der Bruder eines unserer Mitbürger, des Herrn Realschulober lehrer 1)>. Krause, ist. Herr Gottl. Ad. Krause kennt die Völkerschaften der Nigerländer durch einen nahezu zehnjährigen Aufent halt unter ihnen und hat sich namentlich eine umfassende Kenntniß ihrer Sprachen erworben. Er ist über dies reichlich mit astronomischen und meteorologischen Instrumenten ausgerüstet und gleich den übrigen Theilnehmern an der Expedition der besten Hoffnungen voll. — Die Sächsische Maschinenfabrik (vorm. Richard Hartmann) hier hat bei der kürzlich Seiten der sächsischen Staatseisenbahnen er folgten Ausschreibung auf Lieferung von 11 Locomotiven für Schmal spur-Bahnen die niedrigsten Preise gestellt und demzufolge die gedachte Lieferung übertragen erhalten. — Am 3. und 4. Januar fanden im Saale der «Börse Ergänzungswahlen zu der Handels- und Gewerbekarw mer statt. Zur Handelskammer wurden gewählt die Herren Kommerzienrath Gulden in Chemnitz, Robert Jahn in Waldheim, Direktor L. Kretzschmar, Ritter re., in Chemnitz, Rob. Lehmann in Böhrigen, Louis Neubarth in Glauchau, Kommerzienrath Niethammer in Kriebstein, L. Otto in Döbeln, Theodor Peters in Chemnitz, Alexander Philipp und Franz Zeuner daselbst; zur Gewerbekammer die Herren C. G Berger in Lengefeld, C. F. Fichtner in Waldheim, August Mai in Waldenburg, Friedr. Müller in Burgstädt, Moritz Muth in Unnaberg, Wilh. Roß berg in Döbeln und Th Schilling in Pegau. — Einem Inserat im heutigen Blatte zufolge giebt der hiesige Gabelsberger Stenographenverein, welcher seit langen Jahren unter Leitung des Herrn Stenoaraphic-Lehrer A. Meyer steht und unter seinen Mitgliedern eine Anzahl tüchtiger Stenographen aufzuweiscn hat, wiederum Gelegenheit, die Stenographie zu erlernen Bei der bekannten Nützlichkeit der Stenographie für alle Schreibbe flissene unterlassen wir nicht, an dieser Stelle noch besonders auf diesen Stenographieunterrichtskursus aufmerksam zu machen und darauf hin zuweisen, daß Anmeldungen zur Betheiligung an jenem Unterricht auch die Cigarrengeschäfisstellen des Herrn Carl Zenker entge en nehmen. —>-. Die deutscheReichsfechtschule, selbständiger Verband Chemnitz, hält nächsten Dienstag, vcn 8. dss. Mts., Abends 8 Uhr im Speisesaale des „Viktoria-Hotel" eine Generalversammlung ab, in welcher unter Anderem eine Neuwahl des Vorstandes, sowie die Wahl dreier Revisoren vorgenommen werden soll. — Der Chemnitzer Zweigvercin für Heidenmission feiert morgen Sonntag am Epiphaniasfeste Abends 6 Uhr in der hiesigen Paulikirche sein Jahresfest. Die Festpredigt wird Herr Pastor !)>'. Hofs mann halten. Nach dem Gottesdienste w rd im Saale zum „Deutschen Krug" eine Generalversammlung abgehalten. — Kanarienvögel-Ausstellung. Heute Vormittag 9 Uhr begann im Gasthaus zur Linde die I V. Allgem. Ausstellung des Chemnitzer Kanarienzüchter-Vereins. Dieselbe währt bis Montag den 7. d. Abends. Die Ausstellung ist beschickt von 41 Züchtern, welche zusammen 296 Vögel ausgestellt haben. Diese Vögel find eingetheilt in Prämilrungs- und Verkaufsvögel. Von elfteren find 133 vertreten. Die Prämiirung fand bereits gestern Abend statt. Als Preisrichter fungirten die Herren F. Pautzer aus Berlin und H. Clauß aus Wernigerode. Prämiirt wurden: der 1. Ehrenpreis (30 Mark, Lor beerkranz und Diplom) wurde zuerkannt Herrn Gustav Sch au fuß aus Kirchberg; der 2. Ehrenpreis (20 Mark, Lorbeerkranz und Dip lom) Herrn Ludwig Kohl aus Annaberg 1. Preise (15 Mark) er hielten die Herren Ludwig Kohl, Annaberg; Keßler, Magdeburg: Ackermann, Altenburg. Mit dem 2. Preise <5 Mk.) wurden bedacht die Herren E Beer, Dresden; Ludwig Kohl, Annaberg; H. Keßler, Magdeburg; Georg Sylbe, Leipzig; G. Schaufuß, Kirchberg; F. V Langhammer, A. Höhne und F. H. Haase I. aus Chemnitz. Die 3. Preise (Diplom) entfielen auf: R. Schmidt, Erfurt; E. Beer, Dresden; G. Schaufuß, Kirchberg; W. R. Neubert Gablenz; M. Ackermann, Altenburg; H. Keßler Magdeburg; A. Schneider, Halle; Peter Falkcnberg, Köln Georg, Leipzig; H. F. Schuhknecht, F. I. Klinger, F. Thiele E. Wagner. Th. Thiele E. Antrag, A. Wölfer, C. F. Flade, F A. Höhne, C. Naumann, F. H. Haase aus Chemnitz. Weiter erhielt den Mitgliedspreis für den praktischsten Heckkäfig Herr Albert Wölfer in Chemnitz. Für den besten Gesangskasten erhielt den 2. Preis Herr August Höhne in Chemnitz. Ehrendiplom I. Klaffe erhielt Herr Wilhelm Meyer in Chemnitz für einen höchst kunstvoll in Laubsäge- Arbeit ausgesührten Vogelbauer, welcher mit ausgestellt ist, und Herr August Höhne in Chemnitz für ein Sortiment Heck- und Flugbauer, Herr Emil Uhlmann in Chemnitz für ein Sortiment Vogelfutter und Herr Otto Brandner in Stettin und Herr L. Freese in Leipzig für literarische Werke. Mit der Ausstellung ist auch eine Verloosung verbunden. Als Gewinne werden gute, preiswerthe Kanarienhähne abgegeben. Das Loos kostet 50 Pf. Die Verloosung findet Montag Nachmittag statt. — >1. Zm Gewerbeverein Chemnitz-Schloß spricht nächsten Montag Abend Herr Schuldirektor Gesell über: «Die Faustsage und Göthe's Faust." Dieser interessante Vortrag wird sicher eine zahlreiche Zuhörerschaft anziehen, zumal Gästen, durch Mitglieder eingeführt, der Zutritt gestattet ist. — Im Jahre 18v3 wurden in der Par ochie Gablenz 10 Kinder mehr als im Vorjahre geboren und zwar 550 Kinder, 297 Knaben und 253 Mädchen. Getraut wurden 21 Paare mehr als im Jahre >882 nämlich 76, von denen 4 gemischter Konfession waren. Beerdigt wurden 249 männliche und 186 weibliche, im Ganzen 435 Personen. Somit waren nur 2 Todesfälle mehr als im Jahre 1882 zu verzeichnen. Das heilige Abendmahl empfingen 427 Personen, 182 weniger als im vorhergehenden Jahre. — Im Sommer dieses Jahres wird, wie wir erfahren, der Circus Carrü in Chemnitz eine Reihe von Vorstellungen geben. Derselbe genießt den besten Ruf und ernteten die Vorstellungen in Köln, wo der Circus bis vor Kurzem geweilt hat, allabendlich den lebhaftesten Beifall. Herr Carrö wird zunächst in Amsterdam noch eine Zeit lang Vorstellungen geben und alsdann noch Rostock, Leipzig und einige andere Städte besuchen, ehe er nach hier kommt. — Am Donnerstag fand in dem beliebten und gern besuchten Reinbold'schen Theater am Georgplatz eine Vorstellung zu Gunsten armer Konfirmanden statt, wobei Herr Reinbold Alles auf bot, um die Darstellung zu einer recht lobenswcrthen zu machen. Leider war der Besuch nicht «in solcher, wie es hinsichtlich des guten Zweckes zu wünschen gewesen wäre, was wohl in der Nachwirkung der Weihnachtsfeiertage seinen Grund haben mochte. Immerhin soll der Reinertrag, da Herr Reinbold den größten Theil der Unkosten selbst aus sich genommen hat, 27 Mark bettagen. — Ein in der Gefangen-Zweig-Anstalt an der Herren- gaffe inhastirter Barbiergehilfe hat sich Ende voriger Woche daselbst entleibt. —* Vorgestern Abend gegen 8 Uhr insultirten^auf dem Friedrichsplatz hier zwei Burschen in flegelhafter Weise mehrere Passanten, so daß letztere Anzeige an einen Polizeibeamten erstatteten. Der eine der Excedenten wurde hierauf in einer benachbarte« Herberge, woselbst er auch schon Exceß verübt hatte von dem Be amten getroffen und aufgefordert ihm nach der Polizeiwache zu folgen. Dieser Aufforderung wurde jedoch nicht nur nicht Folge geleistet, oudern der Krakehler setzte unter lautem Schreien dem Beamten den größten Widerstand entgegen und konnte nur mit Hilfe mehrerer Personen überwältigt und gebunden werden. Sein Brüllen setzte er während seines Transportes nach der Wache in ungeschwächter Weise fort, so daß viel Publikum sich ansammelte und nachfolgte. Man erkannte später in dem rohen Menschen einen schon wiederholt be sttasten Jleischergesellen aus Schlesien. —* Einem Bäckerlehrling waren am 25. Decbr. v. I. aus dem verschlo - enen Koffer in seiner Wohnung ein Stollen, eine blaue Schürze, zwei Taschentücher und ein Halstuch gestohlen worden. — Einem Bäcker war mehrere Tage vorher aus einer hiesigen Herberge ein Keiner Koffer mit einer Anzahl Kleidungsstücke und Effecten ge stohlen worden. Im ersten Falle lenkte sich der Verdacht auf einen Bäckergesellen, der aushülfsweise zur Weihnachtszeit mit bei demselben Meister gearbeitet und gewohnt hatte Bei Durchsuchung der Sachen des '.' «geschuldigten wurden nun mehrere der gestohlenen Gegenstände vorgefunden und war derselbe nunmehr auch geständig, beide Dieb stähle ausgeführt zu haben. Vermischtes. — Ein entsetzlicher Gattenmord ist am Donnerstage Mittag in Weißensee bei Berlin verübt worden. Daselbst bewohnte, wie das «Berl. Tgbl." berichtet, der 33 ährigc Schneider Wilhelm Schütz mit seiner gleichaltrigen Ehefrau seit einem Vierteljahre eine aus zwei Stuben und Küche bestehende Wohnung in der ersten Etage. Aus ihrer zehnjährigen Ebe sind drei Kinder hervorgegangen, von denen nur die beiden ältesten leben: eine 9jährige Tochter Frieda- und ein 3jähriger Knabe Benno, während das jüngste Kind im Alter von dreivier.el Jahren vor ca sechs Wochen gestorben ist. Tie Familie lebte in sehr ärmlichen Vcrmögensverhältnissen; in der * Wohnung war kaum der allernothdürfligste Hausrath vorhanden und' von der monatlich zu entrichtenden Miethe von 15 Mk. hatte Schütz bisher nur eine Monatsrate entrichtet. Arbeitsaufträge soll Schütz: gehabt haben, doch führte er dieselben gar nicht oder nur saumselig aus, so daß seine Kunden die Stoffe wieder abholen ließen. DaS Zusammenleben der Gatten war von jeher ein sehr unglückliche-, Streit und Hader gab cs täglich, und der Mann mißhandelte seine Frau in geradezu unmenschlicher Weise. Am dritten Weihnachtsfcier- tage prügelte der Mann seine Frau wieder in rohester Weise und warf sie des Nachts unbekleidet aus der Wohnung, so daß sie mehrere Stunden in der bitteren Kälte auf dem Hausflur zubringen mußte. Infolgedessen verließ die Frau die Wohnung und hielt sich seit acht Tagen bei Verwandten auf. Am Donnerstag Mittag lauerte nun Schütz seiner Frau auf, als sie die Fabrik verließ, und redete ihr zu,, wieder in seine .Wohnung zurückzukehren. Nach längerem Weigern: eist folgte sie ihm in die Wohnung. Als die 9jährige Frieda aus der Schule heimkehrte, theilte ihr der Vater mit, daß die Mutter wieder da sei; er befahl dem Kinde, in der Küche Feuer anzumachen, schärfte ein Keines Küchenmeffer mit roher Holzschale und kurzer Klinge, zerkleinerte das Holz, das er dann seiner Tochter zum Feuer- anmachen gab und ging in die Vorderstube, wo die Frau sich befand. Nach einer Weile hörte Frieda die Mutter aufschreien: «Ach Gott! Ach Gott! Meine Brust!" Das Kind wagte jedoch, aus Furcht vor dem Vater, nicht, den Platz am Herde zu verlassen. Bald darauf kam der Vater mit blutigen Händen und blutbefleckten Kleidern in die Küche, wusch sich und trug das schmutzige Wasser noch selbst auf den Hof hinab. Dann kleidete er sich um, verschloß die Vordcrstube, holte eine Waschleine hervor, die er in dunkles Tuch einwickelte und ver ließ mit einem kurzen „Adieu!" die Wohnung. Die zurückbleibende Tochter vernahm nun ein Stöhnen der Mutter, eilte an die Thür zur Vorderstube, welche sie verschlossen fand und rief: «Mutter! Mutter! Diese antwortete nur noch: „Ach, Frieda, ich sterbe, ich sterbe!" — „Mutter, mach' doch auf!" ries die Tochter, doch die Mutter gab keinen Laut mehr von sich. Voll Angst eilte Frieda nun mehr zu dem Vizewirth des Hauses, dem Hutmachermeister Parey,. und erzählte, was vorgefallen war. Parey holte sofort Beistand, um die Thür zu öffnen. Den Eintretenden bot sich ein grauenvoller An blick. Frau Schütz lag angekleidet auf dem Bette in einer großen Blutlache mit einer Kaffenden Schnittwunde im Halse, aus welcher das Blut noch hervorsickerte. Der sofort herbeigeholte Arzt konnte nur den bereits eingctretenen Tod konstatiren als Folge des mörderi schen Schnittes, welcher die Schlagadern und die Luftröhre durchtrennt hatte. Das Küchenmesser, mit welchem Schütz nach Angabe der Tochter noch zuletzt hantirt hatte, wurde in der Wohnung nicht vor gefunden. Die Motive, welche ihn zu dieser Blutthat getrieben haben, dürften darin zu suchen sein: Schütz war seit langem auf seine Frau eifersüchtig und hatte sie — jedoch ohne Grund — in dem Verdacht der Untreue Außerdem befürchtete er, daß seine Fra« wegen der Mißhandlungen, die sie von ihm am dritten WeihnachtS- eiertag erlitten, ihn gerichtlich zur Verantwortung ziehen werde, weil ie sich cin ärztliches Attest darüber hatte ausstellen lassen. Zu Be kannten äußerte er schon vor einigen Tagen, daß seine Frau noch unter seinen Händen sterben müsse. Mit dem Plane, seine Frau zu ermorden, scheint Schütz sich in der That schon seit einigen Tagen ernstlich getragen zu haben, denn am Mittwoch Abend fiel bereits dem Vize- wirth des Hauses sein überaus scheues und unruhiges Wesen auf. Nach Vollbringung der Blutthat hat Schütz sich, wie festgestellt ist,, nach einer Destillation in der Langhanssttaße begeben, wo er sich etwa eine Stunde aufhielt und, da er nur 15 Pfennige besaß, die mitgenommene Waschleine für l Mark 50 Pfennige versetzen wollte. Was ihm aber nicht gelang. — Wie gemeldet wird, ist der Mörder noch am Donnerstag Abend ergriffen und zur Haft gebracht worden. Stadttheater. Schauspiel. Freilag, de» 4. Januar: „Der Schrift stellertag", Lustspiel in drei Akten von Heinrich Heineniann Elfte Novität! — Das ist ein in vieler Hinsicht brillantes Lustspiel, welches in Bezug aus reizenden, witzigen und pikanten Dialog die meisten Erzeugnisse der moderne» Lustspiclinuse ebenso sehr überragt, als es in Bezug auf Mache hinter ihnen zurücksteht. Wenn wir recht gehört haben, ist der Verfasser selbst Schauspieler. Ist dem wirklich so, dann wundern wir uns billig, daß ihm eigene Erfahrung und Anschauung kein besseres dramatisches Handwerkszeug zur Verfügung gestellt habe». Der Grundfehler seines Stückes besteht darin, daß ihm eine organisch entwickelte, einheitlich geschlossene und auf kunstgerechter dramatischer Bewegung fußende Handlung gebricht. Die Bühne gleicht bei ihm einem Taubenschlag, i» welchem es ohne Rücksicht auf innere Nothwendigkeit und äußere Wahrscheinlichkeit beständig ab- und zugeht. Je nach eigenem Bedarf und Belieben läit der Dichter in einer gewissen regelmäßigen Abwechselung seine Personen anfmarschircn zu einer Plauder- ccne nach der andern. Ja, die ganze Komödie besteht eigentlich nur auS olchen Plauderstündchen, die nur nach den Aktschlüssen zu größere- drama tisches Leben gewinnen und sich zu hachkomischen Schlußeffekten steigern. Was aber die einzelnen Gruppen mit einander zu verhandeln haben, — von einigen Längen abgesehen — meist köstlichen Inhal». Ersten-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)