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Schönburger Tageblatt und Mittwoch, den 1k. Mörz Ar. «3 Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandeSamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Mederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Valienburger Anzeiger. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des StadtratS zu Waldenburg. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner m Waldenburg. SokHrint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und KMagen Annahme von Inseraten bis Borm, 10 Uhr de, Kusgabetages. Bezugspreis monatlich 4.70 Ml., im oor- «0, zahlbar, durch die Post bezogen monatlich 5 Md Mzeln« Nrn. 20 Psg. Inseratenpreis 1 Zeil» 43 mm ldwtt 75 Psg., Rellamezeilc 88 mm breit 2 Marl, dk dreigespaltene Zeile im amtlichen Teile 1.50 Ml. Hinweise aus Anzeigen 1 Petit-Zeile 50 Psg. 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Niederschlags»««»« in Ken letzten 24 Stunden bi» früh 7 Uhr: 0,« mm. Daher WitterungsanSfichte» für den 16 Mär,: Heitere» Wetter. Ohne Hilfe Europas keine Rettung Rußlands. I« Reichstag kam es gestern bei »eratung deS »ut- »nffnnugSgesctzes zu Klotzen Tumulten. Die Reichsregiernug will die Akten über die Ursache« de» Weltkrieges veröffentliche«. Die Reichsregierung erhebt Einspruch bei« Völkerbund gegen die Sanktionen. Kür Ermittelung der «tteulSter ans die Siegessäule in Berlin sind 50.000 Mk. Belohnung ausgesetzt. veneralftld«arschall von Hindenburg richtete a« dir Oberschlefier eine« Aufrnf. I« Prcuste« finden demnächst die Wahle» zu« Staats- «1 statt Ju Mecklerburg-Schwerin siegte« bei de« Landtags- Wahlen die Bürge» liche«. Ju Bayern herrscht grotze Erregung über das nette «utwaffnnugSgesetz. 2« Spanien ist ei« neues Ministerin« gebildet. England rüstet sich für die Einfuhr euglischer Kohle in Hentschland. Kronstadt hat sich zur unabhängige«, Republik erklärt. Lie Aufständischen marschiere« auf Moskau. Die Sowjetrepublik hat einen Ausruf an die Arbeiter- schäft erlassen. General Bndjeunis ist mit 12,000 Reiter« z« de« Revolutionäre« übergegangen. Rishnij Nowgorod wird zur A»s«ah«e der Moskauer Regierung i« Bereitschaft gesetzt. *Wal»env«rg, 15 März 1SS1. E»n Rechtsanwalt in München führt den Nachweis, daß der Vertrag von Versailles überhaupt kein Vertrag, son dern ein Instrument zur Fortsetzung des Krieges mit an deren Mitteln ist. Er ist ein Mordplan i« Form eines »Vertraget, ein Scheinvertrag, in Wirklichkeit ein Ratten- Ibnig von Rrchtsbrüchen, der den Untergang det deutschen Volkes, die Tx ste»zabschneiduug auf allen Gebieten be zweckt. Dem Vertrage fehle jeder RechtSgrund zum Schadenersatz, da er sich auf eine Unwah-heit begründet. Da» deutsche Volk wie seine Unterhändler seien über zahl lose Ereignisse und die Absichten der Unterhändler der Gegenmächte arglist g getäuscht worden. Deutschland sei .hereingeltgt" worden, wie ein ehrlicher, weltunerfahrener Keiner Mann, der von gerissenen Vertragsgegner« in Form einet Vertrages bi» aus» Hemd au-gezogen werde. Ler Engländer läßt sich von dem Grundsatz leiten: Recht oder Unrecht, wenn es nur meinem Lande Vorteil bringt. DaS Recht Anderer kümmert den Engländer nicht. Hiergegen helfen die schbnsten Reden nicht». Nur der Zwang der Tatsachen kann gegen derartige Anschauungen Rettung bringen. Und da» Z el der Franzosen ist die Er langung der Rheingrenze. Darüber dürfen wir un» gar keinen Täuschungen hingebe«. Leider find wir völlig wehr los gemacht worden, so daß e» unS unmöglich gemacht, diesen Raubgelüsten Widerstand zu leisten. Die Reden Lloyd George» in London suchten im Aus lande den Anschein zu erwecken, daß die Entente durch den Krieg in dir bitterste Not geraten sei, während Deutsch land auf dem besten Wege sei, durch Verkauf feiner indu striellen Artikel da» Geld nur so einzuschtffeln, so daß es >hm gar keine Mühe machen könne, große Entschädigungs summen zu zahlen. WaS wir im Kriege erlitten haben, Kas wir heule an Steuern zahlen müssen, darüber ist stlvyd George stillschweigend fortgegange». Tatsächlich liegen die Verhältnisse so, daß der Kriegs- krwtnn der Entente so groß ist, daß sie ohne wettere» auf Eine jede Geldsorderung verzichten könnte, und selbst für Frankreich würden 20,000 Millionen allermeist genügen ^ie größte« Städte wieder aufzubauen. Bei deu franzö- Mchen Aufbaiiberechnungen ist da» Papier sehr geduldig tzewese«, «ud in den beanspruchten Goldsumme« »ollen sich viele unberufene Leute die Hände waschen. Wenn Frankreich, und überhaupt die ganze Entente, von dem Kriege noch nicht sofort den finanziellen Erfolg gehabt hat, de» sie wünschte, so liegt die Schuld nur an ihr selbst. Warum hat sie nicht abgerüstet, als Deutschland «ehrlo» war? Die StaatrauSgaben wäre» dann jährlich um viele Millionen vermindert. Frankreich hat außer Elsaß-Lothringen, da» heute einen ganz anderen Wert wie 1871 besitzt, eine Stellung in Europa erhalten, wie e» sie an unangreifbarer Macht nicht einmal zu Zeiten des ersten Napoleon besessen har. DaS ist politisch und wirtschaftlich so viel wert, daß man es «it einer stattlichen Zahl von Milliarden in Anrechnung bringen kan«. Es hat ferner die deutschen Kolonien im nördlichen Westafrcka erhalten, die ihm bedeutende Einkünfte erbringen. Der französische Einfluß und Besitz in Vorder- asten und Syrien ist beträchtlich erweitert worden, und so find Krankreich durch den Krieg Schätze in den Schoß ge fallen, die es sonst nicht in hundert Jahren oder erst nach schweren blutigen Kriege« hätte erlangen können. Noch weit größer ist der Profit Englands, da» ganz Europa mit seinen Flottenstützpunkte« umspannt hält, das zur Zeit die unbestrittene Weltherrschaft zur See und den größten Teil von Afrika und Asien besitzt. Wenn «S Deutschland al» seinen politischen Konkurrenten zur See betrachtet hat, so erspart e» allein schon jährlich Millionen an Schiffsbaute«, die mit Bezug auf un« notwendig waren. Wenn «S in Amerika «inen neuen Rivalen heranwachsen sieht, so ist eS wieder seine eigene Schuld, der Mangel an einsichtsvoller Mäßigung und kluger Selbstbeschränkung. Italien, das über seine früheren Verbündeten hergefallen ist, und damit der Welt ein Beispiel von Treulosigkeit gab, wie es noch nicht da war, hat überhaupt keinen An spruch auf große Kriegsentschädigungen. Er hat sich aus ehemaligem österreichischem und türkische« Besitz mehr al- reichlich bezahlt gemacht. Dasselbe gilt für Serbien und Rumänien. Eigenartiger steht «S mit Belgien, aber hier kommen keine Riesenbeträge in Betracht. DaS stärkste Stück leistet Polen mit seinen Entschädigungsansprüche«, das Deutschland seine Selbständigkeit verdankt und Geld an uns zahlen müßte. Der Gewinn, den die Entente auf Deutschlands Koste« oder durch den für uns unglücklichen AuSgang de» Welt krieges gemacht hat, ist also tatsächlich so groß, daß sie auf Kriegsentschädigungen verzichten oder sich mit mäßi gen Beträgen begnügen könnte. Durch Aufnahme von weitgehenden Zukunft-Plänen erschwert sie das Leben und durch den urpraktischen Vertrag von Versailles die wirt schaftliche Gesundung der Völker. Wer sich selbst Ruten aufbindet, darf sich nicht wundern, wenn er sie spürt. - Deutsche» «eich Am Sonntag fand im „Rheingold" in Berlin eine macht volle Kundgebung für da» besetzte rheinische Gebiet statt, an welcher Vertreter der Reichs- und Staatsregierung teil- nahmen. Der Präsident de» Reichtverficherung-amte» l)r. Kauffmann begrüßte die Versammlung. Erzellenz Lewald richtete im Namen de» Reichrkobinett» und der Reichsminister de» Auswärtigen und de» Innern warme Worte der Be grüßung an die Versammlung. Die Regierung werde alle» tun, um dem Rheinland« den schweren Druck zu erleichtern. In Berlin veranstaittten am Sonntag nationale Ver bände eine Demonstration gegen die Anwesenheit der Ententekommissionen in Deutschland auf dem Wittenberg platz. Zn einem Demonstration-zuge wurden Tafeln mit Inschriften, wie: Hinau» mit den Friedensverbrechern I Fort mit den EntentekommisfionenI und schwarz weiß-rot« Fahnen getragen. Radikale Elemente schloss«» sich an, di« Hochrufe auf die Weltrevolutio« au»bracht«n und die Internationale sangen. Es ko« zu gegenseitigen Beschimpfungen; schließlich räumten die Radikalen da» Feld. Im Regierungsbezirk Merseburg veranstallet« am Sonntag die sozialdemokratische Partei SS Protestversammlung«» gegen den Einmarsch der Eniente. In Halle sprach der Abg. Breuer. Es wurde «ine Entschließ»-'g angenommen, in der gegen den Einmarsch der Ententetrupp«» im Ruhr gebiet protestiert wird Bemerkenswert ist t», daß der Referent die vrbeiterschast davor warnte, daran zu glauben, daß die Arbeiter der Ententeländer jemal» für die deutschen Arbeiter etwa« tun würden. Das beweisen am deutlichsten die Belgier, wo Arbeiter in der Regierung fitzen. Generalfeldmarschall von Hindenburg hat folgenden Auf ruf an die Oberschlefier gerichtet: „Oberschlefier! Ihr steht unmittelbar vor der Entscheidung de» Schicksal» eurer Heimat. Ich glaube fest, daß Liebe, Treue und Dankbarkeit und ruhige Ueberlegung euch zeigen werden, wohin ihr gehört. Mehr brauche ich euch in dieser ernsten Stunde wohl nicht zuzuruf««." Die Abwicklung der Tran»porte der Reichs Ober schlesier in da» Abstimmungsgebiet vollzieht sich glatt untz reibungslos. Bi» Sonntag hatten bereit» 70 Sonderzüge das Abstimmungsgebiet erreicht. Der Empfang der Abstim- mungrberechtigten war überall ei« außerordentlich herzlicher. Die Organisation-arbeiten find vorzüglich durchgeführt, sodass die Verteilung in die Quartiere und in die einzelnen Ort schaften in mustergültiger Ordnung vor sich geht. Bergeben» warten auf den Bahl Höfen polnische Funkliontre auf da» Eintreffen polnischer Bbstimmungtberechligter. Es findet sich jedoch keiner, der sich unter ihre Fittiche begeben «ag, sodass sie eine tragikomische Rolle spielen. Die ReichStagSauSsprache über London schloß mit der Annahme einer Entschließung ab, die lautete: „Der Reichstag billigt, daß die ReichSregierung die Ablehnung der Pariser Bedingungen in London der Unterwerfung unter die uner füllbaren Forderungen vorgezogen hat." Die Entschließung, die ursprünglich von den Regierungtparteien eingebracht wor den war, ist also etwa- abgeändert worden. Man kann diese Entschließung kein uneingeschränkte» Vertrauensvotum nenve». Denn schließlich hatte da» Verhalten de» Minister» Simo«» in London, besonder» sein letzte» Angebot, da», wie er selbst zugab, weit über die ihm gezogenen Grenzen hinauSging, scharfe Kritik gesunden nicht nur bei den Deutschnationale», sondern auch bei der der Regierung»koalition angehörendtv Deutschen Volkrpartei. Und sein« Rrich-tag-rede hat die» nicht besser gemacht. Aw Sonntag habe« in Bayern mihr al» 1S0 Proteß- versammlunge« gegen das neue EntwasfnungSgesess statlgefnnden. In München fanden 14 Versammlungen statt. E» kam zu außerordentlich scharfen Angriffen auf die Ber liner Regierung und zur Aufforderung an da» Ministerium Kahr, Gewalt mit Gewalt zu erwidern. D«r Protest de» bayrischen Ministerrate- gegen da« Vorgehen der Reichs- regierurg in Sachen der Einwohnerwehr ist nach Berlin aö» gcgangen. Zn ihm wird die Durchführung eine» solchen Ge setze» in Bayern abgelehnt. Auch Or. Heim hat sich nach Berlin begeben. Die Sichtung und Zusammenstellung der Akten de» Aus- wärtigen Amte» über die Ursachen de» Weltkriege» ist nach mehr al» einjähriger Arbeit abgeschlossen. Die Druck legung der ersten Bände, die im wesentlichen den Zeitrau« von 1873 bi» 1901 umfassen, ist im Gange. Mit -e« Erscheinen de» Gesamtwerkes von voraurfichtlich 1L Bände» ist im Lause de» Jahre» sicher zu rechnen. E» handelt sich um etwa 4000 Dokumente. Durch die deutsche Veröffent lichung werden die vielen Halbwahrheiten und Lügen -erfirerrt werden, die in den Anklageschriften de» feindlichen Antlande» über die Schuld Deutschlands am Kriege ausgestellt worden find. Die Reichirkgierung hat beim Völkerbund gegen die Gewaltmaßnahmen der Entente, die al» rechtlwidrig erachtet werden, Einspruch erhoben. Dieser Einspruch ist in die