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zur Förderung der hannoverschen Landes-Pferdzucht" von den Herren Preußen ja auch als solcher bezeichnet wird, der erst uns Hannoveranern klar gemacht hätte, wie wir Pferde zu züchten hätten. Na, Gott sei Dank, unsere Pferdezucht hat lange vor 1866 eines europäischen Rufes sich erfreut; unsere Rind viehzucht — um das hier auch noch gleich vorbeugend zu bemerken — ist seit altersher berühmt gewesen und über unserige heutige Schweinewirth- schaft bedarf es einer Bemerkung nicht. Auf den Hund waren wir hier in Hannover allerdings bis zum Jahre 1866 noch nicht gekommen; denn der „Verein zur Veredelung der Hunderacen" dalirt sein Jnslebentreten erst von der Hundeausstellung vor zwei Jahren her. Oesterreich. Wie die „Politische Correspondenz" erfährt, richtete König Humbert am 18. August, dem Geburtstage des Kaisers Franz Josef, von Monza aus ein überaus herzliches Glückwunschtelegramm an densel ben, welches sofort ebenso herzlich wieder beantwortet wurde. Die Eventualität des Besuchs des Königs besprechend, sagt die „Polit. Correip.", daß diesfalls keinerlei officiöse oder vertrauliche Anfragen oder Unterhandlungen stattfanden. Der Besuch des Kö nigs könne als voraussichtliche Eventualitär, keines falls aber als bereits feststehende Thatsache ange nommen werden. Frankreich. " Gambetta ist bereits von manchen seiner frühe ren radicalen Forderungen zurückgekommen. An die Spitze der Regierung gestellt, dürfte er noch manches Andere verdammen lernen, was er bisher angebetet hat. Aber sein bisheriger Verrath am Belleviller Programm und der früher von ihm ge billigten Forderungen der Rothen hat bereits sein Mandat in Gefahr gebracht; ein weiterer Schritt in dieser Richtung würde ihn bei den Radicalen um allen Credit bringen. Ein Mann von der Ver gangenheit Gambettas löscht sein Vorleben nicht aus. Er wird sich durch weitere Schwenkungen nach links zu hallen trachten. Spanien. Auch in Spanien haben die Kammerwahlcn stattgesunden. Nach den bis jetzt bekannt gewor denen Resultaten wurden gewählt: 30 Ministerielle, 46 Conservative, 37 Demokraten, 5 Unabhängige, 6 Ultramontane. Carlisten sind nicht gewählt worden. England. Der römisch-katholische Erzbischof von Dublin hat dieser Tage in einem Hirtenbriefe dem irischen Volke eine harte Wahrheit ins Gesicht gesagt: „daß es nämlich 6,000,000 Lstrl. im Jahr an Whisky vertrinke, und daß die ungeheure Zahl von 99,000 Personen in einem Jahre wegen Trunkenheit ge meingefährlicher oder skandalöser Art vor Gericht gezogen wurde." Amerika. Nach einem Bulletin vom 23. d. abends 6 Uhr 30 Min. hat der Präsident Garfield im Laufe des Tages fortgefahren, die für ihn bestimmte Nah rung hinunterzuschlucken, ohne daß eine Wieder holung der gastrischen Beschwerden stattgefunden hätte; die Drüsengeschwulst ist unverändert. Im Uebrigen war eine kleine Besserung wahrnehmbar. Das Bulletin vom 24. d. früh 8^/2 Uhr lautet: Präsident Garfield hatte eine recht gute Nacht und nimmt flüssige Nahrung mit mehr Appetit zu sich, so daß die Aerzte nicht nöthig haben, die Nahrung einzuflößen. Atts dem Mttl-enthale. * Waldenburg, 25. August. Nächsten Sonntag wird in Altstadt-Waldenburg im Gasthof zur Wein traube ein mechanisches Theater seine Vorstellungen mit „Hamlet" beginnen. Hoffentlich thun Kaspar und Pimper ihre Schuldigkeit und sorgen ;für den nöthigen Lachstoff. — Am Sonntag schlug der Blitz in die Gebäude des Gutsbesitzers Volke in Kötheusdorf bei Rochlitz, welche bis auf das Wohnhaus niederbrannten. Die reiche Ernte ward dabei mit vernichtet und ein paar Kühe sollen betäubt worden sein. Atts dem Sachsenlattde. — Ein glückliches junges Ehepaar aus Freiberg, das sich zum Besuch in Dresden aufhielt, beschloß, auch der Vogelwiese einen Besuch abzustatten. Nach dem man sich genügend amüsirt hat, wird der Rück weg angetreten und dazu der Dampfer benutzt, weil es da kühler als im Omnibus ist. Trotzdem emsindet aber die erhitzte Gattin Kopfschmerzen, sie entbindet ihr theures Haupt von den Zöpfen und giebt sie ihrem Gemahl zum Aufheben. Nun fühlt sie sich leichter. Inzwischen erreicht die Fahrt ihr Ende und man geht weiter. Die Frau in ihrer Vogelwiesenlauue eilt mit noch anderen Damen voraus, der Mann langsam hinterher — auf ein mal sind die Damen außer Sicht. Der Mann denkt: Rufen wird schon helfen, thut dies auch mehrmals, aber — o Schreck! plötzlich ist ein Nachtwächter zur Stelle, intervenier und nimmt schließlich das Männchen, welches ohne Legitimation ist, mit auf die Wache. Dort angekommen, wird derselbe, wie es allen Sistirten geht, untersucht und man findet dabei die Zöpfe. Jetzt gewinnt die Ver- muthung Raum, daß man nebenbei noch einen an deren Fang gemacht habe. Allen Belheuerungen, daß das Gefundene der lieben Gattin gehöre, mißt man keinen Glauben bei, und der Aermste wird eingesteckt. Inzwischen wartet die besorgt gewordene Gattin lange Zeit, geht schließlich wieder zurück nach dem Landungsplatz, aber umsonst. Nun eilt dieselbe nach der Wohnung, in der Vermuthung, daß der Vermißte bereits dort anaekommen sein könnte, aber vergeblich. Was nun thun? Das Richtige war bald gefunden. Sie eilt auf die Polizei und erfährt dort auch bald die ganze Geschichte. Die erste Be dingung wieder: Ausweis. Ehe nun das alles besorgt, das reelle Eigenlhum der Zöpfe nachgewie sen, wird es Nachmittag 5 Uhr. Endlich schlägt die goldene Freiheitsstunde. Das nunmehr wieder glückliche Ehepaar wandert definitiv von der Vogel wiese nach Hause mit dem festen Vorsatz, Dresden sobald nicht wieder aufzusuchen. Feuilleton. Das Geheirnmfz des Nihilisten. Novelle von Andro Kugo. (Fortsetzung.) Mehrere Brandstiftungen, die stattgefunden und vorher den Executivbeamten der Polizei angezeigt waren, schienen den Schrecken zu erhöhen. An alle hervorragenderen Persönlichkeiten waren Drohbriefe gelangt, so auch heute an den Professor Rostow. Der Empfänger lächelte zwar, als er den Brief erhalten, indessen bemächtigte sich seiner doch eine gewisse Erregtheit und ruhelos wanderte er durch die Zimmer des weitläufigen Gebäudes, hier und da Anordnungen treffend, denn es stand der Besuch des Kaisers in Aussicht. In dieser sonderbaren Stimmung betrat er auch das Zimmer, in dem der Kaiser das kleine Wand schränkchen besaß. Er trat an dasselbe heran und bewunderte die künstlerische Ausführung. „Wer hat das Schränkchen verfertigt?" fragte er den alten Diner, der ihn begleitete. „Soviel ich weiß, ein Ingenieur aus Moskau. Es ist sehr kunstvoll gearbeitet und soll, wie früher die Sage ging, einen eigenen Mechanismus besessen haben, der das Schränkchen ganz nach Belieben des Besitzers öffnen und schließen lassen ließ." Professor Rostow betrachtete die Thür näher und fand, daß mehrere kleine Rosetten und drehbare Knöpfe darauf angebracht waren. Er drückte und drehte an denselben, doch die Thür blieb unbeweglich. Vielleicht mar an der Wand irgendwo ein Knopf oder sonst eine Stelle, von der aus man den Mechanis mus spielen lassen konnte. Vergebliche Mühe. Professor Rostow trat einen Schritt zurück und betrachtete das geheimnißvolle Schränkchen. Da plötzlich fiel ihm die etwas sonderbar gebildete Form der Angeln auf. Auch auf diesen befanden sich Metallknöpfe. Unwillkürlich griff er nach dem letzten und drückte. Ein eigenthümliches Knarren, wie wenn sich der Schlüssel in einem verrosteten Schlosse umdreht, wurde hörbar, dann plötzlich hob sich Thür mit der gesammten Einfassung aus der Wand und klappte auf. Eine Menge Kästchen, Packete, Etuis barg das Schränkchen. Die Erschütterung, die durch das Aufklappen hervorgerufen worden war, hatte ein kleines rothes, nur leicht hinein gestelltes oder ge lehntes Büchelchen in Bewegung gesetzt und dieses fiel mit dem Aufklappen der Thür heraus und auf den Boden. „Um Gotteswillen! Bei der heiligen Mutter von Kasan!" rief der alte Diener, als er den Vorgang sah, „das Schränkchen enthält Geheimnisse des Kaisers. Was haben Sie begangen, Herr Pro fessor!" Der mit diesem Titel Angeredete hörte aber nicht auf dis Lamentation seines Dieners, sondern hob das rothe Buch vom Boden auf und starrte auf das Monogramm, es mar das Monogramm der Czrynowskh. . Wie kam das Buch, dessen er sich in den Händen seiner Mutter erinnert, hierher? War es dasselbe — Obwohl es nicht den Anschein gewinnt, als ob die Berliner Börse am 2. September, dem deut schen Nationalfesttage, geschloffen bleiben wird, so hat doch der Leipziger Börsenvorstand den Beschluß gefaßt, diesen Tag gleich wie in den früheren Jah ren officiell zu feiern und demzufolge an demselben die Pforte der Börse nicht zu öffnen. Die Börsen versammlung fällt somit am 2. September aus. — Das Chemnitzer „Tageblatt" betont, daß die mit der Schutzzollpolitik bisher in Chemnitz gemachten Erfahrungen vorwiegend günstige sind, und zwar bestätigen die Geschäftsberichte der dortigen hervor ragendsten Etablisiements (Sächsische Maschinen fabrik, Chemnitzer Actienspinnerei u. s. w.) das als Thatsache und begründen hierauf Hoffnungen für die'Zukunft. Bedenkt man nun daneben, daß in Chemnitz gegenwärtig in fast allen am Orte vertre tenen Hauptbrauchen vermehrte Thätigkeit herrscht, die Unternehmungslust rege ist, eine ganz unge wöhnliche Bauthätigkeit sich entwickelt u. s. w., muß man zum Mindesten für Chemnitz allerdings an vor zugsweise günstige Folgen der Schutzzollpolitik glau ben. Zum Ueberfluß bringt aber der soeben aus gegebene Band der deutschen Reichsstatistik in einer Reihe bemerkenswerther Uebersichten noch den Nach weis, daß nach steter Minderausfuhr in den Jahren der eigentlichen Freihandelsära von 1872—79, sich endlich in 1880 wieder eine Mehrausfuhr von 223 Millionen Mark herausgestellt hat. Und trotzdem schwafeln die Fortschrittler noch immer von den Segnungen ihres Freihandelssystems und der ver derblichen Wirkung der Schutzzölle. Kann es etwas Abgeschmackteres geben? — Der Stadtrath zu Chemnitz hat 300 Mk. Be lohnung ausgesetzt für Ermittelung derjenigen Person, welche den Tod des am 16. d. auf Kappeler Flur aufgefundenen Lehmann'schen Kindes verschuldet hat. — An dem für die Ausstellunglotterie in Frei berg angekauften Kutschwagen hat ein noch unbe kannter Frevler mittelst eines-scharfen Instruments verschiedene Beschädigungen vorgenommen. Für die Ausfindigmachung des Thäters setzt das AuSstellungs- comitS 100 Mark Belohnung aus. H Hohenstein, 24. August. Heute Mittag traf das in Freiberg garnisonirende 12. Jägerbataillon auf seinem Marsche (von Flöha zc. kommend) nach Zwickau hier ein und wird dasselbe sein Ziel morgen erreichen, um an dem in diesem Orte stattftndenden Brigade-Exerzieren sich zu betheiligen. — Für den 2. September ist hier die Einquartierung einer Bat terie angesagt. — In Crimmitschau will die conservative Partei dem dort ansässigen Commerzienrath Kürzel als Reichstagscandidaten aufstellen. Oberbürgermeister Streit in Zwickau, der bisherige Vertreter, Hal die Annahme eines neuen Mandats entschieden abgelehnt. — Der Vorstand des Limbachcr Obst- und Gar tenbauvereins erläßt eine dringende Mahnung, bei dem Herankommen des Herbstes die Anpflanzung von Obstbäumen, namentlich Spalierbäumen, nicht außer Acht zu lassen, um des materiellen und sittlichen Segens willen, der sich daran knüpft. — In der am Sonnabend in Plauen i. V. stattgefundenen Ausschußversammlung des voigtlän- Buch, von dem lhm einst die Mutter gesagt, daß er es nach ihrem Tode öffnen solle, denn es enthalte ein düsteres Geheimniß. Schon wollte er es nehmen und durch Weglegen seine erwachte Neugier bezähmen, aber er brachte es nicht über sich. Er s.hlug die erste Seite auf. Die ihm bekannten Schriftzüge der Mutter traten ihm entgegen. Kaum hatte er die ersten Zeilen überflogen, als er zurücktaumelle. Der alte Diener hielt ihn am Zusammenbrechen auf und führte ihn zum näch sten Sessel. Er brach zusammen. Die Hand mit dem Buche sank schlaff herab, während die Linke über die Stirne strich, auf der kalte Schweißperlen sich an sammelten. Einige Augenblicke suchten die Augen vergeblich einen Anhallepunkt in dem Raume und die Brust rang nach Alhem. Erst nachdem dieser Anfall vorbei war, richtete er sich aus seiner zu- samm^ngebrochenen Stellung wieder auf und starrte auf die kleinen Blätter des rothen Buches. Und nicht eher sah er von demselben hinweg, bis er das Heftchen zu Ende gelesen. Dann sprang er auf und klappte hastig das ge öffnete Schränkchen zu. „Aber das Buch!" flehte der Diener. „Wenn es Seine Majestät der Kaiser vermissen sollten, Herr Professor!" (Fortsetzung folgt.)