Volltext Seite (XML)
ÄMbllM TlllMM und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SO Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Donnerstag, de» 1. September 1881 201 *Waldenburg, 31. August 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser, welcher am Sonnabend, den 11 Juni abends 10'/» Uhr 'Berits verlassen hatte, um seine diesjährigen Bade- und Sommerrer- sen anzutreten, ist Sonntag den 28. August abends, nach 11wöchentlicher Abwesenheit wieder in Berlm angekommen und gedenkt bis zum Antritt seiner Manöverreisen im Königlichen Palais zu Berlin wohnen zu bleiben. Der Kaiser wohnte am 30. August der großen Herbstparade des Garde-Corps auf dem Tempelhofer Felde in gewohnter Frische bei. Das Unwohlsein der letzten Tage schien völlig ge schwunden zu sein. , Zu Ehren der Anwesenheit Sr. k. k. Hoheit des deutschen Kronprinzen war Augsburg um 30. August festlich illuminirt. Der Kronprinz machte eine Rundfahrt durch die Hauptstraßen der Stadt, bei der Rückkehr des Kronprinzen zum Hotel bildete die Feuerwehr Spalier. Von sämmtlichen dortigen Gesangvereinen unter Mitwirkung der Veteranen- kapelle wurde Sr. k. k. Hoheit eine Serenade dar gebracht, in das vom Vorstand der Liedertafel auf dem Kronprinzen ausgebrachte Hoch stimmte die dicht gedrängte Menge begeistert ein. Se. k. l. Hoheit erschien auf dem Balkon und dankte, sich freundlichst nach allen Seiten verneigend. Prinz Wilhelm von Preußen nebst Gemahlin werden bei den Holsteinischen Manöver» bei ihrem Oheim, dem berühmten Prof. Di'. Esmarch in Kiel, Absteigequartier nehmen. Dr. Esmarch hat bekannt lich die leibliche Tante der Prinzessin von Schles wig-Holstein geheirathet und lebt mit ihr sehr glücklich. Die „Nordd. Allgem. Ztg." hebt lobend hervor, daß die Anordnung des Reichskanzlers betreffs Er hebung der Unfallstatistik überall sympathische Aufnahme gefunden und ein schließliches Ergebniß sich zeigen werde, welches die Erwartungen des Reichskanzlers weit übertreffen wird. Die Verhandlungen wegen Wiederbesetzung des durch den Tod des Bischofs Eberhard erledigten bischöflichen Stuhles von Trier sind zum Ab schluß gelangt. Nachdem nach erfolgter Zustimmung der Slaatsregierung durch päbstliches Breve vom 12. August d. I. der seitherige Domherr an derKathe- dralkirche zu Straßburg i. E., Dr. Felix Korum, zum Bischof von Trier ernannt und von demselben die zur Uebernahme feines Amtes erforderliche Aner kennung Sr. Majestät des Königs von Preußen nachgesucht worden ist, hat die Aushändigung der vom 29. August datirten landesherrlichen Aner kennungsurkunde an den Bischof Korum seitens des Ministers der geistlichen Angelegenheiten stattgefun den. Wie verlautet, würde Dr. Korum am 31. August vom Kaiser in Audienz empfangen. Etwas von dem neuernannten Bischof von Trier ru hören, dürfte jedenfalls von Interesse sein. Ein Korrespondent der „Voss. Ztg." traf zufällig auf der ^senbahnfahrt mit dem auf der Rückreise von Var- S'n begriffenen Bischof Dr. Korum zusammen. Der- Mbe wurde in Stendal und Stettin auf den Bahn- Höfen von zahlreichen katholischen Geistlichen begrüßt. In dem EisenbahncoupS wendete sich ein bald an- geknüpftes Gespräch zunächst auf die in Aussicht gehende Beendigung des Culturkampfeö. Auf die dlrecte Frage an den Bischof, ob er an die Einkehr dauernden Friedens glaube, antwortete er mit reimttthiger Offenheit: „Ich glaube daran und bin Überzeugt, daß es dem Fürsten Reichskanzler mit °em Frieden ernst ist und soweit es an mir liegt will ich es zur Erreichung und Erhaltung desselben " nichts fehlen lassen." Eine Anspielung auf die Centrums-Fraction erledigte er mit der Erklärung, daß er weder Politiker noch Diplomat sei, daß er sich um solche Dinge gar nicht kümmere und sogar selten die Zeitung lese: er lebe ganz und allein seinem Beruf und halte das Politiktreiben mit den Aufgaben eines Priesters für unvereinbar! Dr. Korum ist eine angenehme Erscheinung, etwa in den 40er Jahren und spricht ein elegantes Deutsch; in der Unterhaltung fesselnd und von hoher geistiger Begabung. Mir persönlich erschien es, als sei er der geeignetste Mann, um den unglückseligen Cul- turkampf beseitigen zu helfen. In der Pferdebahn-Affaire Förster-Kontorowicz hat das Gericht entschieden. Der Fabrikant Kanto rowicz erhielt wegen der Ohrfeige, die er dem Dr. Jungfer applicirt, 1 Woche, für die dem Dr. Förster gegenüber verübte rachsüchtige Ehrverletzung vier Wochen Gefängniß. Und das von Rechts wegen. Dänemark. Die Reichstagsession wurde am 30. August geschlossen. Die Kammern einigten sich nicht über das Finanzgesetz, die Verwaltung wird daher für den Rest des Finanzjahres (bis 1. April 1882) der nach früher gegebenen interimistischen Bewilligung geführt. Frankreich. Gambetta, welcher einem Vortrage des Professors Bert im Wintercircus präsidirte, hielt an die 4000 Zuhörer eine mit großem Beifall aufgenommene kurze, den Vortrag einleitende Ansprache, in welcher er den Werth der Volksbildung betonte, die den Bürgerkrieg erspare und die wahre Religion sei, indem sie den Menschen an den Menschen binde. Rußland. Nach dem Moskauer „Telegraph" hat der Mini ster des Innern die Stadlbehörden und die Gouver neurs der Hafenstädte des Schwarzen und Asowischen Meeres angewiesen, beschäftigungslose oder nicht ansässige Juden nicht mehr in diese Orte zuzulaffen. In den Hafenstädten sind fremde Juden auszuweisen. Griechenland. Die griechischen Truppen haben am 29. August mit der Besetzung der 2. und 4. Zone des von der Türkei abgetretenen Gebietes begonnen und werden dieselbe am 30. und 31. August vollends zu Ende führen. Carditza und Almyro sollen am 29. gleichzeitig von den griechischen Truppen besetzt werden. Amerika. Nach den neuesten Depeschen über den Zustand Garfields war am 29. August abends 1O'/e Uhr das Allgemeinbefinden günstig. Die Drüsengeschwulst ist besser und im Abnehmen. Die Befürchtung ein:r ernsten Blutvergiftung wird jede Stunde geringer. In Sachen der deutschen Communisten-Co- lonie in Aurora, Oregon, ist kürzlich vom Vereinig ten Staaten-Kreisgericht zu Oregon eine wichtige Entscheidung abgegeben worden. Die betreffende Colonie war im Jahre 1855 von Di'. William Keil gegründet worden und war eine Tochter-Colonie der im Jahre 1855 ebenfalls von Di'. Keil zu Bethel, Mo., gegründeten communistischen Ansiedelung. In der Hauptcolonie sowohl wie in der Zweigcolonie herrschten Gütergemeinschaft, und so lange Dr. Keil lebte, ging Alles seinen regelrechten Gang. Nach seinem vor kurzer Zeit erfolgten Tod aber entstand unter den Mitgliedern eine Bewegung, welche Ver- theilung des bisher gemeinsamen Grundbesitzes unter die einzelnen Individuen zum Zwecke halte. Zu diesem Behufs wurde schließlich ein Prozeß einge leitet und wurde in demselben zu Gunsten einer Vertheilung des Eigenthums unter die einzelnen Mitglieder erkannt. Atts dem Muldenthale. *Waldmburg, 31. August. Nachdem am ver gangenen Sonnabend Ihre Durchlaucht die Frau Erbprinzessin Lucie von Schönburg-Waldenburg mit der jüngst geborenen Prinzessin Tochter aus Potsdam zu längerem Aufenthalt am Fürstlichen Hofe hier eingetroffen, ist auch gestern Se. Durch laucht der Fürst, sowie Se. Durchlaucht Prinz Otto, vom Jagdschloß Glatzen kommend, wieder hier eingetroffen. Auch Se. Durchl. Prinz Siegis mund ist aus Veranlassung des heutigen Geburts tages Ihrer Durchl. der Frau Fürstin, auf einen Tag zum Besuch aus Leipzig hier angekommen. *— Zu dem gestern Abend anberaumten gemüth- lichen Beisammensein des hiesigen Gewerbevereins im Winkler'schen Locale zu Grttnefeld hatte sich von den Gewerbevereins-Mitgliedern nur eine geringe Zahl mit ihren Frauen eingefunden; nichts desto- weniger gestaltete sich der Abend zu einem recht familiären. Belebt wurde dis Stimmung durch gesellige Spiele, in welche ein schnell arrangirtes Tänzchen die nöthige Abwechselung brachte. Erst um die zwölfte Stunde wurde der heitere Abend be schlossen. — In Glauchau fand am 29. August vormittags 11 Uhr die durch die Kirchen-Jnspection veranstal tete feierliche Einweihung des neuerbauten Herrschaft lichen Hospitalgebäudes in einfacher aber würdiger Weise statt. Der feierliche Act begann mit einem Eingangsgesang, hierauf folgte eine kurze, aber treffliche Ansprache, die Weihehandlung und ein Segensgebet des Herrn Superintendenten Weidauer, worauf die Feier mit Gesang eines Schlußverses ihren Abschluß fand. An der Feier betheiligten sich nächst Se. Erlaucht den Herrn Grafen Richard Clemens von Schönburg-Glauchau und Hochdessen Erlauchter Frau Schwester Gräfin Elisabeth, Depu tationen des dortigen Naths und des Stadtverordne- ten-Collegiums. Nach beendeter Feier erfolgte eine eingehende Besichtigung des neuerbauten Hauses und sprachen sich hierbei die Erlauchten Herrschaften wie derholt anerkennend über die zweckmäßige Einrichtung desselben aus. — Am 31. August morgens wohnte Se. Maj. der König in Zwickau den Uebungen der III. Jn- fanteriebrigade Nr. 47 bei und wird nachmittags wieder im Hofflager zu Pillnitz eintreffen. — In vergangener Woche verließen wiederum 2 Cainsdorfer Familien, jedenfalls den verlockenden Briefen Folge leistend, die hauptsächlich aus der Jowagemeinde nach Cainsdorf gelangen, ihren Ort, um an dem darin so glänzend verheißenen, jeden falls aber doch zweifelhaften Glücke zu participiren. — Beim Abbruch des Kuhstallgebäudes des Rit tergutes Wäldgen bei Wurzen fiel am 23. dss. eine untergrabene Pfeilerwand zusammen. Der Maurer Hofmann aus Sachsendorf kam bei der Flucht zum Fallen und wurde vom Mauerwerk ver schüttet, wobei er so verletzt wurde, daß er einige Stunden darauf in seiner Behausung starb. Aus dem Lachsenlaude. — Se. Majestät der König hat den Kammer- Herrn von Zehmen auf Stauchitz auch für den be vorstehenden Landtag zum Präsidenten der Ersten Kammer der Ständeversammlung ernannt. — Officieller Veröffentlichung zufolge haben die königl. sächsischen Staatsforsten im Jahre 1880 fol genden Ertrag geliefert: Es gelangten 787,191 Festmeter Derbholz zum Einschlag und, einschließlich vom Vorjahre übernommener Vorräthe, 787,599 Festmeter, darunter 75°/o Nutzholz, zum Verkauf.