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weiten Kreise aller Bekenntnisse und Stände und aus fremden Landen sind Mir Zeichen jener Theilnahme zugegangen, die ihren Lohn trägt in dem Bewußtsein, Mir wohlgcthan zu haben, die Ich aber nie vergessen darf, wenn es Mir gelingt, nach Wiederkehr Meiner noch fehlenden Kräfte Meinen Beruf an der Seite des Kaisers pflichttreu weiterzuführen. Damit dieser Dank, warm und herzlich wie Ich ihn empfinde, Alle erreiche, die Meiner so mitfühlend gedacht haben, ersuche Ich Sie, das Vorstehende in ent sprechender Weise bekannt zu machen. Coblenz, den 27. August 1881. Augusta. Aus England zurückgekehrt, hat unser Kronprinz seinen Kaiserlichen Vater nach Hannover begleitet und wird nach Beendigung der Manöver des 10. Armee-Korps, in Begleitung des Kaisers auch jenen des 9. Armee-Korps in der Provinz Schleswig-Holstein beiwohnen. Von einigen Seiten wurde kürzlich gemeldet, daß Fürst Bismarck demnächst von Varzin nach Friedrichsruh sich begeben würde, um dort den Herbst und einen Theil des Winters zuzubringen. An maßgebender Stelle in Berlin ist bis jetzt hierüber nichts bekannt. Heftiger als in früheren Jahren ist der Wahlkampf entbrannt. Die fortschrittlichen Blätter fahren in den Versuchen fort, das Volk durch unwahre Schilderungen der Ziele unseres hochverdienten Reichs kanzlers zu bethören, doch haben sie damit jetzt sehr wenig Glück, da alle Kreise, Bürger, Bauer, Handwerker und Arbeiter von den goldenen Ver sprechungen des Liberalismus nichts mehr hören und wissen wollen. Die schwere Zeit, die nun hoffentlich hinter uns liegt und nicht wiederkehrcn wird, wenn das deutsche Volk größtentheils konservative Männer in den Reichstag wählt, bleibt für uns Alle unvergessen und ebenso werden wir uns stets daran erinnern, welcher Partei wir dieselbe zu verdanken hatten. Die liberale Presse hat es gewagt, gegen die in voriger Woche in der Reichshauptstadt versammelt gewesene evangelisch-lutherische Konferenz die böswilligsten Verleumdungen zu schleudern. Den Hauptanlaß hat ihr hierzu eine Resolution bezüglich der Judenfrage geboten, die von der Konferenz einstimmig angenommen wurde, sowie die Rede, welche der Berliner Missions-Inspektor Herr Iste. ideal. Plath in Berlin zur Empfehlung dieser Resolution hielt. Er äußerte u. A.: „Die Juden seien die Schlingpflanzen an dem Baum der christlichen Kirche, betheiligt an der modernen Zivilisation, aber feindlich gesinnt den christlichen Errungenschaften. Nicht Gleichberechtigung wollten die modernen Juden, sondern Allein herrschaft. Juden und Christen sollen vor dem Rechte gleich sein, nicht aber im Rechte (als Richter). Die traurigen Exzesse in Rußland und Pommern seien eine Schande unserer Zeit, denn warum wäre cs nicht möglich, daß ein in sich einiges Volk einer Minorität die ihr zugebilligten Ztechtc nicht wieder auf gesetzlichem Wege nähme? Die absolute bürger liche Gleichberechtigung der Juden, müsse durch eine relative ersetzt werden, für die Relativität müssen besondere Maße gesetzlich geregelt werden und die Plutokratie der Juden müsse gesetzlich eingedämmt und womöglich gebrochen werden." Die fortschrittlichen Blätter behaupten nun, durch diese Rede habe der Missions-Inspektor Plath offen zu Gewalt- thätigkeiten gegen die Juden aufgefordert, was doch durchaus nicht der Fall War. Die Resolution ist vom Geiste der Nächstenliebe durchweht und athmet Frieden. Das sei hier noch besonders hervorgehoben. Die Fortschrittsblätter erheben immer stärker den Ruf nach einem Prozeß Stöcker und Genossen, während wir dem Verlangen nach einem Prozeß Davidsohn und Genossen, — bekanntlich geben die Gebr. Davidsohn den „Berliner Börsen-Courier" heraus, der bei jeder ihm paffenden Gelegenheit die christliche Geistlichkeit angreift und das christliche Gefühl überhaupt verletzt — bisher in liberalen Blättern noch nicht begegnet sind. Es erscheint nothwendig, daran zu erinnern, daß diese Hetzereien gegen alles Christliche, und nicht etwa das Auftreten des Hofpredigers Stöcker, die Saat gestreut haben, aus welcher als unheilvolle Frucht die vom „Deutschen Patriot" wiederholt als höchst bcklagenswcrth bezeichneten Ausschreitungen in Hinter pommern u. s. w. hervorgegangen sind. Nicht also gegen Herrn Stöcker, sondern gegen jene Herren, die jahrelang ungestraft die christliche Geduld ausbeuteten und christliche Einrichtungen re. öffentlich verhöhnten, mühte eingeschritten werden; dann würde am besten derartigen Ausschreitungen ein Riegel vorgeschoben werden. Die Ausweisung des Fürsten Krapotkin auS der „freien Schweiz" macht viel von sich reden und in den Kreisen, wo man noch immer für republikanische Einrichtungen schwärmt, scheint dieselbe sehr übel berührt zu haben. Man muß aber diese vom schweizerischen Bundesrath angeordnete Ausweisung dankbar anerkennen, denn gerade dieser Krapotkin war es, der bei allen nihilistischen Attentaten bisher seine Hand mit im Spiele hatte. Krapotkin war einer der Theilnehmer des sozialistischen Revolutionskongresscs, der Ende vorigen Monats abgehalten wurde und auf welchem Krapotkin in nicht wiederzugebenden niederträchtigster Weise zu einem neuen Attentat in Berlin auffordcrte. Im Ferneren wurde von diesem Kongreß berichtet, daß beschlossen worden sei, London solle der Hauptsitz der Agitation bleiben, während Paris, Genf und New-Aork Nebensitze sein sollen. Komitees sollen in allen größeren Städten eingerichtet werden, um die Revolution zu fördern; dieselben haben die Verpflichtung und Befugniß, Geld einzu sammeln, mir sowohl die nöthigen Ausgaben zu decken, als auch für den Ueberschuß Requisiten für die „kommende Revolution" zu kaufen: Pulver, Gewehre, Revolver, Dolche, überhaupt alle Arten von Waffen, starke Säuren und schnell tödtende Gifte, stark explodirende Stoffe, Dyna mit u. s. w. Alles muß an einem sicheren Orte aufbewahrt werden und nur dem Komitee bekannt sein. Ueber Plätze wo sich Minen mit Vortheil anlegen lassen, muß an die Hauptkoinitees berichtet werden, welche dann das Weitere besorgen. Agenten zur Förderung der sozialen Revolution werden nur vom Haupt-Komitee in London ernannt nach Vorschlag der Komitees von Genf und Paris. Als Hauptorgane wurden die Most'sche „Freiheit" in London und die „Revolution sociale" in Paris bezeichnet. — Daß der schweizerische Bundesrath diesem Hauptanstifter der revolutionären Bewegung den Aufenthalt auf schweizerischem Gebiet versagt hat, ist nach dem Vorstehenden vollauf gerechtfertigt und wir sind überzeugt, daß in allen patriotischen Kreisen des deutschen Volkes diese weise Maßregel volle Anerkennung finden wird. Bei den Wahlen in Frankreich ist es heiß hergegangen und Gambetta ist nur in dem einen Wahlkreise von Belleville gewählt worden, in dem anderen aber fiel ihm nicht die absolute Majorität zu. Für diesen Wahlkreis lehnte er, um einer Nieder lage bei der Stichwahl zu entgehen, schleunigst ein Mandat ab. Im Uebrigen aber sind die Wahlen doch im Großen und Ganzen nach Gam- betta's Wunsch ausgefallen und lange wird es nicht dauern, daß Gambetta an der Spitze der Regierung steht. Durch liberale Blätter macht jetzt eine Schilderung über den Sozial demokraten Most im Gefängniß in England die Runde, als wenn es in der deutschen Bevölkerung noch anständige Persönlichkeiten geben könnte, die irgendwie Mitleid mit diesem Verbrecher hätten. Wenn Most, wie unsere liberale Presse besonders hervorhebt, im englischen Gefängnisse „wie ein gemeiner Verbrecher behandelt wird", so verdient er selbstverständlich nichts Besseres, denn die Aufreizung zum Fürstenmorde, deren sich Most schuldig gemacht hat, bleibt in den Augen aller Jener, die noch ein Herz für Ordnung und Gerechtigkeit haben, ein gemeines Verbrechen. In Rußland ist man neuerdings in den Besitz von Nachrichten gelangt, welche darauf hindeuten, daß die Nihilisten weitere Gewaltthaten planen. Hoffentlich gelingt es, ihren verderblichen Absichten rechtzeitig ein Ziel zu setzen. Dem amerikanischen Präsidenten Garfield geht es sehr schlecht. Während wir dies schreiben, ist er allerdings noch am Leben, aber jede Stunde kann die Nachricht von seinem Tode bringen. Vielleicht ist letzterer, wenn unsere Leser diese Nummer erhalten, schon ein getreten. Man hat in Washington alle Hoffnung aufgegeben, ihn am Leben zu erhalten. Rösselsprung. (Auflösung,in nächster Nummer.) wäh- den stif- marckS Man- gen; Finch, ne, er Dis. ner laßt tet PIS- * ge- Fort- len! nicht pfei- daß schrittS nicht nicht für denn st«. Fort- er. Hnh- ent- treu» ru- schritt Inn- ne Anin- de» Se- für len, Wahl de- spinn- gen Rich- nig». wir nicht fen winn- zur Hirn- len Wohl- gen. sie. seh. al- iw Auf, ter» Äö- An unsere Leser! Schätzenswerthes Material zu Wahlreden, selbstständigen Artikeln in de" konservativen Presse und überhaupt zur Wahlagitation enthält die Broschüre: Für »Fürst Bismarck und seine WrrthschaftSpolitik", welche soeben im Selbstverläge deö Wahlvereins der deutschen Konservativen erschienen ist und vom Bureau desselben (Berlin IV., Wichmannstr. 1) gegen Einsendung von I (auch in Briefmarken) bezogen werden kann. Allen Freunden der konser vativen Sache sei der Bezug dieser Broschüre dringend empfohlen. Der Ertrag ist zur Wahlagitation bestimmt. Die Broschüre enthält folgende selbstständige Artikel: Was bedeutet die neue WirthschaftSpolitik der Regierung? — Die Nothwendigkeit einer nationalen Handels- und Schutzzollpolitik für Deutschland. — Die Nothwcndigkcit und Unschädlichkeit landwirthschaftlichcr Schutzzölle. — Ueber die Reform des Bank- und Kreditwesens. — Die Stellung der Hand werker- und JnnungSfrage innerhalb der sozialen Frage. — Die Vorzüge der Verbrauchssteuern. — Wozu gebraucht der Reichskanzler neue Steuern? — Das Tabaksmonopol. — Der Unfallverstcherungs - Gesetzentwurf. — Der Kampf um die Währung. — Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: O. de Grahl, Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckcrci u. Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstr. 32.