Suche löschen...
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 08.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188309082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18830908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18830908
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-08
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 08.09.1883
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1 s Eoncurs gerathene Stadt Winterthur befindet sich in völligem Aufruhr. Nicht nur zahlreiche Bürger, auch der Magistrat erklärte, kein Pfand verabfolgen und auch felbst der Gewalt nicht weichen zu wollen. In Folge desfen hat der Beitreibungsbeamte einstweilen feine Thätigkeit eingestellt. Italien. Vom Könige, der von einem glänzenden militärischen Gefolge und von den fremdländischen Militär-AttachLs umgeben war, wurde am 4. ds. eine Revue über die beiden Armeekorps abgehalten, welche zur Abhaltung von Manövern in Voghera und dessen Umgegend konzentrirt worden sind. Bulgarien. Ein Manifest des Fürsten kündigt an, daß er, um einen dauerhaften Stand der Dinge herzustellen, die Einsetzung einer Kommissi on beschlossen habe, die unter Mitwirkung der Minister eine neue Verfassung ausarbeiten und dieselbe dann der Berathung einer »O.de.m Ende berufenden, besonderen Landesversammlung unter- breiten^soD Spanien. Der König, welcher in Begleitung des Ministers des Auswärtigen in Paris eingetroffen ist, reist nach eintägigem Aufent halte daselbst nach München, wo er zwei Tage verweilen will, dann nach Wien, wo er Militärparaden beiwohnt, und von da nach Hom burg/'Ivo er eine Woche bleibt, um den Manövern beizuwohnen. Die Rückkehr erfolgt über Paris, wo dann ein viertägiger Aufenthalt be absichtigt wird. Nach Depeschen aus Madrid hat der König vor seiner Abreise das Decret unterzeichnet, welches die anläßlich der jüngsten Erhebung aufgehobenen konstitutionellen Garantien wieder herstellt. Asien. In den Handelskreisen von Hongkong werden ernste Befürchtungen über die Absichten der chinesischen Regierung gehegt. Chinesische Truppenbewegungen dauern fort, und trotz des Bekannt werdens deS zwischen Frankreich und dem Pseudokönig von Annam ab geschloffenen Vertrages glaubt in Hongkong doch Niemand, und am allerwenigsten die Chinesen, daß dadurch die Situation in irgendwelcher Weise geändert wird. Der König wurde von dem chinesischen Kaiser noch nicht inveftirt, und wäre dies geschehen und er von China an erkannt worden, so würde er doch kein Recht haben, einen Vertrag ohne vorherige Zustimmung der souveränen Macht abzuschließen. Der in Hongkong stationirte französische Admiral beobachtet alle Vorgänge mit großer Aufmerksamkeit und ist in beständigem telegraphischen Ver kehr mit dem französischen Botschafter in Peking. Die :auf dem Wege nach Tonkin befindlichen französischen Verstärkungen sind gänzlich un zureichend. Militärische Sachverständige erklären, daß mindestens 10,000 Mann in Hanoi erforderlich sind. Nachrichten ans Chemnitz nnd Umgegend. — Wie an den evangelisch-lutherischen Kirchen verschiedener Orte für die diesjährige Lutherfeier größere Musikaufführungcn vorbereitet werden, so wird auch, wie man uns mittheilt, an der hiesigen St. Jacobikirche neben anderen Feierlichkeiten eine solche Musik aufführung und zwar das Oratorium „Luther in Worms" von Meinardus zur Vorführung gelangen. — Deutsche Reichsfechtschule. Der am Donnerstag Abend im großen Saale der Linde abgehaltene I. große Fechtabend verlief auf die glänzendste Weise, zumal das sehr reichhaltige Programm außer von tüchtigen Dilettanten auch noch von den beliebtesten Kräften des Thaliatheaters, die angesichts des guten Zweckes ihre Theilnahme zu gesichert hatten, ausgeführt wurde. Vor Allen glänzten die Damen Frl. Geschwister Strachwitz und Frl. Mandl; Frl. Strachwitz entzückte wie immer durch ihre schöne, kräftige Stimme das Publikum, Welches mit dem Beifall nicht kargte, der auch der Schwester, die eine geradezu entzückende Fingerfertigkeit und Virtuosität im Klavier- fpiel entwickelte, galt; ebenso wie Frl. Strachwitz wurde Frl. Mandl bei ihrem Auftreten mit Beifall empfangen, der, nachdem sie ihr an- muthiges, Lied: „Hab' in der Brust ein Vögelein" gesungen, in einen rauschenden Applaus überging, so daß sie dasselbe zweimal wiederholen mußte. Auch den Männerquartetten, Zitherterzetten und humoristischen Vorträgen ward genügende Anerkennung, jedoch blieb im humoristischen Wie auch ernsten Fach am Anfang und Ende des Concertes unser Odemar Fritz der Held des Abends. Je mehr sein „Fechtschulen- Aujust" von Witz und Satyre sprudelte, um so tiefer und inniger War der Inhalt feines Festprologes, den er uns gütigst überlassen hat, damit wir ihn hier dem großen Publikum wiedcrgeben: Gesühnt. Nachdruck verboten. Criminalroman von Wilhelm Braun. (Fortsetzung) Eben hatte sich der Graf wieder gesetzt, als es leise an der Thür klopfte. Er ging selbst, um zu öffnen; eine der wachthabenden Frauen trat mit verlegener Miene ein. „Herr Graf", sagte sie beklommen, „die Schatulle auf dem Spiegeltischchen der Frau Gräfin, in welcher dieselbe ihren Schmuck aufbewahrte, ist erbrochen. Wir haben dies eben erst bemerkt. — ES ist nur, damit nicht etwa ein Verdacht auf uns fällt." Dabei zupfte sie verlegen an ihrer Schürze. Der Graf schien sehr ärgerlich zu sein. „So schließen Sie die Schatulle wieder," sagte er trotzdem vollkommen ruhig. „An Ihrer Ehrlichkeit hege ich nie einen Zweifel." Die Frau knixte und ging. Mit der Ruhe des Grafen war es jedoch nunmehr vorüber. Mochte auch der ganze Schmuck gestohlen fein, was machte das ihm, dem Manne mit dem fürstlichen Vermögen aus. Wer den Schmuck geraubt, das kümmerte ihn auch wenig, das zu entdecken, war Sache der Polizei — möglich war ja immer, daß ein Dieb einen unbewachten Augenblick benützt, um sich zu bereichern, — aber daß dies in seinem Hause geschehen war und daß der Name der jungen Baronesse mit dem Diebstahl in Verbindung gebracht worden, das erregte seinen ganzen Unwillen. Es sollte aber noch ganz anders kommen. Der Polizeiagent hatte richtig ausgesagt. Maria von Markerstroff war an dem Abend, da sie bereits des Tages zweimal in der Stadt gewesen war, zu dem Hofjuwclier Rüdiger gekommen und hatte dem selben einen Schmuck zum Kauf angeboten. Rüdiger hatte die junge Dame bereits mehrfach in Begleitung der Gräfin in seinem Laden gesehen und faßte anfänglich, da die Baronesse auf sein Befragen ihren vollen Namen nannte, keinen Verdacht. Kaum aber hatte dieselbe seinen Laden verlassen so fiel ihm ein, daß der Schmuck erst vor einer Woche von dem Grafen gekauft worden sei, also wohl unrechtmäßiger Weise sich in den Händen der jungen Dame befinde. Zudem hatte dieselbe ein auffallend erregtes Wesen gezeigt, vielleicht war es eine Betrügerin gewesen, die ihre Aehnlichkeit mit der Baronesse zu einem bösen Streich mißbrauchte — der Juwelier besann sich kurz und schickte zur Polizei und bereits nach einer Viertelstunde wurde die junge Dame auf dem Bahnhofe verhaftet, da sie eben in den Zug steigen wollte, um zu ihren Eltern zu fahren. Die von dem Juwelier bezahlte Summe wurde bei ihr ungekürzt vorgefunden. Bei der Durchsuchung zeigte sich an ihrem rechten Arme fast vom Gelenk des Unterarmes bis zur Hand laufend ein tiefer Riß, der augenscheinlich von einer Nadel herrührte. An einzelnen Stellen waren nunmehr bereits vertrocknete Blutstropfen hervorgedrungen. Um das Handgelenk aber liefen einige schmale, rothe Streifen, welche ganz den Anschein hatten, als sei sie an demselben von einem Menschen fest gehalten worden und habe sich aus dessen Griff, offenbar nicht ohne Anstrengung, losgewunden. Es flackert die Kerze, vom Zuge bewegt, Vom Thurme die elfte Stunde schlägt, Im Stübchen wie bang und leise Die Mutter liegt krank, sie alhmet kaum. Das Kindlein wiegt sich im süßen Traum Im Spiel' — nach Kindcrweise. Der Vater starb, wie lange ach, Der Mutter Zähren flössen ihm nach Der Gram zog seine Falten. Sie schafft' und schaffte ohn' Ruh' und Rast, Bis daß sie erkrankte unter der Last. Wer wird über'm Kinde nun walten? In Aengsten und Noth für'S kleine Kind Sht sie die Augen sich wund und blind u schaffen das tägliche Brod. er Körper siegte nur mehr und mehr, Wer sorgt für's Kleine — Allmächtiger wer? Wenn mich umklammert der Tod. So jammert die Mutter und rafft sich empor. Da trifft der Glocke Ton ihr Ohr, Dann athmet sie schwer und leise, Ihr Auge brach, auf's Lager sie sank Und als der Glocke Ton verklang, War todt sie — das Kindlein — Waise. Du armes Kind, verlassen, allein Stehst du nun an dem Todtenschrein, Der ach dein Mütterlein hüllet. Wer sorgt für dich, wer nähret dich, Wer schließt in seine Arme dich. Sein Auge mit Thränen sich füllet. Mein Mütterchen todt? O' Herr mein Gott l Wer wird mir helfen, mich lieben? Bin ganz allein nun geblieben I Nein; nicht allein — nicht verlassen mein Kind, So flüstert mit heimlichen Tone der Wind- Nein, nicht ohne Hüls', ohne Lieben. Nahm dir auch die Eltern der grause Tod, Wir helfen dir treu, in deiner Noth, Denn Gott hat uns dazu getrieben. Die Reichsfcchtschule wird Mutter dir sein, Die wird dich bewahren vor Sorgen und Pein Und bringe» die Hülfe dir dar, Und starben die Eltern dir, trautes Kind. So flüstert es leise der Abendwind, „Dein Elternhaus steht nun in Lahr " — Der am Mittwoch Abend hier abgegangene Feuerwehr Extrazug ist am Donnerstag Abend ° ,7 Uhr glücklich in Salzburg eingetroffen. Die Feuerwehrleute fanden einen herzlichen Empfang. — Durch gegangen. Am Donnerstag Abend in der neunten Stunde ging auf der AugustuSburgerstraße ein an einen Wagen gespanntes Pferd durch; dasselbe hatte den Geschirrführer aus dem Wagen geschleudert und ein Mädchen zu Boden gerissen, ohne dasselbe jedoch zu verletzen. — Der Circus Baese auf dem Neustädter Markt hier erfreut sich fortwährend eines zahlreichen Besuchs nnd werden die Darbietungen der vierfüßigen Künstler mit lebhaftestem Beifall von seiten des Publikums entqegengenommen. Wir weisen noch mals darauf hin, daß le Circus' nur bis 11. S.ptember hier verbleiben wird. — Furth. Die hiesige Freiw. Feuerwehr beging die dies jährige Sedanfeier in würdiger Weise. Am Morgen fand Reveille statt, wobei man der 1870/71 gefallenen Krieger gedachte, indem das Denkmal mit Kränzen geschmückt ward und hieran knüpfte sich eine Kirchenparade. Um auch das Feuerlöschwesen im Auge zu behalten, wurde am Nachmittage eine Uebung vor dem Gemeinderathe abge halten und am Abend vereinigte sich das Corps im hiesigen Gasthofe zu einem Commers, welcher in der besten Stimmung verlief. SachfifckeS. — In Frankenberg will man uns Chemnitzern den Ruhm und Vortheil, einen neuen Schlachthof zu besitzen, nicht allein lassen. Die dortige Fleischer-Innung geht jetzt ebenfalls mit dem Baue eines solchen vor. Auf dem hierzu käuflich erworbenen, nahe der Zschopau gelegenen Grundstücke der ehemaligen Pörzlerschen Bleiche herrscht schon seit längerer Zeit rege Bauthätigkeit, um das Etablissement der Ueber den Besitz des Schmuckes befragt, erklärte sie, denselben erst vor wenigen Tagen von der Gräfin von Hardisleben zum Ge schenk erhalten zu haben, wie aber der Riß und die blutrünstigen Streifen an der Hand entstanden seien, darüber verweigerte sie jede Auskunft. Unter diesen Umständen hielt es der Amtsrichter, dem man noch am gleichen Abend die Anzeige erstattet, zur Feststellung des That- bestandes für angezeigt, sich sofort am andern Morgen in das Schloß des Grafen von Hardisleben zu begeben und die nölhigen Erhebungen am Orte der That anzustellen. Bei seinem Eintritt in das Schloß fiel ihm sofort das feierlich ernste Wesen der Dienerschaft auf, welche scheu und geräuschlos ein herging. Auf sein Befragen nach dem Grunde dieser auffallenden Erscheinung — denn der Graf von Hardisleben war ein gegen seine Untergebenen sehr milder Herr, — theilte ihm der Portier mit, daß am gestrigen Abend die Gräfin todt auf ihrem Zimmer gefunden worden sei. Unwillkürlich zuckte der Beamte zusammen. „War die gnädige Frau vorher leidend?" frug er hastig. Der Portier schüttelte das graue Haupt. „Nein", sagte er schlicht. „Die Frau Gräfin waren am Tage ganz wohl. Der Herr Graf meinen, es sei ein Schlaganfall gewesen." Der Richter nickte still vor sich hin. Auf sein Ansuchen wurde er sofort dem Grafen gemeldet. „Herr Graf", sagte der Amtsrichter, nachdem er zu demselben in das Zimmer getreten war, „es ist ein trauriges Schicksal, welches uns Beamte zwingt, gerade in den ernstesten Stunden unfreiwillige Störungen verursachen zu müssen. — Wie ich soeben erfahre, ist seit gestern Abend tiefe Trauer in Ihrem Hause eingekehrt." Er sah fragend zu dem Grafen auf, als erwarte er die Be stätigung der ihm noch unglaublich dünkenden Nachricht. Der Graf nickte leise. „So ist es, Herr Amtsrichter, doch — was führt Sie zu mir? Sein Auge blickte ebenso streng, fast abweisend, als es gestern den Polizeiagenten angeblickt. Der Amtsrichter hielt aber den Blick ruhig aus. Er bezeugte mit kurzen Worten dem Grafen seine Theil nahme, dann aber fuhr er, die an ihn gerichtete Frage beantwor tend, fort: „Was mich hierher führt, ist die unangenehme Aufgabe, mir betreffs einer offenbar in Ihrem Hause vollführten That Gewißheit zu verschaffen. Fräulein von Markerstroff, die Gesellschaftsdame der hochseligen Frau Gräfin, ist gestern Abend unmittelbar nach dem Ver kauf eines Schmuckes, den Sie bereits selbst als Eigenthum der Frau Gräfin rekognoszirt haben, unter Umständen verhaftet worden, welche die gewaltsame Entwendung des Schmuckes wahrscheinlich machen. Meine Pflicht gebietet mir, so schwer es mir in gegenwärtigem Falle wird, mit der Untersuchung nicht zu säumen. Ich bitte um die Gunst, mir meine Pflicht erleichtern zu wollen." Um die Lippen des Grafen hatte es wie leiser Spott gezuckt. Das Märchen mit dem geraubten Schmuck schien sehr ernst genommen zu werden. Um aber der gleichwohl gerechtfertigten Bitte des Mannes Vollendung zuzuführen und noch in diesem Herbste in Gebrauch nehmen zu können. Unter Leitung des Herrn Baumeister- Hambsch sind mit Benutzung von nur einigen Mauern der früheren Baulichkeiten auf dem Grundstücke 6 massive Gebäude erstanden, von denen sich 3 auf der nach der Anckeschen Bleiche zu gelegenen Seite befinden, während die übrigen 4 in einer Front das Grundstück nach der Zschopau hin abgrenzen. Es sind dies ein Schlachthaus für Rind- und Kleinvieh (Kälber und Schöpse), ein solches für Schweine, ein Gebäude für den Dampfkessel und die Dampfpumpe und die sog. Kuttelwäsche, sowie ein Stallgebände für das zu schlachtende Vieh und zur zeitweiligen Unterbringung von zu Transportzwecken dienen den Pferden. Das eine der beiden nach der Anckeschen Bleiche zu gelegenen Gebäude enthält Räumlichkeiten für Contor, Restauration und Wohnung des Verwalters, als welcher von der Innung Herr Fleischbeschauer Vogel daselbst gewählt worden ist. Die Einweihung des neuen Schlachthofes, wozu der Tag allerdings noch nicht festgestellt ist, soll einen sehr festlichen Charakter tragen. — Zum Kreishauptmann von Zwickau ist nunmehr definitiv Geh. Rath Frhr. v. Hausen, als dessen Nachfolger für die Amtshauptmann schaft Glauchau, Amtshauptmann De. Wäntig in Oelsnitz und zum Amtshauptmann für den letzteren Bezirk der bisherige zweite Pqlizei- rath bei der königl. Polizeidirection Dresden, 1>,-. Haberkorn ernannt worden. — Oberlungwitz. Nächsten Sonntag, den 9. September, hält der Erzgebirgische Sängerbund hier in der Postrestauration einen großen Commers ab, an dem ungefähr 400 Sänger theilnehmen werden. — Die Bauarbeiten an der neuen Eisenbahnlinie Schwarzenberg- Johanngeorgenstadt sind derart gefördert, daß die von der gesummten betheiligten Bevölkerung mit Sehnsucht erwartete Betriebseröffnung des neuen Schienenweges nunmehr in nicht zu ferner Zeit bevorstehen dürste. Die Gebäude der einzelnen Verkehrsstellen sind überall unter Dach und bedarf es nur noch weniger ergänzender Arbeiten, um die gesammte Anlage betriebsfähig 'herzustellen. Die neue Linie, als normalspurige Secundärbahn erbaut, ist 17,8 Kilometer lang und ent hält die Stationen bez. Haltepunkte Schwarzenberg (Bahnhof),. Schwarzenberg (Haltestelle), Erla, Antonsthal, Breitenhof, Erlabrunn und Johanngeorgenstadt. — Plauen. Eine der vorgestrigen Schöffengerichtsverhandlungen betraf einen Handwerksburschen, der vor einiger Zeit einen hiesigen. Bäcker für den Fall, daß ihm derselbe eine Gabe verweigerte, mit Zertrümmerung seines Fensters bedroht und sich nachher seiner Arretur so außerordentlich energisch widersetzt hatte, daß er gebunden und per Fuhrwerk zur Wache befördert werden mußte. Obwohl derselbe wie Hector entschlossen schien, „Alles in des Lethe stillen Strom zu ver senken", indem er auf alle Fragen nichts davon zu wissen behauptete, wurde er trotz Protestes zu 10 Monat Gefängniß verurtheilt. — Ein von Chemnitz aus steckbrieflich verfolgtes Frauenzimmer ist heute Nach mittag in einem hiesigen Gasthofe von der Schutzmannschast aufge griffen und verhaftet worden. — Einem Gutsbesitzer in Zettlih bei Gcringswalde ist in der Nacht zum t. September dadurch eine unangenehme Ueberraschung bereitet worden, als Diebe ihm die ganze Räucherkammer ausräumten. Es wurden gestohlen 4 Schinken, ö Speckseiten, ein halbes Dutzend Bratwürste, ein Dutzend Blutwürste und 10 Stück Kochfleisch, alles in geräuchertem Zustande. Bis jetzt fehlt jede Spur des Diebes. — 32 Selbstmorde in einer Woche! Das ist die neueste Er rungenschaft Sachsens. Vom 14. bis 20. August haben 22 Personen — vom 13 jährigen Kinde bis zum 73 jährigen Greise Hand an sich gelegt. Es ist das eine gar zu traurige Berühmtheit unseres König reichs dem Reiche gegenüber, und umfassende Untersuchungen über die Gründe, die jährlich so vielen in Sachsen die Mordwaffe in die Hand drücken, dürften mehr als je angezeigt sein. Gerichtshalle. -tu. Strafkammer III. vom 6. September. Der Agent Gustav Adolph Hagenberger aus Chemnitz (wegen Betrugs bereits mehrfach vorbestraft! war heute wiederum betrügerischer Handlungen angeklagt. Er wurde aber nur in einem Falle des Betrugs, in zwei anderen Fällen aber der Unterschlagung für schuldig erachtet und unter Annahme mildernder Um stände zu 4 Monaten 2 Wochen Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Der Handelsmann Richard Oskar Hühnlein aus Kleinwalters dorf, jetzt in Gablenz wohnhaft (31 Jahre alt und bereits vorbestraft) stand heute unter der Anklage der Erpressung. Die Verhandlung wurde auf Sonnabend 10 Uhr vertagt nachzukommen, versetzte er, während seine Hand nach der Klingel griff, in artigem Tone: „Mein Haus steht Ihnen offen; verfügen Sie über dasselbe." Der Richter verneigte sich. „Waren der Herr Graf am gestrigen Abend, als die Frau Gräfin starb, zu Haus?" frug er, unwillkürlich in den Ton des Untersuchungsrichters verfallend. Der Graf schüttelte ungeduldig das Haupt. „Nein," sagte er bestimmt. „Ich war eine Stunde in den Park gegangen. Bei meiner Rückkunft empfing ich die traurige Kunde. Im Uebrigen kann ich Ihnen gar keine Auskunft geben, Sie werden sich darüber an die Dienerschaft wenden müssen. Wenn Sie später noch mit mir zu reden haben, stehe ich gerne zu Diensten. — Weise dem Herrn das grüne Zimmer an", gebot er dem eintretcnden Diener, „und alle Weisungen, welche er Euch ertheilt, werden auf das Pünktlichste befolgt." Damit neigte er sich mit gemessener Artigkeit gegen den Richter und trat in die Tiefe des Zimmers zurück. Je länger aber das Verhör dauerte, um so mehr verfinsterte sich die Stirn des Untersuchungsveamten- Die Frauen hatten bemerkt, daß die Toilette der Gräfin außer Ordnung gewesen. Die Brache derselben, offenbar gewaltsam abgerissen, hatte am Boden gelegen, der Brief, den einer der Diener auf dem Teppich gefunden und dem Grafen eingehändigt hatte, wurde auf Nachsuchen des Beamten ge holt, die Adresse lautete an Fräulein von Markcrstrosf, der Inhalt war ein Nothschrei der Eltern mit der Bitte um schleunige Hilfe, das Schmuckkästchen der Gräfin war erbrochen, jetzt fiel dem Reit knecht auch der Hilferuf wieder ein, den er aus dem über ihm liegen den Zimmer hatte herabdringen hören, ein eigenthümlich süßlicher Geruch hatte, darin stimmten Alle überein, beim Eintritt in das Zimmer der Gräfin dasselbe erfüllt — der Gerichtsschreiber blickte mehrfach von seinen Acten, in welche er die Aussagen der Diener eintrug, mit einem eigenthümlichen Ausdruck des Gesichts zu seinem Chef empor — dieser schien endlich genug zu wissen und schloß das Verhör. Er ließ bei dem Grafen anfragen, ob derselbe bereit sei, ihn auf das Zimmer seiner verstorbenen Gemahlin zu begleiten und auf die bejahende Antwort desselben erhob er sich, gebot den beiden Frauen, welche bei ihrer Herrin gewacht, sowie der Zofe, ihm zu folgen, die übrigen wurden entlassen. DaS Zimmer der Gräfin be fand sich, wie der Beamte durch seine Fragen bald feststellte, noch in derselben Ordnung als am gestrigen Abend. Ein Weißes Taschen tuch mit dem Namenszug der Verstorbenen lag vor dem Polsterstuhl auf dem Teppich, der Beamte hob es aus, eine eigenthümliche Härte, als sei es mit einer vertrockneten Flüssigkeit getränkt gewesen, machte sich an demselben fühlbar, nach übereinstimmender Aussage der beiden Frauen hatte es auf der Brust der Leiche gelegen, der Richter um ging den Lehnstuhl, da stieß sein Fuß an etwas, das weiter rollte — er hob cs auf, es war ein geschliffenes Fläschchen mit einer Eti kette. Ein kurzes, verständnißvolles „Ha!" entfuhr dem Munde deS Richters, als er dieselbe las. Sie trug die Aufschrift: „Chloroform!" „Kennen Sie dies Fläschchen, Herr Graf?" frug er, sich an. diesen wendend. Der Graf warf einen gleichgültigen Blick darauf. L -k*!' > 1'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)