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Sonnabend, 8. September 18N.H und Aadtbole. ///^. ' Nn»«rtettsch«s Ta,e»l«tt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdors, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna«. tspreiS: vierteljährlich 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.) —Ausgabe jeden Wochentag l Jnsertionspreis: die schmale (6gespaltene) Corpuszeile oder deren Raum IO Pf. — Die Die Verlags-Expedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz15gespaltene (auf Textbreite) unter Eingesandt 30 Vf. — Auf große Annoncen und Wiederholung« Vororten nehmen auch Monats-Abonnements ä 45 Pf. (Zutragen 15 Pf.) entgegen. ^ Rabatt. Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. ^Ex^edition: Alexander Wiede, BuchdruckereiHhemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino).^ Otismnilr, ki-aukaussln. 8. Lleetr. I^IltriiiluM», leltzKiApstv«- uiil! lelepIiviiIeituuKe». ^rgklii'lilikk. Klürsiilkükr. Bekanntmachung. In Bezug auf die bevorstehende Landtagswahl machen wir darauf aufmerksam, daß nach den Bestimmungen in ß 28 des Gesetzes vom 8. December l 868, die Wahlen für den Landtag betreffend, nur die jenigen Stimmzettel, auf welchen die Person des zu Wählenden so bezeichnet ist, daß über ihn kein Zweifel übrig bleibt, Gültigkeit habe«, daß Stimmzettel, welche dieser Vorschrift nicht entsprechen, sowie die Stimmzettel, welche die Namen mehrerer Personen oder einer nicht wählbaren Person enthalten, ungiltig sind. Nach 8 3 desselben Gesetzes kann das Stimmrecht nur in Per son ausgeübt werden. Chemnitz, den 3. September 1883. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andre, Oberbürgermeister. Bekanntmachung. Vom Unterzeichneten Rath ist das von der vormaligen hiesigen Lstocolsäsn-, 2uvIcorwsLrvn- und Vsislfsl.ksbrll« vor, krämiirt: IVtsn 1873. MW L Ml. MM krLinittt: Dresden 1875. ff.VlllllllLll- vdocolLäell, Kevvrr-6doeo!g><jöl«, 6s,cLo'8, Dessert- voä kttalltLsie-OkvcoIlläkll, Mrapeo. Ileicöe losvaiii io Loulxmiiiirm »ml Larlosasxeii, Kosübeaboiis. Zimmerinnung gegründete Stipendium für einen Schüler einer sächsischen Baugewerkenschule, an welches zuvörderst solche Baugewerkenschüter, welche Nachkommen derjenigen Baugewerken sind, die am 27. Januar 1870 der Chemnitzer Zimmerinnung angehört haben, sodann aber in Chemnitz und schließlich überhaupt im Königreich Sachsen geborene Baugewerkenschüler Anspruch haben, anderweit auf 1 Jahr zu verleihen. Gesuche nebst den erforderlichen Zeugnissen sind bis zum 1. Dctober dieses Jahres anher einzureichen. Chemnitz, den 5. September 1883. Der Rath der Stadt Chemnitz. AndrS, Oberbürgermeister. Frcht. Bekanntmachung. Nachdem hier glaubhaft angezeigt worden, daß das vom Unter zeichneten Polizeiamt am 4. Oktober 1880 der ledigen Clara F. kr. I-oisivor, . is. kM « MMM«, MMdeli, MckÄtM eil. Mei- M MdÄM-LiMWM kllr llotsls, Restaurants, Oouditoreisn und krivatbauskaltungsn in jeder beliebigen Lnsammenstelinng. Lomplstts HOustsi'Iiüeks in livn I. ktagd. von llovdreits- ^illä KelkKenkeits - KesvLenken. Emma Wenzel von hier ausgestellte Gesindezeugnißbuch verloren gegangen ist, hat dieselbe heute ein neues dergleichen ausgestellt er halten, was zur Vermeidung von Mißbrauch mit dem verloren ge gangenen Legitimationspapier hiermit öffentlich bekannt gemacht wird Chemnitz, den 5. September 1883. Das Polizeiamt. Siebdrat. Decker. Der Tischler Franz Eberhard Aurich aus Alten dorf, gegen welchen in emer hier anhängigen Straffache die Haupt verhandlung stattfinden soll, wird hiermit veranlaßt, seinen derzeitigen, nicht zu ermitteln gewesenen Aufenthalt ehebaldigst hier anzuzeigen. Es wird ersucht, den p. Aurich im Betretungsfalle hierher zu weisen und über seinen Aufenthalt hierher Nachricht zu geben. Königl Amtsgericht Chemnitz, am 5. Septbr. 1883. Becker. Tageschronik. 8. September. 1190. Der deutsche Ritterorden gegründet. 1354. Cola Rienzi gest. 1474. Ariost geb. 170l. Die Mechitaristen gegründet. 1764. Gentz geb- 1811. Pallas gest. 1855. Der Malakow erstürmt. AnS vr. L. Dverzter'S Wetterprognose. Nachdruck verboten. 8. September. Sonnabend. Kühl, morgens regnerisch zumal nach Süden und Westen zu, nachmittags aufgebessert. Nach Osten zu ist es trockener und stellenweise heiter, tagsüber wärmer, mit auffälligen Sprüngen der Temperatur. In den Regengebieten allgemein vcrhältnißmäßig kühl- V. September. Sonntag. Zunehmend kühl, frühmorgens regnerisch, tags über veränderlich, mit Aushellungsperioden kurze Zeit morgens, und kurze Zeit nachmittags. In den westlichen und südwestlichen Gebieten sind noch immer bei besonders spätabends tiefliegender Temperatur er giebige Niederschläge zu erwarten. Zur Festlegung der Niederschlags grenze reicht das Beobachtungsmaterial nicht aus 1V. September. Montag. Fortgesetzt frühmorgens kühl, bedeckt und wohl auch regnerisch, dann etwas aufgebessert, lichter bedeckt, auf Mittag zu bewölkt bis regnerisch, zumal in den südlicheren Gebieten, nachmittags aus kurze Zeit ausgehellt, abends wohl bedeckt, dabei zeitweise windig. Die Prognosis von Bewölkung und Niederschlag gründet sich auf die Annahme, daß die kühlen Winde aus nördlichen Strichen Wolken aus- scheiden und dadurch die Besonnung hindern Es ist möglich, daß bei abends zeitweise frischen Nordwinden die Bewölkung theils herausgefällt, theils aufgesogen wird und dann der Charakter einzelner Tage ins Gegen- theil verkehrt wird. Die Niederschläge fallen dann mehr westlich. Mor gens herrschen dabei mehr Winde aus südlichen Strichen. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers Pest, 6. September. Das „Amtsblatt" veröffentlicht die könig lichen Handschreiben an den Banns von Kroatien, Grafen Pejacsevich, und den General der Cavallerie, Frhrn. von Rambcrg, mittelst deren der erste seines Amtes endgiltig enthoben, der letztere zum königlichen Kommissar ernannt wird und zwar zum Zwecke der Durchführung der durch die Ereignisse nothwcndig gewordenen Maßregeln, sowie zur provisorischen Leitung der Landesregierung bis zur Zeit, wo das Amt des Banus wieder besetzt werden kann. Paris, 6. September. Der König von Spanien ist heute Morgen hier angekommen und wurde auf dem Bahnhof von dem spanischen Botschafter, Herzog von Fernan Nunez, und dem Personal der spanischen Botschaft empfangen. General Pittiö begrüßte den König im Namen des Präsidenten der Republik; die hiesige spanische Colonie hatte eine Deputation entsandt. Der König, der sehr wohl aussah, wechselte einige Worte mit dem Herzog von Fernan Nunez und fuhr dann nach dem Gesandtschaftshotel, wo er seine Wohnung nimmt. Coiistaiiliuopel, 6. September. Da in Beyruth seit dem 7. August kein Cholerafall mehr vorgekommen ist, so beschloß der Sanitätsrath, Beyruth und die syrische Küste dem freien Schiffsverkehr wieder zu eröffnen. Weitere Depeschen s. 3. Seite. Politische Rundschau. """"" Deutsches Reich. Der Gesammtvorstand des Reichstages wird der Einladung zur Enthüllung des Denkmals am Niederwald Folge leisten und am 27. d. in Frankfurt a. M. zusammenkommen. Der Bayrische Landtag ist für den 28. Septbr. einberufen. — In München ist ein Congreß für Völkerrecht zusammengetreten. Die Berathungen desselben erfolgen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Der Kaiser und der Deutsche Kronprinz treffen am 13. Septbr. zu den Manövern in Merseburg ein. Der rumänische Ministerpräsident Bratiano hat sich von Wien aus direct nach Gastein zu Fürst Bismarck begeben. Wie der „Standart", so haben auch andere englische Zeitungen ersten Ranges am Sedantage Bettachtungen über Deutschlands Macht stellung in Europa angestellt. So sagt Pall Mall Gazette, es werde außerhalb des engen Kreises französischer Politiker deren Wenige geben, die nicht sagten, daß Deutschland ewigen Bestand haben möge. Es sei durch Verfassung, Temperament, Lage und Interessen allein geeignet, die Führerschaft Europa's auszuüben. Deutschland sei die große mäßigende Kraft in der internationalen Politik geworden. — Werden die Herren Franzosen sich dies endlich merken, oder werden sie Herrn Dr. Sigl glauben, der da schreibt: „Sanct Sedan" wurde Heuer in München sehr gleichgültig und respectlos gefeiert; nur sehr wenig Reichszipfel wedelten von den Dächern herab, die dann Nach mittags für ihre sehr überflüssige Wedclei gewaschen wurden. An der Ecke der Kreuz- und Josephhospitalstraße fiel ein Reichszipfel mit Stange unter eine Partie alter Weiber, ohne jedoch eines zu be schädigen. Die Weiblein bekreuzten sich andächtig und legten sich den Fall am Satansfest so aus, daß es ein Vorzeichen sei, daß das glorreiche und herrliche deutsche Reich nebst Zubehör und orientalischer Bagage wohl nicht mehr lange oben sein und bald zu Fall kommen werde." Äesterreich. Die Amnestie, welche Kaiser Franz Josef an läßlich der glücklichen Entbindung seiner Schwiegertochter von einer Tochter eintreten lassen will, erstreckt sich außer auf Personen, welche wegen eines Verbrechens oder Vergehens politischer Natur, wegen Majcstätsbeleidigung oder wegen Beleidigung der Mitglieder des kaiserlichen Hauses verurtheilt worden waren, auf solche Verurtheilte, die, zum ersten Male bestraft, sich entweder blos auS Fahrlässigkeit oder in Folge drückender Nothlage oder einer augenblicklichen Auf wallung der Leidenschaft gegen die Strafgesetze vergangen und in den beiden letzteren Fällen einen ansehnlichen Theil der Strafe bereits abgebüßt hatten. Der Justizminister Freiherr v. Prazak wird auf gefordert, geeignete Vorschläge zu machen. In Bosnien wird binnen kurzem die zweite Aushebung durch geführt, und cs werden alsdann vier weitere bosnische Compagnien aufgestellt werden. Neuerdings ist die Vermehrung der bosnischen Gebirgsartillerie angeordnet worden. Die Auswanderung der Mohamme daner aus Bosnien dauert noch fort und hat sich erst im vorigen Monate ein Transport Auswanderer, ungefähr MO Personen, auf Fuhrwerken von Gendarmen geleitet, nach dem Süden begeben. Frankreich Der Beschluß des Ministerraths, afrikanische Truppen und einen Theil der Fremdenlegion als Verstärkung nach Tongking zu entsenden, bezeichnet die Richtigkeit der einge laufenen ungünstigen Depeschen, da die Regierung ohne Einwilligung des Parlaments handeln zu müssen glaubt. Aus der Unterredung eines Mitarbeiters des Temps mit dem chinesischen Geschäftsträger erhellt, daß China an der Grenze Truppen kouzentrirt, da die Kriegs partei in Peking durch den jüngsten Vertrag Frankreichs mit Annam die Oberhand gewonnen habe. Der Geschäftsträger erklärte es für möglich, daß seine Regierung Truppen nach Tongking senden werde, weil cs letzteres noch immer als Land seines Vasallen ansche. China habe nicht gegen den Vertrag protestirt, da derselbe ihm nicht notifizirt wurde. Sollte der französische Admiral Mayer mit seiner Eskadre dazu beauftragt werden, so könnte die Situation sich nur noch mehr verwickeln. Der Prinz Napoleon soll vollständig jeden Gedanken daran, ein Manifest zu erlaffen, aufgegeben haben. m^ir hatten bereits Gelegenheit, die Thatsache zu erwähnen, daß die monarchischen Parteien durch den Tod des Grafen Chambord um alle Ruhe im Handeln und Denken gekommen sind. Sie wissen nur zu gut, daß mit dem legitimen Prätendenten mehr oder minder alle Aussichten auf eine Aenderung der Regierungsform in Frankreich dahin sind, kein Wunder also, wenn sie sich gerne selbst über ihre Lage hinwegtäuschen wollen. Leider haben sie mit so manchen Wider wärtigkeiten zu kämpfen, auf die sie gar nicht gefaßt waren und die ihnen daher doppelt unangenehm sein müssen. Die Einigung der Royalisten vollzog sich im ersten Moment ziemlich rasch und an scheinend gut; mit Ausnahme des Jesuitenblattes Univers proclamirte die gesammte legitimistische Presse den Grafen von Paris als Erben und Nachfolger Heinrichs V. Die Haltung der Wittwe des Letzteren dem Chef des Hauses Orleans gegenüber illustrirt zur Genüge die Versöhnlichkeit, die man im Hause des Grafen Chambord dem Haupte der jüngeren Linie entgegenbringt. Wir sind weit davon entfernt, der „Königlichen Wittwe" nur politische Gründe für ihren Entschluß bezüglich des Leichenbegängnisses in Görz unterzuschieben. Bekannt lich hatte die Gräfin Chambord von jeher eine tiefe Abneigung gegen die Comödie, die man ihren Gemahl spielen ließ, und sie erfüllte ge wiß nur einen festen Wunsch desselben, wenn sie die Prinzen vo« Orleans von der eigentlichen Begräbnißfeier fern zu halten suchte. Trotz aller officiellen Versöhnungsbesuche dauerte der Haß gegen die treulosen Orleans im Schlosse von Frohsdorf fort und kam am Sarge Heinrich's V. mit aller Heftigkeit zum Ausbruch. Die natürliche Folge davon war, daß einige bedeutende Stühe« der royalistischen Partei, die für die Zukunft derselben fürchteten, offen im königlichen Palast selbst dem Grafen von Paris huldigten. Sie fühlten, daß ein Gewitter im Anzuge sei und suchten deßhalb Schutz unter den Fittigen des neuen Prätendenten. Darum halten sie auch denselben für viel ausgiebiger und sicherer, als er es thatfächlich sein kann. Ein deutliches Beispiel dafür liefern die Kommentare, die mau in diesen Kreisen dem Besuche des Kaisers Franz Josef bei dem Grafen von Paris zu geben sich bemüht. Es ist geradezu erstaunlich, welche Konsequenzen daraus gezogen werden, daß der Kaiser von Oesterreich einen neuen Beweis seiner bekannten Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit dadurch gab, daß er den fremden Prinzen aussuchte, ehe noch derselbe dem Souverän eine Visite abgestattet hatte. Das - Pays findet, Kaiser Franz Josef wollte dem Prätendenten zu erkennen geben, daß er nöthigenfalls auf seine kräftige Unterstützung rechnen könnte. Nun, das muß man dem bonapartistischen Organ schon ver zeihen, zumal dasselbe jetzt um das Schicksal der Imperialisten mit Recht besorgt ist. Der orleanistische Soleil wieder weiß wohl, daß eine Allianz des monarchischen Frankreichs mit Oesterreich-Ungarn noch in weiter Ferne liege, aber immerhin noch im Bereiche der Möglichkeit. Wenn man sieht, daß solche Hirngespinnste hilfebedürftiger Poli tiker allen Ernstes von republikanischen Organen bekämpft werden, so muß man sich thatfächlich fragen, wie es möglich sei, daß man auch nur einen Augenblick lang die Idee einer Allianz zwischen einem monarchischen Frankreich und Oesterreich für durchführbar halten konnte. Wenn man auch hier zu Lande die Ereignisse der Weltge schichte nur so nebenher in Betracht zieht, so ist es ein Anderes an ' der Donau. Dort weiß man nur zu genau, daß Frankreich durch Jahrhunderte hindurch Oesterreich feindlich gegenüberstand und daß eS bis in die jüngste Zeit stets eifersüchtig der Entfaltung der Macht des österreichischen Kaiserstaates im Norden Italiens und im Orient folgte. Ein Bündniß dieser zwei Reiche ist wohl möglich, aber nur im Jdeengange eines monarchistischen Journalisten, der das Heil Frankreichs in Dingen sucht, die mit dem gesunden Menschenverstand unvereinbar sind. Schweiz. Die wegen der schweizerischen Nationalbahn in