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AMtmiW LaaMM «»scheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstaltsn, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 188. Mittwoch, den 17. August 1881. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte soll den 18. August 1881 Vormittags 11 Uhr das zum Nachlaß der Frau Johanne Sophie gesch. Kühnert, geb. Uhl mann zu Falken gehörige Hausgrundstück nebst Garten, Nr. 3 des Brand- catasters, Nr. 82 des Flurbuchs und Fol. 3 des Grund- und Hypothekenbuchs von Falken, welches Grundstück am 4. August d. I. ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 2625 Mark gewürdert worden ist, auf Antrag der Erben freiwillig an Ort und Stelle versteigert werden. Unter Bezugnahme auf den am hiesigen Gerichtsbrette, sowie im Rudolph- schen Gasthofe zu Falken und der Süß'schen Schankwirthschaft zu Langenchurs dorf aushängenden Anschlag, aus welchem die Versteigerungsbedingungen zu ersehen sind, wird solches hierdurch bekannt gemacht und bemerkt, daß nach be endigter Grundstücksversteigerung auch das zum Ktthnert'schen Nachlaß gehörige Mobiliar ortsgerichtlich soll versteigert werden. Waldenburg, den 8. August 1881. Das Königliche Amtsgericht. Baumbach. *Waldcnburg, 16. August 1881. Was Deutschland noth thut. Hören wir darüber eine amerikanische Stimme in der „Neuen Freien Presse" von Chicago. In praktischer Hinsicht befleißigen sich die Amerikaner nicht besonders confuser Principienduselei, sie gehen den Dingen beherzt zu Leibe und reden frisch von der Leber weg. So auch in dem fraglichen Artikel, in welchem es heißt: Oft werden in den liberalen Zeitungen Deutsch lands höchst bewegliche Klagen darüber laut, daß die Regierungen und besonders Bismarck keine hohe Achtung vor dem Parlamentarismus und vor dessen vornehmsten Vertretern an den Tag legen. Diese Klagen sind eben so begründet, wie die Nichtachtung, über welche die Herren Eugen Richter und Consor ten sich beschweren. Was haben denn diese Vor kämpfer des deutschen Parlamentarismus eigentlich gethan, um bei urtheilssähigen Menschen für ihre Ansichten Berücksichtigung zu erringen? Bismarck hat diese Leute, welche stets vorgaben, es vor deutschem Freiheitsdrang kaum aushalten zu können, in seiner riesigen Einigungsarbeit immer gegen sich gehabt, und ost streifte das Verhalten der j Fortschrittspartei scharf an Hochverrath. Als im Jahre 1866 schon die Waffen an den preußischen Grenzen klirrten, hielt die Fortschrittspartei noch Friedensversammlungen ab, in denen der Ruf: „dem Ministerium Bismarck keinen Groschen" in allen Tonarten abgeleiert wurde. Bismarck ward von den fortschrittlichen Parlamentsgrößen (eben so wie jetzt sein begabter Sohn) als bornirter excentrischer Krautjunker behandelt; ja noch jetzt spricht ein poli tischer Tagesschwätzer wie Richter, der keine einzige positive Leistung aufzuweisen hat, vom Fürsten Bis marck als von einem Menschen, dessen Ansichten über volkswirthschaftliche Fragen keine ernstliche Beachtung verdienten! — Obschon die Opposition dieser fortschrittlichen Schwadroneure keine praktische Bedeutung hat, so kann sie doch ermüdend wirken bei einem Manne, der wie Bismarck andere Schwierigkeiten genug fin det. Woher unter solchen Umständen die Achtung vor den Ansichten und vor dem Verhalten der Par lamentsschwadroneure kommen soll, vermögen wir um so weniger einzusehen, wenn wir die unleugbare Thatsache in Betracht ziehen, daß diese angeblichen Verfechter des Parlamentarismus täglich den Beweis liefern, daß sie selbst für das parlamentarische Re- g^rungssystem nicht reif sind. Letzteres ist doch offenbar nur dann möglich, wenn eine große regie rungsfähige Partei vorhanden ist. So lange aber jeder politische Daumenlutscher, welchen das Volk in seinem Zorn zum Abgeordneten erwählt hat, seine eigenen Ansichten bis auf das I-Tüpfelchen im Par teiprogramm haben möchte, so lange sowohl die Liberalen wie die Conservativen sich demzufolge in Parteigrüppchen auflösen und keine in sich geschlossene Mehrheit mit durchführbarem Programm bilden, so lange ist es einfach albern und unverschämt, wenn die Mitglieder der Fractiönchen, die sich nicht einmal durch Berücksichtigung der Ansichten meinungsver wandter Gruppen zu einer Partei vereinen können, irgend welche Beachtung beanspruchen. Wer nicht genug politische Reife besitzt, um seine eigene Meinung so weit einem Ganzen unter ordnen zu können, daß er mit meinungsverwandten Gruppen sich zu einer Partei mit klarem Programm vereinen kann, der sollte wenigstens bescheiden genug sei», die eigene politische Unreife einzusehen, und er sollte die Mitwelt mit seinen politischen Ansichten verschonen. Und so lange dieser Zustand der Dinge anhält, wird der deutsche Parlamentarismus ein etwa eben so nützliches Möbel bleiben, wie ein Pustrohr ohne Blaseloch. Die deutschen Parlamente sind daher wenig mehr als Debattirklubs, welche lediglich das Regieren erschweren, und der Staatsmann ist zu be- i dauern, der sich aus diesen politischen Grünlingen i für seine Maßregeln die verfassungsmäßig noth- ! wendigen Wahrheiten zusammensuchen muß, indem > er den Parteigrüppchen deren politische Stecken- ' Pferde vorhält und sich anstellt, als wolle er darauf ! reiten. Was Deutschland noth thut, ist eine regierungs- s fähige Partei, welche auf der durch so schwere Kämpfe errungenen Grundlage als Neichspartei mit einem Programm vor das deutsche Volk tritt, in welchem statt leerer Phrasen (die nur schlecht die Ausbeutungsgrundsätze des „liberalen" Manchester- thums verhüllen) in klaren Sätzen das entwickelt wird, was für dm Schutz, sowie für die Verbes serung der wirthschaftlichen Interessen und der po litischen Stellung Deutschlands geschehen sollte. Die Gegner des parlamentarischen Systems mag der volksvertreterische Kuddelmuddel in Deutschland mit grimmer Schadenfreude erfüllen, und so lange Bis marck am Leben bleibt, wird ja in entscheidenden Augenblicken das Richtige geschehen — gleichviel was Piepenbrink, Richter und Heimann Levy „reden". Das Deutsche Reich sollte aber nicht in solcher Weise von einem Menschenleben abhängen. Wir hoffen, daß der Fürst Bismarck noch viele Jahre am Steuerruder des Reiches stehen möge; aber wir hoffen auch, daß er seinen Theil zur Begründung s einer regierungsfähigen Neichspartei beitragen wird, welche ihn überlebt. Man hat den Confusionsräthen und den Krakehlern im politischen Leben Deutsch lands viel zu lange das Feld überlasten; doch wird es bei dem instinctiven Sehnen des deutschen Volks nach einer vernünftigen, möglichen und praktischen Politik (namentlich mit Inangriffnahme einer stram men Organisation) nicht schwer werden, dem Grup penunfug in den deutschen Parlamenten durch eine regierungsfähige, den Bedürfnissen des Landes mehr Rechnung tragende Reichspartei ein Ende zu machen. Und dazu sollte der Reichskanzler seinen Beistand leihen, denn trotz alles Krakehlens der parlamentari schen Klugsch—watzer hat das Volk zu seiner be währten Einsicht unerschüttertes Vertrauen und wird sich einer Partei, zu welcher Bismarck sich entschie den hinneigt, gern anschließen. *Waldeiiburg, 16. August 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Fürst Bismarck empfing am 14. d. in Berlin die anwesenden Minister. Er wird sich während seines Aufenthaltes in Berlin darauf beschränken, auf die Wahlen und die Parlamentsarbeit der näch sten Session bezügliche Dispositionen zu treffen. Wie das Kreuznacher Tageblatt mittheilt, hat der bisherige Abgeordnete für Kreuznach, Prof. v. Treitschke, eine Erklärung abgegeben, wonach er sich von der liberalen Partei lossagt. Das „Hannoversche Tageblatt" enthält bezüglich der „Gründung" der Oelheimer Petroleum- Actiengesellschaft folgenden Artikel: Dieses neueste Oelheimer Petroleumunternehmen wird mit einer Kühnheit lancirt, welche alle Gründungen der traurigen und berüchtigten Epoche 1871—72 weit in Schatten stellt. Für ein Unternehmen, das durch Nichts als ein paar Tausend aus einem erschlossenen Bohrlochs entquollenen Barrels Petroleum seine Existenzberechtigung documentirt hat, fordert man ein Kapital von 5,000,000 Mk. Die deutsche Pe troleumgesellschaft in Bremen, welche eine weit größere Anzahl Bohrlöcher als die neue Gesellschaft, außerdem eine Raffinerie und eine complette Röhren leitung für das Rohöl von Oelheim und Peine be sitzt, arbeitet im Ganzen mit einem Kapitale von 850,000 Mk., also etwa dem sechsten Theile der jenigen Summe, welchen die „Oelheimer Petroleum- Jndustrie-Gesellschaft" beansprucht. Wir haben die Auffindung von Petroleum in unserer Provinz, weil dereinst möglicherweise von weittragender Bedeutung für unsere Jndustrieverhältnisse werdend, mit auf richtiger Freude begrüßt, wir würden auch zum Zwecke der Petroleumgewinnung errichtete Actienge- sellschaften willkommen heißen, wenn die Zeit — also etwa der Verlauf eines Jahres — bewiesen hätte, daß der Petroleumreichthum unserer Haide gegenden ein derartiger ist, um seine Gewinnung lohnend erscheinen zu lassen. Auf Grund einer ge fundenen Petroleumquelle aber, die möglicherweise stündlich ganz oder theilweise verstechen kann, ledig lich auf Grund dieses Zufalles dem Publikum 5,000,000 Mk. abzufordern, das scheint uns denn doch etwas stark. Mag die Spekulation thun, was ihr beliebt, das Privatpublikum aber sollte sich durch keinerlei Reclame veranlaßt sehen, theilzunehmen an diesen Petroleum-Gründungen. Oesterreich. In allen Papierhandlungen Prags fanden durch die Polizei Untersuchungen wegen der czechisch über druckten Vignetten für die Zehnerbanknoten statt. Bei Belsky und Jecmen wurden alle diesbezüg lichen Vorräthe confiscirt. Ungarn. In diesem Jahre werden infolge der guten Ernte größere, „nicht geborgte" Geldmassen nach Ungarn kommen und sich in weite Schichten des Volkes vertheilen. Ungarn wird in diesem Jahre gut lieferungsfähig sein und an der Versorgung