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I. Beilage M Schönburger Tageblatt. 283. Sonntag, den L. Dezember 1915. Vas Völker- und Naffengemlfck auf dem Balkan. Der Laie kann sich schwer ein genaues Bild davon machen, welche« Völkergewimmel auf dem Balkan herrscht. Da ist e« jetzt ficher einmal an der Zeit, wo unser Hauptinteresse am Weltkrieg augenblicklich vornehmlich von den Ereignissen auf der Balkanhalbinsel gefesselt wird, eine kleine Parade über die Böller de« Balkan« abzuhalten. Allein in der europäischen Türkei, allerdings in der noch unbeschnittenen, aus der Zeit vor dem Balkankrieg zählte man an 20 verschiedene Nationalitäten. Deren sieben Hauptgruppen, die natürlich noch heute an dieser Stelle fitzen, waren die Türken, Griechen, Bulgaren, Serbe», Rumänen, Albaner und Zinzaren oder Kuzo-Walachen. Während die Bulgaren und Serben Slawen find, gehören die Griechen, Rumänen, Albaner und Zinzaren der grekolatinischen Raffe an. Auch die Türken hat die Wissenschaft noch streng gesondert in die eigentlichen Türken, die Turkmenen und schließlich die Tataren. Unsere löblichen Feinde, die Serben, setzen sich zusammen aus Serben, Bosniaken, Ozernagorzen oder Montenegriner, ferner USkokcn »nd einigen anderen kleinen Stämmen. Damit aber ist die Gesamtzahl der Nationalitäten, die den Balkan bevölkern, bei weitem noch nicht erreicht. Wohnen doch dort mehr oder minder erhebliche Bruchteile von Ruffen, Polen, Deutschen, Magyaren, Jude«, Arabern, Armenier«, Tscherkeffen und Zigeunern. Bemerkenswert ist, daß die Türke« nur selten in geschloffenen Mengen bei einander wohnen. Sie find meist unter die andere Bevölkerung zerstreut, ja, e» gibt sogar Gegenden, wo nur vereinzelte türkische Beamte ihren Sitz haben. Außerdem macht sich und zwar besonders nach dem Balkankrieg, ein Zug der Türken nach ihrer Hauptstadt und Kleinasien hin geltend. In Bulgarien leben nahezu dreioiertel Millionen Türken, eine Zahl, die allerdings ständig abnimmt. Die Griechen, die man lange Zeit hindurch für die verbreitetste Nation auf dem Balkan hielt, au» dem einfachen Grunde, weil man alle Bekenner der orthodoxen Religion für Griechen hielt, vertreten ebenfalls nur einen kleinen Bruchteil des Völkergemischs. Unvermischt wohnen ste in den südlichen Teilen Albanien» und Maze donien«, ferner an den Küsten de« Aegäischcn und des Schwarzen Meere«, bi« hinauf zur Donaumündung, dann auf den Inseln de» Aegäischen Meeres und an den Küsten von Kleinasien. Die Zahl der Grieche» insgesamt wird heutzutage auf ungefähr acht Millionen berechnet, wovon die Hälfte im Gebiete de« Königreich« lebt. Die Bulgaren haben es verstanden, sich ziemlich geschloffen zu halten. Sie leben in ihrem Königreiche, sowie auch in einem größeren Teil von Mazedonien. Kleinere bulgarische Bevölkerungsbestandteile griffen im Westen bi« nach Serbien und Albanien über, im Süden bis in die Türkei und nach Griechenland hinein. Ziemlich übel steht es mit den Serben. In ihrem Königreiche haben sich bulgarische Teile breit gemacht, ferner Albaner und im Nordosten zahlreiche Ru mäne». Die Hauptmaste de« Serbenstammes wohnt überhaupt außerhalb der Grenzen ihre« Staates. So in Bosnien, Mon tenegro und Ungarn. Die Albaner, bisweilen auch Skipetaren und Arnauten genannt, find zweifellos die unbändigste Völker schäft der Halbinsel. Den Türken ist es nie gelungen, sie zu werfen. Nach dem neuesten Stande der Forschung sicht man in ihnen direkte Nachkommen der alten Pelasger, deren Sprache sie auch im allgemeinen beibehalten haben. Ihre grrkolatini- sche Abstammung und Vergangenheit haben ihnen so manche Beziehung zu den Italienern »erschafft. So leben in Süd italien heutzutage noch, schlecht gerechnet, etwa 100,000 Alba« ner; kein Geringerer wie der berühmte italienische Staatsmann Crispi konnte sich einer albanischen Abstammung rühmen. Die Zahl der Albaner auf der Balkanhalbinsel wird auf nahezu zwei Millionen veranschlagt, von denen sich kleine Teile mit Serben, Bulgaren und Griechen vermischt habeu. Die Zin- zare», auch Kuzowalachen genannt, zählen etwa 300,000 Köpfe und bevölkern zumeist al» Hirten das Pindusgebirge. Ihren Namen haben sic daher erhallen, weil sie die Zahl fünf wie ,ztnz* aussprechen und nicht, wie sonst allgemein üblich, „tschintsch". In vollkommener Reinheit existiert dieser Stamm überhaupt nicht. Im Norden haben sie sich mit Albanern, im Süden mit Griechen vermischt. Einzig und allcin zu einer fast vollkommenen Abrundung sind die Rumänen gelangt, be sonders wa« den Süden betrifft. In Serbien und Bulgarien wohnen höchstens noch 200,000 dieses Stammes. Den besten Spiegel der Nationalitätsverhältniffe auf dem Balkan erhält man aber, wenn man sich die Bevölkerung« bestandtrile der türkischen Hauptstadt, nämlich Konstantinopel«, betrachtet. Da finden wir sie alle wieder: Türken, Griechen, Armenier, Juden, Bulgaren, Serben und zahllose Fremde. Die Armenier, die früher einen Hauptbestandteil der Stadt- bevölkerung bildeten, find allerdings vor zwanzig Jahren unge fähr stark in Konstantinopcl zusammengeschmolzen, als Abdul Hamid unter ihnen «in Blutbad veranstalten ließ. Mekr Wärme! C« ist bei den teuren Preisen gewiß etwas wert, wenn sich einer auf sparsames Heizen versteht. Wer mit seinem Ofen richtig umzugehen weiß, ihm gerade so viel gibt, wir er braucht, de« spendet er dankbar schnellere und reichlichere Wärme, als dm, Unachtsamen. Wäre e« nicht richtig, wenn wir auch auf die innere Wärme unsere» häuslichen Lebens und die Herzlichkeit unsere? Verkehrs mit unseren Volksgenossen etwas mehr Sorgfalt verwendeten? Es gibt bei uns Gottlob viele ausgezeichnete Hausfrauen, aus die wir stolz sind; aber gar manche ist darunter, die so korrekt und hausbacken wurde, daß sie vor lauter Wirtschaft lichkeit ihres Mannes guter Kamerad zu sein aufhörte. Sie k«n»t Küche und Herd genauer, als seinen so begreiflichen Wunsch, es möge getrost ein bischen unordentlicher, aber dafür ums» gemütlicher sein; ja sogar die unbeholfene Sehnsucht ihrer Kinder nach mütterlicher Wärme fängt schließlich an, ihr lästig zu werden. Und Männer, tüchtige Männer, stolzieren würdevoll und wichtig durchs Leben, kenntnisreich und geschickt, erfolgreich in Beruf und Geschäft. Daß aber inzwischen das Weib, da« sie sich einst zugesellt haben, und im Grunde ihres Herze»« noch heute lieben, unverstanden an ihrer Seite verwelkt, wir eine entwurzelte Blume, dafür Haden sie keinen Blick. D HA D Auch die Beamten in Staat und Gemeinde, die Pfarrer aller Konfessionen, die Lehrer aller Schulen, die Gelehrten und Künstler sind zuverlässige Leute und tun ihre Pflicht. Aber auch hier fehlt es nicht selten an dem, wa« ihrer Arbeit erst »erklärende Schönheit und dauernden Wert verleihen würde, nämlich eben an herzlicher Wärme im Umgang mit Menschen. Daß solche Wärme gar nichts kosten, ja Ersparnis bedeuten würde, ist noch das geringste, obwohl es immerhin schon viel ausmacht, wenn der Mann lieber zu Hause sitzt, als im Wirts haus, und die Frau nicht in Versuchung ist, durch kostspielige Kleidung ihr unbefriedigte« Dasein erträglich zu machen, und jedermann im Lande sich menschlich anerkannt und dann auch zufriedener fühlt. Viel wichtiger ist, daß GemütSwärme und edle Gesittung, Glücksgefühl und nationale Spannkraft unzertrennlich find. Große Leistungen sind auf die Dauer nur möglich, wenn die Temparatur unseres gemeinsamen Leben« hoch genug ist, un» nicht frieren zu lassen. Wie sich ein rechter Lehrer nach den häußlichen Verhältnissen seiner Schülers erkundigt, wenn dieser trotz ausreichender Anlagen nicht vorwärts kommt, so auch die schöpferische Kraft des ganzen Volkes hängt an der warmen Gesundheit und herzlichen Natürlichkeit unserer reinmenschlichen Beziehungen. Sogar die Kraft unsere» guten Schwertes. Denkt man sich Familienlirbe und Heimatschnsucht unserer kämpfenden Brüder hinweg, und ihre Tapferkeit schwindet, ihr Opfer wird sinnl»S. Darum mehr Wärme, ihr Männer und Frauen der Heimat! Nicht nur im Verkehr mit de« Angehörigen draußen im Feld, sondern auch um den häußlichen Herd herum, in unserer täg lichen Arbeit, im Umgänge mit de« Kleinen und Großen, den Dienstboten und Nachbarn, den Bekannten und Fremden! versuchen wir einmal, eine wärmere Atmosphäre um un» her zu schaffen, indem wir uns nicht nur mit dem Ellbogen, sondern mit einem guten warmen Wort unseren Weg durch den Alltag bahnen. Und wenn es einmal nicht so gehr« sollte, wie wir cS erwartet haben, so brauchen wir noch nicht die Tore der Herzlichkeit zu verschließen und unS in einem ärger lichen Pessimismus einzuspivnen. Wir ersparen unS dadurch innere Kräfte, wir verhindern schädliche Reibungen der Seele. Aber man bedenke, daß auch hier eine Vorbereitung nötig ist. Darum mehr Wärme, ihr Männer und Frauen der Heimat! Mag da« sittlich Gute noch so sehr Sache des Willen« sei», so bedarf« doch auch der Gewöhnung; vielerorts tut zu»or Vergebung not, ehe für den neuen wärmeren Zustand Platz ist; auch zu Vertrauen genügt nicht blos ein rascher Entschluß, sondern gehört eine gewisse Zeit der bewährenden Probe; und wer gar erst von einem bestimmten Tage an liebreich und warmherzig scin will, wirds dann nicht fertig bringen, weil er« vorher nicht geübt hat. Dies allgemeine warme Glück nun soll für immer da« wahre Klima Deutschlands wcrdcn. Der Fremdling, der zu unS kommt, soll über die wundervollen Blumen staunen, die im Lande der „Barbaren" an jedem Wege wachsen. Und Äer LrratL tür Kaktee. Da» ga»«G paleet Icostet a«r 50 kß» »«»er ^«»giedig» k«t liegt »ei»e viwg- Ireit. tteutratage muH Leite tisurtra« vare».