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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 18.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188407185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840718
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-18
-
Monat
1884-07
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 18.07.1884
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WW L 1 Lhemuitzer Auzeiger «nd Stadtdole. Nr. 1««. Freitag, is. IM 1S84. Seit« 3. Glieder. Der VerbandSvorsitzeude Haschke-Chemnitz erstattete den Ber bandsbericht. Er sprach die Ueberzeugung an-, daß erfteulicher Weise ' die Einrichtung von Fachschulen, insbesondere in Glauchau, bedeutende Fortschritte gemacht habe. Durch den Antrag resp. durch Annahme deS Antrages des Geh. RegierungSrath Ackermann-DreSdeu im Reichs tage sei dem Jnnuugswesen ein bedeutender Dienst erwiesen worden. Im Lause der Debatte beantragte Lenke«Chemnitz eine Resolution folgenden Wortlauts: „Die heute in Glauchau versammelten Vertreter der Schneiderkorporationen deS MuldeuthaleS erkennen in der vom Reichstagsabgeordneten Ackermann beantragten Abänderung des tz 100s deS neuen Reichsinnungsgesetzes den ersten Schritt zur Hebung und Kräftigung des Handwerkes und sagen deshalb dem Reichstagsabge- ordneten Geh. Hofrath Ackermann für sein mannhaftes Eintreten für die Interessen des gesammten Handwerkerstandes aufrichtigsten Dank, in der Hoffnung, daß genannter Herr auch ferner dem deutschen Handwerker sein warmes Herz bewahren möge." Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Als Ort der Abhaltung deS nächsten (7.) VerbandStageS wurde Burgstädt gewählt. — Man ist sehr gespannt auf die Eröffnung des Testa ments des so unerwartet dahingeschiedenen hochverdienten Abg. Oehmichen - Choren. Der Verstorbene hinterläßt weder Kinder, noch sonstige nahe Erben; seine Gattin war ihm wenige Monate im Tode vorangegangen. Aus früheren Mittheilungen weiß man, daß Herr Oehmichen einigen ihm nahestehenden politischen Freunden beträcht liche Legate ausgesetzt hat. Ebenso, daß er den Hauptstamm seines beträchtlichen Vermögens für milde Stiftungen und gemeinnützige Zwecke bestimmte. Große Summen sollen darnach ausgesetzt sein als Stipendien für talenlvolle arme Jünglinge, die ihnen den Besuch von Universitäten, Polytechniken und anderen Hochschulen und Bildungs anstalten aller Art ermöglichen sollen. Ursprünglich hatte Herr Oehmichen sein prächtiges Rittergut zu einem Asyle für ältere Jung- gesellen bestimmt; er hat aber diese Absicht auf die Vorstellung eines konservativen Abgeordneten aufgegeben. Zum Testamentsvollstrecker ist die Stadt Döbeln ernannt. Diese, wie die Umgegend Döbelns, sollen ebenfalls besonders mit Legaten für ihre gemeinnützigen An stalten und milden Stiftungen, Kirchen und Schulen bedacht sein. — Auf den 32 Werken des Zwickauer Kohlenreviers, tvelche 72 einzelne Schächte umfassen, waren im Jahre 1883 305 Beamte und 9187 Arbeiter beschäftigt. Der Bestand deS Vermögen- der Knappschaftskassen deS Reviers ult. 1883 beziffert sich auf rund 2,894,850 M. Die Kohlenbesörderung ergab 32,899,296 dl Kohle, welche einen Geldwerth von 16,734,434 M. repräsentirt. An Ma- fchinen waren 260 Dampfmaschinen mit 9563 Pferdekräften und 3 Lokomotiven in Verwendung. Die Abteufe der einzelnen Schächte steigt bis zu 750 m. — Drei Landwehrmänner, die kürzlich von Alteuburg nach Torgau befördert werden sollten, weigerten sich, im Gepäckwagen zu fahren. (Der ganze übrige Zug war besetzt). Was thaten sie? Sie telegraphirten nach EmS an den Kaiser, bezahlten die Rückantwort und fragten an, ob Landwehrleutcn solche Zumuthungen gemacht Iverden könnten? Die Antwort traf prompt ein und lautete dahin, daß die Reise unbedingt wie befohlen zu machen sei. Die drei Land- toehrmänner werden aber wegen ihrer Insubordination wohl noch ein kleines Nachspiel zu erleben haben. Vermischtes. — Auch Geh. Reg.-Rath vr. Koch ist dem Schicksal „ausge räuchert" zu werden, nicht entgangen. In Genf hat er, auf seiner Reise nach Bern, den dortigen sanitärischen Vorkehrungen den schuldigen Tribut entrichten müssen. Wie sämmtliche aus Frankreich kommenden Reisenden wurde auch er zur „Räucherung" befohlen. „Das ist ja Unsinn," wandte der Gelehrte ein, der sich weigerte, den Vorschriften Genüge zu leisten. „Unsinn oder nicht," herrschte ihn der Mann des Gesetzes an, „Sie werden geräuchert wie die Andern." Vergeblich berief sich Herr Koch auf seine Autorität, trotz Sträubens und Protest wurde er in den Kasten gesteckt und die Räucherung ging vor sich. „Daß gerade mir das passiren mußte", mag Herr Koch gedacht haben, der infolge der Manipulation den Abgang des Zuges versäumte hatte. — Eine komische Szene. Wie sich Damen oft in Ver legenheit zu helfen wissen, zeigt folgende, vom „Bolksfreund" berich tete originelle Episode, die sich am Sonnabend auf dem Potsdamer Bahnhofe in Berlin abspielte. Zwei Damen, wahrscheinlich Mutter und Tochter, führten eine große Düte mit sich, die vielleicht bei Manchem Neugier nach dem Inhalt weckte. Als die Damen eben im Begriff waren, das Koupee zweiter Klaffe zu besteigen, um sich nach ihrem nachbarlichen Heim führen zu lasten, löste sich die Düte, und alsbald sah man verschiedene muntere Krebse auf dem Perron spa zieren. Große Verlegenheit! Umsomehr, als schon das dritte Signal zum Abfahren ertönt. Da ergreifen die Damen herzhaft die Flüchtlinge, einen nach dem anderen — hinein mit ihnen in's Koupee — und dann selber noch schnell den Tritt empor! Jetzt geht's auch 'schon vorwärts. Aber was nun? Die Düte war gänzlich zerrissen, «nd vorhandene Tücher, die zur Hand, gewährten nicht genügenden Raum für die Thiere. Da fiel der einen Dame ihr Sonnenschirm ein; sie spannte denselben aus und brachte unter großer Heiterkeit der mit im Wagen Sitzenden die Ungelhüme in jener „Hängematte" unter, bis Beide den Freudenausruf thun konnten: „Gott sei Dank, daß Wir zu Hause sind." Freilich ergab sich hier, daß statt des Schockes nur 59 Krebse im Sonnenschirm saßen. Der sechzigste wurde später am Fuß einer Dame gefunden, die gleich nachher das selbe Koupee bestiege» hatte. — Unter der bezeichnenden Ueberschrift: „Der unschuldig Desinfizirte" erzählt der Pariser „Figaro" die folgende lustige Geschichte: TarasconI Fünf Minuten Aufenthalt! Man öffnet die Koupeethür und lächelt. Tarascon ist so recht der Ort für lustige Erinnerungen. Ich steige aus, lache nicht mehr. „Hier wird des- iufizirt!" Die Munizipalität hat alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, man hat Furcht vor der Cholera und desinfizirt heftig. Vergebens wende ich ein, daß ich von Avignon komme, und daß sich eher die Bewohner von Tarascon zu desinfiziren hätten, um mich zu em pfangen; man macht sich über meinen Protest lustig, und ich werde in einen eigenen Saal geführt, wo mich ein Beamter im vollen Be wußtsein seiner verantwortlichen Aufgabe eine halbe Stunde lang vom Kopfe bis zum Fuße mit Säuren überzieht und mich erst nach dieser gewissenhaften Taufe freiläßt. Ich verlasse den Bahnhof. Teufel! Ich fühle mich nicht ganz Wohl; wenn ich etwa die Cholera hätte! Ich sehe ein Kaffeehaus und trete ein. Ein Gläschen Chartreuse könnte nicht schaden. Ein Garyon stürzt mir entgegen: ich anerkenne diese eilige Aufmerksamkeit. Der Gar?on fragte: „Sie sind fremd in der Stadt?" — „Ja" — „Dann, mein Herr, müssen Sie des infizirt werden." „Das wurde ich soeben, und dann komme ich von Avignon, kann also nicht verdächtig sein." — „Man kann nie genug desinfizirt werden," entgegnete der Garyon mit wichtiger Miene; „übrigens ist es ein Befehl des MaireS." ES wäre unnütz gewesen, mich dieser Verpflichtung zu entziehen, der Gar^on ließ mich nicht mehr los. ES wäre Zeitverlust gewesen, ihm begreiflich zu machen, daß seine Vorsicht müßig sei; ich mußte eine zweite Taufe über mich ergehen lasten. Die Chartreuse gelüstete mich nicht mehr; ich verließ, ohne etwas zu nehmen, das Kaffeehaus. Ich nahm mir aber vor, den Maire aufzusuchen und ihm zu bemerken, daß er ganz überflüssige Vorsichtnahme getroffen, daß er damit eigentlich Mißgriffe gemacht habe. Er mußte ohne Zweifel nicht wissen, vaß seine Erläffe gar zu buchstäblich genommen wurden, und daß dabei der Reisende, der zu fällig in Tarascon abstieg, wahren Drangsalen auSgesetzt sei. Ein Herr, den ich um die Adresse des MaireS fragte, wich mir scheu aus und würdigte mich kaum einer Antwort. Man müßte sich eigentlich nicht erst früher deSinfizireu lasten, um eine Auskunft zu erlangen, dachte ich bei/mir. Ich gewahrte übrigens auf meinem Wege ein gewisses neugieriges Aufsehen, das meine Person erregte, und daß die Leute an den Thüren flüsternd die Köpfe zusammensteckten. Ganz TaraSce. schien von banger Besorgniß ergriffen zu sein. Endlich kam '4 vor die Thür der ersten Behörde der Stadt. Ich zog die Klinke. Eine Magd öffnete mir, stieß einen Schrei des Entsetzens aus, als sie mich erblickte, und ergriff die Flucht; ich war ganz ver dutzt über den Schrecken, den meine Gegenwart hervorrief, und fand dafür keinen Erklärungsgrund. Hierauf erschien ein Beamter, der mir geheimnißvoll mittheilte, daß ich, bevor mir der Einlaß in das Sanctuarium der höchsten Behörde gestattet wäre, einen Saal nebenan: den Desinfektionssaal, zu betreten hätte. Noch einmal; das hielt ich nicht mehr aus. Schnell setzte ich meinen Hut auf, warf die Thüre inS Schloß und schlug eiligst die Richtung gegen den Bahnhof ein, um ein Billet nach Marseille zu lösen, weil ich schließlich doch lieber dort als noch ein drittes Mal in Tarascon desinfizirt werden wollte. — Hausmittel, die Mäuse zu verjagen. Mäuse ver tilgt man am besten durch folgendes Mittel: Man nehme ein Pfund guten Schinken und schneide diesen in kleine Stücke, dann nimmt man ein Viertelpfund Butter und etwas Schmalz, thut das Ganze in die Pfanne und läßt es ordentlich über einein gelinden Feuer braten. Nachdem der Schinken einen angenehmen Geruch verbreitet hat, wer den alle Mäuse aus der Löchern Hervorkommen und Nachsehen, was es zu schnabuliren giebt. Man setze sich dann ruhig hin, verspeise den Schinken und trinke 10 Liter Bier dazu, so daß man einen Kater bekommt. Wenn die Mäuse dadurch nicht beseitigt werden, so muß man sich eine Katze anschaffen. — Kinder-Phantasie. Das fünfjährige Schwesterchen er zählt dem vierjährigen Brüderchen, daß eS einen wunderschönen Traum gehabt; es sei bei einem Konditor gewesen und habe dort ohne Kon trolle von allen möglichen Herrlichkeiten gegessen, als da sind: Schaum rollen, Torten, Baisers rc Fritz hört mit offenem Munde zu und fragt ängstlich besorgt: „Und was habe ich gegessen?" — „Du hast gar nichts gegessen, Du warst ja gar nicht mit!" Nach dieser Auf tlärung bricht der kleine Junge in heiße Thränen aus. stattgefunden hat. DaS laufende Jahr wird voraus Exportzahlen des Jahre- 1882 erreichen» so daß wir alle Ursache hatten, die Exportindustcie in jeder nur möglichen Weise zu fördern, statt sie durch projektirte Zollerhöhungen auf Rohmaterialien und Halb fabrikate fortwährend zu beunruhigen und das Ausland zu weiteren Erschwerungen unserer Ausfuhr zu provoziren. De» Musfrchrhan-el des Deutsche« Reiches im Mai 1884 Der Monat Mai des laufenden JahreS hat sich für den deutschen Ausfuhrhandel etwas günstiger gestaltet als der Monat April, wenn gleich die Ausfuhrmengen bekanntlich nicht ohne Weiteres einen Maß stab für die wirthschaftliche Bedeutung des Exports abgeben. Was zunächst dieTextil-Jndustrie angeht, so hat im Monat Mai demselben Zeitraum des Vorjahrs gegenüber eine Zunahme der Ausfuhr stattgefunden bei baumwollenen Zeugwaaren von 9444 Doppel- Zentner auf 12,117 D-Z., bei baumwollenen Strumpfwaaren von 4196 auf 4604 und bei baumwollenen Posamentierwaaren von 1715 auf 1735 D.-Z. Bei Seilerwaaren betrug die Ausfuhr 3059 D.-Z. gegen 3237 D.-Z. im Vorjahre, bei Leinenwaaren 2480 D.-Z. gegen 2623 D.-Z., bei Seidenwaaren 198 D.-Z. gegen 277 D-Z, bei Halbseidenwaaren 3890 D.-Z. gegen 3068 D.-Z., bei Kleidern und Wäsche 4079 D.-Z. gegen 3156 D.-Z., bei Wollenwaaren 14,625 D.-Z. gegen 13,376 D.-Z., bei wollenen Strumpfwaaren 1230 D.» Z gegen 1071 D.-Z. und bei wollenen Posamentirwaaren 1140 D.-Z. gegen 1045 D.-Z. Wir haben also namentlich bei bäum wollenen Zeugwaaren, bei Halbseidenwaaren, bei Koufektionsartikeln und bei Wollenwaaren einen Fortschritt der Ausfuhr zu konstatiren, jedoch werden trotzdem die Ausfuhrzahlen des Jahres 1882 kaum wieder erreicht. Wenn man zugleich berücksichtigt, daß in fast allen Zweigen der Textilindustrie zwar ein vermehrter Umsatz stattfindet, daß aber der Ge schäftsgewinn namentlich bei Exportartikel inimer geringer wird, so wird man nicht von einer dauernd gesunden Entwickelung der Ausfuhr sprechen können. — In der Eisenindustrie betrug die Roheisen - Einfuhr 209,264 D.-Z. gegen 245,204 D.-Z im Vorjahre, die Ausfuhr dagegen belief sich bei schmiedbarem Eisen auf 162,361 D.-Z. gegen 138,528 D.-Z., bei Eisenbahnschienen auf 152,74 l D.-Z. gegen 110,442 D.-Z., bei rohen Eisenplatten auf 46,522 D.-Z. gegen 47,067 D.-Z., bei Eisendraht auf 204,819 D.-Z. gegen 217,013 D.-Z., bei Eisenbahnachsrn aus 9612 D-Z. gegen 7941 D.-Z., bei schmiedeeisernen Röhren ?äuf 17,199 D.-Z gegen 15,556 D.-Z., bei Drahtstiften auf 32,231 D.-Z. gegen 20,920 D.-Z-, bei groben Eisenwaaren auf 59,382 D-Z. gegen 51,839 D.-Z., bei feinen Eisenwaaren auf 5802 D.-Z. gegen 5840 D.-Z., bei eisernen Brücken auf 2)25 D.-Z. gegen 9568 D. Z. und bei ganz groben Eisenguß, waaren auf 14,433 D.-Z. gegen 14,175 D.-Z. Während also seit langer Zeit zum ersten Male die Ausfuhr von Eisenbahnschienen ein Plus zeigt, bleibt der Eisendraht immer noch gegen früher zurück. Rapide hat die Ausfuhr eiserner Brücken abgenommen, dagegen ent wickelt sich der Export lebhaft in Röhren, Drathstiften, schmiedbarem Ei>en und groben Eisenwaaren Im Allgemeinen also ist in der Eisenindustrie der Monat Mai entschieden günstiger für den Export gewesen als der Monat April, auch haben ja die Preise wenigstens eine gewisse Festigkeit wiedergewonnen. Der Maschinen bau hat im Exportgeschäft nicht so günstige Resultate wie in der Eisenindustrie erzielt Allerdings betrug die Ausfuhr von Lokomotiven 12,963 D.-Z. gegen 11,815 D.-Z., dafür aber belief sich die Ausfuhr von Maschinen aller Art, auf nur 61,634 D.-Z. gegen 66,730 D.-Z. im Vorjahre und der Werth der expor- tirten Eisenbahnfahrzeuge betrug nur 249,060 Mik. gegen 951,000 Mrk. im Vorjahre. Die Ausfuhr von Bergwerksprodukten stellt sich günstiger als im vergangenen Monat, sie betrug bei Steinkohlen 6,851,368 D.-Z. gegen 6,420,176 D.-Z., bei Coaks 567,428 D-Z.gegen 497,739 D.-Z. Auch in der chemischen Industrie sind bei einer Reihe von Ar tikeln Zunahmen der Ausfuhr zu konstatiren, was aber bei den ge drückten Preisen der Fabrikate nicht überschätzt werden darf. Die Ausfuhr betrug bei roher Soda 3247 D.-Z. gegen 2170 D.-Z. im Vorjahr, bei kalzinirter Soda 9061 D-Z. gegen 2916 D.-Z., bei Aetznatron 1711 D.-Z. gegen 629 D -Z., bei Alizarin 3925 D.-Z. gegen 3254 D-Z.» bei Anilin 708 D.-Z. gegen 5 )8 D.-Z, bei Anilinfarben 4096 D.-Z. gegen 2962 D.-Z Abnahmen der Ausfuhr zeigten Pottasche mit 5631 D-8. gegen 7503 D.-Z Staßfurter Salze mit 50,729 D.-Z. gegen 65,259 D.-Z, während geringe Zu nahmen der Ausfuhr bei Ultramarin und Mineralwasser zu konstatiren sind. — Bezüglich der übrigen wichtigeren Industriezweige ist hervor zuheben, daß die Lederindustrie nur bei seinen Lederwaaren (3957 D.-Z gegen 3073 D.-Z.) eine Zunahme der Aussuhr aufweist; sehr günstig dagegen der Menge, nicht dem Werthe nach stellt sich die Ausfuhr von Fabrikaten der Papierindustrie, während die Ausfuhr vonFabrikaten derGlasindustrienur geringen Fortschritt gemacht hat. — Was Konsumartikel angeht, so betrug die Ausfuhr von Zucker 456,365 D.-Z. gegen 235,443 D.-Z, von Branntwein 58,473 D.-Z. gegen 24,327 D.-Z, von Bier 142,322 D.-Z. gegen 136,920 D-Z., während die Mehlausfuhr nur 116,432 D.-Z. gegen 160,202 D.-Z. anSmachte. Es geht aus unserem kurzen statistischen Ueberblick her vor. daß zwar der Monat Mai im Vergleich mit dem Monat April dieses Jahres für den Export nicht ungünstig war, daß aber gegen den Monat Mai des Vorjahres nur eine namentlich in Rücksicht auf die gesunkenen Werthe der Fabrikate geringe Steigerung des Exports Handel und Industrie. Bericht des Schlacht- und BiehhosS zu Chemnitz. «om 17. Juli. Auftrieb: 4S Rinder, 297 Landschweine, 1 Bakonier, SS Schafe, 311 Kälber, 1 Ziege Der heutige Schlachtviehmarkt ist wieder langsam und matt verlaufen. Der Kälberauftrieb war dem Bedarf gegenüber zu groß ausgefallen, weshalb in dieser Biehgattung ein besonder» flaue» Geschäft stattsand. Preise: Rinder II. Qual. b4-60 MI. aus 100 Pfd. Fleischgewicht. Landschweine: 190 Pfd. lebend Gewicht 48—48 Mt. b« 49 Pfd. Lara per Stück. Schafe: Engl. Lämmer 35—SS MI., Landschaft 32—S4Mk. für 199 Pfd. lebend Gewicht Kälber: 1«v Pfd. lebend Gewicht 32—34 MI. Iw Schlachtviehhandel ist die todte Geschäftszeit schon länger« Zeit eiu- getreten und wird bi- Ende August anhalten, bi» dahin wird immer von matt verlaufenen Schlachtviehmärkten zu berichten sein. — In Geithain hat am vergangenen Sonntag die Eröffnung der dortigen Gewerbe-AuSstellung. die sich in den Räumen de» HStel» „Stadt Altenburg" befindet, im Beisein de» Herrn Kreishauptmann Graf zu Münster au» Leipzig und AmtShauptmann vr. Forker-Schubauer au» Borna statt gefunden. Die Ausstellung sowohl im Ganzen als auch die einzelnen Gegen stände machen aber auch einen vortheilhaften Eindruck. Es würde natürlich zu weit führen, alle die einzelnen Sachen und deren Verfertiger, resp. Aus steller hier anzugeben, nur bei dreien sei es uns »erstattet, welche sich be sonders vortheilhaft Präsentiren: es sind dies die Sattler- und Tapezierarbeiten des Hrn. Sattlermeister Stein, die Kürschnerwaaren des Hrn. Kürschnermeister Klau» und eine reich und kunstvoll gestickte und gezeichnete Weibe Tischdecke von der Tochter des Hrn. Schuldirektors, des Fräulein Helene Olbricht. — Berlin-DreSdener Eisenbahn. Die Bahn hat im Monat Mai eine sehr befriedigende Einnahme gehabt. Die Einnahme belief sich auf 293,137 MI. und ergab gegen die provisorische Ziffer pro Januar vorigen Jahres ein Plus von 38,693 Mk., gegen die definitive ein solche- von 38,712 Mk. An der Mehreinnahme nimmt der Personenverkehr mit ca. 17,999 Mk., der Güterverkehr mit 18,900 Mk. Theil. In der Periode vom I. April bi» Ende Juni hat die Bahn 79,718 Mk. mehr eingenommen, als die provisorischen Einnahmen der gleiche» Zeit de» Borjahres ergeben. — Chemnitz-Komotauer Eisenbahn. Am 7. k. M. soll in einer nach Dresden einberufenen Generalversammlung di« Schlußabrechnung von den Liquidatoren vorgelegt und über die Bertheilung der Liquidationsmasft Beschluß gefaßt werden. Darüber, wie hoch sich d»S Liquidationsergebniß für die Aktionäre stellt, verlautet noch nichts — Sächsische Gußstahlsabrik Döhlen- Die Generalversammlung genehmigte nach kurzer Debatte die Aufnahme einer 4 7, "/eigen PrioritätSan- leile von 499,900 Mk. und Abstoßung der alten S'/.igen Anleihe. — Der Kohlentranspott auf den königl. sächs. StaatSeisenbahnen in der Woche vom 6. bis 12. Juli 1884 betrug: Ladungen L 5999 Sil, auS dem Zwickauer Reviere .... 6533 L» - Sächsische 1 auS i: öugau-Oelsnitzer Reviere Dresdner Reviere 2867 1907 Steinkohlen > zusammen 19412 Schlesische Steinkohlen 599 Böhmische Braunkohlen 5500 Altenburgische Braunkohlen 2358 Kohlen überhaupt 18889 Durchschnittlich pro Tag 2694 Gericht-Halle. —tr. Ferienstrafkammer II vom 1b. Juli- Der Droschkenkutscher Trau- gvtt Ferdinand Uhlig au» Chemnitz wurde von der Anklage auf Gnmd 8 178,3 deS ReichsstrasgesetzbucheS freigesprochen. Der Holzarbeiter Ernst Otto Weißbuch aus Waldkirch en war gleich falls eines Verbrechens nach 8 176,3 angeklagt und besten für schuldig er achtet, wurde er, jedoch unter Annahme mildernder Umstände, zu 8 Monaten Gefängniß veruttheilt. Die Händlerin Christiane Wilhelmine Winkler aus Sab lenz hat sich eines im Rückfalle verübten Diebstahls schuldig gemacht. Sie wurde unter Annahme mildernder Umstände zu 8 Monaten Gefängniß veruttheilt. Ferienstraskammer III vom IS. Juli. Die Stickmaschinenbesitzer Christian Ferdinand Roth und Carl Julius Friedrich aus Kappel waren auge- klagt, in verschiedenen Fällen die Gewerbeordnung insofern übertreten zu haben, als sie in ibren Stickereien Kinder unter 12 Jahren als Fädler und Fädlerinnen beschäftigt haben. Sie wurden der ihnen beigemessenen lieber- tretungen für schuldig erachtet und veruttheilt: Roth zu 89 Mark, Friedrich hingegen zu 59 Mark Geldstrafe. Der Handarbeiter Friedrich Robert Schönherr aus Gablenz wurde wegen eine» Verbrechens nach 8 176,3 des Reichsstrasgefehbuchs zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängniß veruttheilt. Ferienstraskammer I vom >6. Juli. Der Handarbeiter Christian Gott lob Hofmann auS Stollberg (ein schon vielfach vorbestrafter Mensch) hat sich einer Beleidigung des Amtsgericht» zu Stollberg und einer Beleidigung gegenüber dem daselbst stationirten Gendarm Schindler schuldig gemacht und deshalb wurde er unter Hinzurechnung einer ihm vom Schöffengericht zu Stollberg in der Sitzung vom 29. Mai d. I. zuerkannten sechSmonatlicheu Gefängnißstrafe zu 8 Monaten Gefängniß veruttheilt. Der Handarbeiter Albin Hermann Heckel aus Steinbach (1852 geb. und noch unbestraft) war angeklagt, am 24. Mai d. I. Nachmittag» auS Fahrlässigkeit aus dem Staatsforstreviere einen Waldbrand und hierdurch dem Fiskus einen Schaden in Höhe von 49 Mk. verursacht zu haben. Heckel hat am genannten Tage in dem Walde gearbeitet und daselbst ein Wachtfeuer unterhalten; auch hat er sich im Walde zu verschiedenen Malen mittelst Streichhölzchens die Pfeife angezündet Mag er nun das Wachtfeuer nicht genügend überwacht oder ein brennende» Streichhölzchen weggeworfen haben, kurz, der Wald gerieth an derjenigen Stelle, wo Heckel gearbeitet hat, in Brand, wodurch ein 18jähriger Fichtenbestand von ca. 3 Ar vernichtet wurde. Heckel suchte zwar den Verdacht der fahrlässigen Brandstiftung von sich abzu wälzen, doch wurde er derselben für schuldig erachtet und deshalb zu zwei Wochen Gefängniß veruttheilt. Verantwortlicher Redakteur: vr. xdil. O. Müller in Chemnitz. Aamiliennachrichten. Verlobt: Frln Lina Breitseld mit Herrn Franz Römer, Altmittweida. Gestorben: Ein Knabe Herrn Oswald Espig. Ein Knabe der Familie Fröbel Frau Jda Charlotte verw. Heinig. Herr August Wilhelm Müller. Ein Mädchen: Herr» Magnus Ulbricht. Vereins-Anzeiger. Allgemeiner Turnverein Kappel. DvnnerStag, den 17. Juli: im Gasthoi Kappel. Erzgeb Gartenbauverein. Donnerstag, den 17.Juli imBereinShause: Monatsversammlung. Militär verein Atberlbund. Donnerstag, den 17. Juli mit Frauen bei Kamerad Grundmann, Lindenstraße 7. Vergnügungs-Anzeiger. Baumann's Thiergarten, Reichenhainerstr. Große zoologisch-natur- historische Ausstellung. Ditterüdorser Höhe. Schattige Anlagen, prächtige Fernsicht. GuteKüche^ ff Biere. Gasth, uS Auerbachs Hof. ff. Küche, hochfeines goldhelles Münchner -chankbier u. s- w. Hilbert'» Restaurant, Zöllnerstr. 3. Jeden Freitag saure Flecke, ff Bairisch aus der A. Weller'schen Brauerei in Erlangen, ff. Lagerbier, hochfeine Leipziger Gose, echt Berliner Weißbier nnd einfaches Bier- Johannisgarten, Königstr. 33. Größtes und schönstes Gartenrestaurant in Mitte der Stadt. Küche und Keller exquisit. Täglich bei günstiger Witterung Unterhaltungs-Konzert- Mellini-Theater, Neustädter Markt. Täglich große brillante Vorstellung. Restaurant Sachse's Ruhe. Heute Donnerstag großes Konzert, großartige Illumination. Restaurant zum Reichskanzler, Eltsenstr. 8. Freitag erstes große» Schlacktsest, halb 9 Uhr Wellfleisch. Abends Bratwurst mit Salat, Schweinsknochen mit Klößen. Sonntags Restaurant, Zschopauerstr. 83. Heute Donnerstag Schlachtfest. Taubenschlag, Hospitalgasse 3. Freitag Vormittag 19 Uhr Wellfleisch» Vorzüglichen Mittagstisch. Wettiner Hof, AugustuSburgerstr. 13. Borzügl. MittagSttsch, ff. Speise» und Getränke. . . . Zoologischer Garten — Scheibe. Täglich von 4 Uhr ab Reitamüsement. dazu Konzert. -Hi .> 6 > 7-S 4
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