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556 PAPIER-ZEITUNG Nr. 25/1918 Kalenderschau Die Firma A. Trüb & Cie.,- Graphische Werkstätten in Aarau, Schweiz, hat für ihren Monatsabreißkalender eine Rückwand herge stellt, die eine prächtige, in starken Farben gehaltene Gebirgslandschaft darstellt. Es ist bei diesem Bild bemerkenswert, daß es unter Fort- lassung zu kleiner Einzelheiten in Farbengebung und Umriß kräftig und flächig behandelt wurde. Auf diese Weise wurde erreicht, daß der Beschauer erst in der durchschnittlichen Zimmerentfernung von 2%—-3 m den besten Eindruck von dem Bilde hat, das sich von einem dunklen Papierrande kräftig abhebt. Die Decke des unter dem Bilde angebrachten Kalenderblockes ist in lebhaften Farben mit einem Flachoma ment bedruckt. Papier-Spinnerei Papierbandkordeln Die Firma Victor Brandt in Penzig, O.-L., erhielt das DRP 303561 vom 16. Juni 1916 ab in Kl. 25 c auf eine Vorrichtung zur Herstellung von Papierbandkordcln. Von den beiden übereinander angeordneten Papierbandtellern, von denen der untere den inneren gedrehten Papier faden und der obere die äußere Papierumspinnung herstellt, ist nur der obere drehbar, der untere aber fest angeordnet. Zwischen beiden ist ein Hohlzapfen angebracht, der in Verbindung mit der Antriebs spindel für den oberen Teller und der unteren Spinnvorrichtung steht, so daß er auf letztere die Drehung des oberen Tellers überträgt. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Knoten im Papiergarn J. J. Schwartz Söhne & Co. in Gr. Ammensleben- Bleiche erhielten das DRP 303462 vom 21. Juni 1917 in Kl. 86 g auf eine Vorrichtung zum Zusammendrücken ven Knoten in Papiergarn. Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einer Zange, bei der die Enden der Backen mit derart klammerartigen Vorsprüngen übereinandergreifen, daß sie beim Schließen der Zange eine kreisförmige Oeffnung zwischen sich bilden. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Die Zukunft der deutschen Papiergarnindustrie Hierüber veröffentlicht Dr. Albert L. Pariser in Nr. 10 der ,,Textil-Woche” einen ausführlichen und gründlichen Aufsatz, dem wir auszugsweise folgendes entnehmen: Wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Auslande, insbesondere vom feindlichen, ist das Ziel der deutschen Politik für die Uebergangs- und Friedenswirtschaft. Die Textilindustrie hat i. J. 1913 bei einer Erzeugung im Werte von 5 Milliarden Mark für 2 Milliarden Mark Rohstoffe und Halbfabrikate aus dem Auslande, u. z. fast ausschließ lich aus dem gegenwärtig feindlichen, bezogen. Verf. prüft die Frage, inwieweit die deutsche Papiergarnindustrie bei Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit den feindlichen Staaten die bisher aus dem Ausland bezogenen Rohstoffe durch ihre Erzeugnisse ward ersetzen können, aus drei Gesichtspunkten. I. Die Erzeugnisse der Papiergamindustrie müssen den Wettbewerb mit den Erzeugnissen der Textilfaserindustrien sowohl an Güte als auch an Preis bestehen. Im Kriege hat sich das Papiergarn für folgende Erzeugnisse als besonders brauchbar erwiesen: Bindfaden, Seile, Füll- und Isolier- mittel zur Kabelherstellung, Webgarn zur Herstellung schwerer Gewebe (Säcke aller Art, Zeitpläne usw.). Ob und inwieweit Papier garn nach dem Kriege zur Herstellung von Bekleidungsstücken ver wendet werden wird, läßt sich gegenwärtig trotz der hier erzielten großen Fortschritte, nicht mit Bestimmtheit feststellen. Die Preise für Papiergarnerzeugnisse werden nach dem Kriege aus folgenden Gründen allmählich fallen: 1. Da gegenwärtig der größte Teil der deutschen Papiergarn-Erzeugung für Heereszwecke Verwendung findet, werden beim Aufhören des Heeresbedarfs Papier garne in bedeutend größerem Umfange als gegenwärtig aut dem Markte angeboten werden. 2. Der Abbau der Kriegswirtschaft wird allmählich die Herstellungskosten des Zellstoffs, des Spinnpapiers und der Papier garne vermindern. 3. Die Herstellung der Papiergarne wird sich ver vollkommnen, Abfall mehr als bisher vermieden werden. Dagegen werden wahrscheinlich die Weltmarktpreise der aus ländischen Textilrohstoffe steigen oder auf ihrer j etzigen Höhe bleiben. Gründe: 1. Die Preise für Baumwolle steigen seit 1911, die für Roh jute seit 1910 und die für Hanf seit 1905. 2. Die Ernte an Textil rohstoffen hat durch die Kriegsverhältnisse gelitten. 3. Die Nachfrage wird nach dem Kriege in den Staaten, die durch den Krieg vom Bezüge abgeschlossen waren, sehr erheblich sein, und ihr wird kein genügendes Angebot gegenüberstehen, denn die Frachtraumnot wird die Vei schiffung größerer Mengen von Textil roh stoffen für längere Zeit in Frage stellen. Fernerhaben sich Amerika, Indien und Japan, die vor dem Kriege Textilrohstoffe ausführten, eigene Textilindustrie ge schaffen. 4. Die feindlichen Staaten werden alles versuchen, um Deutschland den Bezug der Textilrohstoffe zu erschweren. Auf Grund der vorstehenden Ausführungen wird angenommen werden können, daß die Erzeugnisse der Papiergarnindustrie auch nach Wiedereintritt normaler wirtschaftlicher Verhältnisse für ge ¬ wisse Verwendungszwecke sowohl bezüglich der Qualität als auch bezüglich des Preises mit den Textilrohstoffen erfolgreich konkurrieren werden können. II. Die zur Herstellung des Papiergarnes erforderlichen Roh- und Halbstoffe (Holz, Zellstoff und Spinnpapier) müssen im Wirtschaftsgebiete des Deutschen Reich esaund der mit dem Deutschen Reiche verbündeten Staaten gewonnen werden können. Falls die Erzeugnisse der Papiergarnindustrie nach dem Kriege in größerem Umfange als Ersatz für Textilrohstoffe herangezogen werden sollen, wird gesteigerte Einfuhr von Holz erforderlich sein. Während vor dem Kriege das Haupteinfuhrland für Holz Rußland war, wird man fortan den Hauptwert auf Förderung der Holzeinfuhr aus Oesterreich-Ungarn, insbesondere aus den Provinzen Bosnien und Herzegowina legen müssen, wo große Holzbestände bei weitem nicht ausgenutzt worden sind. Die deutsche Zellstoffindustrie wird voraussichtlich die erforderlichen Mengen Zellstoff herstellen können, falls es mit Unterstützung der Regierung gelingen wird, die Natron zellstoff-Erzeugung zu steigern. Die deutsche Spinnpapierindustrie wird nicht nur den heimischen Bedarf an Spinnpapier decken, sondern auch ausführen können, in erster Linie nach Oesterreich-Ungarn. III. Die Regierung muß der Spinnpapier-Industrie den Absatz sichern und sie sowie ihre Rohstoffindustrie fördern. Das kann durch folgende Maßnahmen geschehen: 1. Einführung von Schutzzöllen. 2. Verwaltungsanordnungen, die den Behörden vorschreiben, beim Bezüge bestimmter Erzeugnisse der Textilindustrie in gewissem Umfange Erzeugnisse aus Papiergarn oder Erzeugnisse, die bis zu einem gewissen Prozentsatz aus Papiergarn hergestellt sind, zu verwenden. 3. Verbot der Verarbeitung von Textilrohstoffen zu Gegenständen, die vollwertig durch Papiergarn ersetzt werden können, 4. Förderung der Ausfuhr von Gegenständen, ganz oder teil weise aus Papiergarn hergestellt, 5. Aufhebung der Herstellungs- und Verkaufsbeschränkungen für Zellstoff, Spinnpapier, Papiergarn und -gewebe, 6. Förderung der Natronzellstoffabriken in Deutschland und Erleichterung der Errichtung neuer Fabriken, 7. Erschwerung oder Verhinderung einer Einfuhr schwedischen Zellstoffs, soweit dieser nicht zur Deckung des Bedarfes unentbehrlich ist. 8. Erleichterung: der Einfuhr von Holz und Zellstoff aus Oesterreich-Ungarn, 9. Er leichterung der Ausfuhr von Spinnpapier nach Oesterreich-Ungarn. Zusammenfassung : Die deutsche Papiergarnindustrie wird keine? Kriegshilfsindustrie bleiben, sondern wird im Frieden zu unserer wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Auslande beitragen. Papiergarn-Erzeugung in Frankreich. In Frankreich werden" die Textilrohstoffe mit jedem Tage knapper. Die französische Industrie ist daher bemüht, dieser Knappheit durch die Herstellung vorn Papiergarnen zu begegnen. Die früher in Rethel ansässig gewesene Textilosegesellschaft hat mit führenden Industriellen Verhandlungen angeknüpft, die die Erbauung einer großen Fabrik für Papiergarne in der Nähe von Bordeaux bezwecken. Obwohl die Franzosen auf diesem Gebiet in letzter Zeit einige Erfindungen gemacht haben sollen, sind sie doch bestrebt, sich die Erfahrungen der deutschen Industrie zunutze zu machen, und sie suchen daher auf dem Wege über das neutrale Ausland möglichst eingehende Auskünfte über die deutscher» Herstellungsverfahren einzuziehen. Die deutschen Fabrikanten und Händler seien daher zur Vorsicht gemahnt. § • . Freigabeschein für Spinnrollen- ''.Schneidemaschinen Im September 1917 ersuchteich die Rohstoffabteilung des Kriegs ministeriums um einen Freigabeschein für eine Papierrollenschneide maschine zum Schneiden von Spinnpapierröllchen von 2 bis. 5 mm Breite mit folgender Begründung: „Da heute fast nur Spinnpapier röllchen unter 6 mm Breite für feinere Garnnummern gefragt werden, meine Maschinen aber nur bis zu 6 mm herunter und höchstens 30 grammiges Papier schneiden können, bitte ich um einen Freigabe schein für eine Maschine für schmalere Rollen und leichtere Papiere. Durch meine 30 jährige Praxis dürfte ich die Gewähr bieten, daß ich mit dem denkbar geringsten Abfall arbeiten Werde”. Trotzdem erhielt ich den Bescheid, daß nur für zusammengelegte Spinnereien Maschinen freigegeben werden könnten. Ende 1916 und anfangs 1917 erhielt man noch Arbeit im Lohnschneiden, was jetzt fast ganz wegfällt, weil eben heute nur ganz schmale Röllchen ge braucht werden, welche ich nicht herstellen kann. Durch solche Maßnahmen ist mir, nachdem mein Hauptgeschäft, Papierrollen für die Seidenbandindustrie ganz darniederliegt, der Lebensfaden vollständig abgeschnitten. Welche Wege sind hier wohl einzuschlagen ? Bandrollenfabrik^ Wir legten diese Frage einer Maschinenfabrik vor, welche selbst Rollenschneidemaschinen baut und erhielten nachstehende Antwort: Die Rohstoff-Abteilung des Kriegsministeriums stellt Freigabescheine für Papierrollenschneidemaschinen nur für Höchstleistungsbetriebe aus. Eine Beschwerde wird wohl aussichtslos sein, wenn der Anf ragende nicht beweisen kann, daß er auf der Maschine Aufträge auszuführen hat, deren Erledigung im Heeresinteresse oder im Interesse der Kriegs- Wirtschaft liegt.