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510 PAPIER-ZEITUNG Nr. 23/1918 10. der um Juli 1917 Ziffer 2 dürfen die Höchstpreise für Spinnpapier bei Veräußerung durch einen Nichthersteller, z. B. einen Händler, nicht mehr als 2 v. H. überschritten werden. Papiergarn-Markt. Aus M.-Gladbach wird unterm 15. März be richtet: Papiergarne für Heereszwecke blieben stark begehrt, während für den Privatbedarf die matte Haltung andauerte. (Frkf. Ztg.) Wie das Kriegsamt mitteilt, ist die Ausstellung geeignet, Vor urteile gegen die Verwendung der Ersatzstoffe zu zerstreuen. Es sei zu erwarten, daß Arbeitgeber und deren Beauftragte, denen die Be schaffung von Arbeitskleidung (vornehmlich auch Schutzkleidung) obliegt, durch den Besuch der Veranstaltung zu dieser Einsicht ge langen werden. Das sei von um so größerer Bedeutung, als vor kurzem die Bezugsscheinpflicht für Kleidungaus Papiergeweben aufgehoben worden ist. Die Ausstellungbleibt in Berlin bis zu einem noch nicht be stimmten Tag im April geöffnet und soll dann zunächst nach Düssel dorf (Mai-—Juli) und zur Herbstmesse nach Leipzig überführt werden. Mannigfache Papiergarnerzeugnisse sind von der Firma Claviez A.-G., Adorf i. V. ausgestellt. In dem prächtig ausgestatteten Pavillon dieser Firma sehen wir Wohnräume, in denen alles, von den Fenster vorhängen, der Wandbekleidung bis zu den künstlerisch bestickten Möbelbezügen und Tischdecken, durchweg aus Papiergarngeweben hergestellt ist. Ferner sehen wir in vollkommener Klöppelarbeit ausgeführte Spitzen, Deckchen, Kissen u. dergl. Mäntel aus Kunst seide, gemischt mit Papiergarngewebe, finden die besondere An erkennung der Damenwelt. Wäsche für Paniergewebe. Wir erfuhren hierüber von der Firma Henkel & Cie. in Düsseldorf, welche mit ihren Waschmitteln eine kleine Wäscherei im Stande der Jagenberg-Werke Akt.-Ges., Düssel dorf, betreibt, folgendes: Nur Papiergewebe aus richtig (d. h. mit sogenanntem „optimalem Drall”) gesponnenem Papiergarn verträgt die Wäsche, und auch zur Reinigung solcher Gewebe ist weder die gewöhnliche Haus- noch die Dampfwaschmaschine geeignet. Mit der Handwäscherei dagegen kann das auf der Jagenberg-Patent-Ring- spinn-Maschine mit optimalem Drall gesponnene Papiergarn ohne Bedenken gewaschen und sogar gekocht werden. Man wäscht so, • daß die Wäschestücke, wie üblich, in möglichst weichem oder mit Soda weich gemachtem Wasser mehrereS tunden vorgeweicht, dann kalt in den den Waschkessel gebracht und etwa 10 Minuten mit einem brauch baren Kriegswaschmittel gekocht werden. (Ist ein fetthaltiges Wasch mittel zur Stelle, so empfiehlt es sich, mit dessen Lauge den gröbsten Schmutz abzubürsten.) Die Wäsche wird hierauf dem Kessel ent nommen, verbliebene Sch mutzstellen werden nachgebürstet und dann folgt das Ausspülen in warmem und kaltem Wasser. Auswringen oder Drehen mit der Hand ist unzulässig, die Wringmaschine kann hingegen benutzt werden. Ist solche nicht vorhanden, so darf man die Wäsche nurausdrücken. Trocknen undPlätten geschieht wie immer, 30—40 Waschungen des Papiergewebes seien so möglich. Bunt wäsche, wie Arbeiteranzüge usw. müssen, wie immer, mit der nötigen Vorsicht, d. h. kalt oder mäßig warm, behandelt werden. Beschädi gungen der Papierwäsche müssen — wie bei Leinenwäsche — nach jedem Reinigen durch Stopfen und Flicken beseitigt werden. Typhafaser Zu Nr. 19 S. 414 Ich verarbeitete Kolbenrohr (Typha latifolia od. angustiflora) schon vor Jahren mit gutem Erfolge. Mit Sulfitlösung gekocht, die nur wenig freie Säure enthält, bekommt man, wenn beim Abkochen auf einige kennzeichnende Eigentümlichkeiten geachtet wird, eine ziemlich schwer bleichbare, sehr feste, lange Faser, die als Juteersatz ohne weiteres Verwendung finden kann. Nach einem anderen Ver fahren erhält man eine gute bleichbare Faser, die meiner Ueber- zeugung nach als Ersatz für Hadernhalbstoff, vielleicht auch als Leinenersatz, Verwendung finden wird. Typha wächst in sozusagen unbegrenzten Mengen im Donaudelta, besonders zwischen dem Sulina- und dem St. Georgkanal, dann im Kiliaarm etwas nördlich von Satu-nou. VonjHand geerntet, können 100 kg Typha mit rund 40 v. H. Faserausbeute auf etwa 10 Lei kommen, wenn die Ernte in der beschäftigungslosen Zeit durch die Fischer besorgt wird. Typha wächst jährlich nach. In Südrußland sind mir weitere, reich bestandene Flächen bekannt. Dr. A. Klein Fracht für Packstricke Gerichtl. Gutachten der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin Im Handelsverkehr mit Packstricken besteht die Gepflogenheit, Sendungen über 50 kg frachtfrei jeder deutschen Station zu liefern. Es herrscht in diesem Geschäftszweig keine allgemeine Uebung, daß sich der Verkäufer, der frachtfrei nach einem bestimmten Ort zu liefern versprochen hat, eine Kürzung am Preis gefallen lassen muß;., wenn er die Ware auf Weisung des Käufers nach einem anderen, dem Versandort näher gelegenen Ort liefert. g 131 Bl. 60 — 12. Januar 1918 Abfall bei der Papiergarnherstellung Seitens der Kriegsrohstoff-Abteilung, Sektion „Paga", ist unterm 5. März an alle Papiergarnspinnereien ein Rundschreiben ergangen, in dem regelmäßige Berichte über die Höhe des beim Schneiden und Spinnen des Papiers entstehenden Abfalles eingefordert wurden. Es ist unter den heutigen Verhältnissen gewiß anzuerkennen, daß amtlicherseits darauf hingewirkt wird, den Abfall möglichst gering, zu halten, wenngleich dies schon im eigensten Interesse jeder betei- ligten Firma liegt. In dem Rundschreiben wird jedoch gefordert, daß der Höchstsatz beim Schneiden 3 v. H. und beim Spinnen 5 v. H. betragen soll. Nun wird das Rohpapier in Rotationsrollen von den Papierfabriken brutto für netto geliefert, also werden das um jede Rolle befindliche Packpapier sowie die in der Rolle befindliche Papp hülse und die Holzstöpsel als Papier mit berechnet. Da hiervon aber weder Spinnröllchen geschnitten noch Papiergarn gesponnen werden, kann, so muß das Gewicht dieser Verpackung als Abfall gerechnet werden. Nach sorgfältigen Feststellungen macht dies im Durch schnitt 3 v. II. aus, also den Satz, der als Höchstgrenze seitens der Kriegsrohstoff-Abteilung angesehen wurde. Demnach sind die 3 v. H, Schneideverlust schon erreicht, ehe mit der Arbeit begonnen ist. Nach meinen Erfahrungen ist ein reiner Schneidverlust von 5—7 v. H. (außer der Verpackung) angemessen und wird von vielen Firmen noch überschritten. Hierbei spricht die Papierbeschaffenheit mit, und eine Norm läßt sich nach meinem Dafürhalten nicht aufstellen. Das System der Schneidemaschine spielt hier weniger die Rolle, denn gutes Papier läßt sich auf jeder Maschine gut verarbeiten, und schlechtes läuft weder auf dieser noch auf jener. Ueber den Spinnverlust möchte ich mich als Rollenschneider nicht äußern, obgleich die Ansichten der rheinischen Spinnereien» da rin übereinstimmen, daß mit5 v.H. nicht entfernt auszukommen ist, sondern im Durchschnitt mit 15—20 v. FI. gerechnet werden muß. Es wäre wünsch cnswert, wenn über diese Frage eingehende Aussprache erfolgte, damit die Schwierigkeiten, die in der Papiergarnherstellung; heute schon vorhanden sind, nicht noch größer werden. Rollenschneider Kutschgeschirr aus Papiergewebe. Für die Textilosewerke und Kunstweberei Claviez in Adorf wurden bei zwei Sattler meistern in Oelsnitz i. V. ein vollständiges Kutschgeschirr und ein Kabriolettgeschirr hergestellt. Diese Geschirre sind für Ausstellungs- zwecke bestimmtund jetzt in der Plauener Kgl. Kunstschule zu sehen, sollen aber später in Gebrauch kommen. Kummet, Stränge, Zügel — kurz alles mit Ausnahme der zu den Geschirren benötigten Me tallteile — bestehen aus Papiergewebe. (Ltipz. N. N.). Et;. Papier-Spinnerei Deutsche Faserstoff-Ausstellung Berlin, Ausstellungshallen am Zoo, März und April 1918 Verheftstoffe. So nennt man zwei oder mehrere Gewebe mit Zellstoffwatte-Zwischenlage, die durch unlösbare Verheftung miteinander verbunden sind. Vielfache Versuche, das Papier als schmiegsames Kleidungsstück, Decke oder Vorhang zu benutzen, hatten bisher nicht den erstrebten Erfolg. Durch das Verfahren der punktweisen oder sternförmig angeordneten Verheftung ist es jedoch gelungen, zum Ziele zu kommen: Man kann sich d er Zellstof fwatte zur Anfertigung bequemer Kleidungsstücke bedienen. Die Möglichkeiten der Verwendung von Verheftstoffen sind äußerst mannigfaltig. In der Ausstellung sieht man Damenmäntel, Morgenkleider, Herren anzüge in vorzüglicher Herstellung. Die Ballonhüllen-Gesellschaft in Berlin-Tempelhof, die alle diese Sachen herstellt, führt außerdem Decken, die mit Zellstoffwatte gefüllt sind, sowie einen Luftschiffer und Fliegeranzug von sehr geringem Gewicht und einen Anzug für Seeleute vor. Diese Anzüge bestehen aus Verheftstoffen, die lüft-, wasser- und ölfest gemacht worden sind. Spinnpapier-Höchstpreise Im Januar bis 3. Februar 1917 tätigte ich zwei Abschlüsse auf: einige Ladungen Spinnpapier. Gekauft und weiterverkauft wurden die Ladungen also vor Eintreten der Höchstpreise. Ist es gesetzlich zulässig, das Papier, wie es seinerzeit abgeschlossen wurde, weiter zu berechnen, da die Ladungen erst jetzt ausgeliefert werden und in zwischen doch Höchstpreise vorgeschrieben sind? Wieviel Prozent darf man nach den zurzeit festgesetzten Höchstpreisen verdienen, um mit dem Gesetz im Einklang zu stehen? Pnckpapier-Großhändler An maßgebender Stelle erhielten wir folgende Auskunft: Durch die Nachtragsbekanntmachung Nr. Paga 1500/11. 17. KRA. zu Nr. Paga 1/10. 17. KRA. vom 23. Oktober 1917 ist die im letzten Absatz des § 3 der letztgenannten Bekanntmachung ausgesprochene Ein schränkung, daß die Lieferung von Spinnpapier innerhalb eines Monats nach Inkrafttreten von Höchstpreisen auch zu höheren Preisen erfolgen darf, aufgehoben worden. Die Auslieferung kann daher nur unter Berechnung der gegenwärtig gültigen Höchstpreise erfolgen. Laut § 2 der Bekanntmachung Nr. W. III. 700/5. 17. KRA. vom