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464 PAPIER-ZEITUNG Nr. 21/1918 Papier-Spinnerei Die Eindrehung von Papiergarnen und ihr Einfluß auf die Reißlänge*) Von Dipl.-Ing. Dietz in Kassel-D. Bei der Drahtgebung von Garnen tritt eine Verkürzung ein, indem sich der Faden eindreht. Als „Eindrehung” sei die Verkürzung des Fadens infolge der Drahtgebung in Hundertteilen von der Länge des fertigen Fadens bezeichnet. Die Größe der Eindrehung, die nicht nur bei den verschiedenen Spinnverfahren verschieden ausfällt, sondern auch bei demselben Spinnstuhl, demselben Papier und sonst ziemlich gleichen Verhältnissen erheblich schwankt, hat nicht nur für die Berechnung der Garnnummer Bedeutung, sondern beeinflußt auch die Festigkeitseigenschaften der Garne. Glatte, runde Papiergarne zeigen sowohl im trockenen wie im nassen Zustande diebeste Reißlänge und haben bei gleichem Drehungs grad die kleinste Eindrehung, während rauhere Fäden geringere Reiß längen bei größerer Eindrehung haben. Die Größe der Eindrehung ist naturgemäß abhängig von der Größe der Drehung oder richtiger von dem Drehungsgrade c. Ein schwach gedrehter Faden hat geringere Eindrehung als ein stärker gedrehter, gleiche Rundung und Glätte Die Feststellung der Ein drehung durch Aufdrehen Das Verhältnis zwi schen Drehungsgrad und Eindrehung wurde durch Aufdrehen einer größeren Anzahl von Garnen (vorwiegend Garne Nr. 2,2 bis 3,3, je doch auch einzelne Garne Nr.“ 1,1 und Nr. 5) er mittelt und auf einer Zeichnung (siehe Zeich nung 1) als Abszissen die Drehungsgrade und als Ordinaten die Ein drehungen in Hundert teilen vom gedrehten Faden aufgetragen. Die Werte von runden, glat ten Papiergarnen bilden eine Kurve, und diese ergibt die in nachstehen der Tabelle 1 in Spalte 2 befindlichen Werte für die Eindrehung e, ent sprechend dem in Spalte 1 angegebenen Drehungs grad c. Die Punkte der rauhen Garne liegen in einiger Entfernung von der • Kurve, und je rauher die Garne waren, desto größer ist ihr Ab stand von der Kurve. Tabelle 1 vorausgesetzt. Zeichnung 1 30 -.» fflatte Game 8 - X seAr rauhe Game 2 Sez 9 — /Curoe aiarScn- c^rehun^pn glatter Q^trne — Kurve o(er/\/ormal- ecndreh unjeru '• etuza-s rauhe Game X V rauhe Garne S 5,4 3 8 ——I 1 1 1 1 I , 10 a 44 Ko /8 ZO 22 ZK Zi JJrehunm^ra & 8/8} 8’6 2 yo- $° §6- Deh ¬ nungs grad Ein- drehung V. H. Normal- Ein drehung v. H. 1 Drehungen auf 10 cm für die Garn-Nummern 5 | 1,5 2 2,4 2,7 3 4 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 10 2,5 2,8 10 12 14 16 16 17 20 22 12 4,0 4,0 12 15 17 19 20 21 24 27 14 5,8 5,4 14 17 20 22 23 24 28 31 16 7,6 7,1 16 20 23 25 26 28 32 36 18 9,5 9,0 18 22 26 28 30 31 36 40 20 11,5 11,1 20 24 28 31 33 35 40 45 22 13,5 13,5 22 27 31 34 36 38 44 49 24 15,8 16,0 24 29 34 37 39 42 48 54 26 18,8 18,8 26 32 37 40 43 45 52 58 Berechnung der Eindrehung Beim Versuch die Größe der Eindrehung rechnerisch zu ermitteln, legen wir den Rechnungen einen gleichmäßig gedrehten, runden,’ verdichteten Faden zu gründe. Wird ein richtig durchfeuchteter (gegebenenfalls gefalzter) Papierstreifen zusammengedreht, so legen *) Von diesem AufsatzT werden Sonderabdrucke hergestellt und gegen Einsendung von 1 M. postfreij gesandt. ! La sich die äußeren Zellstofffasern in Schraubenlinien um den innere» Kern und hierbei werden — wenn ein runder glatter Faden entstehen soll — die äußeren Fasern auseinandergezogen und die innen liegenden zusammengedrückt. Dazwischen liegt eine neutrale Zone, in derem Bereich die Fasern ihre ursprüngliche Lage zueinander behalten. Bezeichnen wir mit s die Ganghöhe einer Drehung in cm und mit t die Anzahl Drehungen auf 10 cm, so ist , 110 1. s = — cm Es sei ferner D = Durchmesser des Fadens in cm, i = spezifisches Gewicht des Papieres in g/cem bei normaler' Luftfeuchtigkeit, Nr = Garn-Nr. metrisch, dann ist das Gewicht G von 1 m Faden in g: 71 2. C = D 2 . " . i. 100 4 Die Garnnummer Nr gibt die Anzahl Meter an, deren Gewicht 1 g ist. Dann ist das Gewicht G von 1 m Faden: Aus Gleichungen 2. und 3. ergibt sich: D 2 . 7 . i . ' 00 = -1 oder 4 Nr Nr . i. 7 . 100 Die i eutrale Zone befindet sich auf einer Zylinderfläche, deren Durchmesser = d (in cm) sei. Die Zellstoff-Fasern liegen auf dieser Zylinderfläche in Schraubenlinien mit der Ganghöhe s. Die Länge dieser Schraubenlinie von einem Gang sei = 1. Denken wir uns die Schraubenlinie von einem Gang abgewickelt, so gilt die Gleichung: 5. 1 2 = s 2 + d 2 . n 2 oder Es sei 7. d = p . D. Setzen wir in Gleichung 6. die Werte für d und s aus den Glei chungen 7. und 1. ein, so erhalten wir: In diese Gleichung setzen wir für D 2 den Wert aus Gleichung 4 ein und erhalten nach Umformung: 9 /ir_! . p 8 -^ 21 s)i. 10000 • Nr’ Für den Drehungsgrad c gilt die Gleichung: 10. t = c VNr oder Der Wert für Nr in Gleichung 9 eingesetzt, ergibt: 12. 1 + P • ” • 4 C 2 • i.10000 ' ’ Mit 1 haben wir die Länge der Schraubenlinie von einem Gang, d. t von einer Umdrehung, in der neutralen Zone bezeichnet und mit s die Ganghöhe dieser Schraubenlinie. Dann ist s = Länge des Fadens von einer Umdrehung. Da die Fasern der neutralen Zone beim Zu sammendrehen keine Veränderung in der gegenseitigen Lage erleiden, so ist auch 1 = Länge des aufgedrehten Fadens, der in gedrehtem Zu stand eine Umdrehung lang ist. Haben wir mit der Eindrehung e die Zunahme der Länge eines Fadens beim Aufdrehen in Hundertteilen von der Länge des gedrehten Fadens bezeichnet, so ist 13. e 1 — s = 100 . s oder nach Umformung 14. - = 1 s e 100 Diesen Wert für — setzen s halten: wir in Gleichung 12 ein und er- 15- 1 + woraus sich ergibt: 16. • 7.4 2 .10000 - C ’ p 2 7 . 4 .2 e 2 i ‘ 200 ' C 200'