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PAPIER-ZEITUNG Nr. 2/1918 Papierstreifen ausgepreßt wird und so ein ungleichmäßig gerundeter Faden entsteht. Die Spindeln werden auf nicht mehr als 2200 Um drehungen in der Minute eingestellt. Das Hauptaugenmerk ist auf das Bremsen der Spulen zu richten, damit der Fader, gut ausgezogen und schön gerundet wird. Viele Fabriken feuchten die geschnittenen Scheiben nicht vor, sondern lassen den trockenen Streifen auf den Spinnmaschinen über nasse Walzen laufen. Dieses Verfahren ist jedoch zu verwerfen, da 1. das Papier in dieser kurzen Zeit das Wasser nicht gleichmäßig aufnehmen kann und teilweise zu naß wird. Das nicht auf genommene Wasser wird durch die Flügel in die Maschine gespritzt, wodurch die Maschinenteile verrosten, die Spindel bänder verderben und die Spinnerinnen völlig durchnäßt werden. 2. das Papiergarn zu naß wird und nach dem Umspulen auf Kreuzspulen oder Kopse getrocknet werden muß, was das Fertigfabrikat verteuert, 3. während eines jeden Spulenwechsels der Papierstreifen auf der feuchten Walze liegen bleibt, sich zu stark durchfeuchtet und dann beim Anlaufen der Maschine an dieser Stelle abreißt. Das gefalzt gerundete Papiergain ist stets dem durch Rundungs- und Falttichter geführten vorzuziehen, da es größere Reißlänge besitzt und bedeutend glatter ist, sich also für die Weberei wesentlich besser eignet. Ferner gebraucht dieses Garn weniger Diehung, also ist die Verkürzung des Papierstreifens geringer und die Erzeugung der Maschine größer. Die Drehung ist für die verschiedenen Papiersorten verschieden zu bemessen. 4. Garnberechnung Angenommen, es soll ein Garn von Nr. 4 mtr. (metrisch) durch Falztrichter aus Papier von 40 g/qm hergestellt werden. Es ist die Breite des zu schneidenden Papieis zu bestimmen. Die Längeneinheit ist für die Nummer 1000 m. Das Papier wiegt 40 g/qm, wobei ein Spielraum von 5 v. H. und ein Feuchtigkeitsgehalt von 8 v. H. zu gelassen ist. Es ist somit zu setzen 40 x 1.05 , . ; = 39 g/qm 1,08 Ferner muß die Verkürzung durch das Drehen und der Feuchtigkeits gehalt des fertigen Garnes berücksichtigt werden. Die mittlere Ver kürzung des stärkeren Nummern ist: Nrn. 1—2 12 v. H., Nrn. 2,25 bis 3,75 10 v. H. und von Nrn. 4—6 7 v. H. usw. Der handelsübliche Feuchtigkeitsgehalt (Feuchtigkeitszuschlag zum absoluten Trocken gewicht) des Papiergarnes ist 15 v. H. Man erhält aus 1 kg Papier 1990 - 25.64 qm. hiervon sind abzuziehen 7 v. H. Verkürzung und 15 v. H. Feuchtig keitsgehalt, das ergibt 20,00 qm, geteilt durch die verlangte Nummer 20,00 = 5 mm, 4 die Papierbahn muß also in 5 mm breite Streifen geschnitten werden. Die Nummer mtr. eines Garnes bestimmt man im Konditionier- apparat, indem man das Gewicht des abs. trockenen Garnes fest stellt und hierzu den Feuchtigkeitszuschlag von 15 v. H. rechnet. Z. B.: 200 m eines Garnes aus Papier von 40g/qm und einem Schnitt von 5 mm wiegen abs. trocken 43,25 g, hierzu 15 v. H. Zu schlag, ergibt für 1000 m ein Gewicht von 248,68 g -1”" - 4 (Nr. mtr.) 24o,uo Um im Betriebe die ungefähre Nummer eines Garnes schnell fest zustellen, verfährt man wie folgt: Ein Papier von 40 g,qm wird in 5 mm Streifen geschnitten; das Papier wiegt dann 39 g + 15 v. H. Feuchtigkeit = 44,85 g/qm. Ein Streifen von 5 mm Breite und 1000 m Länge wiegt 5 X 44,85 = 224,25 g hierzu kommt die Verkürzung beim Drehen von 7 v. H., dann er halten wir 240,00 g, und -1000 = 4,16 ist die Nr. mtr., was un- ö -4V gefähr Nr. 4 mtr. entsprechen würde. Bei dem Feuchtigkeitsgehalt der Spinnscheiben von etwa 39 v. H. und des Arbeitsraumes von 65 v. H. . ei + 20 • C ergibt sich ein Garn mit 20—25 v. H. Feuchtigkeit. Auf dem Transport zu den Spul- und Kopsmaschinen verliert das Garn einige Prozente, des gleichen auf diesen Maschinen selbst, so daß ein Garn, wie oben her gestellt, in der Weberei mit höchstens 15 v. H. Feuchtigkeit verarbeitet: wird. Das Gewebe kommt dann mit höchstens 8—9 v. H. Feuchtigkeit zum Versand. Das so entstandene Untergewicht des Garnes ist aber für die Ware nur von Vorteil, da bei einem so niedrigen Feuchtigkeits gehalt ein Verstocken fast ausgeschlossen ist. Manche Fabriken lassen Maschinen mit Kett- und Schußdrehung,’ laufen. Im allgemeinen ist dies unnötig, da ja vonden Spinnmaschinen immer ein beträchtlicher Teil Spulen herunter kommen, welche nicht gut gedreht sind, diese sind auszusuchen und zu kopsen, denn beim. Kopsen und Weben dreht sich der Schußfaden noch weiter, und man erhält so im Gewebe dann immer einen glatten, runden Schußfaden. 1 (Mit dieser letzten Auffassung steht der Verfasser vielleicht mit manchem Spinner in Widerspruch.) Wird dagegen ein Faden mit Keltdrehung verschossen, so wirft der Schuß stets Schlingen. 5 Das Weben Beim Verweben von Papiergarn sei das Kettgarn stets glätt und feucht, der Schuß dagegen möglichst trocken. Die Webstühle laufen vorteilhaft etwas langsamer als beim Faserstoff. Der Weber, der sein Papiergarn selbst spinnt, muß seine Spinnerei danach einrichten,, daß die WebstühJe nicht mehr Garn verbrauchen, als die Spinnerei, liefern kann, da ja die Spindeln bei Faserstoff größere Längenproduk- tion haben als bei Papiergarn. Es ist aber nötig, den Garnverbrauch für die Weberei vorher festzustellen. Liegt z. B. ein Auftrag von 100 000 m zweischäft. Gewebe von 1 m Breite aus Nr. 4 mtr. mit einer Einstellung von 70 Fäden in der Kette und 60 im Schuß auf 10 cm vor, das sind 100 000 qm Gewebe, so ergeben sich in einem Quadrat meter unter Hinzurechnung von 6 Kantenfäden 700+ 6--600 = 13O6 Fäden. Die Verkürzung durch das Weben beträgt in der Kette 8 v. H. und im Schuß 9 v. H., bei Dreischaftgewebe in der Kette 12 und im Schuß 8 v. H. Man erhält somit eine Gernlänge in der Kette von 762,5 m und im Schuß von 654,00 m, zusammen 1412,5 m. Es wiegen 1000 m Nr. 4 mtr. mit 15 v. H. Feuchtigkeitsgehalt 248,68 v. H. (wie früher berechnet). Das Quadratmetergewicht des Gewebes ist also 1412,5 X 248,68 = 351,26 g Das Garngewicht für den gesamten Auftrag ist somit 351,26 x 100 000 = 35 126 kg. Um nun das Gewicht des hierzu erforderlichen Papiers festzustellen, ist noch der Abfall in Schneiderei, Spinnerei, Spulerei und Weberei hinzuzurechnen und etwa 6 v. H. für den Feuchtigkeitsgehalt des Garnes abzuziehen. Rollenschneidemaschinen für Spinnpapier Herr K. versucht in Nr. 100 die Rollenschneidemaschinen in ihrer Gesamtheit zu besprechen, übersieht aber die Spoerl'sche und die Golzerner (Kohorn’sche) Schneidemaschine. Die Spoerl'sche Maschine lehnt sich den von K. genannten in ihrer Arbeitsweise ziemlich an, hat aber einen bedeutenden Vorsprung in ihrer neuen Regelung der Papierspannung erhalten, was von nicht zu unter schätzender Bedeutung ist. Bei der Golzerner (Kohorn'schen) Maschine, die wohl Herr K. noch nicht in ihrer Arbeitsweise zu beob achten Gelegenheit gehabt haben dürfte, erübrigen sich die von Herrn Ing. N. und mir bemängelten Röllchentrenner. Es ist mir unverständ lich, wie Herr K. die Röllchentrenner als einwandfrei hinstellen kann :. möge er mal mit der Hand ein Bähnchen am Rand der Rolle zerren, so wird er erkennen, wie leicht es abreißt, im Gegensatz zu den Bähn chen in der Mitte. Wenn Herr K. beobachtet hat, daß die Bähnchen in der Mitte ebenso oft abrissen wie an der Seite, so kann dies nur auf besondere Gründe zurückgeführt werden, z. B. daß in der Mitte einzelne Messer sich nicht in Ordnung befanden usw. Auch dürfte das Zerren der geschnittenen Papierbähnchen auf eine längere Strecke, wie alle von Herrn K. angeführten Maschinen zeigen, für das Rollen schneiden nicht zu empfehlen sein; daher dürften die Golzerner (Kohorn’schen), die sich dem Bischoffschneider anpassen, vorzu ziehen sein, wenn die ihnen bisher anhaftenden Fehler sich heben- Die Behauptung des Herrn K., daß zufriedenstellende Befeuchtung; auf der Rollenschneidemaschine nicht möglich ist, halte ich für anfechtbar. Ich verweise in dieser Beziehung auf meine Ausführungen.', in diesem Blatte, im Wochenblatt, für Papierfabrikation und in der Zeitschrift für die gesamte Textil-Industrie. R.E. Papiergarn-Markt. Der Frkf. Ztg. wird aus M.-Gladbach unterm. 28. Dezember berichtet: Auf dem Garnmarkt herrschte trotz der Feiertage reges Leben. Der außerordentlichen Nachfrage hach Papier garn und gemischten Garnen jeder Art kann zurzeit von den Spinne reien nicht voll entsprochen werden, weil zu der Knappheit an Spinn papier Kohlenmangel hinzutrat. Garnbörse in Leipzig. Die nächste Garnbörse in Leipzig findet, am Freitag, den 11. Januar 1918, im Saale der Produktenbörse (Lese halle), Neue Börse, Tröndliming 2, Aufg. Treppe B vom Börsen garten, von %11 bis 1 Uhr statt.