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414 PAPIER-ZEITUNG Nr. 19/1918 Typhafaser. In den letzten Jahren ist es gelungen, ein Verfahren zur Verwertung von Typhafasern zu entdecken. Typha ist Kolben schilf. Da dieses in Deutschland in größeren Mengen als alle übrigen Faserpflanzen vorkommt, ist die Typhafaser dazu berufen, in unserer Ersatzindustrie eine bedeutungsvolle Rolle zu spielen. Die am 15. Fe bruar 1917 gegründete Deutsche Typha-Verwertungsgesellschaft hat größere Bestände von Schilf in Deutschland und den besetzten Ge bieten erfaßt, deren Aufschließung in einer Anzahl von Fabriken erfolgt. Die Typhafaser eignet sich hauptsächlich zur Herstellung von Bindfaden und Stricken, wie auch zur Fabrikation von gröberen Kleiderstoffen, Decken, Traggurten, Filzen, Dichtungsmaterial usw. Die Deutsche Faserstoff-Ausstellung, die am 5. März in den Aus stellungshallen am Zoo in Berlin ihren Anfang nimmt, wird weiteren Kreisen vor Augen führen, welchen Grad der Leistungsfähigkeit unsere Industrie in der Verwertung der Typhafaser erreicht hat. Hohlkörper aus Papiermasse Dr. Oskar Arendt in Berlin erhielt das DRP 301492 vom 9. April 1916 ab in Kl. 54 eauf ein Verfahren zum Herstellen von Hohlkörpern aus Papiermasse, Zusatz zum DRP 297468 (Vergl. Papier-Zeitung 1917 S. 1697). Beim Hauptpatent 297468 erfolgt wiederholtes Aufgautschen der in der Unterform niedergeschlagenen Faserstoffschicht auf die Oberform dadurch, daß die Formen radial angeordnet sind, und daß die in mit der Papiermasse gefüllten Kammern angeordneten Formen absatzweise gegeneinander fortgeschaltet werden, wobei beim jedes maligen Stillstände das Gegeneinanderbewegen der Formen und das Abgautschen der Papiermasseschicht von der Unterform in die Ober form stattfindet. Gemäß der vorliegenden Erfindung soll in derselben geschlossenen •Arbeitsfolge und auf derselben Vorrichtung auch das Auspressen des überschüssigen Wassers nach Beendigung des Aufgautschens ohne Herunternehmen der Oberformen mit den darin befindlichen Hohlkörpern bewirkt werden und zwar dadurch, daß in die Ober formen, bevor sie auf den Ausstoßtisch gelangen, mit Druckwasser aufblähbare nachgiebige Preßformen eingeführt werden. Auch Ab saugung des überschüssigen Wassers kann dabei erfolgen. Ferner können besonders bei dünnwandigen Hohlkörpern, die nur aus Wenigen aufeinander gegautschten Stoffschichten bestehen, hinter den Siebformen oder den vorgenannten Preßformen besondere mit Dampf oder elektrisch beheizte Trockenformen als Unterformen vorgesehen werden, so daß die so behandelten Hohlkörper verwendungs fertig auf den Ausstoßtisch gelangen. Der Patentanspruch lautet: Verfahren zum Herstellen von Hohl- körpern ausPapiermasse nach Patent 297468, dadurch gekennzeichnet, daß hinter den Siebformen in derselben geschlossenen Arbeitsfolge Preß- oder beheizte Trockenformen verwendet werden. Wärmewirtschaft in" der Papier- und Zellstoff- Fabrikation Umbau oder Neuanlage? Unter obigem Titel ist in unserm Verlage soeben ein neues Werk erschienen, verfaßt von Dir. Gustav Lest von dei Muskauei Papierfabrik Graf Arnim. Der Verfasser hat beide Arbeiten noch im Jahre 1914 infolge eines Preisausschreibens des Oesten eichisch- ungarischen Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker geschrieben, und beide Arbeiten sind des Preises für würdig befunden worden. Der Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker hat diese Arbeiten nach Prüfung durch seinen Fachausschuß unter seine Schriften aufgenommen und läßt jedem seiner Mitglieder ein Stück des soeben erschienenen Buches auf Vereinskosten senden. Das Werk behandelt auf Grund umfangreicher Erfahrungen die Frage, mit welcher Art von Dampf-Antriebsmasch inen und Dampf- entwicklern Zellstoff- und Papierfabriken am vorteilhaftesten betrieben und wie bestehende Anlagen am zweckmäßigsten um gestaltet werden, um die im Brennstoff enthaltene Energie am besten auszunützen. Dampfturbine, Kondensations- und Aus puff-Dampfmaschine und Lokomobile werden diesbezüglich ver glichen, auch die Frage der Anwendung elektrischen Antriebs erörtert. Nach Ansicht erfahrener Praktiker, die bei Beurteilung des Buches mitgewirkt haben, wird dieses Werk jedem Papier techniker, der es vor Umbauten oder Umänderungen zu Rate zieht, gute Dienste leisten. Der Ladenpreis ist 8 M. 80 Pf. für welchen Betrag wir das Buch postfrei versenden. Der Betrag ist am zweckmäßigsten auf unser Postscheckkonto Berlin 2428 einzu zahlen. Verlag der Papier-Zeitung Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitglieder-Verzeichnis Als Mitglieder haben sich gemeldet: Herr Ingenieur Nauels, Norddeutsche Zellulosefabrik Akt.-Ges., Königsberg i. Pr. Herr Dipl.-Ing. Max Laue, Düren, Rhl., Bismarckstraße, zur Zeit 1Kim Felde. Poinmersche Papierfabrik Hohenkrttg, Hohenkrug b. Stettin. * * * Hauptversammlung m 4. Dezember 1917 im Hause des Vereins Deutscher Ingenieure in Berlin. Fortsetzung zu Nr. 17 Anträge des Vorstandes Der Vorstand beantragt Erhöhung des Jahresbeitrages für in ländische Firmenmitglieder auf 40 M. Im Statut ist ausgedrückt, daß dem Verein erstens: akademisch gebildete Chemiker und zweitens Personen, die durch ihr Wirken in der Industrie oder durch ihre Fachwissenschaft ihre Eignung zur Mitgliedschaft verbürgen, sowie drittens Behörden als Mitglieder beitreten können. Diese drei Mit gliederarten werden nicht von dem Anträge betroffen, für sie bleibt der Beitrag nach wie vor mit 20 M. bestehen. Dagegen sollen die Firmenmitglieder, also Fabriken der Zellstoff- und Papierindustrie oder deren Hilfsgewerbe in Zukunft 40 M. Jahresbeitrag bezahlen. Diese Firmen haben bei der Gründung des Vereins 50 M. bezahlt, bis im Jahre 1908 auf Antrag des Herrn Stadtrats Schacht ein Einheitsbeitrag von 20 M. beschlossen wurde. Wie Sie schon voll unserem Herrn Schatzmeister gehört haben, sind die Leistungen des Vereins inzwischen sehr- bedeutend gestiegen. — Wir haben den Mit gliedern in den letzten Jahren schon eine kleine Bibliothek geliefert, und heute stellen allein die beiden Fachzeitschriften einen Wert vo# 28 M. jährlich dar, so daß die Firmenmitglieder, für die wir doch im Wesentlichen mitarbeiten, diese kleine Erhöhung auf 40 M. nicht scheuen werden, sondern im Gegenteil darüber hinaus uns vielleicht noch gelegentlich freiwillige Beiträge, Stiftungen für den Preisfonds zu- wenden können. Mit der Höhe unserer verfügbaren Vereinsmittel werden sich die Vereinsleistungen immer mehr entwickeln lassen. Ich bitte Sie daher, den Antrag des Vorstandes anzunebmen. Wird das Wort dazu gewünscht ? Das ist nicht der Fall, dann darf ich annehmen, daß der Beitrag für Firmenmitglieder auf 40 M. erhöht worden ist. Der zweite Antrag, der eingegangen ist, betrifft Einsetzung eines ständigen Ausschusses zur Beschaffung von Unterlagen für die Verein heitlichung der Fabrikkontrolle. Prof. Dr. Schwalbe : Wenn Halbfabrikate in bezug auf ihren Wert miteinander verglichen werden sollen, so bedarf es einer Verständigung, daß diese Fabrikate nach einer bestimmten Methode, nach einer Einheitsmethode untersucht werden. Ferner, wenn sich Fachleute über Fabrikationsfragen aussprechen wollen, und sie operieren mit einem Zahlenmaterial, welches nach einer weit abweichenden che mischen Methode gewonnen ist, so ist eine Verständigung nicht mög lich, weil eben jede einzelne Methode mit bestimmten Fehler n be haftet ist, und ein vergleichbares Material nicht herauskommen kann, wenn die Methoden zu weit von einander abweichen. •— Derartig' Erwägungen haben in außerdeutschen Ländern schon seit lange' Zeit zur Aufstellung von sogenannten Standardmethoden geführt. Ich möchte daran erinnern, daß erst vor einigen Jahren, als sich die New-Yorker Ortsgruppe unseres Vereins selbständig machte, ein' technische Vereinigung der Zellstoffindustrie in den Vereinigte® Staaten geschaffen wurde, die es als eine ihrer ersten und vornehmste® Aufgaben ansah, solche Einheitsmethoden zu schaffen. Es sind in- zwischen durch die spärlich über den Ozean gelangten Fachblätter einige dieser Einheitsmethoden bekannt geworden, z. B. solche über Betriebskontrolle in der Natron-Zellstoff-Fabrikation. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Schaffung solcher Einheit?' methoden eine durchaus gesunde Sache ist. Man muß solche Methode® haben, und daß sie geschaffen werden können, das zeigen die Ver hältnisse in der Lederindustrie, wo man sogar schon vor dem Krieg' internationale Einheitsmethoden gehabt hat, die der Industrie bei der Bewertung von Gerbstoffen außerordentlich rützlich gewesen sind. — Man kann ja nun den Einwand machen, daß solche Einheits. methoden eine Verknöcherung bedeuten, und daß, wenn man sic® auf eine solche Methode festlegte, dem notwendigen Fortschritt di Bahn nicht freigegeben würde. Aber die Verhältnisse in dies®®’ Einzelfalle zeigen, daß diese Schwierigkeit tatsächlich nicht besteh', denn diese internationale Farbstoff-Analysen-Kommission hat Vet besserungen, die nachträglich erschienen waren, gewissenhaft geprü und nach Ablauf eines bestimmten Zeitraumes neue Vereinbarung 6 ® herausgegeben, bei denen die Interessenten sich recht wohl befunden haben. Ich meine darum, daß es zweckmäßig wäre, wenn unser Vere® 1 auch eine solche ständige Analysenkommission einsetzte, um solch' Einheitsmethoden zu schaffen und dauernd an deren Verbesserung zu arbeiten. Wir haben in der gestrigen Fachausschußsitzung versucht, un schön ein Bild zu machen, wie eine solche Kommission beschaff' sein müßte. Als natürliche Einteilung wurde empfohlen, etwa di Natron-Zellstoff-Fabrikation, die Sulfit-Zellstoff-Fabrikation, dte eigentliche Papierfabrikation und endlich als vierte Abteilung CI