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0) ADIER-VERARBEIT U N G H Bu CH GE WERBE E13 Sammlung der Papierverarbeitungs- Berufsgenossenschaft für das Rote Kreuz Der Vorstand der Papierverarbeitungs- Berufsgenossenschaft richtete auf Wunsch des „Roten Kreuzes” Anfang Februar an sämt liche Mitglieder der Genossenschait einen von vaterländischem Geist erfüllten Aufruf, in dem sie unter Hinweis auf die segensreiche Tätig keit des Roten Kreuzes in der freiwilligen Krankenpflege aufgefordert werden, dem Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz in Berlin Spenden zukommen zu lassen. Eine Anzahl anderer Berufsgenossenschaften haben schon unter ihren Mitgliedern im Einvernehmen mit dem Reichsversicherungsamt erfolgreiche Sammlungen für das Rote Kreuz veranstaltet. Der Vorstand bittet die Mitglieder, ihrer wirtschaftlichen Stärke ent sprechend zu spenden und die Beträgean die Geschäftsstelle der Berufs genossenschaft Berlin SW 11, Dessauerstr. 2, unter der Bezeichnung „Spende für das Rote Kreuz” zu überweisen. Die freie Vereinigung deutscher Pflanzenleimfabrikanten in Leip zig Wurde dieser Tage gegründet zwecks Wahrung wirtschaftlicher Interessen, insbesondere bei der Verteilung der Rohstoffe. Kettenhandel Zu Nr. 9 S. 188 Unter Umständen würde sich jede Buchdruckerei oder sonstiges graphisches Unternehmen des Kettenhandels schuldig machen, wenn Ihre Ansicht im Falle des Papier-Verarbeitungswerks, abge sehen von dem Weiterverkauf des Käufers des Papier-Verarbeitungs werks, keinem Zweifel unterläge. Das ginge aber zu weit. Die Papier not hat einen viel engeren kollegialen Zusammenschluß im Buchdruck gewerbe gezeigt, als er j e bestanden hat. Einer hilft heute dem anderen, wo und wie er kann, mit Papier aus, und es wird niemand verlangen können, daß der Helfer ohne den beim Verdrucken des Papiers sonst üblichen Nutzen abgehen soll. Es herrscht in diesen Kreisen in dieser Frage eine gewisse Beunruhigung. Wer will heute überhaupt in den Preisfragen eine Entscheidung treffen ? Wenn Fabriken überhaupt liefern können, so ergeben sich bei Anfragen und bei Vorschrift einer bestimmten Sorte Preisunterschiede bis zu 40 und mehr v. H. Die selben Unterschiede ergeben sich dann auch bei den Händlern. Wer will da behaupten, daß der höchste Preis ein unlauterer sei ? Bestehen doch auch in den Fabrikationskosten und Möglichkeiten Unterschiede, die in normalen Zeiten in diesem Maße nicht vorkamen. Es gibt meines Erachtens nur einen Weg: Beschränkung auf ganz bestimmte Sorten für behördliche Vordrucke und allgemein gebräuchliche kauf männische Drucksachen, d. h. bestimmte Stoffzusammensetzungen und Preisfestsetzung auf einer Grundlage, die auch den kleinen Fa briken entsprechendes Verdienst läßt. Druckereibesitzer Weiterverkauf von Holzpappe Ich möchte aus meinem Bestand eine Stärke Holzpappen, die ich von einer Fabrik zur Verarbeitung gekauft habe, abstoßen. An wen darf ich sie verkaufen? An einen Händler ? Auch an einen Ver arbeiter ? Plakatfabrik Nach einer von uns bei der Prüfungsstelle für Papierpreise ein- geholteneAuskunft darf der Fragesteller die Pappe in beliebiger Weise verwenden, nur darf er nicht dazu beitragen, daß sie in einen unzu lässigen Kettenhandel geleitet wird. Demgemäß kann der Verkauf sowohl an einen vertrauenswürdigen Händler wie an einen Verarbeiter stattfinden. Letzteres dürfte sich jedoch eher empfehlen als ersteres. Papiernot in England. Ein besonderer Ausschuß der Londoner Handelskammer erklärte in einer Flugschrift „Lähmung des briti schen Handels” die Verfügungen der Regierung betreffend Be schränkung der Plakate und Preislisten für ungerecht und unduicb- führbar. Sie verfehlten ihren Zweck und führten zu einem Monopol für das Anzeigen in Tageszeitungen. Die Regierungsveröffent lichungen seien immer zahlreicher und umfangreicher geworden. Den Berufs-, Handels- und wissenschaftlichen Blättern müßte ein Vorrecht auf Papierbezug cingeräumt werden. Unerträglich sei das neue völlige Verbot der Herstellung und Verbreitung von Preis listen, Katalogen und dergleichen nach dem 31. Januar 1918. bg. 50 Jahre Kartonnage nfabrik Am 7. Februar 1918 waren 50 Jahre seit Begründung det Kar- tonnagenfabrik von Georg Wenderoth in Kassel vergangen, die in zwischen in die Aktiengesellschaft für pharmazeutische Bedarfsartikel vorm. Georg Wenderoth umgewandelt wurde. Der Begründer Georg Wenderoth. erlernte die Kartonnagen-Herstellung in Kassel, wurde 1858 Reisender in der dortigen Kartonnagenfabrik Ruhl & Sohn, gründete bald darauf in Herford eine Kartonnagenfabrik und errich- teteam7. Februar 1868dieFirma Georg Wenderoth, die sich besonders mit der Herstellung pharmazeutischen Bedarfs befaßte. Schon nach acht Jahren erwarb er ein Grundstück von 6500 qm in der Orleans-' straße, auf welchem er sein Werk ausbaute, so daß es vollständige Ausstattungen für Apotheken und Drogerien liefern konnte. 1892 wurde die Zelluloidwarenfabrikation begonnen, und 1893 reihte sich die Herstellung von Blechwaren an. 1898 gründete er die Aktiengesell schaft, an deren Spitze er mit einem seiner treuesten Mitarbeiter, Herrn J. H. Brandes, berufen wurde. 1899 starb G. Wenderoth. Sein Nachfolger wurde sein einziger Sohn Wilhelm, der die Leitung mit Herrn Brandes bis zu dessen im Jahre 1905 erfolgten Tode führte, der aber auch nach siebenjähriger rastloser Tätigkeit auf einer Er holungsreise einem Herzschlag erlag. Der Aufsichtsrat ernannte dann Herrn Richard Dingelstedt und einige Jahre später Herrn CarlF. Reichhardt zu Direktoren der Gesellschaft. Neben der Hauptfabrik in Cassel, die Buch- und Steindruckerei für Papier, Zelluloid- und Blechdruckerei, Glas- und Porzellanbrennerei sowie Dreherei umfaßt, werden Niederlagen in Hannover, Frankfurt a. M., München und Basel unterhalten. Die Ausfuhr, die sich vor dem Kriege über die ganze Erde erstreckte, ist jetzt unterbunden; indessen hat die Gesell schaft für das verloren gegangene Geschäft im Inlande vollen Ersatz gefunden. Die Gesellschaft hatte schon vor dem Kriege in der Nach bargemeinde Niederzwehren ein 50 000 qm umfassendes. Grund stück erworben. Die Nachfrage nach den Erzeugnissen der Gesell schaft während des Krieges hat derartige Steigerung erfahren, daß die Notwendigkeit zur Vergrößerung der industriellen Anlagen kaum noch aufschiebbar ist. Der Vormarsch der deutschen Schrift Von]Paul Gebhardt zu Berlin-Steglitz im vorigen Jahrhundert gab es eine Zeit, in der es mißlich bestellt war um unsere schöne deutsche Schrift; von dem Tiefstände der deut schen Kultur, besonders in der Gründerzeit, wurde auch sie ergriffen, und die Lateinschrift drohte die Oberherrschaft vollkommen zu gewinnen. Bald danach aber, und um die Jahrhundertwende mit Macht einsetzend, gewann sie von neuem Boden; deutsche Wissen schaftler erforschten ihren Ursprung und ihr Wesen, deutsche Künst ler nahmen sich ihrer liebevoll an, und in einem Vereine schlossen sich ihre Freunde zusammen: sie erhielt fortgesetzt neue Ausdrucks formen, und bei ihrer Ausbildungsfäbigkeit ist ihr Entwicklungsgang noch lange nicht abgeschlossen, wir haben .noch viel Schönes zu er warten. Mit der Verschönerung ihrer Formen nahm ihr Anwendungs gebiet bedeutend an Umfang zu, und seitdem ist ihr Vormarsch mächtig und unauthaltsam. Der zu ihrer Vernichtung im Jahre 1911 im deutschen Reichstage geführte Vorstcß endete bekanntlich mit der Ablehnung des Antrages mit einer Dreiviertelmehrheit. Die Anführung all der Errungenschaften ihrel Anhänger ist bei der Raum knappheit unmöglich; es genüge zu erwähnen, daß die hohen Werte der deutschen Schrift auf allen Gebieten des amtlichen, geistigen und des praktischen Lebens hccherfreuliche Würdigung erfahren. Anders wäre es auch widernatürlich, denn Sprache und Schrift gehören zu den edelsten Geistesgütern eines Volkes, und im Deutschen sind sie, viel mehr als anderwärts, untrennbar miteinander verbunden. „Die deutsche Schrift wird sich bei uns nach dem Kriege allgemein, durchsetzen; es wird Zeit kosten, aber sie wird siegen”, äußerte sich erst kürzlich der Kriegsminister von Stein. Die Graphische Welt aber, die Zeitschrift des Deutschen Faktorenbundes, begründete ihren Uebergang vom lateinischen zum deutschen Druck im Juli 1917 mit der wissenschaftlich und erfahrungsgemäß unbestrittenen Tatsache der leichteren und schnelleren Lesbarkeit der Fraktur, außerdem sollte der Umwandlung „aus völkischen Gründen eine besondere Bedeutung zukommen”, für die Zeitschrift aber konnte „unbeschadet der Lesbarkeit” durch Anwendung der Kolonelfraktur an Stelle der bisherigen Petitantiqua ein ansehnlicher Raumgewinn erzielt werden. Anderseits ging eine Tageszeitung, Wohl auch um ebenso gut wie bis dahin lesbar zu bleiben, mit der Ueberführung zur Lateinschrift zu einem höheren Schriftgrade und damit zu einer Verminderung des Textes über. Trotz der „wissenschaftlich und erfahrungsgemäß” unbestritte-