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274 PAPIER-ZEITUNG Nr. 13/1918 Schäden sind in letzter Zeit häufig die Folge der Verwendung unzu reichender Schmiermittel gewesen. In allen in Frage kommenden Industriezweigen, z. B. Sägewerken, Papierfabriken, Mahlmühlen, Webereien, Brikettfabriken, Chemischen Fabriken und landwirt schaftlichen Betrieben, wird daher im Interesse des Einzelnen und der Allgemeinheit auf die Gefahren, die aus der Verwendung der heutigen Schmiermittel insbesondere für die Feuersicherheit der Betriebe erwachsen können, sorgfältig geachtet werden müssen, sei es durch Ausschluß ungeeigneter Schmiermittel, sorgfältige Wartung der Maschinen oder Vorkehrungen gegen Brandübertragung beim Warmlaufen von Maschinenteilen. Heraus mit den Lagervorräten! heißt es in Nr. 10, und der Einsender hat Recht, wenn er gegen eine vielfach geübte Papierhamsterei zu Felde zieht. Packpapiere werden zwar fortgesetzt angeboten und ausgeschrieben, weit mehr aber fehlt es an ordinär Post und Schreib, sat. Druck, Postkarten-, weißem Karton, Prospekt u. dgl. Darin bildet sich allmählich eine förmliche Not heraus, denn gar viele Feinpapierfabriken sind gänzlich auf Spinn papier übergegangen, und es wäre überaus zweckmäßig, wenn man sich doch darauf besinnen wollte, daß die genannten Sorten auch zum täglichen Bedarf gehören und unentbehrlich sind. Großhändler Papier-Erzeugung und -Großhandel Ersatz für Strohstoff Eine Kriegsamtstelle bittet uns, eine Aussprache über einen geeigneten und verfügbaren Ersatz für Strohstoff bei der Her stellung photographischer Rohpapiere und Zeichenpapiere herbei zuführen. Wir bitten um Mitteilung von Erfahrungen. Schriftleitung Explosionen der Trockenzylinder und deren Verhütung In der'Einsendung von R. E, mit obiger Ueberschrift in Nr. 10 sind große Irrtümer enthalten. Richtig angelegte und betriebene Dampftrocknung arbeitet mit den geringst möglichen Verlusten an Energie und Wärme. Daß im Einlaßrohre 4—5 Atmosphären Druck und gleichzeitig im Innern des Zylinders nur 1/8 Atmosphären Druck herrschen, wäre nur dann möglich, wenn das Einströmrohr im Verhältnis zur Zylindergröße viel zu klein wäre. Diesem elementarsten Fehler dürfte man heute wohl kaum mehr begegnen. In einem modernen Trockenzylinder mit genügend großer Einströmung ist der Druckunterschied zwischen Dampfleitung und Trockenzylinder nachweisbar nicht größer als 0,1 — 0,2 Atmosphären. Mit überhitztem Dampf zu arbeiten hat für die Heizung der Irockenzylinder wenig Wert, denn selbst eine Ueberhitzung von 100 Grad macht nur etwa 4% v. H. der gesamten Wärmemenge des Dampfes aus und ist deshalb in 'der Heizwirkung nur sehr Wenig zu merken. Aus dem gleichen Grunde aber ist die Ansicht falsch, daß bei Verwendung von überhitztem Dampf die Explosionsgefahr da durch bedeutend erhöht würde, daß alles Wasser im Trockenzylinder bei Eintritt von überhitztem Dampf in Dampf überginge. Ueber- hitzter Dampf kann ohne weiteres verwendet werden, denn er ist nicht imstande, auch nur die geringste Kondensatmenge wieder in Dampf zu verwandeln, hat vielmehr nur die Wirkung, die Konden sation des Dampfes entsprechend dem Mehrinhalt an freier Wärme zu verzögern. Diese Wirkung erspart die Kondensverluste in den Leitungen, müßte also auf Ersparnis im Dampfverbrauch hinauslaufen, trotzdem sieht man von der Verwendung von überhitztem Dampf zur Zylinderheizung in den meisten Fällen ab, weil überhitzter Dampf geringeren Wärmedurchgangs-Koeffizienten hat als gesättigter Dampf. G. Le st Kraftverbrauch für eine Tonne Zeitungspapier 1 amerikan. Tonne = 909 kg In „Paper Mill”, New York, -wird berichtet: Zur'Herstellung von 100 Tonnen Zeitungspapier in einer, Fabrik mit eigener Holz schleiferei und Sulfitstoffanlage, wenn das Papier 80 v. H. Holz schliff und 20 v. H. Sulfitstoff enthält, sind erforderlich: 89,6 Cords ungeschältes Holz für den Holzschliff (1 Cord = 37/8 Festmeter) und 36,4 Cords für Sulfitstoff. Die verschiedenen Arbeitsmaschinen erfordern folgende Kraftmengen: Holländersaal: p PS 10 Holländer von 1200 engl. Pfund Eintragung, je 60 PS = 600 5 Holländer-Rührbütten 48 4 Stoffpumpen 40 1 zehnzöllige Wasserpumpe 65 2 Jordan-Mühlen . . • .. ■ ■ ■ ■ 250 2 Jordan-Rührbütten nebst Antrieb 24 2 Maschinen-Stoffpumpen 24 1 Aufzug 14 zusammen . . . 1065 Leimkiiche: PS Leimbereitung 6 Brechwerk für die Erde 8 Alaunbereitung 16 Maschinensaal: PS Zwei 158 zöllige Langsiebmaschinen, die Teile mit gleichbleibender Geschwindigkeit j c 175 PS 350 die Teile mit wechselnder Geschwindigkeit je 550 PS 1100 1450 Papiersaal: PS 3 Querschneider 12 1 Schneidemaschine 6 1 Umroller 10 28 Dazu’kommen 6990 PS als 80 v. H. der 8738 PS erfordernden Anlage für die Herstellung von täglich 100 1 onnen holländerfertigen Holz schliffs und 287 PS als 20 v. H. der 1438 PS erfordernden Anlage für die Herstellung von 100 Tonnen handelsfertigen Sulfitstoffs täglich. Dies ergibt für 100 Tonnen Zeitungspapier 9836 PS. Also erfordert die Herstellung von einer amerik. Tonne Zeitungspapier in einer solchen Anlage nahezu 100 PS. Das Trocknen einer Tonne Papiers erfordert Dampf entsprechend ungefähr 7 Dampfkessel-Pferdestärken (DPS), also das Trocknen von 100 Tonnen Papier 700 DPS. Eine Tonne Sulfitstoff zu kochen erfordert rund 20 DPS auf die Tonne, also 2000 DPS zum Kochen von 100 1 onnen. Deshalb sollten, falls die gesamte Triebkraft durch Wasserkraft geliefert wird, verfügbar sein: 1300 DPS zum Trocknen des Papiers, 30 PDS zum Heizen der Schleiferei, 30 DPS zum Heizen der Sulfitstoffabrik, 45 DPS zum Heizen der Papierfabrik. Im ganzen sei also zur täglichen Herstellung von 100 Tonnen Holzschliff, 100 Tonnen Sulfitstoff und 100 Tonnen Zeitungspapier außer der zum Antrieb erforderlichen Wasserkraft Dampf im Betrag von 3700 DPS nötig. (Die Zusammenrechnung der Einzelbeträge ergibt eine etwas andere Summe, wir geben die Zahlen genau nach unserer Quelle. — Die Amerikaner berechnen hier den Dampfverbrauch nicht nach Gewicht, sondern offenbar nach der Kraft, den der Dampf, unmittelbar am Kessel entnommen, leisten würde.) Gewinnung von Sulfitspiritus in Deutschland Zu Nr. 11 S. 231 Die Ansicht, welche von fachmännischer Seite in einer Zuschrift an die Frankfurter Zeitung vertreten wird, ist nicht richtig. Wenn es auch für einen Gärungstechniker kein Geheimnis ist, Spiritus aus der Ablauge zu erzeugen, und hierzu Patente nicht nötig sind, so gehören doch gewisse Erfahrungen dazu sowohl in Bezug auf Fabri kation, wie auch bei der Errichtung der Fabriken. Diese Fabrikations- und Bauerfahrungen hatte bis vor kurzem kein deutscher Gärungs- techniker. Eine größere deutsche Neuanlage ist von einem bekannten Gärungsfachmann gebaut worden; welche Betriebserfahrungen damit gemacht werden, steht noch aus, weil die Anlage noch nicht in Betrieb gesetzt werden konnte. Nach meiner Ansicht hat der Kriegsausschuß für Ersatzfutter'den einzig richtigen Weg gewählt, als er sich die Er fahrungen des Auslandes zunutze machte, um ohne Zeitverlust An lagen herstellen zu lassen, welche dem Zweck voll entsprächen. Die Richtigkeit dieser Ansicht hat sich bei den bis jetzt in Betrieb ge kommenen Fabriken in jeder Weise bestätigt. Daß hierfür Kosten aufgewendet werden mußten, konnte nicht vermieden werden. Wenn etwas an der Sachlage bedauerlich ist, so ist es dies, daß man infolge der Steuer-Gesetzgebung im Frieden Sulfitspiritus nicht erzeugen konnte, daß man also reiche wirtschaftliche Werte nicht ausnutzen durfte. Daß hierin durch den Krieg Wandel geschaffen worden ist, ist zu begrüßen, und so ist die nach dem Ausland geflossene Lizenz gebühr, selbst wenn sie in der genannten Höhe verabfolgt worden sein-sollte, in keinem Falle zu verurteilen, denn es sind in unserem Vaterlande erheblich höhere Werte viele Jahre unbenutzt in die Flüsse geleitet worden. Unparteiischer Harzmarkt in Amerika und England. Die Lage der lerpentinöl- und Harzindustrie in den Vereinigten Staaten ist verzweifelt. Die Erzeuger haben dies dem Vorgehen der Bundesregierung zu verdanken, welche durch Eingreifen in den Weltkrieg den Absatz nach Europa unterband. Die Harzpreise behaupten sich noch, aber der Preis von Terpentinöl fällt ständig. Das Geschäft mitHarz in den Vereinigten Staaten wird einigermaßen durch den anhaltenden Bedarf für Kriegs zwecke gestützt, der j edoch nicht denj enigen Umfang angenommen hat, den man erwartete. Immerhin konnte der Preis für ,,F”-Harz in Savannah sich auf 6,60—6,70 Doll, erheben gegenüber einem Preise von etwa 6,10 Doll, die 280 Pfund vor einem Jahr. Inzwischen ist er auf 6,25 Doll, zurückgekehrt. Der Vorrat an den bekannten Haupt märkten ist umJungefähr 50 000 Barrels kleiner als damals. Gewöhn liches Harz wird an den englischen Märkten nicht angeboten, der Preis von Sorte „G” istjedpch von 54 sh. auf 64 sh. der Zentner (26 sh.) gestiegen. (Zeitschrift f. angew. Chemie, Bericht vom 16. Januar 1918)