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206 PAPIER-ZE TUNG Nr. 10/1918 Explosionen der Trockenzylinder und deren Verhütung Die Explosionen. deraTrockenzylindera erfolgen. nach,meiner Ueberzeugung beinahe ausnahmslos durch Nachlässigkeit oder Gleich gültigkeit der Papiermaschinen-Bedienung. Trockenzylinder, bei denen dasdasKondenswasserableitendeRolu schadhaft ist, oder die Schöpfer nicht in Ordnung sind, füllen sich allmählich bis zur Hälfte mit Kondenswasser, das sich beim Stehen der Papiermaschine (Sonntags) abkühlt. Wird vor dem Beginn der Arbeit am Montag morgenoder Sonntagnachts der Dampf in dieTrockenzylinder eingelassen, ohne daß diese sich drehen, so erwärmt sich die obere Hälite des Trockenzylinders und dehnt sich aus, während die untere Hälfte durch das Kondenswasser kalt bleibt. Sind die Wärme- also auch Ausdehnungsunterschiede stark genug, so reißen die Zylinder und fliegen bei entsprechendem Druck auseinander. Wohl eriolgen die Explosionen meist nicht beim Anfängen, sondern im vollen Be triebe, jedoch dürften auch dann die Trockenzylinder bereits vorher gerissen, gebrochen gewesen sein, der Bruch hat sich beim Arbeiten noch weiter fortgesetzt, der Druck im Trockenzylinder hat zu genommen, bis die noch nicht durchgebrochene Mache dem Dampf druck nicht mehr den notwendigen Wiaerstand entgegensetzen konnte. Man sorge also, daß die Kondenswasser-Ableitung in Ordnung ist, und die Trockenzylinder nicht geheizt werden, bevor sie sich drehen. Man könnte diesen Gefahren begegnen und das Ausströmen des Dampfes an den Stopfbüchsen verhüten, wenn man zur elektrischen Heizung der Trockenzylinder überginge. Diese ist aber einstweilen zu kostspielig: Man muß den Dampi erst in elektrische Kraft und diese wieder in Wärme umsetzen, wobei sehr viel Energie verloren geht. Anderseits ist auch das Heizen mit Dampf mit beträchtlichen Energie verlusten verknüpft. Hat der Dampi am Einlaßrohr 4—5 Atmo sphären, herrscht im Trockenzylinder ein Druck von vielleicht nur 178 Atmosphäre. Nun steht die Wärme zum Dampfdruck im gleichen Verhältnis. Wenn man hier vorteilhafter arbeiten wollte, so sollte man überhitzten Dampf verwenden, aber dann würde die Explo sionsgefahr bedeutend erhöht, da alles Wasser im Trockenzylinder beim Eintritt von überhitztem Dampf in Dampf überginge und da durch zu große Dampfspannungen entstehen könnten, in Gegenden, wo große Wasserkräfte zur Verfügung stehen, wäre elektriscne Be heizung der Zylinder, und in Fabriken, die eigenes Gas erzeugen, Gas beheizung zu empfehlen, aber die elektrische Heizung bleibt das Ziel der Zukunft! Jede Explosionsgefahr ist ausgeschlossen, die Regelung der Temperatur eimach,, keine Stopfbüchsenverpackungen, kein Ausblasen von Dampf. R. E. Vorschläge zur Heizung der Trockenzylinder mit Gas oder auf elektrischem Wege zur Verhütung von Explosionen wurden häufig gemacht und auch verschiedene Patente darauf genommen, jedoch ist diesen Vorschlägen die Einführung nicht gefolgt. Der Hauptgrund dafür ist ein wirtschaftlicher: Der Dampf, der zum Trocknen des Papiers oder zum Kochen des Holzes in Heizschlangen dient, kann nämlich vorher fast kostenlos in Dampfmaschinen zur Leistung mechanischer Energie für den Betrieb der Fabrik verwendet werden, und bei der heutigen Vervollkommnung der Dampfkraftmaschinen ist es möglich, in Zellstoffabriken und damit verbundenen Papier fabriken die Antriebskraft sehr billig zu erhalten. War dieser Gesichts punkt schon vor dem Krieg durchschlagend, so ist er es jetzt bei der Knappheit und Teurung der Kohle noch mehr. Dazu kommt ein technischer Gesichtspunkt: Der leicht ablesbare Dampfdruck im Trockenzylinder gibt genaue Auskunft über die darin herrschende Temperatur, während bei j eder andern Heizungsweise die Temperatur nicht so genau ersichtlich gemacht werden, also Ueberheizung und dadurch Verderben des Papiers leichter vorkommen kann. (Der hohe wirtschaftliche Wert der Kraftgewinnung durch den zur Heizung und zum Kochen bestimmten Dampf ist ausführlich ausein andergesetzt in dem nächstens im Verlag der Papier-Zeitung erschei nenden Werk von G. Lest „Dampfverbrauch und Wärmewirtschaft in der Zellstoff- und Papierfabrikation” mit Anhang „Neubau oder Umbau”. Das Buch wird 8 M. + 10 v. H. Teuerungszuschlag = 8 M. 80 Pf, kosten und an Voreinsender des Betrages sofort nach Er scheinen postfrei versendet werden.) Sulfitablauge als Schmiermittel Die Kirchbach’sehen Werke in Coswig, Sachsen, erhielten das DRP 302188 vom 30. Mai 1915 in Kl. 23 c auf einen Schmiermittel ersatz unter Verwendung von Sulfitablauge. Es ist bereits bekannt, Talkum, Graphit u. dgl., die bei feinster Mahlung ejne große Schmierfähigkeit besitzen, mit Melasse zu ver mischen, um eine gleichmäßigere Verteilung und bessere Haftung auf der Schmierfläche herbeizuführen. Nach der vorliegenden Erfindung wird an Stelle von Melasse ulfitablauge, wie sie bei der Zellstoffabrikation als Rückstand ver- leibt, verwendet, wodurch bessere Haftung und Verteilung des • Schmiermittelsauf den zu schmierenden Gegenständen erzielt werden soll. Patent-Anspruch: Schmiermittelersatz, bestehend aus einem Gemisch von Graphit,] Talkum oder anderen Mineralien mit Sultit- lauge. „Eine Ladung Papierabfälle Wir kauften vor kurzem eine Ladung zähe Papierab / älle von großen Beuteln. Die Firma hat die Ladung geliefert, jedoch nur 2000 kg geladen. Auf unsere Beschwerde erhielten wir die Antwoit, daß der Waggon mit diesen 2000 kg ausgefüllt gewesen sei und die Firma somit aie eingegangene Verpflichtung erledigt habe. Wir sind aber der Annahme, daß man unter einer Ladung wenigstens 5000 kg versteht und bitten um Ihre Anschauung hierüber. Papierfabrik Nach unserer Erkundigung versteht der Altpapier-Großhändler und der Altpapier-Verbraucher unter einer Wagenladung Papier abfälle einen Waggon von rund 10 000 kg. Es gibt allerdings sehr umfangreiche Papierabfälle, von denen auch in Rungenwagen nicht 10 000 kg verladen werden können, jedoch kann bei Verladung der artiger Abfälle in Rungenwagen ein Gewicht von 7000 bis 8000 kg zur Ablieferung gelangen. In letzter Zeit ist allerdings die Gestellung der Rungenwagen sehr schwierig und es werden sehr häufig als Ersatz für Rungenwagen kleine Kastenwagen gestellt, die keine derartige Menge lockerer Papierabfälle aufnehmen können, aber selbst in solchen kleineren Wagen sollten mehr als 2000 kg Papierabfälle Platz finden. Die Fabrik ist nach obiger Darstellung berechtigt die Nachlieferung von 3000 kg Papierabfällen zu beanspruchen, sollte sich aber, falls sie die Ware braucht, zur Bezahlung der entstehenden Mehrfracht bereit erklären, in welchem Falle der Lieferant keinen Schaden hat, wenn er in zwei Waggons verladet. Es empfehle sich, um derartige Streitigkeiten zu vermeiden, nicht „Ladungen” sondern „Ladungen von rund 5000 kg” oder „Ladungen von rund 10 000 kg” oder von 10 bis 15 000 kg zu bestellen. Aufwickeln von Papierbahnen Lie Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. in Siemensstadt b. Berlin erhielten das DRP 302202 vom 19. Juni 1915 ab in Kl. 55 e auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Aufwickeln von P; pier- und anderen Stoffbahnen, Zusatz zum DRP 301860 (Vergl. Papier-Zeitung 1917, S. 1878). Beim Betrieb der Aufroller oder Umroller kann es vorkommen, daß die Herstellung von Rollen überall gleichmäßiger Härte Schwie rigkeiten begegnet, weil die Zugfestigkeit des Papiers nicht mehr der hohen Beanspruchung bei großen Rollendurchmessern entspricht. Zerreißt die Papierbahn, so muß der Betrieb unterbrochen und die Rolle mit einem anderen Härtegrad weitergewickelt werden. Vorliegende Vorrichtung soll ein Mittel geben, die Beanspruchung der Stoffbahn nicht über das zulässige Maß zu treiben, und zwar dadurch, daß der Papierzug in geringerem Maß als das Wachsen des Rollendurchmessers zunimmt. Die Vergrößerung des Papierzuges beim Aufwickeln kann, wenn zum Antrieb der Rolle ein Hauptstrommotor oder ein Motor ähnlicher Eigenschaft verwendet wird, dadurch verhindert weiden, daß die Feldwicklung des Motors durch Eisenwiderstände beeinflußt wird. Die Eisenwiderstände können auch durch einen regelbaren Widerstand ersetzt werden, der in Abhängigkeit von einem Relais selbsttätig so gesteuert wird, daß der ihn durchfließende Strom einen konstanten Wert oder einen solchen Wert hat, wie er zur Erzielung der gewünschten Leistungssteigerung erforderlich ist. Wenn zum Antrieb des Auirollers Nebenschlußmotoren verwendet werden, so kann zur Regelung der Motorleistung ein Differential relais benutzt werden, wobei aber das Relais nicht mit der resul tierenden Windungszahl Null, sondern mit einer positiven resultieren den Windungszahl ausgestattet werden muß. Patent-Ansprüche: 1. Verfahren zum Aufwickeln von Papier- und anderen Stoffbahnen nach Patent 301860, dadurch gekennzeichnet daß die Vergrößerung des Zuges der Papierbahn beim Aufwickeln mit wachsendem Durchmesser der Rolle beschränkt wird. 2. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Patent anspruch 1 bei Anwendung von Hauptstrommotoren, dadurch ge kennzeichnet, daß die Feldwickelung des Motors durch Eisenwider stände oder ähnlich wirkende Anordnungen beeinflußt wird. 3. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Patent anspruch 1 bei Anwendung von Nebenschlußmotoren, gekennzeichnet durch ein Relais mit Wicklungen, die in Abhängigkeit vom Anker- und Feldstrom des Motors erregt werden, dessen resultierende Ampöre windungszahl von Null verschieden ist. Rohharz-Spekulation in Schweden. Da die schwedische Papier industrie ihren Rohharzbedarf infolge von Spekulation nur äußerst schwer zu decken vermag, ihr Stillstand aber sofe rt Betriebseinstellung an Tapeten-, Zündholz-, lutenfabriken, Papierspinnereien, Drucke reien usw. bewirken würde, ersuchte der Verein schwedischer Papier fabriken die Regierung um staatliche Regelung des Harzhandels uni Verteilung an die Verbraucher durch den Industrieausschuß, bg