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Nr. 8; 1918 PAPIER-ZEITUNG 167 das Abreißen einiger Windungen zu erleichtern, mit einem scharfen Messer einen so tiefen Einschnitt über die ganze Papierbreite machen, daß die äußeren Wicklungen fingerdick abfallen. Diese Schnitte fallen meist viel tiefer aus, als es die Beschädigung der Papierrolle rechtfertigt. Dann ist es auch nötig, daß etwa verschieden breit angelieferte Papiere vorher sortiert werden, damit nicht etwa aus Bequemlichkeit, anstatt dem Messersatz ein oder zwei Messer hinzuzufügen, allzu breite Randteller erzeugt werden. Sehr schlecht gerollte Papierrollen, die keine gerade Stirnfläche aufweisen und infolgedessen nur sehr mühsam unter großem Abfall zu feineren Schnittbreiten verarbeitet werden können, lassen sich mit unter dadurch etwas verbessern, daß man sie gleichmäßig hoch hebt und auf die eine oder andere Stirnfläche fallen läßt, wobei sich die schlechte Wicklung wunschgemäß verschiebt. 2. In der Schneiderei Sehr häufg wird das Papier mit allzugroßer Feuchtigkeit an geliefert; zumal einzlne Rollen sind nach ihrem Innern zu noch so vollständig naß, daß man auf Schneidmaschinen mit Röllchen trennung nicht vorwärts kommen kann, da die Streifen andauernd abreißen. In solchen Fällen ist es gut, eine Schneidmaschine ohne Trennung der Röllchen zu besitzen, auf der man diese Rollen ohne zuviel Abfall zu brauchbarer Ware verschneiden kann. Als sehr praktisch hat sich eine Kordelmaschine (z. B. die der Firma C. O. Liebscher, Chemnitz) erwiesen, auf der einige Zentimeter breite Papierteller durch geeignete Trichter so zusammengerafft werden, daß sie durch entsprechende Drehung unter großer Spannung recht brauchbare Packstricke ergeben. Man kann auf diese Weise die schlechtesten Papierrollen noch nutzbar verarbeiten. Sobald eine Rolle auf den Schneidmaschinen für schmale Schnittbreiten nicht mehr läuft, entweder infolge eines durchgehenden Loches, infolge schlechter Wicklung, seitlicher Einrisse, oder gar zu großer Feuchtig keit, verwendet man sie, bis sich vielleicht ihre Fehler verlieren, für 5 oder 6 cm breiten Schnitt. Rollen mit seitlichen, nicht allzutiefen Einrissen lassen sich auch auf Gandenberger'sehen oder Haubold’schen Schneidmaschinen gut verarbeiten, wenn man auf der Seite des Einrisses einige Messer entfernt und einen ganz breiten Randteller erzeugt, der sich ebenfalls auf der Kordelmaschine verarbeiten läßt. Trotz aller Sorgfalt entstehen hin und wieder untrennbare Spinnteller, mitunter infolge ungleichmäßiger Papierwicklung auch ganze Ausschnitte, die entweder zu weich oder zu hart ausgefallen sind. Statt erst mühsam zu versuchen, derartige Teller, die ja doch keine spinnfähige Ware ergeben würden, voneinander zu teilen (sie werden meist unter der Hand oder auf dem Wege zur Spinnmaschine zusammenfallen, oder hochschießen), lege man sie sofort einer Kordelmaschine vor und benütze die schlechten Teller als Seele für — außen mit vorerwähnten breiteren Papierstreifen umwickelte — Kordel. Viel Abfall entsteht auch dadurch, daß die Papierrollen allzu riesengroß sind und infolgedessen bei unachtsamer Bedienung leicht überschlagen und, wenn nicht rechtzeitig gebremst wird, abreißen, so daß sehr häufig Spinnteller von ganz geringem Umfang entstehen, die auf die Spinnmaschinen zu nehmen, sich entweder gar nicht lohnt oder die von den Spinnerinnen zum Abfall geworfen werden, da sie zu viel Mühe verursachen und die Akkordlöhne nachteilig beein trächtigen würden. Je kleiner der Umfang der Papierrolle wird, desto schneller dreht sie sich, zumal bei voller werdendem Wickel. Auch diese schnellere Umdrehung führt, besonders bei raschem Abstellen der Maschine, zu häufigem Abreißen des Papieres. Bei dieser Gelegenheit bleiben oft am Ende der Papierrolle eine Menge Windungen auf der Papp- oder Holzhülse übrig, mit welchen Resten man schwerlich einen neuen Wickelkörper beginnen kann, da die Spinnteller zu winzig ausfallen würden. Es ist also nicht nur wichtig, bei leerer werdender Papier rolle mit besonderer Aufmerksamkeit zu schneiden, sondern man muß auch die Größe der Teller bei den letzten Ausschnitten ungefähr nach dem Umfang des Papierrollenrestes einteilen, da man einerseits nicht über 19—-20 cm Tellerdurchmesser hinausgehen kann, anderer seits ganz kleine Spinnteller vermieden werden müssen. Wenn solche Reste dennoch entstehen, so eignet sich auch für deren Verarbeitung eine Kordelmaschine recht gut, weil der geringere Tellerumfang der etwe 5 cm breiten Röllchen unwichtig ist. Nicht nur durch schlechte Oele, die die Messerwellenlager und die verschiedenen leichtlaufenden Brems- und Einziehwellen nur ungenügend schmieren, sondern auch durch immer minderwertiger werdende Schneidzeuge entsteht Abfall. Durch ungenau gearbeitete Messer, die schwankende Messersätze ergeoen, und häufig wellen förmigen Schnitt erzeugen, entstehen Doppelteller oder schwer- oder unteilbare Ausschnitte. Wenn die Zirkelmesser zu rasch stumpf werden, wird ebenfalls schlechter Schnitt erzeugt, und das häufige Auseinandernehmen der Messersätze zwecks Schleifens verursacht sehr viel Arbeit, und je öfter die Sätze auseinander genommen werden müssen, desto schlechter passen sie. Von der Art der Ware, die die ,,Schneidmaschine ohne Röllchen trennung” abliefert, ist es abhängig, ob man das Teilen der Teller im Stück- oder im Taglohn vornehmen läßt. Wenn nämlich das Akkordsystem nicht gleichzeitig mit einer Abfallprämie verbunden ist, so teilen die Leute drauf los, und manche Teller, die bei einiger Sorgfalt noch zu retten gewesen wären, werden auf diese Weise zer stört. Es hat sich gezeigt, daß ohne Ringeinlagen erzeugte Spinnteller besonders dann in der Tellerteilerei sehr heikel zu behandeln sind, wenn sie ein großes Loch in der Mitte besitzen, d. h. wenn sie auf dicke (etwa 45—50 mm Durchmesser habende) Aufwickelwellen gewickelt werden. Recht hart und straff gewickelte leller neigen besonders zum „Hochschießen” in der Mitte. Dagegen ergeben schwache Aufwickelwellen (mit etwa 30 bis höchstens 35 mm Durch messer) ein lellerloch, welches dem Druck des aufgewickelten Papieres nach innen viel eher standhält. Infolgedessen ist es vorteilhaft, zu dicke Aufwickelwellen schwächer abdrehen zu lassen. Die Roh stoffknappheit erfordert behutsames Arbeiten und scharfe leller- teilungsmesser. 3. In der Spinnerei. Bei Spezialspinnmaschinen, die von außen nach innen spinnen, ist die Hauptabfallquelle der Zentrifugalabfall, der bei jedem Streifen oder Fadenbruch entsteht. Bis nämlich die Spinnerin den Faden wieder angeknüpft hat, werden die äußeren Windungen der Teller abgeschleu dert und ergeben ziemlich viel Abfall. Bei diesen Maschinen muß mit eisernen Wickelringen gearbeitet werden, und meist bleiben die letzten Windungen auf den Ringen sitzen, deshalb sind Arbeiterinnen an dauernd damit beschäftigt, diese Abfälle von den Ringen herunter zuziehen. Je länger nämlich der auf der Schneidmaschine befeuchtete Teller läuft, desto trockener wird er nach dem Innern zu, und da die Spinnerinnen häufig zu bequem sind, ihn nochmals zu befeuchten und wieder aufzulegen, arbeiten sie diesen gegen das Ende hin häufig abreißenden Teller selten ganz auf. Alle diese Abfallursachen würden wesentlich verringert, wenn man andauernd mit einer Papiersorte gleichmäßigen Ursprungs und gleichmäßig guter Leimung bei möglichst derselben Breite zu tun hätte; sobald man jedoch häufigen Wechsel hat, heute einen Waggon von dieser Fabrik, morgen einen von jener, heute sehr saugfähiges Papier, morgen knisterndes, gut geleimtes, heute breites, morgen schmales, ist eine geregelte Fabrikation recht erschwert; denn bis die Eigentümlichkeiten eines Papiers ordentlich erkannt sind, und die richtige Befeuchtung gegeben werden kann, kommt schon wieder ein anderes Papier, welches andere Behandlung verlangt. Alle Abfälle werden in die Papierfabriken zurückgeschickt und dort verarbeitet. Dabei ist es von großer Wichtigkeit, daß die Abfälle gut sortiert sind und keinesfalls Fremdkörper, beispielsweise Eisen ringe, enthalten, da von allen derartigen Teilen den Maschinen der Papierfabrik Zerstörung droht. Ing. N. Cellon In Ihrer Nr. 5 erwähnen Sie unter „Schweißfesten Papier- geweben" zum Imprägnieren von Papiergeweben Zellon (Azetyl zellulose). Hier weiß niemand was das ist. Wo kann man dieses Zellon erhalten? Spinnerei Cellon, ein vom Chemiker Dr. A. Eichengrün hergestellter zellu loidähnlicher aber nicht feuergefährlicher Stoff, wird unseres Wissens im Cellon-Laboratorium Dr. A. Eichengrün in Charlottenburg 5, Oranienstr. 11, hergestellt. Es findet viele Verwendung in der Kriegs industrie, und seine Beschaffung wird deshalb auf die jetzt üblichen Schwierigkeiten stoßen. Spaltung im Juteverband. (S. Nr. 4 S. 75.) Der Verband deutscher Juteindustrieller ist, wie Tageszeitungen melden, bis Ende 1918 ver- lämgert worden. Fünf Unternehmungen wollten aus dem Verband aus scheiden, und zwar die Hanseatische Jutespinnerei (Delmenhorst), Jutespinnerei und Weberei (Bremen), die Deutsche Jutespinnerei (Meißen), Jutespinnerei und Weberei zu Hamburg-Harburg und die Firma Max Bahr in Langenfeld. Die ausgeschiedenen Fabriken hatten sich zu einem eigenen Verband zusammengeschlossen, unter dem Namen „Verein der Jutespinner von 1917”. Diese fünf Firmen lehnten es ab, daß dem Verband außer dem Verkauf auch der Einkauf übertragen werde. In letzter Stunde ließ der Verband die Erweiterung seines Wirkungskreises fallen und wurde unter Beitritt der fünf Fabriken verlängert. (Berl. Tagebl.)